Einziger Sohn des Franken-Königs
Sigibert I. von Austrasien und der
Brunhilde,
Tochter vom Westgoten-König
Athanagild
Lexikon des Mittelalters: Band II Spalte 1816
********************
Childebert II., merowingischer König 575-596
-----------------
†
Sohn des ostfränkischen Königs Sigibert I. und der Brunichild
oo Faileuba
Söhne:
---------
Theudebert II.
Theuderich II.
Die Unmündigkeit des fünfjährigen Childebert II. bei seinem Herrschaftsantritt im fränkischen Ostreich war eine der Hauptursachen für den Machtkampf zwischen den ostfränkischen Großen und seiner Mutter Brunichild, die gemeinsam mit König Guntram für ein starkes Königtum eintrat. Trotz und wegen massiver Störungen durch die Großen, die gegen Guntram ein Bündnis mit dem Feind Brunichilds, Chiperich I., schlossen und den (angeblichen?) Sohn Chlothars I., Gundowald, zur Herrschaft in Gallien einluden, konnte im Vertrag von Andelot (587/586) die Nachfolge Childeberts und seiner Nachkommen in Guntrams Reich (Frankoburgund) endgültig festgelegt werden. Zwei gegen das Leben Childeberts und die Herrschaft Brunichilds gerichtete Anschläge führten zu einem Austausch von Magnatenfamilien im ostfränkischen Reich. Nach Guntrams Tod (592/93?) trat Childebert II. unter Ausschluß seines Vetters Chlothar II. dessen Nachfolge an. Die außenpolitischen Aktionen Childeberts litten unter den starken innenpolitischen Belastungen. So endeten mehrere - auf Drängen des oströmischen Kaisers und mit dessen finanzieller Unterstützung unternommene - Züge gegen die Langobarden mit wechselndem Erfolg und führten schließlich zu Tributzahlungen an die Franken (591). Kämpfe gegen Bretonen, Warnen und Avaren prägten die letzten Jahre Childeberts und verhinderten eine innere Konsolidierung seines Reiches. Childebert II., der politisch zeitlebens im Schatten seiner Mutter stand, starb 596 im Alter von ca. 26 Jahren (durch Gift?, siehe Paulus Diac., Hist. Lang. IV, 11; MGH SRL, 120)
Literatur:
------------
E. Ewig, Die frk. Teilungen und Teilreiche (511-613),
AAMz, 1952, Nr. 9 - R. Schneider, Königswahl und Königserhebung
im Frühmittelalter, 1972 - H. Grahn-Hoek, Die frk. Oberschicht im
6. Jh., 1976.
Jarnut, Jörg: Seite 58-60
**********
"Agilolfingerstudien"
Bevor Childebert im
Jahre 585 Faileuba
zur Frau nahm, beabsichtigte der austrasische Hof nämlich, den heranwachsenden
König mit Theodelinda,
einer Tochter des agilolfingischen Herzogs
Garibald und seiner lethingischen
Gemahlin Walderada,
zu verheiraten. Die geplante Ehe zwischen Childebert
II. und Theodelinda kam
aber nicht zustande. Nach dem Bericht "Fredegars" wäre die Auflösung
der Verlobung auf den Willen der Brunichildes
zurückzuführen. Besonders gut vorstellbar wäre,
daß der Plan, Childebert mit
der AGILOLFINGERIN
zu verheiraten, aufgegeben wurde, als 581 Brunichildes
Machtposition durch eine Art Palastrevolution erschüttert wurde.
Nach der Heirat Childeberts
II. wurde die austrasische Außenpolitik vor allem von
den zwischen 584 und 590 tobenden Kriegen gegen die Langobarden bestimmt.
Nach dem erfolglosen Feldzug des Jahres 585 schienen Brunichild
und Childebert vorübergehend zu
einem Ausgleich mit den Langobarden bereit und gingen auf die Werbung ihres
gerade erhobenen Königs
Authari um
Chlodeswinde,
eine Schwester Childeberts, ein. Als
sich aber 587 die Möglichkeit bot, durch eine Ehe mit dem neuen westgotischen
Herrscher Rekkared
Einfluß in Spanien zu gewinnen, wurde die Verlobung mit dem Langobarden-König
gelöst und die Prinzessin als Gattin für den Westgoten
bestimmt. Der brüskierte und weiterhin von den Franken bedrohte Langobarden-Herrscher
nahm nun einen radikalen Kurswechsel vor: 588 verlobte er sich mit der
von Childebert verschmähten AGILOLFINGERIN
Theodelinda, der Tochter Herzog Garibalds,
deren Schwester übrigens schon seit Jahren mit dem mächtigen
langobardischen
Herzog Eoin von Trient verheiratet war.
Die Franken reagierten prompt auf diesen Affront der
AGILOLFINGER:
Ein austrasisches Heer drang in Bayern ein. Garibalds
Sohn Gundoboald
und seine Schwester Theodelinda
flohen
nach Italien.
585
oo Faileuba
† 596
Kinder:
Theuderich II.
587 † 613
Theudilana
†
Illegitim
Theudebert II.
586 † 612 ermordet
Literatur:
-----------
Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten
Brigitte/Lorenz Sönke: Mönchtum - Kirche - Herrschaft
750-1000 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 265 - Borgolte
Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit.
Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen
1984, Seite 21 - Dahn Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899
- Dahn, Felix: Die Völkerwanderung. Kaiser Verlag Klagenfurth
1997, Seite 392,401,403,405,407,413, 415,419,429 - Ennen, Edith:
Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 35,50,89
- Ewig Eugen: Die fränkischen Teilungen und Teilreiche (511-613).
Verlag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz 1952
- Ewig, Eugen: Die Merowinger und das
Frankenreich. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1993,
Seite 44-50,84,86,90,93,100,104, 111,114,116,124,131,174,199 - Geuenich,
Dieter: Geschichte der Alemannen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin
Köln 1997, Seite 95,158 - Hartmann
Martina: Aufbruch ins Mittelalter. Die Zeit der Merowinger. Primus
Verlag 2003 Seite 34,36,58,60-67,99,104,107,124,142,165,167,189 - Herm,
Gerhard: Karl der Große. ECON Verlag GmbH, Düsseldorf, Wien,
New York 1987, Seite 27,29,32 - Hlawitschka, Eduard: Adoptionen
im mittelalterlichen Königshaus, in: Schulz Knut: Beiträge zur
Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Mittelalters, Festschrift für
Herbert Helbig zum 65. Geburtstag, Köln Seite 1-32 - Hlawitschka
Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte.
Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 34 - Jarnut, Jörg: Agilolfingerstudien.
Anton Hiersemann Stuttgart 1986, Seite 54,57-64,66,78,87,99,126 - Menghin,
Wilhelm: Die Langobarden. Konrad Theiss Verlag Stuttgart, Seite 104,112,114,119
- Nack Emil: Germanien. Ländern und Völker der Germanen.
Gondrom Verlag GmbH & Co. KG, Bindlach 1977, Seite 208,247 - Offergeld
Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen
Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 182,201-214,216-218,220,221,222,226,228,230,286,287,288,289,291,709,822
- Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher
Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 29 - Schneider,
Reinhard: Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter.
Anton Hirsemann Stuttgart 1972, Seite 26,28,89,95,16,109,111,115-121,123-129,131,134,152,213,
224,237,244,257,263 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische
Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G.
Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 2 - Werner Karl Ferdinand:
Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch
Verlag München 1995, Seite 344,346 - Zöllner Erich: Geschichte
der Franken bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts. Verlag C. H. Beck München
1970, Seite 123,127 -