Lexikon des Mittelalters: Band III Seite 1009
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DIEPOLDINGER
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Grafen im schwäbischen Augst- und Durigau sowie Markgrafen auf
dem bayerischen NordgauU. Ältestes bekannte Mitglied dieser mit zahlreichen
Hochadelsfamilien des südostdeutschen Raumes verwandten Familie ist
wohl der 955 in der Schlacht auf dem Lechfeld gefallene Diepold, Graf
im Augstgau, der auch um Dillingen und Giengen begütert war. Seine
Enkelin heiratete den Traungaugrafen
Rapoto und begründete damit die untrennbar engen Verbindungen
zu den RAPOTONEN. Nach der weitgehenden
Beschneidung der Macht der DIEPOLDINGER
im Augstgau durch die Forstbannschenkung Kaiser
HEINRICHS IV. an die Bischöfe von Augsburg 1059 sind sie
ab 1073 als Markgrafen in der um die Jahrhundertmitte von Kaiser
HEINRICH III. eingerichteten Markgrafschaft
Cham und ab 1077 in der Mark Nabburg bezeugt. Rapoto
V. erscheint zudem 1082-1099 als Pfalzgraf in Bayern. Im Investiturstreit
standen die RAPOTONEN auf kaiserlicher
Seite. Diepold
II. fiel 1078 bei Mellrichstadt,
Rapoto III. 1080 an der Grune. Während der Auseinandersetzungen
zwischen Kaiser HEINRICH IV. und HEINRICH
V. traten sie aber auf die Seite des Sohnes.
Diepold III. (1099-1146) war maßgeblich am Aufstand des Nordgauadels
gegen HEINRICH IV. 1105 beteiligt und
spielt in der Reichspolitik HEINRICHS V.
eine bemerkenswerte Rolle. Durch dessen Förderung erlebte das Geschlecht
seinen Höhepunkt. Diepold
III. erwarb Gebiete um Vohburg und dehnte seine Herrschaft durch
Landesausbau vor allem im Egerland aus. Er gründete 1118 die Benediktinerabtei
Reichenbach und 1133 die Zisterzienserabtei Walsassen. Auf ihn geht die
entscheidende Stufe in der Entwicklungsgeschichte der Stadt Cham zurück.
Seine Tochter Adela
war die 1. Gattin FRIEDRICH BARBAROSSAS.
Mit dem Tode Diepolds
III. setzte der Niedergang ein. Noch 1146 wurde das Egerland von
der Mark Nabburg abgetrennt. Das Geschlecht teilte sich in 2 Linien. Die
Ältere starb mit Markgraf
Berthold II. 1204 aus, der die Gebiete um Cham und Vohburg
an seinen Schwager Herzog Ludwig I. von Bayern vererbte. Die Jüngere
erlosch um 1257 in der Gefolgschaft der STAUFER
in Italien und brachte Reste der Mark Nabburg in der mittleren und
nördlichen Oberpfalz an die WITTELSBACHER. Der Versuch der Territorialbildung
auf dem Nordgau durch die DIEPOLDINGER
ist in den Anfängen steckengeblieben. Schwerpunkt ihrer Herrschaft
blieb immer die Markgrafschaft Cham.
Die Hauptleistungen des Geschlechts sind die kolonisatorische Erschließung
großer Teile des bayerischen Nordwaldes (des heutigen Oberpfälzer
Waldes) bis ins Egergebiet und die Sicherung des Grenzraumes gegen das
sich bildende Herzogtum und Königreich Böhmen durch vor allem
um die Reichsburg Cham angesiedelte Ministerialen.
Literatur:
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NDB III, 653f. [M. Piendl] - M. Doeberl, Reg. und Urkk. zur Gesch.
der Dipoldinger Mgf.en auf dem Nordgau, 1893 - Ders., Die Mgft. und die
Mgf.en auf dem bair. Nordgau, 1894 - S. v. Riezler, Gesch. Baierns I, 2,
1927, 584-586 - Genealog. Hdb. zur bair.-österr. Gesch. hg. O. Dungern,
1931 Taf. 4 [K. Trotter] - K. Bosl, Die Markengründungen Ks. Heinrichs
III. auf bair.-österr. Boden, ZBLG 14, 1943/44 177-247 - L. Throner,
Die D. und ihre Ministerialen [Diss. masch. München 1944] - K. Tyroller,
Genealogie des altbayer. Adels im HochMA, 1962, 180-191.
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Bosl’s Bayerische Biographie: Seite 138
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DIEPOLDINGER, Markgrafen
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Seit Mitte des 11. Jahrhunderts zusammen mit den verwandten RAPOTONEN
als Markgrafen von Cham, Vohburg, Nabburg in entscheidender Herrschaftsposition
auf dem Nordgau. Im Zuge von Rodung, Burgenbau und Ministerialenverwaltung
Entwicklung einer geschlossenen Adelsherrschaft.