HEREFORD
Lexikon des Mittelalters:
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Hereford
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[1] Stadt und Bistum:
Der Bischofssitz Hereford im westlichen England wurde 679/680 von Erzbischof Theodorus von Canterbury
für die Magonsaetan gegründet, die ein westlich und
südlich des Severn sowie östlich des Brecon gelegenes
Unter-Königtum von Mercien bildeten. Hereford, erstmals 736/740
belegt, bestand wohl seit ca. 700. Es erscheint 914 als burh, 939 als
Münzstätte. 1052 wurde eine Burg errichtet. Stadt und Bistum
Hereford sind in den Jahren vor der normannischen Eroberung schlecht
bezeugt. Nach 1066 erweiterte Earl
Wilhelm Fitz Osbern († 1071)
das Areal der Stadt durch Anlage eines neuen Marktplatzes und
verlieh
das Recht von Breteuil-sur-Iton. Bischof
Robert Losinga
(1079-1095)
übertrug den Domkanonikern Güter als Präbenden und
setzte den ersten Archidiakon ein. Bischof
Robert von Béthune
(1131-1148)
sicherte die westlichen Bistumsgrenzen gegen die Ansprüche
walisischen Bistümer und verdichtete trotz der anarchischen
Zustände die bestehende weitmaschige Pfarrorganisation durch die
Weihe zahlreicher neuer Kapellen. Bis 1189 verfügte die
städtische Gemeinde über eine Selbstverwaltung. Seit 1218
machten die Juden (seit 1178 ansässig) und später die
Stadtbürger dem Bischof den Jahrmarkt und die rechtliche
Immunität streitig, doch konnte Bischof
Peter von Aigueblanche
(1240-1268)
seine Rechtsansprüche 1262 durchsetzen. Dieser zu der bei Hofe
einflußreichen Gruppe der Savoyarden zählende Bischof
betrieb ausgeprägten Nepotismus, gegen den sich seine Nachfolger,
vor allem der 1320 kanonisierte Thomas
Cantilupe (1275-1287),
wandten. Nach der Eroberung von Wales
verlor Hereford zwar seine
strategische, nicht aber seine wirtschaftliche Bedeutung, die bis ins
14. Jh. auf dem Wollhandel beruhte. Die in der Diözese stark
verbreiteten Lollarden wurden von
Bischof John Trefnant (1389-1404)
erbittert verfolgt.
J. Barrow
[2] Earldom:
Der erste Earl von Hereford nach
der normannischen Eroberung war Wilhelm
FitzOsbern von Breteuil-sur-Iton, der Hereford zwischen 1067 und
1070 verliehen bekam. Ihm folgte sein
Sohn Roger von Breteuil nach,
der aber wegen Verschwörung
gegen König Wilhelm gefangengesetzt
wurde. Er starb noch 1087 in
Haft. Das Earldom erlosch und wurde erst
1141 von Kaiserin Mathilde wiedererrichtet,
zugunsten von Miles von
Gloucester,
der unter Heinrich
I. Sheriff von Gloucester und bis
zu seinem Wechsel von
1139 ein Anhänger Stephans
von Blois
war. Nach Miles' Tod
(1143)
kam das Earldom in den Besitz
seines
Sohnes Robert, der von Heinrich II.
bestätigt wurde. Nach Roberts
Tod (1155) erneut eingezogen, wurde das Earldom 1200 von König Johann zugunsten von Henry de Bohun ein weiteres
Mal
wiederbegründet und von den
BOHUN
im Mannesstamm bis 1373 weitervererbt.
J. Critchley