BOHUN


Lexikon des Mittelalters: Band II Spalte 344
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Bohun
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Englische baroniale Familie, spielte in der englischen Politik vom 12. bis zum späten 14. Jh. eine wichtige Rolle.
Die Familie besaß die Earldoms Hereford (1200), Essex (1236) und Northampton (1337).
Die BOHUN erlangten ihre Stellung in England unter König Wilhelm I. dem Eroberer, dabei ist über den Begründer des Hauses, Humphrey I. »cum barba«, wenig bekannt; der Familienname ist von dem Dorf Boyon (nahe der Mündung der Vire in der Normandie) abgeleitet.
Durch königliche Gunst und vorteilhafte Eheverbindungen wurden die BOHUN im 12. Jh. eine wohlhabende und angesehene Familie.
Humphrey II. ( um 1129) heiratete Maud, die Tochter des Edward von Salisbury (der im Domesday Book mit bedeutendem Grundbesitz erscheint) und erlangte dadurch Güter in Wiltshire.
Sein Erbe, Humphrey III. ( wohl vor 1164), war 1131 steward (dapifer) im Hofhalt König Heinrichs I.;
während der Regierung König Stephans I. von Blois (1135-1154) folgte er politisch zunächst seinem Schwieger-Vater Miles von Gloucester, constable von England (1141 zum Earl of Hereford erhoben); seit 1139 wandte er im englischen Thronstreit seine Unterstützung der Tochter Heinrichs I., der Kaiserin Mathilde, Witwe Kaiser HEINRICHS V., zu.
Humphreys III. Witwe Margaret ( 1197) erbte als älteste der drei Töchter des Miles große Besitzungen unter anderem in Herefordshire und den walisischen Marken, nachdem der letzte ihrer fünf Brüder 1175 verstorben war.
Das Amt des constable ging 1175 auf ihren Sohn, Humphrey IV. ( um 1183), über, der den König Heinrich II. während des Aufstandes von 1173-1174 in bemerkenswerter Weise gegen die Rebellen unterstützte.
Humphreys
Heirat mit Margaret, der Witwe von Conan, Grafen der Bretagne und Schwester von Wilhelm dem Löwen, König von Schottland, machte seinen Erben Henry de Bohun (1175-1220) zum Verwandten König Johanns Ohneland, der Henry am 28. April 1200 zum Earl of Hereford erhob. Als Gegenleistung für die Verleihung des Earldom mußte er seine Ansprüche auf den Landbesitz, die Forsten und die Burgen (unter ihnen Hereford), mit denen König Heinrich II. den Roger ( 1155), Earl of Hereford und Onkel von Henry de Bohun, mütterlicherseits belehnt hatte, aufgeben. 1215 schloß sich Earl Henry den aufständischen Baronen an; er war einer der 25 Großen, die zur Durchführung der in der Magna Carta niederlegten Bestimmungen erwählt worden waren. Im nachfolgenden Bürgerkrieg (1216-1217) kämpfte er auf der Seite Ludwigs von Frankreich und wurde in der Schlacht von Lincoln (20. Mai 1217) gefangengenommen. Er starb am 1. Juni 1220 auf einer Pilgerfahrt nach Jerusalem.
Henrys Sohn und Erbe, Humphrey V. der Gute (ca. 1200-1275), verhielt sich politisch zurückhaltender als sein Vater und stand bei König Heinrich III. in Gunst. Nach dem Tod seiner Mutter Maud, Schwester und Erbin von William de Mandeville, Earl of Essex ( 1227), erbte Humphrey ihren Landbesitz und wurde 1236 selbst Earl of Essex. Seine Teilnahme an der baronialen Reformbewegung von 1258 dürfte im Zusammenhang mit dem katastrophalen Scheitern des Wales-Feldzuges König Heinrichs III. (1257) stehen. Humphrey V. war Mitglied des Ausschusses der 24, der im Juni 1258 die Provisions of Oxford ausarbeitete; bald darauf trat er in den Rat der 15 ein, der von den Baronen mit der Regierung des Königreiches betraut worden war. Als die baroniale Reformbewegung sich in mehrere Gruppen spaltete, hielt Earl Humphrey dem König die Treue und widersetzte sich den Machtansprüchen des Simon von Montfort ( 1265); im Krieg der Barone (1263-1265) kämpften der Earl of Hereford und sein designierter Erbe, Humphrey VI., auf verschiedenen Seiten.
Humphrey VI. starb am 27. Oktober 1265 an seinen in der Schlacht von Evesham (4. August 1265), der entscheidenden Niederlage Montforts, erlittenen Wunden. Sein Vater war einer der zwölf Schiedsleute, die durch das Dictum von Kenilworth (31. Oktober 1266), das den besiegten Rebellen den Rückerwerb ihrer Güter ermöglichen sollte, ernannt worden waren.
Das lange Leben Humphreys V. ermöglichte den Zusammenhalt des stark vergrößerten Bohunschen Familien-Besitzes, der 1275 ungeschmälert an den Enkel Humphrey VII. (ca. 1249-1298) überging. Dieser geriet als einer der mächtigsten englischen Adligen mit König Eduard I. (1272-1307) in schwere Konflikte. Es besteht kaum ein Zweifel, daß Eduard I. dem Earl übelgesonnen war; Herefords Fehde mit dem Herrn von Glamorgan in den walisischen Marken, Gilbert de Clare, Earl of Gloucester (1295), führte zu strenger Bestrafung durch den König (Januar 1292). Beide Earls wurden in Haft genommen und wegen Ungehorsams gegenüber dem königlichen Verbot, das sich gegen beider private Kriegführung in den walisischen Marken richtete (25. Januar 1290), mit einer Geldbuße belegt. Während der politischen Krise von 1297 standen die Earls von Hereford und Norfolk (Roger Bigod, 1306) an der Spitze der baronialen Opposition gegenüber den Steuerforderungen des Königs. Beide Earls übten gleichzeitig die Ämter des constable und des marshal von England aus. Durch die Bestätigung der Charters (10. Oktober 1297) wurde Eduard I. genötigt, den wichtigsten Forderungen der Opposition nachzugeben. Ohne diesen Widerstand der Barone gegen die Übergriffe König Eduards seit 1294 wären die Beschränkungen der monarchischen Gewalt, wie sie in der Magna Carta von 1215 festgelegt worden waren, hinfällig geworden.
Herefords Sohn und Erbe Humphrey VIII. (ca. 1276-1322; seit 1298 Earl) heiratete 1302 König Eduards I. jüngste Tochter aus der Ehe mit Königin Eleonore von Kastilien, Elisabeth (1282-1316), die Witwe von Johann I., Grafen von Holland ( 1299). In den politischen Händeln während der turbulenten Regierung Eduards II. (1307-1327) hat Humphrey VIII. eine bedeutende Rolle gespielt. Zu erwähnen ist, daß er einer der 21 Lord Ordainers (1310) war. Er begleitete 1314 den König auf dessen verhängnisvollen Schottland-Feldzug. Bei Bannockburn (24. Juni 1314) gefangengenommen, wurde er gegen die Gemahlin von Robert Bruce, König von Schottland, die seit 1306 in England gefangengehalten wurde, ausgetauscht. Eine Fehde mit dem letzten der Günstlinge Eduards, dem jüngeren Hugh Despenser, führte zu Herefords Fall. Er wurde in der Schlacht von Boroughbridge getötet (16. März 1322), seine großen Besitzungen verfielen der Krone.
Durch den Umsturz, dem Eduard II. im Oktober 1326 zum Opfer fiel, konnte Humphreys VIII. Sohn und Erbe, John (1306-1336), sein Erbe zurückgewinnen. Bedingt durch Ereignisse der Familiengeschichte der BOHUN, waren die folgenden Earls von Hereford und Essex politisch weniger einflußreich als ihre Vorgänger.
Earl
Johns Bruder und Nachfolger, Humphrey IX. (1309-1361), war fromm und kränklich und hätte besser für ein Bischofsamt getaugt; er blieb lebenslang unbeweibt. Sein schlechter Gesundheitszustand hinderte ihn nicht an der umsichtigen Verwaltung seiner riesigen Besitztümer und an der Konsolidierung seiner Position als Lord von Brecon in den walisischen Marken; diese Herrschaft brachte ihm 1361 Jahreseinkünfte von mehr als 1.500 £ ein, was allein das jährliche Einkommen der meisten englischen Earls übertraf.
Sein jüngerer Bruder William de Bohun (ca. 1312-1360) war einer der fähigsten Heerführer und Ratgeber des Königs; er wurde 1337 zum Earl of Northampton erhoben und 1338 auf Lebenszeit zum constable von England ernannt.
Williams Sohn, Humphrey X. (1342-1373), erbte die drei Earldoms der Familie DE BOHUN; nach seinem Tode wurden sie unter seinen beiden jungen Töchtern, Eleanor (ca. 1366-1399) und Mary (ca. 1370-1394), aufgeteilt.
Das Aussterben der DE BOHUN im Mannesstamm erlaubte Eduard III., seinem jüngsten Sohn, Thomas of Woodstock (1355-1397; 1385 zum Herzog von Gloucester erhoben), einen Teil des Besitzes der DE BOHUN zu verschaffen, indem er Thomas mit der älteren Mit-Erbin, Eleanor, verheiratete (ca. 1376). Mary dagegen wurde ca. 1380 die (erste) Frau von Heinrich (IV.) Bolingbroke.
Nach dem Tode der Witwe Humphreys X., Joan ( 1419), erfolgte eine letzte Teilung zwischen Heinrich V. und seiner Base Anna ( 1438), Gräfin-Witwe von Stafford.
So haben die früheren Ländereien der Familie DE BOHUN das Herzogtum Lancaster wie auch die Beziehungen der Herzöge von Buckingham aus dem Hause STAFFORD (1444-1521) bereichert.
T.B. Pugh

BOHUN


Nachkommen von König Eduard  I. von England über seine Tochter Elisabeth


Humphrey VII. Graf von Hereford-Essex 1322
Humphrey VIII. Graf von Hereford-Essex 1361
Humphrey IX. Graf von Hereford-Essex 1371
Johann Graf von Hereford-Essex 1336
Wilhelm Graf von Northampton 1360
Eleonore Gräfin von Ormond 1363
Eleonore Herzogin von Gloucester 1399
Elisabeth Gräfin von Hereford-Essex 1316 Plantagenet
Elisabeth Gräfin von Northampton 1356 Badlesmere
Johanna Gräfin von Hereford-Essex 1419 FitzAlan
Margarete Gräfin von Devon1391
Marie Gräfin von Derby 1394

Nachkommen:
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Familie Butler
Familie Courtenay