Chlodowechs
Schwester
Basina wurde ins Kloster
der heiligen
Radegunde
in Poitiers eingewiesen (siehe Seite 142).
Bei Mitgliedern des Königshauses und des Adels kam
es aber immer wieder zu Zwangseinweisungen, so ja auch auf Betreiben der
Königin
Fredegunde beim Chilperich-Sohn
Merowech
und der Chilperich-Tochter
Basina
(siehe oben Seite 60f.), die dann wesentlich an den Unruhen im Kloster
der heiligen Radegunde beteiligt war
(589; siehe unten Seite 142).
Es war auch eine Tochter dieses Königs, die in eine
der heftigsten Auseinandersetzungen in einem Kloster, von dem wir aus der
MEROWINGER-Zeit
Kenntnis habenm, verwickelt war, nämlich in den Streit im Kloster
der heiligen Radegunde in Poitiers,
der bereits zwei Jahre nach dem Tod der Gründerin, das heißt
im Jahre 589, ausbrach, als eine Gruppe von Nonnen, angeführt von
der Charibert-Tochter
Chrodechilde
und der Chilperich-Tochter
Basina
gegen die Äbtissin Leubovera
opponierten, das Kloster verließen
und Unterstützung beim Bischof von Tours und bei den Königen
Childebert
II.
(575-596) und Gunthram
(561-592) suchten. Nach Streitigkeiten, die nicht ohne
Blutvergießen ausgingen, denn die rebellischen Königs-Töchter
scharten, wenn man der Darstellung Gregors von Tours glauben darf, der
wieder einmal unser einziger, aber sehr ausführlicher Gewährsmann
für die Ereignisse ist, zweifelhafte Leute um sich, die nicht vor
Gewaltanwendung gegen die Äbtissin und ihre Anhängerinnen zurückschreckten.
Da der Bischhof von Tours in die Auseinandersetzung eingeschaltet wurde
und es schließlich zum Eingreifen der Könige Gunthram
und Childebert II. kam,
die sechs Bischöfe nominierten für ein Gericht über diese
Angelegenheit, nachdem die weltliche Gewalt die Ordnung wiederhergestellt
hatte, erfahren wir einiges über das merowingische
Klosterleben. Allerdings war Sainte-Croix in Poitiers kein gewöhnliches
Kloster, da es von Anfang an in enger Beziehung zum Königshof stand,
was auch verständlich macht, das die beiden Königs-Töchter
gerade
in dieses Kloster eintraten, wobei der Eintritt Basinas,
der Tochter von Chilperich I. (561-584)
mit Audovera († 580),
im Jahre 580 nicht freiwillig erfolgte, sondern von der Königin
Fredegunde
(† 597) erzwungen war. Nachdem
die Bischöfe in ihrem Urteil die Wiedereinsetzung der Äbtissin
und eine Exkommunikation der beiden aufständischen Königs-Töchter
beschlossen hatten, erreichten die beiden jedoch schließlich
beim König die Aufhebung der Kirchenstrafe: Basina
kehrte in Kloster zurück, Chrodechilde
aber
nicht, sie lebte künftig in einer villa, die der König
iihr schenkte.
Da Chrodechilde wohl
nach dem Tod ihres Vaters zum Eintritt in Sainte-Croix gezwungen worden
war, anscheinend ohne eine tiefere Neigung oder Berufung zum religiösen
Leben, und Basinas Eintritt ja ohnehin
erzwungen war, sind die beiden natürlich nicht repräsentativ
für das Leben der Klosterfrauen im MEROWINGER-Reich.