Chlodwig                                        Unter-König zu Tours
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um 560 580 ermordet
 

Begraben: St. Germain-des-Pres, Paris
 

Sohn des Franken-Königs Chilperich I. aus seiner 1. Ehe mit der Audovera
 

Thiele, Andreas: Tafel 2
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"

CHLODWIG
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    580 ermordet

Unter-König zu Tours

Chlodwig wurde im Auftrage seiner Stiefmutter Fredegunde ermordet.



Schneider Reinhard: Seite 111,220
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„Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter“

Doch ehe die Nachfolgegfrage des Jahres 584 betrachtet wird, lohnt es zu prüfen, wie Chilperich selbst sich die Regelung seiner Herrschaftsnachfolge vorgestellt hat. Dabei ergibt sich, daß der neustrische König wie selbstverständlich von einer Sohnesfolge ausging. Problematisch wurde allerdings die Situation durch den frühzeitigen Tod dreier Söhne, die ihm Fredegunde geschenkt hatte. Aus seiner ersten Ehe mit Audovera stammten Merowech und Chlodowech [252 Gregor IV, 28 Seite 161. Eigentlich waren es drei Söhne, von denen der älteste, Theudebert, bereits 575 im Kampf gegen ein Heer König Sigiberts gefallen war (IV, 50 Seite 187).] . Der ältere hatte sich bekanntlich gegen den Vater empört, nach seiner eigenen Königsherrschaft gestrebt und war im Zuge dieser Empörung umgekommen. Chlodowech dagegen scheint Chilperich und der mißtrauischen Fredegunde lange Zeit keine Sorgen bereitet zu haben, doch als der jüngste und letzte Stiefbruder 580 starb, veränderte sich jäh das offenbar gute Einvernehmen [254 Gregor V, 39 Seite 245. Auf Fredegundes Betreiben schickte Chilperich seinen Sohn von Compiegne aus in das von einer schweren Seuche heimgesuchte Berny-Riviere, ut scilicet et ipse ab hoc interitu deperiret ...- sed nihil ibidem incommodi pertulit]. Nach der Darstellung Gregor von Tours beging Chlodowech die Unvorsichtigkeit, sich am Hofe des Vaters zu früh zu brüsten: "Siehe, meine Brüder sind tot, mir bleibt das ganze Königreich; mir wird ganz Gallien untertan sein, alle Gewalt hat das Schicksal mir geschenkt! Dann werden meine Feinde in meiner Hand sein, und ich werde ihnen antun, was mir beliebt". Es braucht kaum erwähnt zu werden, daß es zusätzlicher ungeziemender Redenüber die Stiefmutter fast nicht mehr bedurfte, Chlodowech verstrickte sich in Fredegundes Ränken und kam darin um. Den zitierten Worten, die der ungewöhnlich gut informierte Gregor dem Sohn Chilperichs in den Mund legt, ist ein indirektes Zeugnis für das Teilungsrecht aller Brüder zu entnehmen: Sind die Brüder tot, fällt dem Überlebenden rechtlich omne regnum zu. Seine Anwartschaft hebt ihn schon zu Lebzeiten des Vaters aus dem bloßen Sohn-Verhältnis heraus.
Auch Chilperichs Sohn Chlodowech, der nach dem Tod seiner Stiefbrüder 580 sich zur Unzeit gebrüstet hatte, daß ganz Gallien ihm selbst unterworfen sei werde und der mit unziemlichen Reden seiner Stiefmutter Fredegunde Zorn erregt hatte, wurde seiner Waffen und Gewänder beraubt (nudatur armis et vestibus) und in schlechte Kleider, ehe man ihn in den Kerker warf, aus dem er nicht mehr lebend herauskam. Seien Devestitur war gleichbedeuetnd mit dem Verlust seiner Herrschafts- und Erbansprüche.

Ewig Eugen: Seite 96
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"Die Merowinger und das Frankenreich"

König Gunthram ließ 585 die sterblichen Reste seiner Neffen Merowech und Chlodowech, die als Rebellen gegen ihren Vater Chilperich 577 und 580 formlos bei Landpfalzen beigesetzt worden waren, nach Paris bringen und in feierlicher Prozession mit Bischof, Klerus und Volk nach St. Vinzenz (St. Germain-des-Pres) überführen.

Zöllner Erich: Seite 243 Anm. 3,251 Anm. 5
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"Geschichte der Franken bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts."

Man vergleiche auch Greg. Tur. VII 10: die Identifizierung der Leiche von Chilperichs Sohn Chlodowech auf Grund des langen Haupthaares.
Greg. Tur. IV 47. Sigulf, ein Getreuer König Sigiberts, macht auf Chlodowech, den Sohn Chilperichs "cum tubis et bucinis" wie auf einen fliehenden Hirsch Jagd.

Hartmann Martina: Seite 61
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"Aufbruch ins Mittelalter. Die Zeit der Merowinger."

So blieb noch der letzte Sohn von Audovera namens Chlodowech, der sich aber in der Folge ebenfalls mit seinem Vater und - was noch schwerwiegender war - mit seiner Stiefmutter zerstritt, vielleicht, weil er sich als Alleinerbe fühlte, da zwei Söhne der Fredegunde im Jahr 580 gestorben waren. Chilperich ließ ihn im Herbst verhaften und der Königin übergeben, die ihn ins Gefängnis werfen und ermorden ließ; damit nicht genug, befahl sie, auch die Mutter Audovera grausam zu töten sowie ein Mädchen, dem Chlodowech eng verbunden gewesen war.
 
 
 
 

Literatur:
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Dahn Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899 - Dahn, Felix: Die Völkerwanderung. Kaiser Verlag Klagenfurth 1997, Seite 390,394, 400 - Ewig Eugen: Die fränkischen Teilungen und Teilreiche (511-613). Verlag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz 1952 - Hartmann Martina: Aufbruch ins Mittelalter. Die Zeit der Merowinger. Primus Verlag 2003 Seite 60,152,202 -
Hlawitschka, Eduard: Adoptionen im mittelalterlichen Königshaus, in: Schulz Knut: Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Mittelalters, Festschrift für Herbert Helbig zum 65. Geburtstag, Köln Seite 1-32 - Schneider, Reinhard: Königswahl und Königserhebung im Frümittelalter. Untersuchungen zur Herrschaftsnachfolge bei den Langobarden und Merowingern, Anton Hiersemann Stuttgart 1972 Seite 111,220 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 2 - Zöllner Erich: Geschichte der Franken bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts. Verlag C. H. Beck München 1970, Seite 243,251 -