Begraben: St. Germain-des-Pres, Paris
Sohn des Franken-Königs Chilperich
I. aus seiner 1. Ehe mit der Audovera
Thiele, Andreas: Tafel 2
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte Band I, Teilband 1"
CHLODWIG
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† 580
ermordet
Unter-König zu Tours
Chlodwig wurde im
Auftrage seiner Stiefmutter Fredegunde
ermordet.
Doch ehe die Nachfolgegfrage des Jahres 584 betrachtet
wird, lohnt es zu prüfen, wie Chilperich
selbst sich die Regelung seiner Herrschaftsnachfolge vorgestellt hat. Dabei
ergibt sich, daß der neustrische König wie selbstverständlich
von einer Sohnesfolge ausging. Problematisch wurde allerdings die Situation
durch den frühzeitigen Tod dreier Söhne, die ihm Fredegunde
geschenkt
hatte. Aus seiner ersten Ehe mit Audovera
stammten Merowech
und
Chlodowech
[252
Gregor IV,
28 Seite 161. Eigentlich waren es drei Söhne, von denen der älteste,
Theudebert,
bereits 575 im Kampf gegen ein Heer König Sigiberts
gefallen war (IV, 50 Seite 187).] . Der ältere hatte sich bekanntlich
gegen den Vater empört, nach seiner eigenen Königsherrschaft
gestrebt und war im Zuge dieser Empörung umgekommen. Chlodowech
dagegen scheint Chilperich und der
mißtrauischen Fredegunde lange
Zeit keine Sorgen bereitet zu haben, doch als der jüngste und letzte
Stiefbruder 580 starb, veränderte sich jäh das offenbar gute
Einvernehmen [254 Gregor V, 39 Seite 245. Auf
Fredegundes
Betreiben schickte Chilperich seinen
Sohn von Compiegne aus in das von einer schweren Seuche heimgesuchte Berny-Riviere,
ut
scilicet et ipse ab hoc interitu deperiret ...- sed nihil ibidem incommodi
pertulit]. Nach der Darstellung Gregor von Tours beging Chlodowech
die
Unvorsichtigkeit, sich am Hofe des Vaters zu früh zu brüsten:
"Siehe, meine Brüder sind tot, mir bleibt das ganze Königreich;
mir wird ganz Gallien untertan sein, alle Gewalt hat das Schicksal mir
geschenkt! Dann werden meine Feinde in meiner Hand sein, und ich werde
ihnen antun, was mir beliebt". Es braucht kaum erwähnt zu werden,
daß es zusätzlicher ungeziemender Redenüber die Stiefmutter
fast nicht mehr bedurfte, Chlodowech
verstrickte sich in Fredegundes Ränken
und kam darin um. Den zitierten Worten, die der ungewöhnlich gut informierte
Gregor dem Sohn Chilperichs in den
Mund legt, ist ein indirektes Zeugnis für das Teilungsrecht aller
Brüder zu entnehmen: Sind die Brüder tot, fällt dem Überlebenden
rechtlich omne regnum zu. Seine Anwartschaft hebt ihn schon zu Lebzeiten
des Vaters aus dem bloßen Sohn-Verhältnis heraus.
Auch Chilperichs
Sohn Chlodowech, der nach dem
Tod seiner Stiefbrüder 580 sich zur Unzeit gebrüstet hatte, daß
ganz Gallien ihm selbst unterworfen sei werde und der mit unziemlichen
Reden seiner Stiefmutter Fredegunde
Zorn erregt hatte, wurde seiner Waffen und Gewänder beraubt (nudatur
armis et vestibus) und in schlechte Kleider, ehe man ihn in den Kerker
warf, aus dem er nicht mehr lebend herauskam. Seien Devestitur war gleichbedeuetnd
mit dem Verlust seiner Herrschafts- und Erbansprüche.
Ewig Eugen: Seite 96
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"Die Merowinger und das Frankenreich"
König Gunthram ließ 585 die sterblichen Reste seiner Neffen Merowech und Chlodowech, die als Rebellen gegen ihren Vater Chilperich 577 und 580 formlos bei Landpfalzen beigesetzt worden waren, nach Paris bringen und in feierlicher Prozession mit Bischof, Klerus und Volk nach St. Vinzenz (St. Germain-des-Pres) überführen.
Zöllner Erich: Seite 243 Anm. 3,251 Anm. 5
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"Geschichte der Franken bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts."
Man vergleiche auch Greg. Tur. VII 10: die Identifizierung
der Leiche von Chilperichs Sohn
Chlodowech auf Grund des langen Haupthaares.
Greg. Tur. IV 47. Sigulf, ein Getreuer König
Sigiberts, macht auf Chlodowech,
den Sohn Chilperichs "cum tubis
et bucinis" wie auf einen fliehenden Hirsch Jagd.
Hartmann Martina: Seite 61
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"Aufbruch ins Mittelalter. Die Zeit der Merowinger."
So blieb noch der letzte Sohn von Audovera
namens Chlodowech, der sich aber in
der Folge ebenfalls mit seinem Vater und - was noch schwerwiegender war
- mit seiner Stiefmutter zerstritt, vielleicht, weil er sich als Alleinerbe
fühlte, da zwei Söhne der Fredegunde
im Jahr 580 gestorben waren. Chilperich ließ
ihn im Herbst verhaften und der Königin übergeben, die ihn ins
Gefängnis werfen und ermorden ließ; damit nicht genug,
befahl sie, auch die Mutter Audovera grausam
zu töten sowie ein Mädchen, dem Chlodowech
eng verbunden gewesen war.
Literatur:
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Dahn Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899
- Dahn, Felix: Die Völkerwanderung. Kaiser Verlag Klagenfurth
1997, Seite 390,394, 400 - Ewig Eugen: Die fränkischen Teilungen
und Teilreiche (511-613). Verlag der Akademie der Wissenschaften und der
Literatur in Mainz 1952 - Hartmann Martina: Aufbruch ins Mittelalter.
Die Zeit der Merowinger. Primus Verlag 2003 Seite 60,152,202 -
Hlawitschka, Eduard: Adoptionen im mittelalterlichen
Königshaus, in: Schulz Knut: Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte
des Mittelalters, Festschrift für Herbert Helbig zum 65. Geburtstag,
Köln Seite 1-32 - Schneider, Reinhard: Königswahl und
Königserhebung im Frümittelalter. Untersuchungen zur Herrschaftsnachfolge
bei den Langobarden und Merowingern, Anton Hiersemann Stuttgart 1972 Seite
111,220 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln
zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag
Frankfurt/Main 1993 Tafel 2 - Zöllner Erich: Geschichte der
Franken bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts. Verlag C. H. Beck München
1970, Seite 243,251 -