MAKEDONISCHE DYNASTIE
 

STAMMTAFEL im Anhang Band IX des Lexikons des Mittelalters
 

Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 154
********************
Makedonische Dynastie
-----------------------------

Byzantinische Kaiserdynastie (867-1056), benannt nach ihrem Begründer Basileios I. (867-886), der, wahrscheinlich armenischer Abstammung, im Thema Makedonien geboren wurde. Letztes Mitglied war die kinderlose Theodora († 1056), Schwester von Zoe. Die Kontinuität der Dynastie über fast zwei Jahrhunderte hinweg ist außergewöhnlich, wenn auch zeitweise Angehörige von Magnatengeschlechtern (Nikephoros II. Phokas, 963-969; Johannes I. Tzimiskes, 969-976) als Vormünder minderjähriger Kaiser die Kaiserkrone trugen. In der Zeit der Makedonischen Dynastie erlebte Byzanz einen Machtaufschwung wie vorher nur unter Justinian. Der Prozeß der Konsolidierung und Erneuerung hatte schon unter der vorangegangenen Amorischen Dynastie begonnen;  er führte zu triumphalen Siegen über Araber und Bulgaren, zum Abschluß eines Bündnisees mit der Kiever 'Rus' und zur Belebung der Westpolitik. Den Höhepunkt der Machtentfaltung unter der Makedonischen Dynastie erlebte Byzanz unter Basileios II. (976-1025), der einzigen echten Herrscherpersönlichkeit der Makedonischen Dynastie mit hohen staatsmännischen Fähigkeiten. Das Reich erstreckte sich von Syrien und Mesopotamien bis Korfu und Dalamtien. Nach dem Tode Basileios' II. begann ein neuerlicher Verfall.
Viel früher, bereits im 9. Jh., hatte, ausgehend von Konstantinopel und dem Küstengebiet der Ägäis, der wirtschaftliche Wiederaufstieg des Byzantinischen Reiches begonnen. Dieser Prozeß setzte sich im nächsten Jahrhundert fort, wie numismatische und archäologische Funde bezeugen. Der zentralisierte Staat, in dem der Beamtenapparat umfassende Kontrolle ausübte, erstarkte. Das Anwachsen von kirchlichem und weltlichem Großgrundbesitz bedrohte noch nicht die Zentralgewalt; allerdings verkündeten die Kaiser seit Romanos I. Lakapenos (920-944) immer wieder Gesetze zum Schutz des bäuerlichen Kleinbesitzes. Der Ausbau der Themenordnung fand seinen Abschluß Gleichzeitig wurde die Reorganisation des Heeres beendet; die Einführung schwerbewaffneter Reiter trug zur erfolgreichen byzantinischen Kriegsführung bei.
Die Erneuerung des Bilderkultes 843 brachte der byzantinischen Kirche nach hundertjährigen Konfikten Frieden. Auch die Feldzüge gegen Anhänger der Sekte der Paulikaner stärkten die Orthodoxie. Der kirchengeschichtlich bedeutsamste Vorgang in dieser Zeit der Makedonischen Dynastie ist die Christianisierung mehrerer slavischer Völker, wahrschienlich der größte Beitrag der byzantinischen Krche zur europäischen Zivilisation.
Der konsolidierte und reformierte Staat benötigte praktikablere Gesetze als das Corpus Iustinaini; so begann schon Basileios I. mit der "Reinigung der alten Gesetze". Aus der Gesetzgebungstätigkeit der Makedonischen Kaiser gingen Procheiron, Epanagoge und Basiliken hervor. Neben den Gesetzessammlungen entstand in Konstantinopel eine Reihe von Verzeichnissen zur Verwaltung des Reiches; Taktika (Ranglisten), Strategika (Handbuch der Kriegsführung), das Eparchenbuch, ein Traktat über die Steuererhebung; am bedeutendsten ist das enzyklopädische Werk Konstantins VII. Porphyrogennetos. Ähnliche Ansätze der Systematisierung erfolten auf kirchlichem Gebiet: Liturgische Formen und Kirchenrecht wurden stabnilisiert; es entstand eine große Sammlung von Viten für zahlreiche Kirchenfeste. Erneut schrieb man antike Autoren ab, sammelte deren Texte (berühmt ist die "Bibliothek" des Photios) und stellte Lexika zusammen. Es wirkten viele gelehrte Polyhistoren (Photios). Diese "Renaissance" war jedoch ganz der Sammeltätigkeit und Nachahmung alter Vorbilder zugewaqndt, nicht der Schaffung von Neuem, Originalem. Deshalb wird der Begriff "Makedonische Renaissance", der die kulturelle Erneuerung in dieser Epoche politischen Aufschwungs und der Expansioin bezeichnet, in der Wissenschaft zunehmend abgelöst durch den angemessenen Terminus des 'Enzyklopädismus'.