3. und jüngste Tochter des Kaisers
Konstantin
VIII. von Byzanz und der Helene
Alypina; Schwester der Kaiserin Zoe
Lexikon des Mittelalters: Band VIII Spalte 633
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Theodora III., Kaiserin 21. April-12. Juni 1042 (zusammen
mit ihrer Schwester Zoe)
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Januar 1055-August 1056
* in den 80-er Jahren, † August
1056
3. Tochter von Kaiser Konstantin VIII. (1025-1028) und der Helena
Zu Beginn der Regierung Kaiser
Romanos‘ III. Argyros (1028-1034)
wurde Theodora III. mit der Verschwörung
von Prousianos und Konstantin Diogenes in Verbindung gebracht
und gezwungen, in das Petrion-Kloster
zu Konstantinopel einzutreten.
Im April 1042 wurde sie in Zusammenhang mit dem von Patriarch Alexios
Studites unterstützten Aufstand gegenKaiser
Michael V. aus der Klosterhaft freigeassen, am 21. April in
der Hagia Sophia zur Kaiserin gekrönt. Sie regierte zusammen
mit ihrer Schwester Zoe, blieb auch
nach deren dritter Heirat mit Konstantin IX.,
die diesen die Herrschaft übernehmen ließ, im Palast. Nach dem
Tod von
Zoe (1050) und Konstantin
(Januar 1055) regierte die stets unverheiratete Theodora
III. als Alleinherrscherin bis zu ihrem Tod. Sie besaß
einen autoritären Regierungsstil, die eigenmächtige Bestallung
von Klerikern brachte ihr die Feindschaft von Patriarch Michael I. Kerullarios
ein.
Theodora III. bestimmte unmittelbar
vor ihrem Tod den Patrikios Michael
VI. Bringas zum Nachfolger.
THEODORA
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† 1056
Theodora wurde Nonne
und aus Anhänglichkeit zur Dynastie 1042 mit ihrer SchwesterZoe
Kaiserin. Sie war mit Zoe
wegen
deren Lebenswandel völlig zerstritten und trat kaum in Erscheinung.
1055 wurde sie erneut Kaiserin und adoptierteMichael
VI. Theodora war die Letzte ihres Hauses.
Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan:
Seite 309
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"Otto III. Heinrich II. Eine Wende?"
Im Jahre 995 schickte Kaiser OTTO III. Brautwerber nach Konstantinopel. Die Frage, welche Prinzessin als Braut ausersehen war, ist nicht müßig; denn der Basileus Basileios II. blieb zeitlebens unverheiratet. Infrage kommen deshalb nur die beiden Töchter des Mit-Kaisers Konstantin VIII., zugleich der Bruder des Basileios. Ob nun Zoe oder Theodora die Auserwählte war [202 Günther Wolf, Die byzantinisch-abendländischen Heirats- und Verlobungspläne zwischen 750 und 1250, in: Archiv für Diplomatik 37, 1991, Seite 22f., und ausführlicher Ders., Kaiserin Theophanu, Prinzessin aus der Fremde - des Westreichs große Kaiserin, Köln 1991; Seite 212-222, möchte Theodora vorziehen, weil sie 1001, als eine zweite Brautwerbung nach Byzanz abging, als soeben Zwölfjährige das heiratsfähige Alter erreicht hatte und über sie als der jüngeren Tochter die Gefahr einer Übernahme des Ost-Reiches durch Einheirat (beide Kaiser waren söhnelos) nicht gegeben gewesen sei; letztlich aber läßt er die Frage offen. Die (älteste) dritte Tochter Eudokia kam nicht in Frage, weil sie ihres entstellten Aussehens wegen in ein Kloster geschickt worden war. Obwohl der als Sekretär des Basileios bestens unterrichtete Chronist Konstantinos/Michael Psellos vieles über die beiden Töchter mitteilt, so auch über die reichlich späten Heiraten, berichtet er von der Verlobung mit OTTO III. nichts.], die Brautwerbung hatte Schwierigkeiten besonderer Art.
Norwich John Julius: Band II Seite 344,372-376,381-384,387,392,411
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"Byzanz. Der Aufstieg des oströmischen Reiches."
Im Jahre 996 erschien eine Gesandtschaft des weströmischen
Kaisers OTTO III. in Konstantinopel
und hielt formell um die Hand von
Eudokia,
Zoe
oder Theodora an, Basileios'
II.
drei Nichten und Töchtern seines Bruders
Konstantin VIII. an. Im Jahre 1001 erschien eine zweite Gesandtschaft
Kaiser
OTTOS III. und Basileios II. machte
keine Schwierigkeiten. Es heißt, Eudokia,
die älteste der drei Nichten, sei von Pockennarben entstellt und ohnehin
der Absicht gewesen, das Leben im Kloster zu verbringen; auch die jüngste,
Theodora, soll ihrer Erscheinung und ihres Auftretens wegen
nicht in Frage gekommen sein. Sie hat - wie wir später sehen werden
- nie geheiratet. Zoe aber, die mittlere,
trat die Reise nach Italien an.
Gemeinsam mit ihrer Schwester Zoe
führte Theodora ein zurückgezogenes
Leben in den Frauengemächern des kaiserlichen Palastes. Sie war weit
intelligenter, aber weniger attraktiv und mit Zoe
verstand sie sich offenbar übrerhaupt nicht. Obwohl beim Tode ihres
Vaters erst Mitte vierzig, zeigte Theodora
bereits ausgesprochen altjüngferlicher Züge. Laut Zonaras
soll Konstantin VIII. ursprünglich
beabsichtigt haben, Romanos Argyros
seiner jüngsten Tochter Theodora anzutrauen,
da sie intelligenter war und als jüngere Frau noch einen Sohn zur
Welt bringen konnte. Diese habe sich aufgrund der Blutsverwandtschaft
jedoch kategorische geweigert.
Zuerst bekam ihre Schwester Theodora
die Auswirkungen von Zoes Zorn zu spüren;
sie konzentrierte sich mittlerweile ausschließlich auf religiöse
Dinge und verließ die Frauengemächer kaum jemals. Zoe
ließ
sie 1031 in ein Kloster einweisen, um, so vernehemen wir leicht
verblüfft, "ihren ständigen Intrigen und ihrem skandalösen
Leben ein Ende zu setzen."
Aus Sicht der Aufständischen konnte es keine Lösung
der Krise geben, solange Michael auf
dem Thron saß. Plötzlich durchzuckte die Menge ein neuer Gedanke:
Theodora. Nunmehr fünfzehn Jahre zuvor hatte Zoe
ihre jüngere Schwester offenbar in einer ungerechtfertigten Anwandlung
von Konkurrenzneid in das Petrionkloster einweisen lassen. Theodora
war nicht wieder aufgetaucht und inzwischen weitgehend vergessen. Psellos
behauptet
sogar, Michael habe, als er den Thron
bestieg, nicht einmal von ihrer Existenz gewußt. Doch
Theodora
war noch sehr lebendig, hatte als mögliche Kaiserin genausoviel Anrecht
auf den Thron wie Zoe und ihr außerdem
manches voraus. Da es nun nicht mehr so aussah, als könnte
Zoe allein regieren, mußten sie und ihre Schwester dies
eben gemeinsam besorgen. Noch am selben Nachmittag sandte man eine Abordnung
unter Patrikios
Konstantin Kabasilas, zu der auch alle Eunuchen,
die früher ihrem Vater, Konstantin VIII.,
gedient hatten und später von Michael
entlassen worden waren, mit dem Auftrag nach Petrion, Theodora
augenblicklich
nach Konstantinopel zurückzuholen.
Diese Mission erwies sich als reichlich schwierig.
Theodora legte weit mehr Entschiedenheit an den Tag als
Zoe, wollte sich von den Bitten der alten Freunde ihres Vaters
nicht erweichen lassen und suchte im Sanktuarium der Klosterkapelle Schutz.
Doch Kabasilas und sein Gefolge gaben sich nicht weniger entschlossen.
Sie folgten ihr an den Ort ihrer Zuflucht und zerrten sie gegen ihren heftigen
Widerstand mit Gewalt auf die Straße. Unter Zwang blieb auch ihr
nichts anderes übrig, als ihre Kutte gegen ein kaiserliches Gewand
einzutauschen. Anschließend brachte man sie triumphierend zur Hagia
Sophia, wo der Patriarch bereits wartete. Und spät abends, am Montag,
dem 19. April, setzte man der zornigen alten Dame, die sich immer
noch heftig wehrte, die Krone von Byzanz auf, während ein gewaltiger
Auflauf von Menschen hohen und niedrigen Ranges aus allen gesellschaftlichen
Schichten sie lautstark hochleben ließ. Michael
Kalaphates wurde dagegen als Usurpator gebrandmarkt und für
abgesetzt erklärt.
Während Michael V.
am Dienstag, dem 20. April 1042, abends sein Schicksal ereilte, harrteKaiserin
Theodora
noch immer in der Hagia
Sophia. Über vierundzwanzig Stunden lang hielt sie sich dort auf und
weigerte sich unverwandt, den Palast zu betreten, bevor ihre Schwester
sie nicht dazu auffordere. Erst am Morgen danach aber überwand sich
Zoe und sandte ihr die langerwartete
Einladung. Bei Theodoras Eintreffen
umarmten sich die beiden vor einer großen Versammlung Adliger und
Senatoren zum Zeichen der Versöhnung, wenn auch eher kühl. Dann
richteten sie sich auf ihre geradezu unwahrscheinlich anmutende Aufgabe
ein, gemeinsam das Römische Reich zu regieren. Alle Familienmitglieder
des ehemaligen Kaisers und ein paar seiner leidenschaftlichsten Anhänger
schickten sie in die Wüste, die überwiegende Mehrzahl jener aber,
die ranghohe Positionen im zivilen oder militärischen Bereich innehatten,
bestätigten sie in ihren Ämtern. Zoe
kam als der älteren von Anfang Vorrang zu; ihr Thron stand etwas weiter
vorn als der Theodoras, die immer etwas
zurückhaltender gewesen war und mit ihrem untergeordneten Status
ganz
zufrieden schien. Psellos beschreibt das kaiserliche Zweigespann
sehr anschaulich wie folgt:
Zoe besaß
eine rasche Auffassungsgabe, konnte ihre Gedanken aber weniger schnell
formulieren.
Bei Theodora
war es genau umgekehrt: sie verbarg ihre innersten Gedanken; hatte sie
sich aber
einmal auf eine Diskussion eingelassen,
zeigte sie sich beredt und informiert. Zoe
war
eine Frau von
leidenschaftlicher Anteilnahme, die dem
Tod mit derselben Intensität ins Auge sah wie dem Leben.
Darin erinnerte sie mich an die Wellen der
See, die ein Schiff einmal hochheben und es dann wieder
tief hinabsenken. Solche Extreme gab es
bei Theodora
nicht. Sie war ausgeglichen
veranlagt, man
könnte fast sagen langweilig.
Zoe
war verschwenderisch, von der Art jener, die an einem einzigen
Tag ein ganzes Meer von Goldstaub ausgeben
können; die andere zählte die Münzen, wenn sie Geld
ausgab, zweifellos weil ihre beschränkten
Ressourcen sie ihr Leben lang vom leichtsinnigen
Ausgeben abgehalten hatten, zum Teil jedoch
auch, weil sie sich von Natur aus mehr beherrschte...
In ihrem Äußeren unterschieden
sie sich noch weit stärker. Die ältere war nicht besonders groß,
aber deutlich mollig. Sie hatte große,
weit auseinanderstehende Augen unter eindrucksvollen
Brauen. Die Nase war leicht gebogen wie
bei einem Adler, doch nicht allzusehr, das Haar noch
immer goldblond, und ihr ganzer Körper
schimmerte von der hellen Haut. Es gab in ihrer
Erscheinung nur wenige Zeichen für
ihr Alter... sie hatte keine Falten, ihre Haut war überall glatt
und straff. Theodora
dagegen war größer und schlanker, ihr Kopf unverhältnismäßig
klein. Wie
ich bereits erwähnte, sprach
sie gewandter
als
Zoe, und sie
bewegte
sich auch behender. Es lag
nichts Strenges in ihrem Blick, im sie wirkte
fröhlich und lächelte und suchte gerne nach einer
Gelegenheit, sich zu unterhalten.
Über die Frage, wie gut die beiden Frauen das Reich
regierten, gibt es zweierlei Ansichten. Für Psellos grenzte
das Paar an eine Katastrophe. Ihm zufolge verstanden sie weder etwas von
Finanzen noch von Politik und waren schlicht unfähig, zwischen ernsthaften
Staatsgeschäften und den "höchst eitlen Zerstreuungen des Gynäceums"
zu unterscheiden; dazu habe Zoe mit
ihrer unsinnigen Freigebigkeit die Staatskasse geleert. Johannes Skylitzes
erzählt dagegen eine ganz andere Version, verweist auf die kaiserlichen
Erlasse gegen den Ämterhandel, die Verbesserungen in der zivilen und
militärischen Verwaltung und mehrere bewunderungswürdige Ernennungen
in Konstantin Kabasilas zum Oberbefehlshaber der Streitkräfte
im europäischen Teil des Reichs und, was noch wichtiger war, jene
vom Georgios Maniakes zum Kapetan
von Italien im Rang eines Magistros, womit er den höchsten
Adelstitel außerhalb der kaiserlichen Familie erhielt. Zudem wurde
in dieser Zeit ein Tribunal einberufen, um den Amtsmißbrauch der
vorhergehenden Regierung zu untersuchen. Man holte den Nobilissimus
Konstantin zum Verhör aus seiner Mönchszelle, und er enthüllte
schließlich die Existenz eines geheimen Verstecks in seiner Residenz;
dort fanden sich die 5.300 Pfund Gold, die in der Schatzkammer fehlten.
Mit welchen Mitteln ihm dieses Geständnis entlockt wurde, entzieht
sich unserer Kenntnis.
Welche Version auch immer der Wahrheit entsprechen mag,
scheint doch eines zuzutreffen: dem gemeinsamen Regime fehlte es an einer
eindeutigen stabilen Richtung, ohne die das Vertrauen des Volkes nicht
zu erlangen ist. Da im Verlauf der Wochen immer deutlicher wurde, dass
die beiden Schwestern nicht am gleichen Strick zogen, sahen sich Beamte
und Senatoren unweigerlich gezwungen,, Stellung zu beziehen, und die Regierung
zeigte erste Anzeichen einer potentiell gefährlichern Polarisierung.
Nach nicht allzu langer Zeit herrschte unter ihnen die einmütige Meinung,
dass sie eine feste Männerhand am Ruder brauchten, damit es weitergehen
könne. Eine solche zu etablieren, konnte jedoch nur auf eine Art geschehen:
mittels einer kaiserlichen Heirat. Theodora weigerte
sich nach über fünfzig Jahren Ehelosigkeit kategorisch, einen
solchen Schritt auch nur in Erwägung zu ziehen.
Mit Konstantins IX. Tod
fiel die Krone einmal mehr Theodora
zu, denn der Kaiser hinterließ keinen legitimen Nachfolger. Seit
man sie dreizehn Jahre zuvor aus dem Kloster geholt hatte, führte
sie als Kaiserin, gelinde gesagt, ein Schattendasein. Nun aber würde
sie, da sie sich weiterhin konsequent weigerte, eine Heirat auch nur theoretisch
in Betracht zu ziehen, an eigener Stelle herrschen. Und dies tat sie allen
Schilderungen zufolge mit bemerkenswerter Effizienz. Sie sprach Recht,
erließ Gesetze, empfing Gesandte und widersetzte sich unbeirrt sämtlichen
wiederholten Versuchen des Patriarchen, die Zügel an sich zu reißen.
Dennoch blieb die Frage offen: Wer sollte ihre Nachfolge antreten? Zwar
merkte man ihr das hohe Alter noch kaum an, weder geistig noch körperlich;
sie schien in so guter Verfassung wie eh und je. Aber sie zählte mittlerweile
siebenundsiebzig Jahre und würde nicht ewig leben. Sie wußte,
dass sie sich der Entscheidung über die Nachfolge nicht entziehen
konnte, doch sie war auch abergläubig und fürchtete den Tod.
Ganz offenbar ließ sie sich nicht dazu überreden, sich dem Problem
zu widmen, dessen Dringlichkeit und Bedeutung mit jedem Tag zunahmen.
Es war immer noch keine Lösung in Sicht, als sie
Ende
August 1056 plötzlich von ungeheuren Schmerzen im Unterleib
befallen wurde. Für einmal bestand kein Verdacht auf eine Vergiftung
- Ursache war vermutlich ein Blinddarmdurchbruch -, aber es war
bald klar, dass ihr Ende nahte. Mit ängstlichem Eifer begannen ihre
Berater untereinander zu konferieren. Psellos, ebenfalls mit von der Partie,
äußerte sich reichlich schockiert über die Art und Weise,
wie sie dabei "Schindluder trieben mit dem Reich wie Männer beim Würfelspiel",
um sich auf den geeignetsten Nachfolger zu einigen, dessen Namen die sterbende
Kaiserin dann nur noch billigen mußte. Ihre Wahl fiel schließlich
auf einen älteren Patrizier namens Michael
Bringas. Zum Zeitpunkt, da man sich zu der Entscheidung durchrang
- gegen Mittag des 31. August 1057 -, ging es mit Theodora
schon rasch bergab. Sie konnte bereits nicht mehr sprechen, aber die, die
ihrem Bett am nächsten standen, wollten eindeutig bemerkt haben, dass
sie den Kopf zustimmend neigte. Es gab noch eine kurze Verzögerung,
als der Patriarch, der sich wie immer übergangen fühlte, bei
Theodora
um die Bestätigung nachsuchte, dass Michael
tatsächlich
ernannt sei. Schließlich erklärte er sich jedochals zufriedengestellt
und nahm noch am selben Nachmittag die Krönung vor. Wenige Stunden
später war die letzte Vertreterin der makedonischen
Dynastie tot.
Wolf Gunther: Seite 212-222
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"Zoe oder Theodora - die Braut Kaiser Ottos III.?"
Basileios hatte keine
Kinder, Konstantinos mit seiner
GemahlinHelena drei Töchter:
Eudokia,
die, wohl um 976/77 geboren, schon als Kind durch Krankheit entstellt,
früh ins Kloster gegangen war. Sie war ruhig, sanft und von bescheidener
Schönheit. Sie kommt als Braut OTTOS III.,
die Mitte Februar 1002 in Bari landete [4 RI 1450/IVe: Eudokia
kann
daher auch für unsere Untersuchung außer Acht gelassen werden.
Über ihr späteres Schicksal ist nichts bekannt. Wir wissen nur
von Michael Psellos V, 34, daß Eudokia
wohl vor 1041/42 gestorben sein muß.], nicht in Betracht. Es bleiben
also die Schwestern Zoe und
Theodora,
da der Name nicht überliefert ist, sondern nur "regis filia".
Zoe, die ältere
der beiden und zweite nach Eudokia,
war 978 geboren [6 Psellos I. c. VI, 160: gestorben 1050 im Alter
von 72 Jahren.], also zwei Jahre älter als OTTO
III.; die jüngste, Theodora,
war 989 geboren [7 Psellos, I.c. (Theodora)
II, 21; gestorben am 31.8.1056 mit 67 Jahren.], also neun Jahre
jünger als OTTO III. Zur Zeit
der ersten Gesandtschaft, das heißt der ersten Brautwerbung OTTOS
995
war Zoe 17,
Theodora 6 Jahre alt, zur Zeit der zweiten Werbung bzw. Ankunft
in Bari 1001 bzw. 1002 war Zoe etwa
23, Theodora etwa 12.
Bisweilen wird in der Sekundärliteratur
Zoe, die ältere, als Braut OTTOS
III. genannt [7a Vgl. W. Ohnesorge, Anerkennung des Kaisertums
Ottos I. durch Byzanz (Byzantinische Zeitschrift 54 (1961) Seite 51. Anders:
H. Bresslau, Jbb. K. II. (1879 Ndr. 1967) I, Seite 234ff., allerdings ohne
näherer Begründung.].
Zunächst gilt für beide Prinzessinnen,
daß sie, obwohl nur Töchter des Mit-Kaisers
Konstantinos VIII., "im Palast" ihrem kaiserlichen Rang gemäß
erzogen wurden. Da die Mutter Helena
wohl recht früh (vielleicht schon 989?) starb, standen sie in der
Obhut des Vaters, obwohl sie auch der Haupt-Kaiser, ihr OnkelBasileios
II., sehr liebte, aber wenig Zeit für sie fand. Beide Mädchen,
mit einem Altersunterschied von 11 Jahren, müssen auch von Aussehen
und Wesen recht verschieden gewesen sein.
Zoe hat Psellos
in hohem Alter (das heißt wohl nach 1042, als sie 64 alt war) selbst
gesehen. Sie war in ihrem Wesen höchst kaiserlich, von glänzender
Erscheinung, geistig imponierend und respektheischend. Aber sie konnte
ihre Wünsche und Begierden nicht beherrschen, war normalerweise arrogant.
Zoe
wird auch leidenschaftlich genannt, fast nymphoman, mit Liebesaffären
trotz ihrer zu dieser Zeit 56 Jahre, aber später dann wohl selbstbeherrschter,
selbstbewußt schon immer, von recht schneller Auffassungsgabe, aber
nicht so redegewandt wie
Theodora,
von leidenschaftlichem Interesse für vielerlei Dinge.
Zoe war freigebig bis zur grenzenlosen Verschwendung; von daher
auch ihr Hang zu Gold. Zoe war, vor
allem zur Zeit als Psellos sie kannte, über alle Maßen
fromm, sodaß sie sogar an eine selbstgemachte orakelnde Jesusstatue
glaubt. Im Alter verliert sie das Interesse an Charme und wird wunderlich:
sie begeistert sich (nur noch) für indische Kräuter und Hölzer,
sodaß sie selbst neue Aromata in ihrem zum Laboratorium gewandelten
Schlafgemach zu entwickeln und zu erfinden versuchte. Ihre Dienerschaft
hatte ihr dabei zu assistieren.
So ist denn Zoe im
Alter "schrullig", ihre intellektuellen Fähigkeiten, die sie einmal
hatte, ließen nach, sie erschien wie eine Maske, extrem fromm, fast
frömmelnd, konnte sanft und nachgiebig ein, aber im Augenblick wechseln
zu Härte und Spannung ohne erkennbaren Grund.
Zoes äußere
Erscheinung muß beeindruckend gewesen sein noch im Alter; noch als
sie die Siebzig überschritten hatte, fand sich kein Fältchen
in ihrem Gesicht, sie blühte in Schönheit wie in ihrer Jugend,
sodaß sie im Alter auf Schmuck völlig verzichten konnte. Zoe
war etwas rundlicher von Natur aus als ihre Schwester
Theodora (nach 1042!), obwohl nicht auffallend groß. Sie
hatte große, weit auseinander liegende Augen mit auffallenden Augenbrauen.
Ihre Nase neigte zur Adlerform, ohne wirklich eine Adlernase zu sein. Sie
hatte goldenes (goldblondes) Haar und ihr ganzer Körper erstrahlte
durch das Weiß ihrer haut. Wenig verriet ihr wirkliches Alter und
die perfekte Harmonie ihrer Glieder hätte, wenn man nicht wußte,
wer sie war, auf eine junge Frau schließen lassen, denn nirgends
zeigte ihre Haut Falten, nirgends Runzeln, sondern war glatt und straff.
Zwar hatte sie im Alter Handzittern und eine gewisse Nackensteife, aber
ihr Äußeres blieb nahezu unverändert, bis sie nach kurzer
schwerer Krankheit mit Appetitlosigkeit und Fieber 1050 im Alter von 72
Jahren verstarb.
Zoe war von der Größe
ihres Hauses, vor allem der Taten ihres Onkels
Basileios II., erfüllt, sie sah sich selbst immer als die
einzige byzantinische Thronerbin.
Zoe hat nachweislich
dreimal geheiratet:
1. im Alter von 50 Jahren am 12.11.1028, drei
Tage vor ihres Vaters Tod, den Eparchen Romanos
Argyros,
der, wenig älter noch als sie und bereits verheiratet, als Romanos
III. mit Zoe gekrönt
wurde und vom 15.11.1028 bis zum 11.4.1034,
als er mit Zoes Mithilfe ermordet wurde,
Kaiser war.
2. im Alter von 56 Jahren am 11.4.1034 ihren bisherigen
jugendlichen Liebhaber Michael
Paphlagon
(Kaiser
vom 11.4.1034 bis 10.12.1041), der Zoe
nach Heirat und Krönung überhaupt
und wegen seiner Krankheit (Epilepsie)
vernachlässigte und kurz vor seinem Tod ins Kloster ging.
3. im Alter von 64 Jahren am 12.6.1042 den Senator
Konstantinos,
der vom 12.6.1042 bis zum
11.1.1055 als Konstantinos
IX. Monomachos Kaiser war und Zoe
um knapp 5 Jahre überlebte.
Zoe war
als einzige der drei Töchter des Konstantinos
VIII. überhaupt jemals verheiratet -
erstmals mit 50 Jahren!
Das fällt auf. Denn da kein Zweifel an Zoes
Heiratslust und an ihren sexuellen Bedürfnissen besteht, ist desto
ungewöhnlicher, dass sie erstmals mit 50 heiratet, um die Dynastie
bzw. die Herrschaft zu sichern, einen älteren Mann als sei selbst
und sich alle Mühe gibt, trotz ihres Alters mit ihm ein Kind zu zeugen.
Nun könnte man einfach davon ausgehen, dass Zoe,
deren Mutter Helena wohl schon
früh verstorben war, im Hause von Vater und Onkel möglichst lange
ein ungebundenes Leben führen wollte. Auch könnte die bewahrende
Eifersucht von Vater und Onkel eine Rolle gespielt haben, die Tochter (die
Töchter) nicht „herzugeben“. Erst im November 1028, im Angesicht des
nahenden Todes, entschließt sich Konstantinos
VIII., durch Heirat Zoes mit
einem bereits verheirateten (die Frau muß ins Kloster!) älteren
Mann das Reich zu sichern, das heißt im allerletzten Augenblick.
Theodora, die jüngere
der beiden in Frage kommenden Schwestern, Trägerin eines berühmten
Namens [50
Theodora(1)
geb. um 500, † 548, Gemahlin
Kaiser Justinians I. (527-565);
Theodora
(2),
Gemahlin
Kaiser Justinians II.
(685-695);
Theodora
(3)Heilige
(11. Februar) geb. um 810, † 867, verheiratet
830 mit Kaiser Theophilos
(829-842);
Theodora(4),
Tochter des Kaisers
Konstantin VI., Schwester Kaiser
Romanos’ II., verheiratet
seit 969/70 mit Kaiser
Johannes I. Tsimiskes.],
war 11 Jahre jünger als Zoe
und beim Tod ihres Vaters 1028 „erst“ 39 Jahre alt. Sie starb am 30.8.1056
im Alter von 67 Jahren und war, soweit wir wissen, niemals verheiratet.
Sie war zusammen mit Zoe Kaiserin von
April
1042 bis Juni 1042, und allein, nach Konstantinos’
IX. Tod vom 12.1.1055 bis zu ihrem eigenen Tod am 30.8.1056.
Theodora
genoß dieselbe Erziehung wie ihre Schwester Zoe.
Ansonsten wissen wir von ihrer Jugend ebensowenig wie von Zoe.
Theodora unterscheidet
sich aber, einmal abgesehen von der von Michael Psellos für
beide Schwestern bescheinigte Unfähigkeit zum Regieren, sonst sehr
von Zoe.
Theodora war sehr
groß, kurz angebunden und zungenfertig, nicht
so schön wie Zoe. Sie zeigt kaum,
was sie denkt, aber wenn sie sich einmal auf ein Gespräch eingelasen
hat, plaudert sie kenntnisreich und alert. Theodora
hat
einen ausgeglichenen Charakter, fast ein wenig träge;
sie ist sparsam, auch wegen der gegenüber
Zoe geringeren Mittel, die ihr zur Verfügung standen, wie
wegen größerer Selbstkontrolle. Theodora
war
größer
als Zoe und schlanker, ihre Kopfform
schmal, unproportional zum Rest des Körpers, ihre Bewegungen waren
schneller als die Zoes. Es war keine
Strenge in ihrem Blick, im Gegenteil: sie war heiter und lächelnd,
bemüht um Gelegenheit fürs Gespräch. Als alleinige Kaiserin
(12.1.1055-30.8.1056) zeigt Theodora
Qualitäten, etwas sprunghaft, trotz ihrer 66 Jahre ungebeugt und in
ihrer Geisteskraft intakt, sie studiert Probleme, drückt aus, was
sie meint – ein großes Lob aus der Feder des Psellos. Doch rügt
er auch Theodoras zu großes Selbstvertrauen,
auch ihre Machtgier rügt er, wohl nicht zuletzt wegen persönlicher
Differenzen.
Um die Jahresmitte 1056 erkrankte Theodora
schwer und starb nach kurzer Zeit, sechs Jahre nach Zoe.
Mit ihr endete die ruhmreiche MAKEDONEN-Dynastie
1056
im Todesjahr auch Kaiser HEINRICHS
III.
Als nach des Vaters Tod 1028 beide Kaiserinnen wurden,
ist Theodoras Position geringer als
die Zoes, auch wird ihr die Akklamation
nicht zuteil. Die trotzdem eifersüchtige Zoe
bewirkt, dass unter Romanos III.
Bald nach 1028 durch den Konvent in Petrion
Theodora exiliert wird bzw. ins Kloster geschickt. Von ihrer
Schwester weitgehend unterdrückt, von Kaiser
Michael IV. verachtet, von Michael
V. nicht einmal gekannt, begehrt Theodora
dennoch nie auf, macht keinerlei Opposition - und das nicht gezwungen,
sondern aus freiem Willen.
Erst als als das Volk, das an die abgeschirmte und im
Palast gefangen gehaltene Zoe nicht
herankam, Theodora aus der Klosterkirche
fast gewaltsam holt, lässt se sich 1043 trotz anfänglichen Widerstrebens
n die Hagia Sophia geleiten und huldigen. Zoe
aber ist binnen kurzem wieder eifersüchtig, und der Senat kann sich
nicht zwischen den Schwestern entscheiden: Zoe
ist die Ältere, Theodora Exponentin
der Erhebung gegen Michael V. In
dieser Situation wird Zoe aktiv, nimmt
die Entscheidung vorweg: sie begrüßt und umarmt erstmals die
Schwester, teilt mit ihr das ererbte Reich, freilich so, dass ihr die erste
Stelle zukommt; auch steht Theodoras
Thron etwas hinter dem Zoes.
Bald aber reklamiert Zoe wieder
alle Macht für sich (Frühsommer 1042) und heiratet auf Drängen
des Volkes am 12.6.1042 den Mann ihrer Wahl: Konstantinos
Monomachos. Danach ziehen sich beide, Zoe
bis zu ihrem Tod 1050, Theodora bis
zu ihrer Selbstherrschaft im Januar 1055 von der Politik zurück.
[80 Nach H. Bresslau, Jbb. Konrads II. Bd. 1 (1879,
Ndr. 1967) Seite 235 wollte KONRAD II.
für seinen Sohn die 989 geborene Theodora,
die ja auch anscheinend 1028 zuerst gefragt worden war (ebda. Seite 273).
Doch lehnt Theodora nach Georgios
Kedrenos (Wende 11./12. Jh. in seiner Kompilation aus Johannes Skylitzes
- MPgr. 122, Sp. 217) wegen zu naher Verwandtschaft die Heirat mit Romanos
ab
oder weil Romanos rechtmäßige
Gemahlin noch lebte. (Vgl. Psellos II,10). Das Angebot
Romanos III. an KONRAD II.
erinnert an 970, als Johannes Tsimiskes ebenfalls
eine eigene Verwandte als Braut anbot. (Vgl. RI 116 b und 140 a; Wipo,
Gesta Chuonr. C. 22).]
Zoe war im Gegensatz
zu Theodora zeitlebens ehe- und männerfreudig.
In ihre beginnenden Fünfziger fällt ihre noch heiße Liebesaffäre
mit Michael Paphlagon. Das könnte
dann bedeuten, dass sie in der Zeit ihrer Wechseljahr eine unerfüllte
Frau war. Dann aber wäre nach alledem es eben doppelt verwunderlich,
dass sie erstmals mit 50 geheiratet haben soll. Mag Zoe
auch vor 1028 Liebhaber gehabt haben, so schlösse das doch beim damaligen
Gesellschaftszustand in Byzant eine Ehe nicht aus. Das alles ist sehr merkwürdig.
Könnte auch für Zoe das Argument
des Erlebens von 1002 in Bari geltend gemacht werden? Läge das bei
Zoes fast übersteigerter Frömmigkeit sogar gar nicht
so abseits? So scheidet auch Zoe als
Braut OTTOS III. nicht völlig
aus.
Betrachtet man OTTOS
und seiner Berater Wunsch nach einer Porphyrogenneta einerseits
und das geschilderte Interesse andererseits, so spricht die größere
Wahrscheinlichkeit dafür, dass OTTOS
Braut 1001/02 Theodora war, die, von
diesem Erlebnis in Bari, wo sie als 12-jährige den Tod ihres 21-jährigen
Bräutigams erfuhr, so geprägt wurde, dass sie zeitlebens ehelos
blieb.
Literatur:
-----------
Browning Robert: Byzanz. Roms goldene Töchter.
Die Geschichte des Byzantinischen Weltreiches. Gustav Lübbe Verlag
GmbH Bergisch Gladbach 1982 Seite 92,94 - Erkens, Franz-Reiner:
Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich
Puset Regensburg 1998, Seite 115,152 - Ferdinandy Michael de: Der
heilige Kaiser. Otto III. und seine Ahnen. Rainer Wunderlich Verlag Tübingen
1969 Seite 273,275 - Gamillscheg Ernst: Zoe und Theodora als Träger
dynastischer Vorstellungen in den Geschichtsquellen ihrer Epoche, in Kaiserin
Theophanu. Begegnung des Ostens und Westens um die Wende des ersten Jahrtausends.
Gedenkschrift des Kölner Schnütgen-Museums zum 1000. Todesjahr
der Kaiserin. Herausgegeben von Anton von Euw und Peter Schreiner Köln
1991 Band II Seite 397-401 - Grote Hermann: Stammtafeln. Leipzig,
1877 - Isenburg Prinz W.K.von: Europäische Stammtafeln, Band
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