Konstantin VIII.                             Kaiser von Byzanz (961/1025-1028)
-------------------
961 11.11.1028
 

2. Sohn des Kaisers Romanos II. von Byzanz und der Theophano, Tochter von Schankwirt Anastaso; Bruder von Kaiser Basileios II.
 

Thiele, Andreas: Tafel 198
*************
"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband"

KONSTANTIN VIII.
---------------------------
* 961, 1028

Sohn des Kaisers Romanos II. von Byzanz

Kostantin VIII. folgte 976 zusammen mit seinem Bruder Basileios II., der ihn völlig zurückdrängte. Er ging seinen Neigungen nach, führte ein genüßliches Leben und folgte 1025 seinem Bruder als Allein-Herrscher. Er behielt seinen Lebensstil bei, womit der Reichsverfall begann. Das Kaisertum begann den Kampf gegen den Adel aufzugeben und wurde Exponent der jeweils herrschenden Adelskreise.



Konstantin VIII. wurde schon 961 von seinem Vater zum Mitregenten ernannt und war einflußloser Mitregent seines Bruders Basileios II. Auch während seiner Alleinherrschaft herrschten die Minister unumschränkt.

Norwich John Julius: Band II Seite 289,302,333-337
*****************
Byzanz. Der Aufstieg des oströmischen Reiches. Econ Verlag GmbH, Düsseldorf und München 1993 -

Mit dem Tod von Johannes Tzimiskes schien der Weg für die Machtübernahme der beiden jungen Söhne Romanos' II. endlich geebnet. Basileios war achtzehn und sein Bruder Konstantin sechzehn Jahre alt. Die beiden hätten sich kaum unähnlicher sein können. Während Konstantin damals wie später nie auch nur das geringste Interesse für Politik und Staatsführung bekundete und am liebsten sich selbst und seinen leicht unappetitlichen Neigungen überlassen blieb, beeindruckte Basileios durch seine Aufgewecktheit, seine rasche Auffassungsgabe und seine offenbar unerschöpfliche Energie.
Im März 989 wurde umgehend ein Kontingent für einen Entlastungsangriff vorausgeschickt. Es stand - eher unerwartet - unter dem Befehl von Basileios' Bruder und Mit-Kaisers Konstantin; soviel wir wissen, war dies das einzige Mal in seinem langen Leben, dass dieser unzulängliche Prinz ein Heer ins Feld führte.
Der 65 Jahre alte Witwer Konstantin VIII., der sich nach dem Tod seines Bruders Basileios II. nun als alleiniger Herrscher von Byzanz sah, war von seinem Bruder so verschieden, wie man sich nur denken kann. Körperlich besaß er alle Vorzüge: er war von hohem, ebenmäßigem Wuchs, Basileios dagegen klein und gedrungen gewesen; dazu bewegte und benahm er sich mit natürlicher Anmut. Als ausgezeichneter Pferdekenner liebte er insbesondere die Jagd und den Zirkus leidenschaftlich und pflegte aus diesem Grund auch seine eigenen Pferde grundsätzlich selbst zu trainieren. In seiner Jugend hatte er aktiv athletische Wettkämpfe bestritten, im Laufen, Ringen, Speerwerfen und anderem mehr, was lange Zeit aus der Mode gekommen war, er jedoch wieder populär machte. Als er nun den Thron bestieg, lag, das versteht sich fast von selbst, diese sportliche Phase längst hinter ihm. Da er jahrelang Raubbau an seinen Kräften betrieben hatte, war seine Gesundheit angegriffen. Er litt so schwer an chronischer Gicht, dass er sich in den letzten Jahren kaum auf den Füßen halten konnte. Trotzdem blieb er bis zum Ende eine imposante Erscheinung. Wie sein Bruder hatte er wenig formelle Ausbildung genossen, sich jedoch aufgrund seiner lebhaften intellektuellen Neugier einen Anflug von Bildung erworben - zwar nur gerade "ausreichend für ein Kind", schnaubt Psellos, doch sie ermöglichte es ihm, vor auswärtigen Gesandten zu bestehen, vermochte er sie doch offenbar bestens zur Geltung zu bringen. Wer zum ersten Mal eine Audienz bei ihm erhielt, war in der Regel von seiner bemerkenswerten Eloquenz beeindruckt; sie wirkte um so nachhaltiger, als ihm eine wohltönende Sprechstimme zu eigen war. Seine Rede sprudelte so lebhaft, dass die Sekretäre eine Kurzschrift entwickeln mußten, um mit seinem Diktat Schritt halten zu können.
Mit diesen Vorzügen ausgestattet, hätte der Kaiser eigentlich eine ausgezeichnete Figur abgeben müssen - und auch können. Warum aber gestaltete sich dann seine Regierung von knapp drei Jahren so katastrophal? Wohl in erster Linie deshalb, weil ihm jegliche Moral offenbar fern lag. Da er Angst vor der eigenen Macht hatte und spürte, dass er damit nicht umgehen konnte, reagierte er auf die kleinste Herausforderung mit hirnloser Grausamkeit. Er glaubte jedem Gerücht, und da er Prozesse wie Konfrontationen fürchtete, ließ er Hunderte von Unschuldigen sofort hinrichten oder verstümmeln. Er bevorzugte als Strafart die Blendung. Er habe eine wahre Vorliebe für diese Form der Tortur gehegt, schreibt Zonaras, da sie die Deliquenten ausschalte und hilflos mache, ohne ihnen das Leben zu nehmen. In Konstantinopel kursierte der sarkastische Ausdruck von der "göttlichen Milde des Kaisers": sein Hang, sich im nachhinein einer Reueorgie hinzugeben, in Tränen aufgelöst die Arme um die ihres Augenlichts beraubten Opfer zu schlingen und sie um Vergebung zu bitten, vermochte seine Beliebtheit aber auch nicht gerade zu steigern.
Von einem Mann, der den Annehmlichkeiten des Lebens geradezu verfallen war - wenn er die Würfel in der Hand hielt, vergaß er laut Psellos alle anderen Angelegenheiten der Welt, wie wichtig sie auch sein mochten -, wäre zu erwarten gewesen, dass er auf eine besonders sorgsame Wahl der engsten Ratgeber und Vertrauten achtgab, denen er ja das aufreibende Geschäft des Regierens dann vielleicht getrost hätte überlassen können. Falls Konstantin allerdings je glaubte, in diesem Sinne zu handeln, stellen seine diesbezüglichen Entscheidungen seiner Menschenkenntnis kein gutes Zeugnis aus. Die außerordentlich wichtigen Positionen des Parakoimomenos und Domestikos (Oberbefehlshaber) im Osten legte er in die Hände seines obersten Kämmerers, des Eunuchen Nikolaos. Einen weiteren Eunuchen namens Symeon und bis dahin ein kleiner Palastfunktionär ernannte er zum Polizeichef von Konstantinopel. Und ein dritter namens Eustathios stieg ebenfalls aus niedriger Stellung auf; ihm unterstanden alle ausländischen, das heißt "barbarischen" Söldner der kaiserlichen Garde. Ein vierter, ein berüchtigter Schläger namens Spondylos, wurde Fürst von Antiochia, Burgvogt der größten und strategisch bedeutsamsten Festung des Reichs und oberster Schutzherr der vor kurzem durch Eroberungen erweiterten südlichen Grenze gegen die sarazenischen Horden.
Nur eine byzantinische Klasse hatte nichts gegen die Schwäche des neuen Regimes einzuwenden: die anatolische Aristokratie. Sie reagierte solgleich mit einem Putsch, jagte Konstantin davon und ersetzte ihn durch einen Kaiser von ihren Gnaden. Törichterweise versuchte jeder sein eigenes Süppchen zu kochen, statt mit den anderen gemeinsam zu handeln. Da außerdem der größte Teil des Heeres von Basileios loyal zu dessen Bruder stand, verlief dieser Putsch deshalb zunächst im Sand. Insgesamt fiel all dies jedoch nicht ins Gewicht: da der Kaiser sich ihren Forderungen nicht zu widersetzen vermochte, fielen binnen weniger Monate die verhaßten Landgesetze dahin. Einmal mehr stürzten sich "die Mächtigen" auf ihre einstmaligen Landgüter, rissen jeden Morgen Landes an sich, dessen sie habhaft werden konnten, und die armen landbesitzenden Bauernfamilien konnten sehen, wo sie blieben. Ihre Nöte verschlimmerten sich zusätzlich durch ein Jahrzehnt der Dürre und Einfälle von Heuschreckenschwärmen, und viele mußten elediglich verhungern. Wie schon einmal im 6. Jahrhundert wurde aus Kleinasien ein Land der Latifundien, der riesigen Landgüter im Besitz von Adelsfamilien, die dort selbst nicht lebten und sie von Leibeigenen bewirtschaften ließen.
In all dieser Zeit führte Konstantin VIII. fröhlich seine alten Gewohnheiten weiter: jagen, Feste feiern, spielen, Zechgelage mit Kumpanen und Orgien mit Konkubinen; er ergötzte sich an obszönen Aufführungen in seinem Privattheater und experimentierte - als passionierter Gourmet mit Pferdemagen - mit immer raffinierteren Saucen, nur den Staatsgeschäften entzog er sich, so gut es ging. Solch ein Leben konnte indes nicht ewig währen. Am 9. November 1028 zog er sich eine tödliche Krankheit zu. Da erst verwandte er einen Gedanken auf die Frage, die das Volk von Konstantinopel schon seit langem geplagt haben muß: wer sollte ihm nachfolgen? Wie schon im vorangegangenen Kapitel dargelegt, hatte ihm seine Frau keine Söhne hinterlassen. Die älteste seiner drei Töchter hatte sich schon lange dem religiösen Leben geweiht; die zweite, Zoe, war einmal ganz nahe daran gewesen zu heiraten, hatte aber bei der Ankunft in Italien ihren Bräutigam OTTO III. tot vorgefunden. Das Ereignis lag bereits 26 Jahre zurück, und seit der Zeit führte sie ein zurückgezogenes Leben in den Frauengemächern des kaiserlichen Palastes in Gesellschaft ihrer jüngeren Schwester Theodora. Diese war weit intelligenter, aber weniger attraktiv, und Zoe verstand sich mit ihr offenbar überhaupt nicht. Obwohl erst Mitte 40, zeigte Theodora bereits ausgesprochen altjüngferliche Züge. Zoe dagegen, die auf die 50 zuging und wohl keine Kinder mehr bekommen konnte, malte sich noch immer aus, was sie durch die Ehe, die ihr nie vergönnt gewesen war, alles hätte erreichen können und sehnte sich nach Befreiung aus ihren goldenen Käfig im Palast. Sie wußte jedoch - und das gereichte ihr zum Trost -, dass diese Befreiung früher oder später erfolgen mußte, war sie doch die Erbin ihres Vaters, so dass das kaiserliche Diadem, wenn auch nicht an sie, so zumindest über sie auf einen Ehemann übergehen würde. Es blieb nur die Frage, wer der Betreffende denn sein sollte. In den heißen Diskussionen am Lager des sterbenden Konstantin tauchte zunächst der Name des Patrikios Konstantin Dalassenos auf, Mitglied einer der wenigen Familien der "Mächtigen", die stets loyal zur makedonischen Dynastie gehalten hatten. Man sandte also einen Boten, um ihn umgehend nach Konstantinopel zu beordern. Doch kaum sprach sich die Kunde davon in der Verwaltung von Konstantinopel herum, brach umgehend ein wahrer Proteststurm los, so dass der Kaiser, selbst auf dem Sterbelager noch furchtsam, augenblicklich nachgab. Ein zweiter Bote jagte dem ersten mit der Instruktion nach, Dalassenos abzufangen und ihm mitzuteilen, er brauche die Reise nicht fortzusetzen. Mittlerweile hatte die Verwaltung einen eigenen Kandidaten vorzuschlagen: den etwas über 60-jährigen Senator Romanos Argyros. Er erschien als geradezu idealer Thronprätendent. Nur war er leider schon glücklich verheiratet. Konstantins Meinung stand jedoch bereits fest; außerdem durfte keine Zeit mehr vergeudet werden. Der Senator und seine Frau wurden auf der Stelle verhaftet. Man brachte sie vor den Kaiser und stellte sie schlicht vor die Wahl: entweder sie ließen sich augenblicklich scheiden, so dass Romanos Zoe heiraten konnte - in diesem Falle sollte er Cäsar und später Basileus werden -, oder er mußte sein Augenlicht drangeben.
Psellos behauptet, all dies sei nur Theater gewesen, und mit etwas Courage hätte Romanos den Kaiser ohne weiteres in die Enge treiben und unbehelligt mit seiner Frau für den Rest des Lebens zusammenbleiben können. Das klingt jedoch unwahrscheinlich. In den letzten drei Jahren hatte Konstantin bewiesen, dass er noch zu weit größeren Brutalitäten fähig war. Auch war das Problem der Eheschließung Zoes, das heißt der Nachfolge, höchst dringlich geworden und ließ sich keinesfalls länger hinauszögern. Dem alten Ehepaar ist jedenfalls nachzusehen, dass es kein Risiko einging. Romanos Argyros hing offenbar wirklich an seiner Frau; jedenfalls war er wie gelähmt; sie jedoch zögerte keinen Augenblick, sondern soll sich unter Tränen das Haar geschoren und sich bereit erklärt haben, um seinetwillen ins Kloster einzutreten, was denn auch sogleich geschah. Schon am nächsten Tag, dem 10. November, wurde Romanos, wenn auch widerstrebend, in der Pfalzkapelle des Palastes mit Zoe verheiratet. Am 11. November stand er am Bett seines Schwiegervaters, als dieser sein Leben aushauchte, und am 12. November wurde er als Romanos III. neben der strahlenden Zoe auf den Kaiserthron gesetzt.
 
 
 
 

  oo Helene Alypina
       um 955/60 998?
 
 
 
 

Kinder:

  Zoe
  978 1050

  Theodora
  um 980 31.8.1056

  Eudokia Nonne
  um 975 nach 1001
 
 
 
 

Literatur:
-----------
Browning Robert: Byzanz. Roms goldene Töchter. Die Geschichte des Byzantinischen Weltreiches. Gustav Lübbe Verlag GmbH Bergisch Gladbach 1982 Seite 90 - Die Begegnung des Westens mit dem Osten, hg. von Odilo Engels und Peter Schreiner, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1993, Seite 116, 122,124,352 - Eickhoff Ekkehard: Theophanu und der König. Otto III. und seine Welt. Klett-Cotta Stuttgart 1996 Seite 64,321 - Erkens Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1998 Seite 114 - Ferdinandy Michael de: Der heilige Kaiser. Otto III. und seine Ahnen. Rainer Wunderlich Verlag Tübingen 1969 Seite 104,265,272 - Grote Hermann Stammtafeln. Leipzig, 1877 - Isenburg Prinz W.K.v. Europäische Stammtafeln, Band II, Tafel 141 - Norwich John Julius: Byzanz. Der Aufstieg des oströmischen Reiches. Econ Verlag GmbH, Düsseldorf und München 1993  Band II Seite 289,302,333-337 - Runciman, Steven: Geschichte der Kreuzzüge, Sonderausgabe in 1 Band Verlag H.C. Beck München 1978 Seite 36 - Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan: Otto III. Heinrich II. Eine Wende? Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997 Seite 309 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 255,338 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 198 - Wolfram Herwig: Kaiser Konrad II. Kaiser dreier Reiche. Verlag C.H. Beck München 2000 Seite 218-220 -