Tochter des Schankwirtes Krateros
Lexikon des Mittelalters: Band VII Spalte 999
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Romanos II., byzantinischer Kaiser 959-963
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* wohl 937 (vielleicht auch 938/39), †
15. März 963
Konstantinopel
Sohn Konstantins VII.
und der Helene Lakapene, auf den Namen
des regierenden Kaisers und Großvaters mütterlicherseits getauft,
wurde aus politischen Gründen bereits 944 mit
Bertha (Eudokia), Tochter Hugos von
Arles und Vienne, des Königs von Italien, verheiratet
und 945 zum Mit-Kaiser gekrönt. Nach dem Tode Berthas
heiratete er 956 die Schankwirtin Anastaso, die den Hofnamen
Theophano die Ältere erhielt, und übernahm am 9. November
959 die Herrschaft. Er starb, so Skylitzes, an den Folgen eines
ausschweifenden Lebens oder durch Gift.
ROMANOS
II.
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* 940, † 963 ermordet
1) oo BERTHA
D' ARLES, uneheliche Tochter König Hugos von Italien
†
2) oo 1. THEOPHANU, Tochter eines Schankwirtes
† um 990
berüchtigt und intrigant
963
2. oo NIKEPHOROS
II. PHOKAS
† 969
Tinnefeld Franz: Seite 251
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"Die Braut aus Byzanz - Fragen zu Thephanos Umfeld unf
gesellschaftlicher Stellung vor ihrer abendländischen Heirat."
Die im Kontext mit unserer Theophano wichtigste Trägerin des Namens war aber die fünfte in der Reihe, eine Frau niederer Herkunft, die ursprünglich Anastaso hieß und als Schankwirtin tätig gewesen war. Romanos II., der Sohn Konstantins VII., nahm sie zur Frau, einige Zeit, nachdem seine erste Gattin Berta Eudokia, illegitime Tochter des KAROLINGERS Hugo von der Provence [Persönlicher Einwurf: Hugo von Arles war nur über seine Mutter Berta mit den KAROLINGERN verwandt.], im Jahr 939, noch im Kindesalter, gestorben war [20 Zur Person der Anastaso-Theophano vgl. Charles Diehl, Figures byzantines, I, Paris 1930, 217-243; Spottverse auf sie edierte G. Morgan (wie Anmerkung 12)]. Die Hochzeit mit ihr erfolgte zwischen 954 und 957 [21 Spätestens seit Gustave Schlumberger, Un empereur de Byzance au dixieme siecle, Necephore Phocas, Paris 1890, 6, wiederholt in: Derselbe, L'epopee byzantine a la fin du 10me siecle, Paris 1896, 328, A 2, datiert man diese Heirat allgemein auf etwa 956, allerdings ohne zwingende Begründung. Würde man mit Theophanes Continuatus 469, 10 annehmen, daß Basileios beim Tod seines Großvaters Konstantin (15.11.959) ein Jahr alt war, dann wäre Basileios im Jahre 958 geboren, und die Heirat könnte im Jahr 957 stattgefunden haben. Auf einen früheren Ansatz der Heirat käme man, wenn man entweder mit Poppe (siehe oben Anmerkung 3) eine vor Basileios geborene Tochter Helene annähme oder auch, wenn man dem Ansatz der Geburt des Basileios bei Skylitzes und Psellos mehr vertraute. Skylitzes (wie Anmerkung 19), 240, 82-86 erwähnt die Heirat des Romanos mit Theophano bereits im Zusammenhang mit dem Tod der ersten Gattin, Berta-Eudokia (949); diese Stelle kann daher für eine Datierung der Heirat nicht herangezogen werden, da eine alsbaldige Wiederverheiratung des erst im Jahre 939 geborenen Romanos, also im Alter von 10 Jahren, nicht anzunehmen ist. Nach Skylitzes 369, 16 hatte Basileios II. siebzig Jahre gelebt, als er im Jahre 1025 starb, wäre also 955 geboren. Als Basileios im Janaur 976 Johannes I. Tzimiskes in der Herrschaft ablöste, hatte er nach demselben Skylitzes (314, 52f.) das zwanzigste Lebensjahr vollendet, was dem Ansatz 955 entspräche. Dasselbe bestätigt Psellos (Michele Psello, Imperotori di Bisanzio, ed. Salvatore Impellizzeri, Fondazione Lorenzo Valla 1984, I, Seite 54, lib. I, § 37,3-6), der Basileios allerdings irrigerweise ab 976 noch weitere 52 (statt 49) Jahre leben läßt. Wäre also Basileios statt im Jahr 958 bereits 955 geboren, dann hätte die Heirat bereits 954 oder spätestens Anfang 955 statgefunden. Es besteht also sowohl für das Geburtsdatum des Basileios wie für das Heiratsdatum des Romanos mit der Theophano keine endgültige Sicherheit. Kritische Überlegungen zur traditionellen Datierung der Heirat Romanos' II. mit Anastaso-Theophano auf 956 finden sich auch bei A. V. Nazarenko, Wann reiste die Fürstin Olga nach Konstantinopel? (russ.), Vizantijskij Vremennik 50 (1989) 66-83, hier 77-79. Er weist darauf hin, daß nach dem Tod der ersten Gattin Romanos' II. (949) für einige Jahre das Projekt OTTOS I. zur Debatte stand, diesen byzantinischen Thronfolger mit seiner Nichte Hadwiga zu verheiraten. Nazarenko nimmt an, daß deren Hochzeit mit dem Schwaben-Herzog Burchard II. Ende 954 möglicherweise eine Reaktion auf die Verheiratung des Romanos mit Anastaso-Theophano einige Zeit zuvor (also 953/54) war, durch die eine dynastische Verbindung mit Byzanz ausschied. Er gelangte also mit anderen Überlegungen zu einem ähnlichen frühesten Heiratsdatum wie ich, diskutiert aber nicht das Geburtsdatum des Basileios, sondern sucht auf dieser Basis mit neuen Argumenten die These Poppes (siehe Anmerkung 3) für die Existenz einer ältesten Tochter des Romanos mit Namen Helene zu verteidigen, die jedenfalls vor Basileios geboren sein müßte. In Anbetracht des aus Skylitzes (wie Anmerkung 19) 253,32 zu erschließenden Geburtsjahres Romanos' II. (939) möchte ich allerdings als Hochzeitstermin eher 955 (als Romanos wenigstens 16 Jahre alt war) denn 953/54 ansetzen, zumal es sich ja nicht um eine dynastische Heirat handelte. So bleibt der von Nazarenko angenommene Anlaß für Hadwigs Hochzeit mit Burchard doch fraglich.]. Diese Theopano wurde die Mutter der erwähnten pupurgeborenen Abkömmlinge ihres Gatten und übte am Kaiserhof von Byzanz bald beherrschenden Einfluß aus. Als Romanos II. 963 starb, waren die beiden Söhne noch im Kindesalter, und Theophano übernahm die Regentschaft. Doch bald verständigte sie sich mit dem im Kampf gegen die Araber erfolgreichen General Nikephoros Phokas, der, von seinen Trupppen in Kappadokien zum Kaiser ausgerufen, am 16.8.963 in der Hagia Sophia zu Konstantinopel die Kaiserkrone empfing, durch eine eheliche Verbindung mit Theophano gleichsam in die makedonische Dynastie einheiratete und so der Stiefvater der beiden purpurgeborenen Prinzen und der Prinzessin Anna wurde. Allerdings verlor Theophano bald die Lust an ihrem zweiten Gatten, was man besser verstehen kann, wenn man seine, allerdings gehässige, Beschreibung durch Liutprand von Cremona liest. Danach war er klein von Gestalt, dunkelhäutig, hatte einen dicken Kopf mit winzigen Maulwurfsaugen, der fast ohne Hals in den Rumpf überging, trug einen kurzen, dichten, graumelierten Bart und langes Haar; sein Körper war disproportoniert; der magere Steiß kontrastierte zu seinem fetten Bauch und seine zu langen Beine zu seinem kurzen Rumpf; im ganzen ein Mann, dem man nach einem Wort Juvenals nicht im Dunklen begegnen möchte, wie jedenfalls Liutprand meint. Zudem war sein ausgesprochener Hang zur Bigotterie und zu asketischer Lebensweise dem Eheleben nicht gerade förderlich. Kurz, die lebenslustige Kaiserin suchte sich bald einen besseren Liebhaber und glaubte ihn in Johannes Tzimiskes gefunden zu haben. So fiel Kaiser Nikephoros im Dezember 969 einem Mordanschlag des Liebespaares zum Opfer. Doch reichte der erfolgreiche Usurpator seiner Geliebten nicht, wie sie gehofft hatte, die Hand zu ihrem dritten Ehebund. Das verhinderte der einflußreiche Patriarch Polyeuktos, der dafür sorgte, daß die Ehebrecherin aus dem Palast verwiesen wurde und die Handlanger bei der Ermordung des Nikephoros bestraft wurden. Statt der Theophano heiratete Tzimiskes Theodora, eine Schwester Romanos' II., um ähnlich wie sein Vorgänger durch Ehe in Verbindung zur makedonischen Dynastie zu gelangen.
Ferdinandy Michael de: Seite 265,267,269,275,286
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"Der heilige Kaiser. Otto III. und seine Ahnen."
Romanos' Gattin
war vor ihrer Heirat mit dem Erben des Thrones vom Osten vielleicht nicht
gerade eine Prostituierte, gewiß aber niedrigster Herkunft,
Tochter eines gemeinen Schenkwirts namens Krateros in den Vorstädten
der Hauptstadt. Damals hieß sie noch Anastaso. In einer Schenke
oder auf der Gasse fand sie der junge Romanos,
verliebte sich in sie und heiratete sie noch vor dem Ableben seines
Vaters,
Konstantins VII. Der finstere
Haß der Emporkömmlingin glühte in der Seele dieser schönen
jungen Frau. Nun hieß sie "die von Gott Offenbarte": Theophano.
Als einzige Herrin wollte sie im Heiligen Palast von Konstanopel herrschen.
Alle mußten ihr weichen, ihr Schwiegervater voran, ihr junger Gatte
zuletzt. Ein wichtiger Zeuge zumindest besteht in der Person des immer
sehr gut informierten Historiographen Leon Diakonos für die
Urheber schaft der Theophano am Tod
des Konstantinos Porphyrogennetos und
am frühzeitigen Ableben Romanos' II.
Über jeden Zweifel erhaben, steht aber fest, daß sie es war,
die die Klosterhaft ihrer Schwiegermutter und der fünf Schwestern
ihres Gatten bei diesem durchsetzte. Zur Witwe geworden, hätte sie
vielleicht die Regierung im Namen ihrer beiden Söhne noch zarten Alters,
Basilios' II. und Konstantins
VIII., an sich gerissen, wäre ihr nicht der allmächtige
Minister, der Eunuch Joseph Bringas im Weg gestanden. Um diesen
loszuwerden, verband sie sich mit dem kaiserlichen Feldherrn
Nikephoros Phokas, der 912 geboren, etwa dreißig Jahre älter
sein mochte als sie.
Nikephoros Phokas
betrat die Stadt, ließ sich krönen und - heiratete die blutjunge
Kaiserin-Witwe "die auffallend schön und geradezu eine Helena
war". Seine Freunde, die Mönche, rieten ihm zu dieser Ehe - "sie fürchteten
nämlich, daß er sich einem ausschweifenden Wohlleben ergeben
und unerlaubten Genüssen frönen könnte" -, dann aber, als
sie sahen, daß er "alles seiner Gemahlin schenkte", erhob sich unter
ihnen schnell eine Gegenstimmung, und sie wurden ihm feind. Aber gefesselt
durch die Reize der schönen Theophano und
durch seinen eigenen Ehrgeiz, war er nicht mehr Herr seiner selbst wie
früher.
Nachdem die Stimmung unter dem Mönchtum gegen ihn
umgeschlagen war, entdeckte man plötzlich, daß der Kaiser Witwer,
die Kaiserin Witwe war, als sie die Ehe eingingen, Nikephoros
sogar Pate der Kinder seiner Frau. Die Ehe galt als unkanonisch,
sogar inzestuös.
Die Kaiserin aber, die nur zu deutlich erkannte, daß
Nikephoros
sie, obwohl er ihr "über Gebühr zugetan war und ganz im Banne
ihrer Schönheit stand", durch seine starke Herrschernatur in Sachsen
der Regierung immer emhr in den Hintergund drängte, hatte mit
Johannes Tzimiskes schon vor seiner Verbannung ein Liebesverhältnis
angeknüpft. Da er Theophano nun
entrissen werden sollte, bot sie verzweifelt ihren ganzen Einfluß
auf Nikephoros auf, um den Geliebten
eine vornehme Frau als Gemahlin zu suchen - wieder an ihre Seite haben
zu können.
Nun verstand Theophano,
den Ehrgeiz ihres Liebhabers je länger desto mehr auf dieses Ziel
zu lenken. Durch die Ungerechtigkeit der Verbannung erhielt dieser eine
Rechtfertigung; durch Theophanos Einfluß
auch seine Richtung. Johannes beschloß,
seinen Onkel zu beseitigen, ihm sein Kaiserreich und seine Kaiserin zu
nehmen.
Johannes, "als er
den Bescheid vernahm", verbannte die betrogene Betrügerin,
Theophano, ohne einen Augenblick zu
zögern, in ein Kloster auf der nahen Prinzeninsel und dann in ein
anderes im fernen Armenien.
Sie war es aber auch, die den Schicksalswandel des Johannes
Tzimiskes herbeiführte. Er jedoch war stark genug, sich
ihr zu entreißen und führte dadurch hinwiederum ihren Schicksalsverlust
herbei: Als sie nach Johannes' Tod
976 von ihrem nun regierenden Sohn Basilios
II.
nach Byzanz zurückgeholt wird, schon ist es um die
Fünfunddreißigjährige geschehen. Gebrochen, erloschen vegetiert
sie noch einige Jahre am Hofe ihrer Söhne dahin. Man weiß nicht
einmal, wann sie gestorben ist.
957
1. oo Romanos II. Kaiser von Byzanz
939 † 15.3.963
20.9.963
2. oo 2. Nikephoros II. Phokas Kaiser von Byzanz
912 † 10.12.969
4 Kinder:
1. Ehe
Basileios II.
959 † 15.12.1025
Konstantin VIII.
961 † 11.11.1028
Anna
13.3.963 † um
1011
988
oo 3. Wladimir Großfürst von Kiew
956 † 15.7.1015
Helene ?
†
Literatur:
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Browning Robert: Byzanz. Roms goldene Töchter.
Die Geschichte des Byzantinischen Weltreiches. Gustav Lübbe Verlag
GmbH Bergisch Gladbach 1982 Seite 89 - Die Begegnung des Westens
mit dem Osten, hg. von Odilo Engels und Peter Schreiner, Jan Thorbecke
Verlag Sigmaringen 1993, Seite 16, 25,122 - Eickhoff Ekkehard: Theophanu
und der König. Otto III. und seine Welt. Klett-Cotta Stuttgart 1996
Seite 27 - Ferdinandy Michael de: Der heilige Kaiser. Otto III.
und seine Ahnen. Rainer Wunderlich Verlag Tübingen 1969 Seite 265,267,269,275,286
- Norwich John Julius: Byzanz.
Der Aufstieg des oströmischen Reiches. Econ Verlag GmbH, Düsseldorf
und München 1993 Band II Seite 220,231-234,241-245,260-263,266 -
Thiele,
Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser
Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 197 - Tinnefeld
Franz: Die Braut aus Byzanz - Fragen zu Thephanos Umfeld unf gesellschaftlicher
Stellung vor ihrer abendländischen Heirat. in: Wolf, Gunther:
Kaiserin Theophanu. Prinzessin aus der Fremde - des Westreichs Große
Kaiserin, Böhlau Verlag Köln/Weimar/Wien 1991 Seite 251 - Wies
Ernst W.: Otto der Große. Kämpfer und Beter. Bechtle Verlag
Esslingen 1989 Seite 254,258 -