Begraben: St. Peter im Schwarzwald
Jüngerer Sohn des Herzogs
Konrad I. von Zähringen und der Clementia
von Luxemburg-Namur, Tochter von Graf Gottfried
Lexikon des Mittelalters: Band VII Spalte 1081
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Rudolf von Zähringen, Bischof von Lüttich seit
1167
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* zw. 1130 und 1135, + 5. August 1191
Herdern bei Freiburg
Begraben: St. Peter im Schwarzwald
Sohn Herzog Konrads von Zähringen und Clementias von Namur, Schwester Graf Heinrichs von Namur und Luxemburg
Für die geistliche Laufbahn bestimmt, besuchte er die Mainzer Kathedrale. Nach dem gewaltsamen Tod Erzbischof Arnolds 1160 erhoben die Mainzer Bürger Rudolf von Zähringen zu dessen Nachfolger, doch erkannte Kaiser FRIEDRICH I. die Wahl nicht an; auf dem Konzil von Lodi 1161 wurde Rudolf exkommuniziert. Hierauf sandte sein Bruder, Herzog Berthold IV. von Zähringen, zum französichen König Ludwig VII. mit der Bitte um Unterstützung seines Anliegens bei Papst Alexander III. Damals befanden sich die staufisch-zähringischen Beziehungen an einem Tiefpunkt, so dass ein Mainzer Pontifikat Rudolfs, der den zähringischen Einfluß im Reich erheblich verstärkt hätte, für FRIEDRICH I. nicht in Frage kam. Nachdem sich das Verhältnis der beiden Häuser um die Mitte der 60-er Jahre entspannt hatte, stand der Erhebung Rudolfs zum Bischof von Lüttich nichts mehr im Wege; sie kann als Entschädigung für die in Mainz erfahrene Kränkung gelten. Zudem kam die zähringische Position in Lüttich Herzog Berthold IV. gelegen, der im Raum zwischen Mosel und Nordsee territorialpolitische Ziele verfolgte; 1171 wurde der Übergang Trierer Kirchenlehen von Rudolfs Onkel Graf Heinrich von Namur, auf Berthold IV. und seinen Sohn vertraglich geregelt. Während sich infolge der Begünstigung Graf Balduins V. von Hennegau durch FRIEDRICH I. in den 80-er Jahren verschlechterte, nahm Rudolf weiter das Interesse seiner Familie am Bistum Lüttich wahr, indem sein Großneffe Konrad von Urach 1184 ein Kanonikat an der Kathedrale St. Lambert erhielt, vermutlich mit dem Ziel seiner Nachfolge auf dem Bischofsstuhl. Mit der Anniversarstiftung für seine Familie 1187 in der Lütticher Kirche St. Jakob sicherte Rudolf die dortige zähringische Memoria. Als Kirchenfürst versuchte Rudolf, die Besitzungen des Hochstifts, zum Teil mit militärischem Erfolg (Feldzug gegen den Grafen von Loon 1179), zusammenzuhalten, andererseits wurde gegen ihn der Vorwurf der Simonie erhoben. Dies mag der Grund dafür gewesen sein, dass sich Rudolf 1188 von dem in Lüttich predigenden Kardinal Heinrich von Albano zur Teilnahme am Kreuzzug FRIEDRICHS I. bewegen ließ. Am 11. Mai 1189 brach Rudolf von Zähringen mit seinem Heer von Regensburg auf und zog bis zur Belagerung Akkons mit. Auf dem Rückweg vom Heiligen Land im Sommer 1191 starb Rudolf auf seiner Besitzung Herdern und wurde im zähringischen Hauskloster St. Peter beigesetzt. Von Rudolf von Zähringen stammt wahrscheinlich die Freiburger Reliquie des heiligen Lambert, der zum Patron der Stadt wurde. Auch das sogenannten Krönungsrelief im bertholdinischen Freiburger Münster ist neuerdings Rudolf zugeordnet und als Memorialbild gedeutet worden.
Literatur:
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J.-L. Kupper, R., Bf. v. Lüttich (1167-1191): Ein
Zähringer im Maasraum (Die Zähringer in der Kirche des 11. und
12. Jh., hg. K.S. Frank, 1987) - Die Zähringer. Anstoß und Wirkung,
hg. H. Schader-K. Schmid, 1986 - A. Reinle, Zur Deutung des roman. Krönungsreliefs
im Münster zu Freiburg i. Br. (Die Zähringer. Schweizer Vorträge
und neue Forsch.en, hg. K. Schmid, 1990).
Rudolf von Lüttich (Nrn. 161-178)
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Ende des Jahre 1167 bestieg Rudolf,
Bruder Berthold IV., den Bischofsstuhl des heiligen Lambert von Lüttich.
Dieses Ereignis war nicht das Ergebnis eines Zufalls.
Rudolf, ungefähr
1130-1135 geboren, war der Sohn Konrads von Zähringen und Clementias
von Namur; mütterlicherseits war er der Neffe Heinrichs des Blinden,
Graf von Namur und von Luxemburg (+ 1196). Dieser letztere versuchte in
den 60-er Jahren des 12. Jahrhunderts, das Bistum Lüttich, das den
mittleren Lauf der Maas kontrollierte, wieder unter seinen Einfluß
zu bringen. Überdies erforderte die Konzeption der kaiserlichen Politik
im Jahre 1167 eine feste Allianz zwischen Kaiser
FRIEDRICH BARBAROSSA und Herzog Berthold IV. Unter diesen Bedingungen
bereitete die Einsetzung eines ZÄHRINGERS als Bischof in Lüttich
keine Schwierigkeiten mehr. Ein einfacher Bericht der Ereignisse kann dies
verdeutlichen: 1160 hatte der spätere Bischof von Lüttich,
Rudolf,
der damals in Mainz studierte, den dortigen erzbischöflichen Stuhl
besteigen wollen. Der Versuch scheiterte. Zu dieser Zeit nämlich versuchte
BARBAROSSA mit allen Mitteln, der Gefahr, welche die Macht der
mit den WELFEN verbündeten ZÄHRINGER für das Kaisertum
bedeutete, zu begegnen. Der Kaiser wollte ihnen die Kirche von Mainz nicht
preisgeben, weil deren politische Bedeutung beträchtlich war. Im Unterschied
dazu besiegelte die Lütticher Wahl von 1167 die Aussöhnung der
STAUFER mit den ZÄHRINGERN
und glich gewissermaßen den Verlust ders Erzbistums Mainz aus. Rudolf
von Zähringen wurde in Wirklichkeit Bischof von Lüttich,
weil er in Mainz gescheitert war.
Die Aussöhnung gehörte ursprünglich zu
einem ehrgeizigen politischen Programm, das - auf Zeit - auf die Installation
der ZÄHRINGER zwischen Mosel und Nordsee abzielte.
1171 wurde nämlich ein Vertrag aufgesetzt, der vorsah,
dass beim Tode des Grafen Heinrich von Namur-Luxemburg sein Neffe, Herzog
Berthold IV. von Zähringen, alle Lehen, die sein Onkel von der
Trierer Kirche besaß, erhalten sollte. Bischof
Rudolf von Lüttich und BARBAROSSA
selbst traten damals als Bürgen dieses wichtigen Übereinkommens
auf, mit dem das Vordringen der ZÄHRINGER in dem Maas-Mosel-Raum
begünstigt werden sollte (Nr. 163).
Aber Berthold IV. ließ es nicht allein bei den
Trierer Lehen bewenden. Einige Jahre später, 1183, als Bischof
Rudolf für seinen Teil zugunsten des Grafen Balduin V.
von Hennegau (+ 1195) - ein anderer Neffe Heinrichs des Blinden - auf alle
Erbrechte des Grafen von Namur-Luxemburg verzichtete (Nr. 165), heiratete
der Herzog von Zähringen (Bertold
IV. oder Bertold
V.) Ida,
die Erbin des Grafen von Boulogne und richtete damit für einige Zeit
sein Interesse auf dieses Territorium an der Ärmelküste. Zur
selben Zeit erhob Bertold IV. Ansprüche auf die Erbschaft von
Namur oder zumindest auf den wichtigsten Teil dieser riesigen Besitzungen.
Währenddessen aber hatten sich die Beziehungen zwischen den ZÄHRINGERN
und BARBAROSSA von neuem verschlechtert,
denn seit dem Sturz Heinrichs des Löwen (1180) konnte Kaiser
FRIEDRICH seine Politik mit geringerer Rücksichtnahme auf
mächtige Reichsfürsten verfolgen. 1184 zögerte BARBAROSSA
nicht, dem Grafen Balduin V. von Hennegau die Gesamtheit der Lehen, die
der Graf von Namur vom Kaiserreich zu Lehen besaß, zuzusprechen (Nr.
168). Balduin wurde von nun an der Hauptvertreter kaiserlicher Politik
in Nieder-Lothringen. 1186 starb Bertold IV. und fünf Jahre später
folgte ihm Bischof Rudolf ins Grab.
Mit diesen beiden nehmen auch alle politischen Pläne ein Ende, die
die Herzöge von Zähringen zwischen Mosel und Nordsee verfolgt
hatten.
Rudolf von Zähringen begünstigte
unbestreitbar die Expansionspläne seiner Familie. Das Maas-Bistum
scheint wohl eine der wesentlichen Figuren dieses politischen Schachspieles
gewesen zu sein. Lüttich sollte sogar in den Händen der ZÄHRINGER
bleiben: So ist es bezeichnend, dass seit 1184 ein Kanonikat an der
Lütticher Kathedrale Saint-Lambert dem Enkel Bertolds IV. und
Großneffen des Bischofs von Lüttich, Konrad von Urach (+ 1227),
zugeteilt wurde. Wahrscheinlich haben die ZÄHRINGER
in ihm
den künftigen Nachfolger Rudolfs in der Stadt des heiligen Lambert
gesehen (Nr. 169). Rudolf von Zähringen
hatte
sich von schweren Sünden zu befreien: ein zeitgenössischer Chronist
bemerkt, dass "der unheilverkündende Lärm seiner Taten oft den
päpstlichen Ohren schmerzte" (licet sinistro actum suorum rumore aures
pape plurimum offendisset)! Unter dem Episkopat Rudolfs
schien
die Simonie in besorgniserregendem Ausmaß um sich gegriffen zu haben,
so dass sich seit dem Anfang dem 13. Jahrhunderts die Legende der Person
des Bischofs bemächtigte und ihn zu einem "ruhmvollen Simonisten"
erklärte (in symonia gloriabatur). Wahrscheinlich nahm
Rudolf
deshalb das Kreuz und fuhr mit
BARBAROSSA
auf den dritten Krreuzzug (1189), um für seine Vergehen
Buße zu leisten.
Auf dem Rückweg von diesem Unternehmen starb
Rudolf plötzlich am 5. August 1191, als er sich
auf seinem Eigengut Herdern bei Freiburg aufhielt. Er wurde im Hauskloster
St. Peter im Schwarzwald bestattet. Es ist nicht ausgeschlossen, dass der
Bischofskreuzfahrer zum Schutz gegen die auf der Reise drohenden Gefahren
ein Schädelfragment des heiligen Lambert mitgenommen hat. Nach dem
Tod Rudolfs wurde die kostbare Reliquie
in Freiburg aufbewahrt, wo sie sich noch heute befindet (Nr. 177).
Die Karriere des Bischofs Rudolf
- der keine Persönlichkeit von besonderem Format gewesen zu sein scheint
- ist dennoch von großem Interesse, erlaubt sie doch, die weitausgreifende
Tatkraft der Herzöge von Zähringen ins rechte Licht zu stellen.
Aber die Geschichte Rudolfs hilft uns auch, das scharfsinnige Kalkül
der lothringischen Politik BARBAROSSAS,
das sich zum einen auf die Reichskirche (Lüttich) und auf eine starke
fremde Familie (die ZÄHRINGER)
stützte, zum anderen einen Territorialfürsten der Region (Balduin
V. von Hennegau) heranzog, besser zu verstehen. Der Episkopat Rudolfs
von Zähringen ist so Bestandteil der letzten glanzvollen
Phase kaiserlicher Politik im Maasraum.
Literatur:
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A. Guntermann, Rudolf von Zähringen, Bischof von
Lüttich, 1893; Schoolmeesters, Regesten.
Engels Odilo: Seite 156
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"Stauferstudien"
Nach der Ermordung Arnolds von Selenhofen war Christian von Buch der Kandidat des rheinischen Pfalzgrafen Konrad und seines Verwandten Ludwigs II. von Thüringen. Dass FRIEDRICH BARBAROSSA 1161 in Lodi den Gegenkandidaten Rudolf von Zähringen ablehnte, versteht sich aus der territorialen Rivalität der ZÄHRINGER im Alpenraum. 1167 folgte der Kaiser dem Wunsch Heinrichs von Namur, den wichtigen Lütticher Bischofsstuhl mit dessen Neffen Rudolf von Zähringen zu besetzen [Rudolf war der Sohn des Herzogs Konrad von Zähringen und Clementia, der Schwester des Grafen Heinrich von Namur. In Mainz war er 1161 zum Nachfolger des Erzbischofs Arnold von Selenhofen gewählt, aber vom Kaiser 1161 auf der Synode von Lodi abgelehnt worden.] . Bischof Rudolf von Lüttich verzichtete im Frühjahr 1183 auf seine zähringischen Ansprüche am Erbe in Namur-Luxemburg.
"DIE ZÄHRINGER" Band I
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Althoff Gerd: Seite 51
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"Die Zähringerherrschaft im Urteil Ottos von Freising"
Sozusagen das Faß zum Überlaufen aber brachte eine Entscheidung, die FRIEDRICH I. 1159/60 in der Frage der Mainzer Erzbischofswahl fällte. Auch sie fiel nämlich gegen die ZÄHRINGER aus. In Mainz hatten die Bürger ihren Erzbischof erschlagen. Wohl um sich einen mächtigen Fürsprecher zu sichern, hatten sie danach den Domklerus gezwungen, den Bruder Bertolds IV., Rudolf, zum Erzbischof zu wählen. Der Kaiser aber verweigerte dem ZÄHRINGER die Investitur, obgleich ihn dieser in Italien aufsuchte, nachdem er zu diesem Zweck angeblich die kostbarsten Stücke des Mainzer Kirchenschatzes versetzt hatte.
Geuenich Dieter: Seite 103
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"Bertold V."
Rudolf, ein weiterer Bruder seines Vaters, gehörte als Bischof von Lüttich dem geistlichen Stand an. Er starb im Jahre 1191 unmittelbar nach der Rückkehr vom Kreuzzug auf seinem Hausgut Herdern, das mit etwaigem weiteren Besitz damals an Bertold gefallen sein dürfte. Dem Lütticher Bischof verdankt die Stadt Freiburg die Lambert-Reliquien, die Rudolf auf seinem Kreuzzug mit sich geführt hatte.
Heyck Dr. Eduard: Seite 436
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"Geschichte der Herzöge von Zähringen"
Am 20. Juni 1190 hat der große Kaiser den Tod gefunden;
Ende September 1190 erscholl die erschütternde Kunde davon durch die
deutsche Heimat. Und bald kamen auch schon die Augenzeugen zurück,
die Kreuzfahrer, die mit dem Kaiser ausgezogen waren und als er ihnen genommen
war, gebrochenen Mutes umkehrten. Mit ihnen Bischof
Rudolf von Lüttich. Er hatte auf dem Marsche und in den
Kämpfen in Kleinasien das Fürstenblut bewährt, das in ihm
in gleichem Drange wie in seinem verstorbenen Bruder wallte; wie dieser
in den Kämpfen der Lombardei, so hatte auch Rudolf,
der das Banner der schwäbischen Schar im Kreuzheer trug, in tapferen
Taten geglänzt, eine Gestalt, kleiner an Ruhm und Verdienst, aber
darum doch vergleichend anzulehnen an die der kriegsgewaltigen bischöflichen
Herren dieser Zeiten, eines Christian von Mainz und Rainald von Dassel
von Köln. Nun wollte er auf der Rückkehr die schwäbische
Heimat wiedersehen und dort in Ruhe Erholung erwerben, aber statt der Genesung
ward ihm schlimmere Krankheit und so ging er hier in die ewige Heimat ein.
Er starb in dem Dorfe Herdern im Breisgau, das aus dem Hausbesitz ihm zugefallen
war, in nächster Nähe bei seines Vaters mächtig aufgeblühter
Schöpfung, bei Freiburg, und der Tag seines Todes scheint der 8.
August 1191 gewesen zu sein. So konnte man ihn in St. Peter bestatten,
vor dem Kreuze für sich allein, links von der Grabstätte seines
Vaters, Herzog Konrads. Die Stadt Freiburg verdankt dem Umstande,
dass Rudolf
in der Heimat starb, ein
geschätztes Vermächtnis. Um auf der Kreuzfahrt unter ihrem Schutze
zu ziehen und zu kämpfen, hatte der Bischof ein Bruchstück der
Reliquien des heiligen Lambert von Lüttich, nämlich einen Teil
des Hauptes mit sich geführt. Dieser gelangte nun nicht wieder nach
Lüttich zurück, sondern wurde nach Rudolfs
Tode auf der ZÄHRINGER-Burg über Freiburg gebracht, von
wo er später in das Münster transferiert worden ist. So ist mittelbar
durch Rudolf von Zähringen St.
Lambertus der erste Schutzpatron der Stadt Freiburg geworden.
Herdern aber und Rudolfs etwaige sonstige Besitzungen
aus dem ZÄHRINGER-Gut fielen, da nichts anderes berichtet und
erkennbar ist, damals an das Haupt des Hauses, an seinen Neffen Bertold
V. zurück.