Begraben: St. Peter Schwarzwald
Ältester Sohn des Herzogs
Konrad von Zähringen und der Clementia
von Luxemburg-Namur, Tochter von Graf Gottfried
Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 2027
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Berthold IV., Herzog von Zähringen, Rektor von Burgund
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* um 1125, + Herbst/Winter 1186
Begraben: St. Peter im Schwarzwald
Als Bertholds Vater,
Herzog
Konrad, und König KONRAD III.
kurz nacheinander gestorben waren, schloß der neue König
FRIEDRICH I. 1152 mit dem neuen Zähringer-Herzog
einen Vertrag über die Ausübung des Rektorats in Burgund. Danach
übte der Herzog in Abwesenheit des Königs die Reichsgewalt sowohl
in Hoch- als auch im Nieder-Burgund (Arelat) aus. Die immer stärkere
Orientierung der ZÄHRINGER nach Burgund fand jedoch in der
aktiven staufischen SW-Politik ihr
Grenzen. Zwar erhielt Bertholdnach
der Heirat Kaiser FRIEDRICHS I. mit
Beatrix von Burgund 1156 das Investiturrecht
und die Vogtei über die Bistümer Genf, Lausanne und Sitten und
bemühte sich erfolgreich um die Verankerung der zähringischen
Herrschaft im Schweizerischen Mittelland, insbesondere durch Städtegründungen
(Freiburg im Üchtland und Bern), doch schränkte die staufische
Alpenpolitik den Spielraum der ZÄHRINGER nicht unerheblich
ein. Ein Tiefpunkt in den Beziehungen trat 1160/62 ein, als der Kaiser
den zum Erzbischof von Mainz erwählten Bruder Bertholds,
Rudolf,
den späteren Bischof von Lüttich, ablehnte. In einem Brief an
König
Ludwig VII. von Frankreich bat der enttäuschte Zähringer-Herzog
um Hilfe. Dann verlor Bertholdim
Hochgerichtsverfahren seine Rechte in Genf. Auch wurde die Ehe Heinrichs
des Löwen mit Bertholds Schwester
Clementia
für nichtig erklärt. Danach aber ist Bertholdwieder
am Hof des STAUFERS anzutreffen, in
dessen Gefolge er dreimal über die Alpen nach Italien zog. Mit diplomatischem
Geschick hat es der Kaiser verstanden, den mehrmals drohenden Konflikt
zu verhindern. Das geht auch aus der Rückgabe Badenweilers, des Heiratsgutes
der Clementia, an die ZÄHRINGER hervor, das der STAUFER
von Heinrich dem Löwen ertauscht hatte. Zwar konnte Berthold,
der in Urkunden häufig als "dux et rector Burgundie" begegnet, aus
der Übernahme des Lenzburger Erbes durch den Kaiser nur vergleichsweise
geringen Nutzen ziehen. Doch gelang es ihm, die zähringischeHerrschaft
auch in Schwaben zu behaupten. Er beteiligte sich an der welfisch-tübingischen
Fehde (1164/66) und sicherte sich in der Fehde gegen die Zollern (1175)
die Burg Fürstenberg. Seine Brüder,
Herzog
Adalbert von Teck und Herzog
Hugo von Ulmenburg, traten mit dem Herzogstitel erst nach Bertholds
Tod 1186 in Erscheinung.
Berthold IV. von Zähringen, Herzog
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um 1125-8.12.1186
Er trat die Nachfolge seines Vaters Konrad an.Berthold
IV. erhielt kurzfristig im Bündnis mit Kaiser
FRIEDRICH I. die herzogliche Gewalt über Burgund, die durch
die Heirat des Kaisers mit Beatrix,
der Erbin von Hoch-Burgund, wieder verlorenging. Bertholdwurde
durch den Kaiser mit den Vogteien über Genf, Lausanne und Sitten entschädigt.
Herzog von Zähringen, Kärnten, Rektor oder
Herzog von Burgund, 1152-1186 (+).
Auch hier beschränken wir uns auf einige Tatsachen
aus seinem Leben, wie diese in der Neuen Deutschen Biographie a.a.O. und
in Gisebrecht Bd. V. 15-917 und VI. 20, 24, 25, 94, 69 beschrieben sind.
Danach hat er sich 1152 Ludwig VII. von Frankreich
angeschlossen, wurde er 1164 vom Kaiser beschwichtigt. Im Jahre 1179 soll
er aber mit seinem Sohn in Konstanz bei dem Kaiser verweilt haben.
Engels Odilo: Seite 79,89,190,306
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"Stauferstudien"
Fragt man, wer außer dem Schwaben-Herzog überhaupt
noch mit einer Königsnachfolge rechnen konnte, dann kommen vier Namen
in Betracht: Heinrich der Löwe, Heinrich Jasomirgott, Welf VI. und
Berthold
von Zähringen. War der Sachsen-Herzog neben dem Schwaben-Herzog
Thronkandidat, dann brauchten dem BABENBERGER keine Wahlversprechen gemacht
zu werden und dem WELFEN
konnte nichts
versprochen werden. Ausschlaggebend waren in dieser Situation Welf VI.
und Berthold von Zähringen, die
sich als WELFE bzw. als Schwager dem
Sachsen-Herzog eng verbunden fühlten; nur mit der Aussicht auf hohe
Zuwendungen konnten sie auf die Seite des STAUFERS
gezogen werden. Drei von diesen vier Fürsten sollen nun Wahlversprechungen
eingelöst worden sein. Mit dem ZÄHRINGER vereinbarte der
neue König eine conventio, die das 1127 dem VorfahrenBertholds
aufgetragene burgundische Rektorat erneuerte, aber erstmals auch militärische
Hilfe zusicherte, um den Anspruch auf Stellvertretung des Königs in
ganz Burgund durchzusetzen. Das völlig zu hoch angesetzte militärische
Kontingent, das der ZÄHRINGER für die Heerfahrt nach Burgund
zu stellen hatte, entwertete den mit ihm vereinbarten Vertrag schon im
Moment seines Abschlusses; wenn er dennoch überhaupt abgeschlossen
wurde, dann offenbar, weil
Berthold IV.eine
bindende Zusage dieser Art gefordert hatte.
Noch in den letzten Monaten des Jahres 1162 bot Herzog
Berthold IV. von Zähringen dem französischen
König Ludwig VII. an, ihm zu helfen, wenn
BARBAROSSA ihn angreifen sollte. Dafür erwartete er von
ihm und von Papst Alexander Unterstützung für den Anspruch seines
Bruders Rudolf
auf den Mainzer Erzstuhl. Heinrich der Löwe
mußte daraufhin seine Ehe mit Clementia von Zähringen
lösen.
Als Antwort auf die Bemühungen des Kölner Erzbischofs
ist das Projekt des Kaisers zu sehen, den Zähringer-Herzog
Berthold IV. an der mittleren Maas und an der unteren Mosel
anzusiedeln. 1171 leistete BARBAROSSA
mit seinem Reichsgut Bürgschaft für die Zusage, Trierer Lehen
des Grafen von Namur-Luxemburg an der unteren Mosel nach dem Tode Heinrichs
IV. zu übernehmen. Da sich der Lütticher Bischof an diesem Projekt
beteiligte, mußte Graf Heinrich von Namur damit rechnen, dass der
ZÄHRINGER
als sein Verwandter weitere Anrechte am Erbe geltend machen werde.
"DIE ZÄHRINGER" Band I
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Althoff Gerd: Seite 49-52
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"Die Zähringerherrschaft im Urteil Ottos von Freising"
KONRAD III. starb
wenige Wochen nach Konrad von Zähringen. Ihm folgte im Königsamt
FRIEDRICH
BRABAROSSA. Wenn wir Otto von Freising folgen wollen, geschah
dies in einmütiger Wahl der Fürsten. Schon längst jedoch
hat man eine hektische Betriebsamkeit BARBAROSSAS
im Umfeld der Königswahl bemerkt und auf schwierige Verhandlungen
geschlossen, deren Darstellung bei Otto von Freising fehlt. Es ist klar,
dass bei diesen Verhandlungen auch dem jungenBertold
IV. eine zentrale Rolle zufiel. Noch aus dem Jahre 1152 ist
denn auch ein Vertrag zwischen FRIEDRICH BARBAROSSA
und Bertold IV.erhalten. Wieder geht
es zentral um die Herzogsstellung der ZÄHRINGER. Bertold
IV. ist jedoch eine geradezu unwahrscheinlich anmutende Vergrößerung
seines Herrschaftsbereichs in Aussicht gestellt. Der Herzogstitel soll
nämlich mit einem konkreten Inhalt, der Herrschaft in einem Königreich,
gefüllt werden: "Der Herr König wird dem Herzog das Gebiet Burgunds
und der Provence geben und wird mit ihm in diese Lande einrücken und
ihm helfen, sie zu unterwerfen, in guter Treue, nach dem Rat der bei dieser
Heerfahrt anwesenden Fürsten". Es folgen einige Einzelbestimmungen,
unter anderem die Investitur von Bischöfen betreffend, die jedoch
deutlich machen, dass dem ZÄHRINGER in der Tat die Stellvertretung
des Königs in ganz Burgund, also die Stellung eines Reichsverwesers,
eingeräumt werden soll. Verbürgt werden die Versprechungen des
Königs durch namentlich genannte Große, unter ihnen Heinrich
der Löwe und Welf VI.
Aber auch der ZÄHRINGER ging in diesem Vertrag
Verpflichtungen ein. "Herzog Bertold“
wird bei dem König 1.000 gepanzerte Reiter halten, solange der König
in jenen Ländern ist. Auf dem Italienzug wird der Herzog bei dem König,
solange er sich auf dieser Heerfahrt befindet, 500 gepanzerte Reiter und
50 Bogenschützen führen". Der König band sich schließlich
sogar terminlich: "Der König wird zur Heerfahrt in die beiden Länder
aufbrechen von den nächsten Kalenden des Juni an gerechnet innerhalb
eines Jahres". Diese Angaben beziehen sich auf die Zeit zwischen dem 1.
Juni 1152 und 1153.
Der Zusammenhang des Vertrages mit der Wahl wird dann
noch auffälliger, wenn man berücksichtigt, dass in dieser Zeit
auch andere potentielle Parteigänger des WELFEN
Heinrichs des Löwen mit Herzogstiteln ausgestattet werden: Welf VI.
wurde 1152 zum Herzog von Spoleto erhoben; der bayerische Graf Konrad von
Dachau zum Herzog von Meranien. Es besteht wenig Anlaß zu zweifeln,
dass diese Verleihungen im Kontext der Wahlversprechungen
FRIEDRICHS
stehen. Es handelte sich zunächst einmal um genauso "leere" Titel
wie den des ZÄHRINGERS, denn die genannten Länder waren
dem Zugriff des staufischen Königs
entzogen. Es gingen diesen Fürsten aber, wie schon angeführt,
nicht allein um das Land, sondern auch um die Anerkennung als Reichsfürsten,
die mit der Verleihung des Titels verbunden war. Beim ZÄHRINGER
lag die Sache nur insofern ein wenig anders, als beide Vertragspartner
sich verpflichtet hatten, in kürzester Frist einen Heereszug zur Unterwerfung
des fraglichen Territoriums zu unternehmen.
Herzog
Bertold hatte sogar die Zahl der Panzerreiter angeben müssen,
die er auf diesem Zug und dem Italienzug führen wollte: 1.000 bzw.
500. Mit dieser Zusage aber hatte der ZÄHRINGER
offensichtlich
einen entscheidenden Fehler gemacht: Er hatte seine Kräfte überschätzt.
Da nicht eine einzige andere Quelle diesen Vertrag erwähnt,
der sich im Briefbuch Wibalds von Stablo erhalten hat, müssen wir
die Vorgänge aus den folgenden Ereignissen zu rekonstruieren versuchen.
FRIEDRICH
BARBAROSSA hat sich in der Tat im versprochenen Zeitraum angeschickt,
den Heereszug nach Burgund anzutreten. Am 30. Januar 1153 ist der König
in Colmar bezeugt, und mit ihm Bischöfe und weltliche Große,
unter ihnen Herzog Bertold, der von
der Königskanzlei, wie schon einige Monate zuvor, mit dem Titel dux
Burgundiae ausgezeichnet wurde. Bereits am 4. Februar 1153 fehlt Herzog
Bertold jedoch unter den Zeugen einer in Mühlhausen ausgestellten
Königsurkunde. Und wieder fehlt er am 15. Februar in einer Urkunde
FRIEDRICH
BARBAROSSAS aus Besancon, in der bezeichnenderweise die burgundischen
Gegner Bertolds, die Grafen Amadeus
von Genf und Wilhelm von Macon als Zeugen genannt sind. Dieser Befund kann
wohl kaum auf Zufall beruhen; vielmehr hat sich zwischen Colmar und Besancon
eine vollständige Wende in der Burgundpolitik
BARBAROSSAS
vollzogen. Dieser Schluß wird auch dadurch bestätigt, dass man
Herzog
Bertold von diesem Zeitpunkt an
mehrheitlich nicht mehr als Herzog von Burgund titulierte, sondern wieder
die alten, problematischen Bezeichnungen verwandte: Man nannte ihn zumeist
Herzog
von Zähringen, einmal sogar Herzog von Kärnten
und einmal in einer Neuschöpfung "Breisgau-Herzog".
Was aber war zwischen Colmar und Mühlhausen geschehen?
Die Forschung ist auch ohne konkreten Quellenbeleg zu der Einsicht gekommen,
dass Herzog Bertold seine Verpflichtungen
nicht erfüllt hat, die geforderten Panzerreiter nicht zusammengebracht
hat. Dies Versäumnis enthob BARBAROSSA
der eigenen Verpflichtungen und gab ihm die Hand frei zu einer Burgundpolitik,
die sich nicht mehr an den Interessen der ZÄHRINGER
orientierte.
Sie gipfelte im Jahre 1156 in FRIEDRICHS
Heirat
mit der Erbin Burgunds, Beatrix, und
beendete so die zähringischen
Hoffnungen auf eine eigenständige Stellung in ganz Burgund. Abgefunden
wurde Herzog Bertold in diesem Zusammenhang
mit der Herrschaft über die drei Bischofsstädte Genf, Lausanne
und Sitten, über die noch zu reden sein wird.
Die Historiker haben wohl zu Recht geurteilt, dass das
Scheitern der Abmachungen im Versäumnis des ZÄHRINGERS
begründet
lag. Wir finden Bertold IV.nämlich
nach 1153 so häufig im Dienste FRIEDRICH
BARBAROSSAS, dass es kaum der STAUFER
gewesen sein kann, der sich etwas hatte zu Schulden kommen lassen, sondern
nur der ZÄHRINGER. Bertold IV.beteiligte
sich etwa an allen Italienzügen FRIEDRICHS
in dieser Zeit, was wohl kaum zu erwarten wäre, wenn der König
zuvor vertragsbrüchig gewesen wäre.
Trotz dieser Dienstbereitschaft und Anstrengung ist aber
für das ganze Jahrzehnt von 1153 bis 1162 zu beobachten, dass FRIEDRICH
BARBAROSSA keine Gelegenheit ausließ, den ZÄHRINGER
in seinem Einfluß, seiner Stellung und seinem Rang zu beschneiden.
Hiervon gibt nicht nur die burgundische Heirat FRIEDRICHS
Zeugnis, sondern eine ganze Reihe sozusagen anti-zähringischerAktionen:
Im Jahre 1158 tauschte FRIEDRICH von
Heinrich dem Löwen die Herrschaft Badenweiler, die Clementia von Zähringen
Heinrich dem Löwen in die Ehe gebracht hatte, gegen Besitzungen am
Harz. Die STAUFER faßten damit
Fuß im unmittelbaren Zentrum der ZÄHRINGER-Herrschaft.
Doch damit nicht genug: Nach dem Zeugnis mehrerer Quellen soll es FRIEDRICH
BARBAROSSA gewesen sein, der die Trennung Heinrichs des Löwen
von seiner zähringischen Gemahlin
wünschte, und sich mit diesem Wunsch durchsetzte. Die Trennung der
Ehe wurde im Jahre 1162 ausgesprochen, womit die welfisch-zähringische
Koalition zerstört war, wenn sie es nicht schon vordem gewesen war.
Gleichfalls im Jahre 1162 war es nämlich zu einer
Verhandlung am Hofe FRIEDRICHS über
Klagen des Genfer Bischofs gegen Bertold von Zähringen
gekommen. Das Hofgericht, dem auch Heinrich der Löwe angehörte,
hatte sich ganz auf die Seite des Bischofs gestellt und entschieden, FRIEDRICH
BARBAROSSA habe die Regalien im Genfer Bistum zu Unrecht Bertold
IV. zugestanden. Die Regalien in den Städten Genf, Lausanne
und Sitten aber waren, wie erwähnt, dem ZÄHRINGER
1157
als Ausgleich für die entgangene burgundische Stellung verliehen worden.
Vom Hofgericht, dessen Urteil sich FRIEDRICH BARBAROSSA
natürlich zu eigen machte, wurde Herzog Bertold
mit anderen Worten auch noch ein Teil der Entschädigung entzogen,
die ihn über den Verlust des transjuranischen Burgunds hinwegtrösten
sollte.
Sozusagen das Faß zum Überlaufen brachte eine
Entscheidung, die FRIEDRICH 1159/60
in der Frage der Mainzer Erzbischofswahl fällte. Auch sie fiel nämlich
gegen die ZÄHRINGER aus. In Mainz hatten die Bürger ihren
Erzbischof erschlagen. Wohl um sich einen mächtigen Fürsprecher
zu sichern, hatten sie danach den Domklerus gezwungen, den Bruder Bertolds
IV., Rudolf, zum Erzbischof zu wählen. Der Kaiser
aber verweigerte dem ZÄHRINGER die Investitur, obgleich ihn
dieser in Italien aufsuchte, nachdem er zu diesem Zweck angeblich die kostbarsten
Stücke des Mainzer Kirchenschatzes versetzt hatte. Der Bruder der
Gewählten, Bertold IV., muß
diese Verweigerung miterlebt haben, denn er war in der fraglichen Zeit
im kaiserlichen Heer in Italien.
Angesichts all dieser staufischen
Aktionen überrascht es wohl kaum, dass auch Herzog
Bertold in der gleichen Zeit nach Bundesgenossen gegen den Kaiser
suchte. Es kennzeichnet die geschickte Taktik BARBAROSSAS,
dass der ZÄHRINGER sie unter den deutschen Fürsten nicht
fand, wenn man von dem elsässischen Grafen Hugo von Dagsburg einmal
absieht. Erhalten ist jedoch ein Brief
Bertolds
IV. an den französischen
König Ludwig VII., der genau in dieser Zeit als Schützer
des Papstes Alexander III. auch der Widerpart BARBAROSSAS
in Europa war. In diesem Brief bietet Bertold,
der sich als Herzog von Burgund bezeichnet, dem französischen König
unverhohlen jede Hilfe gegen FRIEDRICH BARBAROSSA
an, der als "Zerstörer der Kirchen und Gesetze" bezeichnet wird.
Mertens Volker: Seite 125
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"Das literarische Mäzenatentum"
Das erforderte angesichts der Kostbarkeit der Pergamenthandschriften und der Exklusivität dieser Literatur neben finanziellem Aufwand auch Verbindungen zu den führenden Höfen des Nachbarlandes. Beides ist bei den ZÄHRINGERN gegeben. Durch die Zölle und Abgaben aus ihren Städten, durch den Silberbergbau im Schwarzwald gehörten die Herzöge zu den an Geldmitteln besonders reichen Fürsten. Und sie hatten alte und neu Beziehungen nach Frankreich. Sie waren Rektoren von Burgund, einem der frühen Zentren der Hofkultur. Bertolds IV. Mutter war Französin, und er hatte Erbrechte in ihrer Heimat Namur. Sein Bruder Rudolf war Bischof von Lüttich, dessen wichtigster Lehnsträger war der Graf von Hennegau - Balduin V. Er heiratete 1186 Marie von Champagne, die Tochter von Chretiens Gönnerin. Rudolfselbst hielt die Kontakte zur Familie im Süden aufrecht. Schon mit diesen Verbindungen zum Nordwesten waren Manuskripte beschaffbar, wahrscheinlicher aber ist eine aktuelle Motivation. Bertold IV. erhielt Anregungen und Möglichkeiten, französische Literatur zu übernehmen, durch seine zweite Heirat im Jahre 1183. Er ehelichte die 22-jährige Ida von Boulogne aus einer der vornehmsten Adelsfamilien des Nachbarlandes: ihr Großvater war König Stephan von England, König Ludwig VII. ihr Onkel.
Heyck Dr. Eduard: Seite 331-419
1891
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"Geschichte der Herzöge von Zähringen"
König KONRAD
zögerte nicht, den jungen Fürsten, der am 8. Januar 1152 am Sterbelager
seines Vaters stand, in allen Stücken als Nachfolger des zähringischen
Herzogs anzuerkennen. Die Urkunde, die der König am 12. Januar zu
Freiburg für das Kloster St. Blasien ausstellte, führte Bertold
als Zeugen unmittelbar nach Herzog Friedrich
(vor dessen Bruder) auf und nannte ihn Herzog von Burgund. Bereits am 15.
Februar 1152 starb König KONRAD
in Bamberg. An der Wahl FRIEDRICHS VON SCHWABEN
am 5. März in Frankfurt war der junge Zähringer-Herzogbeteiligt.
Zwischen beiden kam es zu einem Vertrag mit folgendem Wortlaut:
"Das ist der Vertrag zwischen Herrn König
FRIEDRICH und Herzog Bertold.
Der Herr König wird dem Herzog das Gebiet Burgunds
und der Provence geben und wird mit ihm in diese Lande einrücken und
ihm helfen, sie zu unterwerfen, in guter Treue, nach dem Rat der bei dieser
Heerfahrt befindlichen Fürsten. Für das Gebiet, das zur Zeit
der Graf Wilhelm von Macon an Statt seiner Nichte hat, wird der König
dem Herzog Recht schaffen, entweder nach dem Rat oder nach dem Urteilsspruch
der Fürsten. Herrschaft und Verwaltung beider Länder wird der
König haben, so lange er im Umkreis weilt. Nach des Königs Abzug
aber wird der Herzog beide Länder in Herrschaft und Verwaltung haben,
außer den Erzbistümern und Bistümern, welche gesondert
zur Hand des Herrn Königs stehen. Wenn aber der Graf Wilhelm oder
andere Fürsten des Gebiets etwelche Bischöfe investiert haben,
so soll auch der Herzog diese investieren.
Dass dieser Vertrag von dem Könige gehalten werden
wird, haben verbürgt: Herzog Heinrich von Sachsen, der Herr Welf,
der Kanzler Arnold, Graf Ulrich von Lenzburg, Graf Egeno, Graf Ulrich von
Herrlingen, Markward von Grumbach, Arnold von Biberach, Pfalzgraf Otto
von Wittelsbach, Truchseß Walter, Schenk Hildebrand, Konrad Kolbo
und sein Bruder Siegfried.
Herzog Bertoldwird
bei dem König 1.000 gepanzerte Ritter halten, so lange der König
in jenen Ländern ist. Auf dem italienischen Zuge wird der Herzog bei
dem König, so lange er sich in dieser Heerfahrt befindet, 500 gepanzerte
Ritter und 50 Bogenschützen führen. Und dass der Herzog dies
alles ohne Vorbehalt und Trug erfüllen wird, wird er dem König
zum Pfand sein Eigengut setzen, die Burg Teck nämlich mit allen zugehörigen
Ministerialen und Gütern, Oethlingen, Wellingen und Erstein mit allem
ihrem Zugehör. Und dass der Herzog dies alles erfüllen wird,
haben seine Leute, Burchard und Werner, beschworen.
Der König wird zu der Heerfahrt in die beiden Länder
aufbrechen von den nächsten Kalenden des Juni, die in der 15. Indiktion
liegen, an gerechnet innerhalb eines Jahres."
Vor seiner Romfahrt wollte FRIEDRICH
gemäß seinem Vertrag mit Bertold
den Zug nach Burgund vollbringen. Mit Arnold von Köln, Burchard von
Straßburg, Wibald von Corvey, Heinrich dem Löwen von Sachsen,
Markgraf Hermann von Sachsen, Pfalzgraf Otto von Wittelsbach, den Grafen
Werner von Baden, Emicho von Leiningen und anderen kam er in der
2. Hälfte des Janaur 1153 am linken Rheinufer heraufgezogen und traf
am 30. Januar zu Kolmar mit Herzog Bertold
zusammen. Am 4. Februar finden wir den König und die sonst genannten
Fürsten in Mühlhausen, Bertold
jedoch muß schon vorher umgekehrt sein. So überschritt der König
mit seiner sehr kleinen Heerschar die burgundische Grenze ohne ihn und
auch auf FRIEDRICHS Hoftag zu Besancon
am 15. Februar finden wir den zähringischenHerzog
nicht wieder. Ob Bertold die im Vertrag von 1152 festgesetzten 1.000 Panzerreiter
etwa nicht aufgebracht hatte, ob er deswegen umkehrte, ob andere Veranlassungen
vorlagen, das alles bleibt in den Quellen dunkel. Wie es der Vertrag ja
ausbedungen hatte, waltete der im burgundischen Lande anwesende König
als dessen unmittelbarer Regent ohne jegliche Rücksichtnahme auf seinen
Statthalter. Abmachungen zwischen FRIEDRICH
und Wilhelm von Macon werden nicht überliefert, wir können nur
vermuten, dass die Begegnung schon den ersten Grund zu den späteren
Ereignissen legte; dass ist auch ohnehin sicher, dass des ZÄHRINGERS
Aussichten
nicht mehr betrieben und vertreten wurden. FRIEDRICH
kehrte alsbald nach Deutschland zurück und Graf Wilhelm war in seiner
Machtposition verblieben.
Nach seiner Rückkehr betrieb König
FRIEDRICH die Scheidung von seiner Gemahlin Adelheid
von Vohburg, die eine Enkelin der ZÄHRINGERIN Liutgard
war, womit erneut ein Stachel für das ZÄHRINGER-Haus blieb.
Bertold
gab die Hoffnung auf den König nicht auf; in den Pfingsttagen weilte
bei ihm in Worms. In den Zeugenreihen wurde er von der königlichen
Kanzlei als Herzog von Kärnten bezeichnet.
Anfang Oktober 1154 sammelte FRIEDRICH
die Truppen auf dem Lechfeld zur Romfahrt. Bertold
von Zähringen, auf den die Rückgabe Bayerns an seinen
Schwager einen wiederum günstigen Eindruck gemacht haben mochte, war
unter den wenigen Fürsten, die in FRIEDRICHS
kleinem Heer die Fahrt mitmachten, und war somit wenigstens bestrebt, in
diese Richtung seinen Anteil am Vertrag von 1152 zu erfüllen. 1.800
Ritter zählte das Heer; da ist es allerdings schon schwer glaublich,
dass 500 davon allein von Herzog Bertold
zugeführt
sein sollten. Bertold hatte nicht nur
des Königs Wollen, sondern auch das eigene Können in jeder Weise
überschätzt, als er 1152 den Vertrag über Burgund abschloß.
Immerhin hat der dem König in Italien die wichtigsten Dienste zu leisten
vermocht. Dass Bertold keinen besonderen
Weg durch Burgund zu nehmen versuchte, sondern mit dem Heer des Königs
über den Brenner zog, spricht gegen eine größere Begleitmannschaft.
Auf seinem Zug nach Rom leistete Bertolddem
König wichtige Dienste und wurde in den Urkunden wieder als Herzog
von Burgund bezeichnet. Auch Bertold
war unter den Begleitern, mit denen FRIEDRICH
anläßlich
seiner Kaiserkrönung in die Leo-Stadt eingeritten war. Bertold
blieb als einziger Fürst bis zuletzt an des Kaisers Seite, der über
Brixen und den Brenner die bayrische Hochebene erreichte.
Bertoldtraf mit Kaiser
FRIEDRICH erst wieder zusammen, als dieser zurückkehrend
gegen Ende Januar 1156 nach Straßburg kam; er wird, und zwar auch
jetzt noch als Herzog von Burgund, in der Urkunde genannt, die der Kaiser
dort am 25. Januar ausstellte. Auch Erzbischof Humbert von Besancon war
erschienen, was ohne Frage schon mit der neuen Wendung der burgundischen
Angelegenheit zusammenhing. Um so mehr ist es verständlich, wenn
Bertold jetzt nicht von des Kaisers Seite wich. In den Tagen
um den 20. Februar war er mit ihm zu Frankfurt.
Bertold war - immer noch als Herzog
Burgunds - Zeuge in FRIEDRICHS Urkunde
für den Grafen Guido von Biandrate. Auch an den Niederrhein, nach
Utrecht, ging Bertold mit und dann nach Sachsen, wo er sicherlich Gelegenheit
hatte, seine Schwester zu begrüßen. Am 10. Mai war er mit dem
Kaiser und vielen anderen Herren in der Kaiserpfalz zu Boyneburg an der
Werra und wurde in einer Urkunde für das Kloster Hilwartshausen mit
eingetragen. Hier trennte sich der Kaiser von den Fürsten und ging
- während Bertold noch bei Heinrich
in Sachsen verweilen oder in sein Land zurückkehren mochte, das ihn
über der burgundischen Angelegenheit schon so lange Zeit hatte entbehren
müssen - nach Bayern.
Was FRIEDRICH so
lange schon im Sinne und Bertold zu
fürchten gehabt hatte, war unterdessen zum Abschluß gelangt.
Die Erbin Rainalds von Hoch-Burgund, seine Tochter Beatrix,
hatte bis vor kurzem nicht nur unter der Vormundschaft ihres Oheims Wilhelm
gestanden, sondern war sogar von ihm in habsüchtiger Absicht auf einem
festen Schloß in enger Gefangenschaft gehalten worden. Nun war Wilhelm
vor kurzem gestorben und damit, falls nicht etwa doch schon in mittelbarer
oder unmittelbarer Folge von FRIEDRICHS Burgunderfahrt
im Jahre 1153, hatte Beatrix ihre Freiheit
zurückerlangt. Sie war nicht allein die Erbin, sondern sie war vor
allen Dingen jung, schön und wohlunterrichtet, dabei von freundlichem
und bescheidenem Wesen. Nun gab sie der Anfrage des mächtigsten und
hochgemutesten Herrn in der Welt Gehör und wurde die Seine; zu Würzburg,
wohin FRIEDRICH von Regensburg eilte,
beging man in der zweiten Woche nach Pfingsten (10.-16. Juni) die Hochzeit
des Kaisers. Der Erzbischof Humbert von Besancon, der schon als Vertrauter
in dieser Sache vermutet wurde, und der neue Graf von Macon, Wilhelms Sohn
Stephan, ihr Vetter, hatten die Kaiserbraut nach Deutschland geleitet;
mit ihnen wohnten zahlreiche deutsche Bischöfe und Fürsten, unter
ihnen Beatrix' Onkel Matthäus
von Lothringen und beide WELFEN, dazu
einige italienische Herren den Festlichkeiten bei. Mann kann es Herzog
Bertold nicht verübeln, wenn er nicht unter den munteren
Gästen war.
Bertoldblieb gar
nichts übrig, als sich vorläufig ruhig zu verhalten und sich
zurückzuziehen. Nichts mehr konnte damals den ROTBART
bedrücken,
außer der noch fehlenden Aussöhnung mit Bertold. Und selbst
diese scheint unter der Wucht der Verhältnisse in der nun nächstkommenden
Zeit erfolgt zu sein. Otto von Freising, der am 21. September 1158 starb,
hat das Abkommen mit dem Zähringer-Herzognoch
in sein Werk aufgenommen, während er FRIEDRICHS
Fahrt nach Burgund im Jahre 1157 nicht mehr erzählt. Der Herzog von
Zähringen gab das Königreich Burgund nebst dem Arelat, welches
er nach der Bezeichnung des Chronisten Rahewin "ohne Erfolg für das
Reich nur in der Ehre des Titels vom Reiche zu Lehen gehabt hatte", auf
und erhielt zur Entschädigung, während bisher gerade die noch
unmittelbaren Bistümer von seiner Gewalt hatten ausgenommen sein sollen,
die Reichsvogtei über die Bistümer Genf, Lausanne und Sitten
mit dem Recht der dortigen Regalieninvestitur. Diese Wandlung erlitt also
jetzt der Vertrag von 1152. Die im Jahre 1127 geschehene Einsetzung Herzog
Konrads in das Erbe Wilhelms des Kindes von Burgund und die damals mitverliehene
Gewalt wurden dadurch nicht berührt; die ZÄHRINGER
blieben
tatsächlich die Herren in Transjuranien, ohne dass das im Vertrag
von 1156 anerkannt zu werden brauchte. Sie blieben also mit ihren alten
grundherrlichen und statthalterlichen und neuen Vogteirechten auch fortan
"Rektoren".
Wie es fortan den ZÄHRINGER nicht mehr zu
kümmern brauchte, was in Westjuranien und Nieder-Burgund geschah,
so muß spätestens jetzt, mit der Lösung des Vertrages von
1152, wenn es nicht etwa schon nach dem Römerzug geschehen war, die
Freigabe der Burgen und Güter an der schwäbischen Alb erfolgt
sein, die Bertold vor vier Jahren FRIEDRICH
zum Pfand gesetzt hatte. Wir finden sie dementsprechend nach dieser Zeit
in der Hand des zähringischen
Hauses.
Bertold nahm in Ulm
an der am 5. Februar 1157 erfolgten Verbriefung eines schon früher
ergangenen Rechtsspruches über die Vererbung der Regensburger Stiftslehen
teil. Auf den sonst zahlreich besuchten weiteren Hoftagen des Kaisers im
Frühjahr und Sommer 1157 finden wir dagegen den Herzog nicht mehr,
der statt dessen in diesem Jahre eine Begegnung mit Bischof Amadeus von
Lausanne hatte.
Auf dem im Oktober 1157 in Besancon abgehaltenen Hoftag
erschien auch
Herzog Bertold. In einer
aus Besancon vom 24. Oktober datierten Urkunde, in der der KaiserBertold
als Intervenient mit nennt, spricht er in seiner Freude von
"seinen vielsüßen Fürsten". Ob FRIEDRICH
sich das Erscheinen Bertolds auf dem Oktober-Hoftag zu Besancon besonders
ausgebeten hatte oder ob ihn der ZÄHRINGER aus freiem Antrieb
in dem abgetretenen Lande begrüßte, was ferner ihn dann plötzlich
aus dem Gefolge des Kaisers scheiden ließ, ist nicht mehr in Erfahrung
zu bringen. Dagegen steht fest, dass den Herzog Anfang des Jahres 1158
eine Nachricht erreichte, die ihm schwerlich angenehm klingen konnte: Auf
einer Zusammenkunft mit FRIEDRICH
zu
Goslar hatte am 1. Januar Herzog Heinrich der Löwe gegen Besitzungen
am Harz das Heiratsgut seiner Gemahlin Clemantia von Zähringen, die
Herrschaft Badenweiler, an den Kaiser vertauscht und damit ein schönes
Stück alten ZÄHRINGER-Landes, das Herzog Konrad schwerlich
einem anderen Eidam als Heinrich dem Löwen geopfert hätte, an
die STAUFER gekommen, die dadurch mitten
im Breisgau Fuß faßten. Dessen ungeachtet begrüßte
Bertoldden
Kaiser, als dieser wieder an den Oberrhein kam. Er war mit ihm am 3. März
1158 zu Straßburg und dann nebst dem dortigen Bischof Burkhard, dem
staufischen
Pfalzgrafen Konrad bei
Rhein und Hermann von Baden an einer kaiserlichen Beurkundung für
Sindelsberg teil.
Der Aufbruch der kaiserlichen Truppen zum zweiten Romzug
war für den 15. Juni 1158 auf dem Lechfeld festgesetzt worden. Herzog
Bertold
hat auch an dieser Heerfahrt teilgenommen. Doch erschien er wohl
nicht mit auf dem Lechfeld oder wenigstens nicht schon mit all seiner Mannschaft;
denn er erhielt vom Kaiser die Weisung, mit den Lothringern zu ziehen und
den Weg über den Großen St. Bernhard zu nehmen. Vor Mailand
traf sich das gesamte kaiserliche Heer zur Belagerung der Stadt. Am 8.
September erfolgte nach Verhandlungen, an denen auch Herzog
Bertold beteiligt war, die Unterwerfung der Stadt Mailand.
Der Herzog war wohl in die Heimat zurückgekehrt,
um Truppen zu sammeln, an denen er anscheinend bisher Mangel litt. Denn
vor Crema, das sich gewaltsam empört und die kaiserlichen Gesandten
verjagt hatte, finden wir ihn wieder und zwar von jetzt an im Stande, auch
militärisch eine bedeutendere Rolle zu spielen. Der Kaiser hatte den
auf Crema erbitterten Cremonesen die Vollstreckung der Bannstrafe gegen
die widerzähmige Stadt übertragen und ihren 400 Rittern den Herzog
Bertold, den Pfalzgrafen Konrad
und den Grafen Robert von Bassavilla, einen Verwandten König
Wilhelms, beigegeben. Sie rückten am 2. Juli gegen Crema
vor und begegneten schon auf dem Wege den von den Mailändern und Brescianern
unterstützten Bürgern, die sie erst nach heißem Kampf zurücktrieben.
Danach begannen sie die Stadt zum Teil einzuschließen, indem die
Cremonesen vor dem einen Tor, die Fürsten vor den anderen lagerten.
Die unvollständige Einschließung ermöglichte es den schon
wieder in offenem Aufstand befindlichen Mailändern, der Bundesgenossin
Hilfe zu bringen. Mit einer Ritterschar und 400 Fußkämpfern
gelangte einer ihrer Konsuln in die Stadt. Bald danach erschien auch der
Kaiser in eigener Person vor der Stadt. Herzog Bertold war es, der
FRIEDRICH
einen schnellen Handstreich gegen Mailand riet und sich dem Unternehmen
selber anschloß. Mit Bertold und 300 deutschen Rittern kam der Kaiser
am Abend des 13. Juli plötzlich vor Lodi an, nahm auch dessen Ritterschaft
mit sich und ritt mit dieser Begleitung in der Sommernacht bis Landriano.
Die Pavesen hatte er angewiesen in der Nähe dieses Ortes, bei Cavagnara
zu ihm zu stoßen; nur 100 ihrer Ritter sollten auf Mailand zu reiten
und durch das voraussichtlich entstehende Gefecht die Mailänder nach
Landriano locken. Am 15. Juli war alles demgemäß vorbereitet.
Dennoch scheiterte der Plan: Die 100 pavesischen Ritter vermochten ihre
Aufgabe nicht zu erfüllen, sie wurden von dem Wege nach Landriano
abgedrängt und unter großen Verlusten zersprengt. Trotzdem versuchte
FRIEDRICH
dieselbe List noch einmal, und diesmal gelang sie. Er sandte auch die übrigen
Pavesen vor und blieb mit den Deutschen und Lodesen in einem neuen Hinterhalt
bei Siziano. Wieder jagten die Pavesen vor den andrängenden Mailändern
davon, aber als diesmal die vermeintlichen Sieger von der ausgedehnten
Verfolgung zurückkehrten, stürmten über sie die Kaiserlichen
daher, voran Herzog Bertold von Zähringen,
der hier des Reiches Fahne trug. Über 100 Mailänder wurden erschlagen,
300 gefangen.
Kurz nachdem FRIEDRICH
und Bertold
als Sieger auf das Feld
vor Crema zurückgekehrt waren, traf - am 20. Juli - die Kaiserin
Beatrix geleitend mit über 1.200 eigenen und Rittern der
Kaiserin der Herzog Heinrich der Löwe aus Deutschland ein und nahm
sein Lager vor dem Nordtor der Stadt. Aber erst am 27. Januar 1160 übergaben
die Cremasken ihre Stadt, die während der Plünderung in Flammen
aufging.
Nach der Synode von Pavia (Februar 1160) entließ
der Kaiser sein Heer und Heinrich der Löwe und Bertoldkehrten
in die Heimat zurück. Bereits im Sommer 1160 weilte
Bertold, von Burgund kommend, erneut beim Kaiser in Italien,
der von den Mailändern hart bedrängt wurde. Wir wissen nicht,
wie lange Bertold diesmal in Italien
verweilt hat. Schwerlich lange, da er ohne Truppen dem Kaiser nicht viel
nützen konnte und nur wegen einer persönlichen Angelegenheit
kam.
Nach der Ermordung des Erzbischofs Arnold vom Mainz (24.
Juni 1160) wurde Bertolds Bruder Rudolf
von Zähringen von den aufständischen Laien zum Erzbischof
gewählt. Rudolf
nahm die Wahl an undBertold
war vermutlich deswegen beim Kaiser in Italien. FRIEDRICH
verweigerte die Investitur Rudolfs, der daraufhin Anfang 1161 den
Kaiser in eigener Person in der Lombardei aufsuchte. Um die Reise zu ermöglichen,
machte er die kostbarsten Stücke des Kirchenschatzes zu klingender
Münze. Der Kaiser bestätigte schließlich Konrad von Wittelsbach
als Erzbischof von Mainz, der in seiner Gegenwart von einem Teil des Kapitels
gewählt wurde. Statt
Rudolfs
Wahl war nur eine starke Verstimmung
Herzog
Bertolds gegen den Kaiser übriggeblieben. Manches hatte
der Herzog bis dahin geduldig hingenommen; nun hatte er einmal auf eine
entschädigende Gunst für sein Haus um so sicherer gehofft, als
sie den STAUFER nichts kostete.
Bertold war nicht
unter den zahlreichen Fürsten, die in der 1. Hälfte des Jahres
1161 nach dem strengen Gebot des Kaisers ihre Scharen gegen Mailand heranführten.
Und bald wandte er sich an König Ludwig von
Frankreich, der seit der Synode von Toulouse (1160) als der
Schützer Alexanders III. der Mittelpunkt alles europäischen Widerstandes
gegen den Kaiser und die deutsche Krone war.
So mochte wohl Bertold von Zähringen
1162 froh sein, als er erfuhr, dass eine Begegnung und Verständigung
FRIEDRICHS
und
Ludwigs nicht stattgefunden habe. Indessen
seine Abwesenheit ersparte dem seinen Kaiser entfremdeten und bloßgestellten
Herzog eine neue Demütigung, durch anderen Anlaß nicht. Auf
Beschwerde des Bischof Arducius von Genf ging dem
Herzog
Bertold durch Fürstenspruch die Reichsvogtei in Genf verloren.
Sein Schwager Heinrich der Löwe war in der Versammlung, die den Spruch
fällte und hat ihn auch als Zeuge mit anerkannt.
Als Kaiser FRIEDRICH
im Oktober aus Burgund nach Deutschland heimkehrte, fand er schon eine
zähringischeKampfpartei
vor. Herzog Bertoldhatte
die enge Verbindung seiner Vorfahren mit dem elsässischen Haus DACHSBURG
neu geknüpft und mit dem Grafen Hugo, den er schon durch die gemeinsame
Teilnahme an den italienischen Kämpfen von 1159/60 genauer kannte,
ein Bündnis abgeschlossen, auf Grund dessen er zunächst seinerseits
den DACHSBURGER in seinen Fehden unterstützte, und auch den Bischof
Stephan von Metz zum Eintritt in das Bündnis bereit gefunden. So kam
es, dass die Bewegungen des elässischen Grafen dem Kaiser von größter
Wichtigkeit wurden. Er selber, von Italien kommend, zog vor Hugos große
Burg Girbaden (südwestlich von Molsheim, über dem Breusch- und
Mageltal), nahm sie ein und legte sie in Trümmer. Bei der Niederwerfung
des Grafen ließ er es bewenden; den ZÄHRINGER gedachte
er vor allen Dingen von jeder Beziehung zu den WELFEN
zu trennen, auf deren Verwandtschaft sich jener verlassen zu können
glaubte.
Als FRIEDRICH über
Ulm kommend am Ende November in Konstanz Hoftag hielt, war wieder Heinrich
der Löwe an seiner Seite. Nie sind der Kaiser und der mächtigste
Herzog des Reiches inniger miteinander verbunden gewesen, als in
diesen Jahren. Jetzt sprach der Kaiser den Wunsch aus, dass Heinrich sich
von seiner zähringischen Gemahlin
scheide. Heinrich aber ist darauf eingegangen; vielleicht insofern mit
weniger schwerem Herzen, als er noch keinen Nachfolger besaß. Denn
von Clementia war ihm außer einer Tochter nur ein Sohn geboren worden
und dieser Heinrich mit Namen, war als kleines Kind in der herzoglichen
Residenz zu Lüneburg durch einen unglücklichen Fall vom Tisch
ums Leben gekommen. Das alles waren freilich keine Gründe, auf welche
hin die Kirche eine Scheidung genehmigen konnte und diese erfolgte daher
auf Grund zu naher Verwandtschaft. Am 23. November 1162 trennte sich Heinrich
der Löwe von seiner Gemahlin, die ihm durch 15 Jahre treu und hilfreich
zur Seite gestanden hatte. Clementiaweilte nach der zu Konstanz vollzogenen
Scheidung zunächst aller Wahrscheinlichkeit nach bei ihrem Bruder.
Von einer Rückgabe ihres Heiratsgutes, das Heinrich ja dem Kaiser
vertauscht hatte, oder von einer Entschädigung verlautet gar nichts,
was höchst bezeichnend für das Einverständnis FRIEDRICHS
und Heinrichs und die Isolierung Bertolds
ist. Clementia ist danach noch einmal eine Ehe eingegangen; sie wurde die
Gemahlin des Grafen Humbert III. von Maurienne und sehr wahrscheinlich
hat man Recht, wenn man diese verwandtschaftliche Verbindung der Häuser
ZÄHRINGEN und SAVOYEN in Beziehung gesetzt hat. Eine Tochter aus
der zweiten Ehe Clementias wurde im Jahre 1173 mit dem damals 14-jährigen
englischen
Königs-Sohn Johann, dem späteren König
Johann Ohneland, verlobt, starb aber vor der Vermählung
im Jahre 1174.
Es ist sehr schwer zu verstehen, wenn wir nach all diesen
Vorgängen den Herzog Bertoldam
8. Juli 1163 am kaiserlichen Hoflager zu Selz und in einer daselbst ausgestellten
Kaiserurkunde als Zeugen finden. So viel ist trotz dieser Begegnung und
trotzdem ihm der Kaiser hier absichtlich wieder einmal den Titel von Burgund
gönnte, sicher, dass FRIEDRICH den
einst so treuen und eifrigen Freund noch nicht zurückgewann und dass
sich die abseits gedrängte starke Empfindung und Tatenlust des Herzogs
in der nächsten Zeit noch in Bahnen bewegten, welche die des STAUFERS
kreuzten.
In Schwaben ging der Zündstoff auf, den die Jahre
unumschränkten kaiserlichen Schaltens aufgehäuft hatte. Hier
glimmte außerdem noch der Funke eines älteren Zwistes; es bedurfte
nur des Anfachens, um sofort zwei große Parteien in Waffen stehen
zu lassen. Der Pfalzgraf Hugo von Tübingen nämlich hatte einen
welfischen Mann hängen lassen und Herzog Welf VI. es vorläufig
bei der auf seine Beschwerde gegebene Antwort Hugos, der übrigens
Lehen von ihm trug, bewenden lassen. Nun griff aber der junge Welf VII.,
als er einige Zeit nach diesem Vorfall aus Italien zurückkehrte, wohin
dafür der Vater ging, die Sache wieder auf und forderte ein Mal über
das andere vom Pfalzgrafen Genugtuung, bis dieser im Einvernehmen mit Herzog
Friedrich von Rothenburg einen scharfen Bescheid gab. Das meldete Welf
seinen Freunden und Verwandten und diese waren in Folge der schon erwähnten
allgemeinen Spannung auf das Eifrigste bereit, mit ihm ins Feld zu ziehen;
so stand also ein großer rheinisch-schwäbischer Bund in Waffen,
in welchem Herzog Bertold, Welf und
die Bischöfe von Augsburg, Speyer und Worms neben den den ZÄHRINGERN
verwandten Markgrafen Hermann von Baden und Bertold von Vohburg und den
Grafen von Pfullendorf, Habsburg, Calw, Berg, Rosensberg, Kirchberg, Veringen
und Heiligenberg die hauptsächlichen Teilnehmer waren. Herzog
Bertold nahm dabei eine so hervorragende
Stellung ein, dass Otto von St. Blasien ihn allein als Verbündeten
Welfs nennt. Sie zogen sogleich mit 2.200 Gewaffneten gegen die Veste
Tübingen und schlugen in deren Nähe am Samstag Abend, den
5. September 1164 ihr Lager auf. In der Veste lagen Hugo und seine Verbündeten,
der Herzog Friedrich mit so viel Mannschaft,
als er irgend hatte auftreiben können, die ZOLLERN, die auch nach
möglichsten Kräften Leute aufgebracht hatten, und andere nicht
einzeln Genannte. Das war keine Fehde wegen eines umgekommenen Mannes mehr;
es waren die großen Gegensätze in Reich und Kirche, die auch
hier zum Austrag kommen sollten.
Den Sonntag wollten die Belagerer nicht entweihen, aber
für den 7. September war ihr Sturmangriff beschlossen. Da waren es
schlecht disziplinierte und neugierige Teile des zähringisch-welfischen
Heerhaufens, die schon am Mittag des Sonntags mit einigen Burginsassen
gleichen Schlages unterhalb der Burg in Kampf gerieten und damit die beiderseitigen
Truppen aus der Ruhe aufscheuchten. Den Pfalzgräflichen gelang es,
eine überlegene Stellung an der steilen Böschung des Neckar-Ufers
zu gewinnen und den feindlichen Zuzug abzuschneiden, so dass von der noch
am Besten geordneten Hauptmasse der hier und da zum Kampf eilenden Belagerer,
welche unter dem von Graf Heinrich von Veringen getragenen Feldzeichen
heranstürmte, nur wenige zum eigentlichen Kampfplatz durchzukommen
vermochten. Auf diesem wurde zwei Stunden lang gekämpft, wobei in
Folge des Mangels geeigneter Waffen bei den so unvermutet ins Gefecht Verwickelten
fast niemand schwer getroffen, sondern nur Gefangene gemacht wurden: da
unterdessen die am Flußübergang Verhinderten ohne rechten Grund
das Feld räumten, unterlagen die von ihrer Seite an jenem Ort Kämpfenden,
denen sie Hilfe bringen wollten, und schließlich auch jene vom Flußufer
zurückgewichene Hauptschar sich in wilder Flucht vor den siegreichen
Belagerern, die im ganzen 900 Gefangene machten. Welf selbst gelangte mit
nur drei Gefährten auf die Burg Achalm; in Wäldern und
Bergen suchten seine zersprengten Bundesgenossen Zuflucht.
Indessen kehrte der ältere Welf aus Italien zurück
und sorgte für Frieden. Aber nach einem Jahre brach die Fehde wieder
los. Vereint mit Herzog Bertoldund
dessen Ritterschaft ging diesmal auch der ältere Welf gegen den Pfalzgrafen
vor, verwüstete sein Gebiet und belagerte seine Burg Kelmünz
an der Iller, die nach wenigen Tagen erobert und zerstört wurde; dasselbe
Schicksal durch die Verbündeten erlitten die Burgen Hildrishausen
(bei Herrenberg) und die auf einst zähringischemBoden
erbaute Kirche zu Gülstein, deren Türme als Befestigung gedient
hatten. Nachdem auch noch (Pfalzgrafen-) Weiler nach etwas längerer
Umschließung erobert und zerstört und inzwischen fortwährend
das Gebiet Hugos verwüstet worden war, trennten sich
Bertoldund
Welf und gingen in ihre Besitzungen zurück. Hugos einzige Zuflucht
war Herzog Friedrich gewesen, der sich inzwischen böhmische Mannschaft
verschafft hatte und jetzt mit diesen Horden hinter Welf drein eilte, den
er nach Ravensburg hineindrängte und durch Verwüstung des welfischen
Besitzes vergeltend schädigte. Dieser Rachezug fällt in die Zeit
zwischen Epiphanias (6. Januar) und Maria Lichtmeß (2. Februar) 1166.
Zur gleichen Zeit setzte Kaiser FRIEDRICH
der wüsten Fehde ein Ende und berief ihre Teilnehmer auf einen Fastenreichstag
nach Ulm. Dort stellten sich die beiden WELFEN,
auch Herzog Bertold, die Grafen Rudolf
von Pfullendorf, Bertold und Ulrich von Berg, Eberhard von Kirchberg mit
seinen Söhnen, von der Gegenpartei Herzog
Friedrich und Pfalzgraf Hugo. Wieder stand Herzog
Bertold inmitten derer, die einst mit ihm als befreundeten Genossen
das Schwert gegen die Feinde des Kaisers in Italien geschwungen hatten,
nunmehr er selber ein Helfer wider den Frieden des Reiches.
Der Kaiser mochte würdigen, was in der Seele des
tapferen Herzogs vorging. Der Urteilsspruch, den er am 7. März fällte,
überrascht trotzdem; die Quellen, denen wir folgen mußten, scheinen,
obwohl den WELFEN und ZÄHRINGERN
nahestehend,
demnach die Verschuldung Hugos doch etwas bemäntelt zu haben. Von
FRIEDRICH
auf das Freundlichste aufgenommen, gingen die WELFEN
und
Bertold ganz ohne Rüge aus;
dem Pfalzgrafen wurde auferlegt, sich in Welfs Gewalt zu geben oder das
Reichsgebiet hinfort zu verlassen. Hugo wählte das Erstere. Vergeblich
warf er sich Welf zu Füßen; dieser beharrte in der Rolle des
entrüsteten Landesherrn. Erst nach dem dritten Fußfall des TÜBINGERS
lenkte er ein, sandte ihn aber als Gefangenen auf seine Veste Neunburg
in Rätien.
Von da an war Bertoldsleichtbewegtes
gutes Herz dem Kaiser wieder zugeneigt, obwohl dieser nichts von dem zurücknahm,
was er dem ZÄHRINGER-Hause zugefügt hatte. Vielleicht
wurde auch fürBertoldeine gewisse
Begütigung dadurch mit herbeigeführt, dass in dieser Zeit, wie
schon erwähnt, Bertolds Nichte
Gertrud, die Tochter Heinrichs des
Löwen und der verstoßenen Clementia, die Gemahlin Friedrichs
des Rothenburgers wurde und man dieser Verbindung etwa eine für die
ZÄHRINGER
freundliche Seite zu geben wußte. Bertoldverließ
nach dem Ulmer Tage das Hoflager des Kaisers wieder. Aber an dem neuen
Römerzuge, der wegen der andauernden italienischen Wirren für
den Herbst desselben Jahres (1166) beschlossen war, beabsichtigte er teilzunehmen.
Im Oktober sammelten sich die deutschen Truppen bei Augsburg
auf dem Lechfeld; ihre fürstlichen Führer unter dem Kaiser waren
Friedrich von Schwaben, Bertold von Zähringen,
die Brüder des Böhmen-Königs, Dietbold und Ulrich, Markgraf
Dietrich von Meißen, der neue Erzbischof Christian von Mainz, die
Bischöfe von Basel, Straßburg, Speyer, Augsburg, Regensburg,
Zeitz, Halberstadt, Verden und Lüttich und aus Burgund Heribert von
Besancon. Bertold
blieb während des Zuges beim Kaiser und war am 23. April im Gebiet
von Rimini Zeuge einer Urkunde für die Markgrafen von Tuszien. Mitte
Juli führte der junge Welf den vor Rom lagernden Kaiser zahlreiche
Ritterschaft zu und blieb beim Heer. Am 1. August 1167 wurde Beatrix
durch
Papst Alexander III. zur Kaiserin gekrönt. Ein Wolkenbruch am 2. August,
dem sogleich grell brennender Sonnenschein folgte, erzeugte aus seinen
Dünsten eine tödliche Fieberpest, die rasend um sich griff und
den Kaiser zwang, unter Zurücklassung vieler kranker Krieger am 6.
August das Lager vor Rom zu verlassen. Auf 20.000 hat man die nur auf dem
Marsch gefallenen Opfer geschätzt. Als ein Wunder mochte es
Bertolddankend
empfinden, dass er überlebend blieb. Möglicherweise verschonte
ihn wenigstens ein bösartigerer Anfall, denn er konnte am Tage des
Aufbruchs, am 6. August, als Zeuge in einer Beurkundung zugezogen werden,
traf mit dem Kaiser Ende August in dem treuen Pisa ein und wurde in einer
dort ausgestellten Urkunde für das Kloster S. Maria de Serena als
Zeuge geführt. Wenn wir nach der Zeugenreihe einer am 4. September
in Pontremoli ausgestellten Urkunde schließen dürfen, hielten
sich von den deutschen Herren neben dem Kaiser nur noch Herzog
Bertold, der Erzbischof von Mainz und der Burgvogt von Magdeburg
aufrecht. Nach vielen Gefahren erreichte man Tortona und am 12. September,
da fern in Siena BertoldsKampfgenosse
Welf VII. verschied, das treue Pisa, wo endlich die Kranken angemessene
Pflege und Ruhe finden konnten. Der Kaiser blieb den Winter über auf
dem Boden der Lombardei, während Bertold
von Zähringen nach Deutschland ging und durch das ihm offen
stehende Gebiet seines Schwagers Humbert III. von Savoyen gereist sein
wird. Christian von Mainz und Bertold hatten vom Kaiser den Auftrag, Sachsen
zur Ruhe zu bringen, wo Heinrich der Löwe durch seine alten Gegner
seit 1166 bedrängt wurde. Kaiser FRIEDRICH
mußte um so mehr daran liegen, seinem Freunde Frieden zu stiften,
als er deutschen Zuzuges dringend benötigte. In der Tat gelang es
Bertold mit Christian, zwischen seinem vormaligen Schwager und
dessen Gegnern im Namen des Kaisers einen Frieden zu vermitteln. Falls
Bertold dem Kaiser selber in Italien Bericht erstattet hat, muß er
doch noch Ende des Jahres 1167 wieder nach Deutschland zurückgekehrt
sein.
Der Kaiser kehrte im März 1168 über Burgund
nach Deutschland zurück. In Basel traf, falls nicht schon vorher,
Herzog
Bertold, begleitet von einem Gefolge schwäbischer Herren
und Ministerialen mit dem vereinsamten Herrscher zusammen. Wir erfahren
das aus der gelegentlichen Bemerkung einer Urkunde, die über eine
zu Basel vorgenommene Handlung, an der Bertold
als
Vogt der Klöster Stein und St. Blasien beteiligt war, aufgesetzt wurde.
Im Jahre 1170 traf Bertoldwieder
mit dem Kaiser zusammen, und zwar in Mengen, wo
FRIEDRICH am 15. Mai für den Bischof urkundete. Auch Hugo
von Tübingen, der welfischen Haft entledigt, war anwesend und außerdem
Bertolds
Bruder Rudolf, der in der Zwischenzeit (1168) in Folge der
Bemühungen der Namurschen Verwandten auf den Lütticher Stuhl
gelangt war. Auch diese Zusammenkunft von Mengen stellt eine weitere Befestigung
der längst begonnenen Wiederaussöhnung der STAUFER
und ZÄHRINGER dar.
Eine Freundlichkeit des Kaisers führte den Herzog
Bertold im Jahre darauf (1171)
in die niederrheinischen Gegenden. Er vereinigte sich mit Kaiser
FRIEDRICH, mit dem er am Johannistage (24. Juni) in der Stadt
Köln war. Wahrscheinlich wurde schon hier die Verabredung dessen mit
Erzbischof Arnold von Trier eingeleitet, was später zu Nimwegen zur
Beurkundung kam. Auf Fürbitte FRIEDRICHS
und mit Zustimmung des Grafen Heinrich von Namur, des Oheims Bertolds,
übertrug der Erzbischof die Trierer Stiftslehen, welche bisher der
Graf innehatte, an den Herzog Bertold
und dessen noch minderjährigen Sohn Bertoldzu Lehnsrecht. Dafür
wurde ausbedungen, dass beim Tode des Grafen Heinrich, offenbar aus dessen
Hinterlassenschaft als Erbe der Herzog Bertold
innerhalb 15 Wochen 350 Mark Silbers an den Erzbischof zahlen
solle, wofür, wenn der Herzog inzwischen gestorben sein sollte, Rudolf
von Lüttich als Vormund seines Neffen zu sorgen habe. Für diese
Zahlung verbürgten sich der Kaiser und Rudolf von Lüttich durch
Aussetzung je eines Hofes, auf die der Erzbischof vom Tode des Grafen an
pfandherrlichen Anspruch haben solle. - Der größte Wert dieses
Abkommens lag darin, dass der Kaiser die ZÄHRINGER damit tatsächlich
als Erben des Namurer Grafen im voraus anerkannt hatte; die Übertragung
der Lehen von Heinrich auf seinen Neffen war ja an sich auch nur eine teilweise
Vorausnahme des Antritts der Erbschaft.
Bertold kehrte somit
verhältnismäßig bald, wohl noch in der Mitte des Jahres
in die Heimat zurück. Vielleicht war Bertold
bei jener Reise begleitet von seinem gleichnamigen Sohne, an den wenigstens
die Übertragung der Trierer Stiftslehen mit geschah. Der junge
Bertold
wird hier im Jahre 1171 zum 1. Male erwähnt.
Zu Anfang des Jahres 1173 führte ein Ereignis, das
für Herzog Bertold in hohem Grade
wichtig war, auch den Kaiser nach dem südlichen Alamanniens; das Aussterben
des Lenzburgischen Hauses. Graf Werner hatte seit 1145 seine Züricher
Vogtei, ohne sich irgendwie um den Herzog von
Zähringen zu kümmern und ungestört bis zu seinem
Tode, den er 1159 bei Crema fand, ausgeübt. Ihm folgte sein Bruder
Kuno, und nach dessen Verschwinden aus den Quellen erscheint ein zweiter
Bruder, Arnold, der nach 1172 nicht mehr vorkommt. Auch der alte Freund
des staufischen Hauses, Graf Ulrich,
war kürzlich, am 8. Oktober 1172, gestorben. Die Lehen des Geschlechtes
fielen an den Kaiser zurück, der zugleich einen Teil der reichen Allodialgüter
erbte, aus welchen, neben reichen Schenkungen für die Kirche, auch
die KYBURGER erbten. Die Grafschaft im Zürichgau, welche die LENZBURGER
auch gehabt hatten, wurde nunmehr, vielleicht schon damals mit Überlassung
eines Teils östlich des Sees und der Limmat an die Grafen von Kyburg,
vom Kaiser an Graf Albrecht III. von Habsburg gegeben. Die Vogtei über
Zürich aber, welche die ZÄHRINGER nach dem Abkommen von
1098 in nomineller Obergewalt, die LENZBURGER tatsächlich allein innegehabt
hatten, fiel nun ganz von selber, sogar ohne eine kaiserliche Bestätigung
in ihrem vollen Umfange an das ZÄHRINGER-Haus, von jetzt an
übte dieses die Vogtei über Zürich wirklich aus.
Am 20. Februar 1173 war FRIEDRICH
auf der Lenzburg, umgeben von Herzog Bertold,
Graf Rudolf von Pfullendorf, Graf Hartmann von Kyburg und seinem Bruder
Ulrich, Walter von Eschenbach, Walter von Iberg, Walter von Hunberg, dem
Bischof Ludwig von Basel und den Äbten Diethelm von Reichenau und
Konrad von Murbach. Er stellte daselbst das Kloster Interlaken in seinen
Schutz und übernahm dabei einfach die Sätze der Urkunde KONRADS
III. über den Herzog von Zähringenals
Rektor Burgunds. So waren also auf der Stammburg des erloschenen Geschlechtes
alle, die an ihrer Hinterlassenschaft beteiligt waren, versammelt, mit
Ausnahme des Grafen Albrecht von Habsburg und des Vertreters des Klosters
Beromünster im Aargau.
Der Kaiser ging zu Ostern (8. April) nach Worms, wo er
das Fest mit einer großen Anzahl von Fürsten beging. Ob Bertold
ihn so weit begleitete, wissen wir nicht. Jedenfalls konnte es der Herzog
mit Genugtuung empfinden, dass ihm diesmal sein Recht, der Zurückfall
Zürichs, durch den überlegenen staufischen
Herrscher nicht verkümmert worden war.
Trotzdem werden wir es verstehen, wennBertold,
als der Kaiser Ende 1174 wieder über die Alpen ging, ihm seine Truppenkräfte
noch nicht zur Verfügung stellte. War er auch selber 1167 mit der
bloßen Krankheitsgefahr und den Nöten des Rückzuges, die
er teilte, davon gekommen, so hatte doch die entsetzliche Krankheit unter
seinen Mannen damals in gewiß gleichem Grade wie unter den übrigen
gewütet und die zähringische Streitmacht zusammenschmelzen lassen.
Außerdem beschäftigten Bertoldwichtige
landesherrliche Aufgaben in den noch wenig an die Herrschaft seines Hauses
gewöhnten Gebieten. So teilte er die allgemeine Unlust der deutschen
Laienfürsten die neue Romfahrt mitzumachen und der Kaiser konnte gerade
ihm das um so weniger verübeln, als Bertold ihm schon so oft ein wertvoller
Waffengefährte gewesen war und als gerade jetzt der Bruder des Herzogs,
Rudolf von Lüttich, ihm 1.000 Mark Silber Heerfahrt vorstreckte.
Dennoch finden wir Herzog Bertold
dann
innerhalb des nächsten Jahres 1175 am Genfer See auf der ins obere
Rhonetal und zum St. Bernhard führenden Straße. Wir wissen das,
weil ihn hier ein großes Unglück traf, das ein Annalist aufgezeichnet
hat: In der Nähe des Schlosses Chillon verlor er durch einen Bergsturz
eine größere Anzahl seiner Ritter. Falls der Herzog, wie zu
vermuten nahe liegt, damals noch dem Kaiser, der des Zuzuges wirklich bedürftig
war, seine Truppen zuführen wollte, so war dieses Ereignis gewiß
geeignet, ihm Halt zu gebieten.
Gerade in diesem Jahr 1175, am 6. Oktober finden wir
den Herzog mit seinem Bruder Hugo
und
seinem Sohn Bertold
auf einer großen Versammlung unter den ihm unterstellten Großen
Burgunds. Noch in demselben Jahre, da jener Hoftag stattfand, bekriegteBertold
die ZOLLERN und nahm die Burg Fürstenberg ein. Die Ursache der Fehde
bleibt, wie alle näheren Umstände, in Dunkel. Der ZOLLERN-Krieg
unterbrach anscheinend nur auf kurze Zeit die in diese Jahre fallende besondere
AufmerksamkeitBertolds für seine
burgundischen Lande. Er beschäftigte sich in dieser Zeit mit dem Bau
einer Stadt inmitten Burgunds. Er hatte die alte bürgerfgreundliche
Politik seines Hauses wiederaufgenommen; wie sein Vater Konrad
wollte
auch er ein Freiburg gründen.
Erst im Jahre 1178 versetzte den Herzog der Ruf seines
Kaisers wieder in die Ereignisse der großen Politik hinein. Im Sommer
1178 wollte
Kaiser FRIEDRICH durch
Burgund nach Deutschland zurückkehren und um auf alle Fälle ungefährdet
über die Alpen zu gelangen, ersuchte er durch Boten des Herzog
Bertold von Zähringen, ihn mit einem Heere in Italien abzuholen.
Für den Mitte Januar 1179 nach Worms einberufenen
Reichstag, auf welchen Heinrich der Löwe geladen war, machte sich
auch Herzog Bertoldauf und ritt den
Rhein hinab. Da Heinrich der Löwe nicht erscheinen war, wurde er auf
einen neuen Gerichtstag zu Johannis (24. Juni) nach Magdeburg geladen.
Sechs Wochen später, am 4. März, befand sich Bertold
IV. auf der Burg der Roggenbacher zu Riegel im Breisgau. Herzog
Bertold traf noch im selben Jahre nebst seinem Sohne mit dem
Kaiser zusammen, als dieser Ende Mai in Konstanz weilte. Von Konstanz ging
der Kaiser über Eger zu dem angesagten Hoftag nach Magdeburg. Bertold
von Zähringen hat ihn auf diesem Zug nach und durch Sachsen
nicht begleitet und hat sich überhaupt vom Strafgericht über
seinen einstigen Schwager Heinrich dem Löwen ferngehalten. Als der
Kaiser zu Mitte September wieder nach Schwaben, nach Augsburg kam, stellte
sich Bertold wieder bei ihm ein. Der
Herzog
von Zähringen nahm mit diesen an dem Spruch teil, der am
15. September gegen das Bistum Gurk gefällt wurde, das sich der Salzburger
Hoheit entziehen wollte.
Dem Reichstag zu Würzburg, der in der Mitte des
Januar 1180 den Herzog Heinrich endgültig ächtete, blieb Bertold,
obwohl sein Bruder Rudolf dort erschien, getreu seiner vorherigen Haltung
wieder fern. Im übrigen bleibt BertoldsAufenthalt
und Tun im Jahre 1180 unbekannt.
Ungefähr in dieser Zeit fällt die Vermählung
von Bertoldsälterer Tochter Agnes
mit dem Grafen Egino IV. dem Bärtigen von Urach. Darauf deuten die
Altersverhältnisse der dieser Ehe entsprungenen Kinder, sowie auch
der Umstand hin, dass Egeno im Jahre 1181 mit Herzog
Bertold und dessen Brüdern
bei eine burgundischen Angelegenheit mit anwesend war.
Während Kaiser FRIEDRICH
1181 den Krieg in Sachsen fortsetzte, finden wir Herzog
Bertold mit seinen Brüdern
Adalbert und Hugo und seinem soeben erwähnten Schwiegersohne in Burgund,
und zwar in Solothurn. Herzog Bertold
blieb damals wohl einige Zeit in Solothurn. Wenigstens läßt
er sich dort im Jahre 1182 wieder finden, zwar ohne seine Brüder und
den Uracher, aber sonst ungefähr noch in derselben Umgebung. Wir wissen,
dass im Jahre 1182 die Nikolauskirche zu Freiburg i/Ü. geweiht wurde.
War Bertold, als er mit seinen Brüdern und seinem Schwiegersohn 1181
oder Anfang 1182 nach Solothurn kam, etwa auf dem Wege, um an dieser ersten
freudigen Feier in seiner jungen Stadt teilzunehmen und gab er den Besuch
dann irgendwie um des Bischofs Roger willen auf, der am 6. Juni die Weihe
in Abwesenheit Bertolds vollzog?
Herzog Bertold von Zähringen
war
in allen diesen Jahren fast ein Fremder in den Angelegenheiten des Reiches
geworden. Als dann aber die Johanniszeit 1183 herankam, in welcher der
lange verhandelte Friede mit den Lombarden endgültig abgeschlossen
werden sollte, zog auch er dem Kaiser nach Konstanz zu. Dort fand er, nach
dem 20. Juni eintreffend, des Kaisers Söhne, König
HEINRICH und Herzog Friedrich von Schwaben, die Herzöge
Welf, Otto von Wittelsbach, der durch Heinrichs des Löwen Fall der
Herr Bayerns geworden war, Konrad von Spoleto und Bertold von Andechs,
die Markgrafen Bertold von Istrien und Hermann von Baden, die Grafen Heinrich
von Dietz, Diepold von Lechsgemünd, Konrad von Berg, Ludwig von Sigmaringen,
Burkard von Hohenberg und seinen Bruder Friedrich, Ludwig von Helfenstein,
Ulrich von Kyburg, Friedrich und Bertold von Zollern, Hartmann von Kirchberg,
Ludwig von Pfirt, Hermann von Froburg, Werner von Homberg und seinen Bruder
Friedrich, den Edlen Burchard von Uesenberg und andere Laien; von geistlichen
Herren die Bischöfe von Metz, Münster, Chur, Augsburg und Konstanz
nebst dem Reichenauer Abt; zu diesen allen die päpstlichen Legaten
und die zahlreichen Vertreter der lombardischen Städte. Unter den
aus jedem Rang und Stand ausgesuchten Männern, die am 25. Juni das
große Friedenswerk beschworen, war auch Bertold.
Es kann nicht verwundern, wenn er im übrigen nicht
in allen damals erlassenen Kaiserurkunden als Zeuge auftritt, zumal die
Zeugenreihen der einzelnen jedesmal nur einen Teil der vielen Anwesenden
nennen. Die besondere Zustimmung Bertolds IV.hob
aber Kaiser FRIEDRICH hervor, als er
am 25. Juni dem Kloster Interlaken ebenfalls den Besitz des halben Forstes
Iseltwald bestätigte, den einst KONRAD III.
aus der zähringischen Gewalt gelöst
und dem Kloster geschenkt hatte.
Im gleichen Jahr, da auf diesem großen Hoftag der
Konstanzer Friede unter Mitwirkung Bertoldsgeschlossen
wurde, vollzog der Herzog die Verlobung seines einzigen Sohnes. Nämlich
der Graf Matthäus, welcher durch die Hand der Agnes von Boulogne diese
Grafschaft erheiratet hatte, hatte zwei Töchter, von denen die ältere,
Ida,
die voraussichtliche Erbin der Grafschaft war. Diese Ida war verheiratet
oder wahrscheinlicher nur verlobt gewesen mit dem Grafen Gerhard von Geldern,
ehe ihr Oheim, der Graf Philipp von Flandern und Vermandois (übrigens
gegen seinen dem König Heinrich von England
geleisteten Schwur) seine beiden Nichten nicht ohne jenen hinzuzuziehen
zu vergeben) ihr die neue Verbindung mit dem Sohne
Herzog
Bertolds, dessen Familien ja mancherlei Beziehungen in diese
Lande durch ihre Namursche Verwandten und auch durch Rudolf von Lüttich
hatte, vermittelte. Auch sie hatte keinen Bestand. abgefunden
worden, aber doch wohl nicht in völlig klarer Weise oder wie an sich
wahrscheinlich ist, nicht so, dass sie auch beim Erlöschen des Mannesstammes
allen Anspruch verlor, denn ihr Sohn Bertoldhatte
sich schon im Jahre 1171 auf Erbansprüche eingerichtet, die der Kaiser
damals anerkannt hatte und die höchstwahrscheinlich auch bei der Verlobung
seines Sohnes mit der Erbin von Boulogne nicht außerhalb seines Planes
gewesen waren. Auch Balduin hatte dieses Erbrecht Bertolds
insofern anerkannt, als er ihm angeboten hatte des Herzogs Verzicht mit
1.600 Mark reinen Silbers in Kölner Gewicht zu erkaufen, die er innerhalb
acht Monaten zahlen wollte.
Zu Mainz war nun Balduin mit viel Gold und Silber erschienen
und hatte sogleich Eindruck auf den Kaiser gemacht, der den bisher am Hofe
nicht gesehenen Mann, der nicht fürstlichen Standes geachtet wurde,
beim feierlichen Zug am ersten Pfingstfeiertage das kaiserliche Schwert
tragen ließ und ihn eng an sich heranzog. Und als FRIEDRICH
das Anerbieten erfuhr, das Graf Balduin seinem herzoglichen Vetter gemacht
hatte, riet er ihm unverzüglich ab, mit dem Hinzufügen, der leibesschwach
gewordene Herzog werde ja wahrscheinlich noch eher sterben, als der Graf
von Namur selber. Auf diesen Rat hin ließ Balduin die Verhandlungen
fallen. Die Hälfte des Geldes, das er somit an Bertold gespart hatte,
wanderte dafür in die Kammer des Kaisers, der am 22. Mai mit Balduin
einen geheimen Vertrag abschloß, wonach das namur-lützelburgische
Hausgut bei Heinrichs Tode dem Namen nach an den Kaiser fallen und dann
mit den heimfallenden Reichslehen zusammen als unteilbares Reichsfürstentum
an Balduin vergeben werden sollte. In der Tat starb Bertoldvor
seinem Oheim Heinrich und der Mainzer Vertrag gelangte für Balduin
zur Ausführung.
Ein Tausch, den Bertoldauf
den Mainzer Tage zu dessen Beginn mit dem Grafen Boppo von Lauffen vornahm,
ist noch überliefert. Der Graf hatte den Herzog
Bertold den Berg Rothenberg bei
Gleimuthshausen zu Lehen, den er jetzt mit anderen Schenkungen, die seine
Familie machte, an das Kloster Schönau im Odenwald übergeben
wollte. Das Gut, das er dem Herzog als Tauschgegenstand bot, wurde angenommen,
worauf Bertold den Berg zu freiem Eigen an Boppo, den vom Wormser Bischof
beauftragten Ocger von Wiesloch und Hugo von Bruch als Bevollmächtigten
des rheinischen Pfalzgrafen tradierte.
Am 10. April 1185 weilte Herzog
Bertold in Zürich, wo er als Kastvogt der Züricher
Großmünster-Propstei die Entscheidung eines Streites zwischen
dem Stift und dem Leutpriester Lutold von Schwenningen auf der Baar zur
Beurkundung brachte. Dieser Züricher Aufenthalt ist das letzte Datum
über den lebenden Herzog. Im Juli 1185 kam der junge König
HEINRICH VI. nach Basel, wo ihn jedoch der alte Herzog nicht
begrüßte.
Das waren die letzten Eindrücke, unter denen der
schon seit Jahren sieche Herzog Bertold
starb. Sein Todestag ist der 8. September oder der 8. Dezember
1186. Zu St. Peter vor dem Kreuze wurde er bei seinen Ahnen zur Gruft
bestattet und die Mönche begingen die Wiederkehr auch seines Sterbelagers
durch Anniversare mit 5 Kerzen.
Im Ganzen ist Herzog Bertold
IV. nur als ein recht sparsamer Gönner der Klöster
in seinem schwäbischen und burgundischen Machtbezirk zu bezeichnen.
Und den großen kirchlichen Ereignissen seiner Zeit gegenüber
fanden wir ihn überhaupt passiv. Den Abstand, der in dieser Beziehung
zwischen Herzog Bertold I. und Bertold II. wenigstens in früheren
Jahren und andererseits
Konrad schon hervorgetreten war, hat Bertold
IV. noch vergrößert. Und Bertolds
IV. Sohn ist sogar als ein von kirchlichen Instituten als schlimmer
Feind betrachteter Mann gestorben.
Bertold IV. war vor
allem ein weltlich denkender Fürst und ein Mehrer seiner Lande. Er
hat die Trierer Stiftslehen des Hauses NAMUR, die Reichs- und Bistumsvogtei
in Lausanne und die wirkliche Macht in Zürich zum Bereich seines Vaters
hinzuerworben. Noch viel weiter hat er nach Süden und Norden die Hand
gestreckt; hier freilich ist er gescheitert, in den beiden großen
Gelegenheiten an den STAUFERN, denen
er so wenig gewachsen war, wie den Aufgaben selbst, die sie ihm nahmen,
und auch vom besser gesicherten Erwerb, den er hätte festhalten können,
hat er, nicht ohne seine Schuld, verloren.
Immer hat er, mit einer kurzen Unterbrechung, festhalten
wollen an dem hochgemuten und glänzenden staufischen
Herrn, mit dem er gleichzeitig zur Regierung kam und dessen Leben das seinige
fast an den Ausgang hat begleiten können. Was ihn solche Stellung
hat nehmen lassen, ist seine schon oben einmal charakterisierte, stets
wieder durchbrechende Freude und Tatenlust, am Großen und Allgemeinen,
an der Wohlfahrt und dem Glanz des Reiches und seines Kaisers mitzuwirken,
sein lebendiger und einfacher Sinn, der ihn Enttäuschungen verschmerzen
und gerechte Bitterkeit doch wieder von sich weisen ließ. Im Felde
mit dem ROTBART ist Bertoldvon
Zähringen dessen eifrigster und tapferster Helfer gewesen,
auch für schwierige politische Vermittlungsaufgaben hat der Kaiser
gerade an ihn vertrauend sich wenden dürfen. Wir gehen seine Geschichte
durch und finden in ihr keinen besonderen menschlichen Fehler überliefert,
keine grausame Handlung von ihm aus dieser mit Krieg und Verwüstung
gesättigten Zeit aufbewahrt und dagegen der Milde gedacht, mit der
er sich 1158 für Mailand verwandte. Und "die Weltgeschichte verschweigt
die menschlichen Untaten weniger, als deren Unterlassung": So fehlt ihm
Härte eben so sehr, wie starre Entschlossenheit. Als eine vermittelnde
Natur erwiesen ihn auch alle die einzelnen Schiedssprüche, die er
als Landesherr und Vertreter der öffentlichen Gewalt getan hat. Darin
mag es mit begründet liegen, aber doch nur, weil auch die Ansehen
verleihende Kraft des Landesherrn ihm nicht gefehlt hat, dass seine Regierung
nicht nur in den schwäbischen Besitzungen, sondern auch in dem viel
schwierigeren burgundischen Grafenerbe eine von Aufruhr freie und anscheinend
gerne ertragene gewesen ist. Hoch entwickeltes Gerechtigkeitsgefühl
begleitet sein ganzes Leben und alle seine Handlungen und läßt
sich, wo es ihn für sich fordern läßt, nur durch baldige
Versöhnlichkeit, wo er richtet, nur durch Milde trüben. Und auch
"Gerechtigkeit ist Macht".
Nur eine Lebensgefährtin Bertolds
IV.wird genannt und diese tritt in der Geschichte gänzlich
zurück. Es scheint, dass sie eine Tochter des Grafen Hermann von Froburg
war; die später Arbeit aus St. Peter ist in der Lage, ihren Namen
Heilwig
zu übermitteln und setzt sie unter die Wohltäter dieses Klosters,
in welchem sie jedoch ihre Ruhestätte nicht gefunden hat. Sie gebar
dem Herzog einen Sohn und zwei Töchter.
1. oo Heilwig von Froburg, Tochter des Grafen Hermann
- vor 1183
2. oo 2. Ida von Flandern, Tochter des Matthäus
von Boulogne
1161- 1216
Kinder:
1. Ehe
Berthold V.
um 1160-18.2.1218
Agnes Erbin von Baar und Breisgau
- 1239
oo Egino IV. Graf von Urach
um 1160-
1230
Anna Erbin von Rheinfelden
- 1177
oo Ulrich III. Graf von Kyburg
- 1227
Liutgard
-
Literatur:
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des Abendlandes, Verlag Styria Graz 1990, Seite 76,87,130,191 - Die
Staufer im Süden. Sizilien und das Reich, hg. von Theo Kölzer,
Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1996, Seite 47 A.19,74 - Die Zähringer.
Schweizer Vorträge und neue Forschungen. Hg. von Karl Schmid; Jan
Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 3,11,17,25,27,37-40,88-92,105,
108,113,127,133,138,143,146,152,164,165,169,173,177,178,217,222,224,231,236,240,246,250,252,263,291,331,333,356,371,373
- Engels, Odilo: Die Staufer. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin
Köln 1972, Seite 52,76,92,102 - Engels, Odilo: Stauferstudien.
Beiträge zur Geschichte der Staufer im 12. Jahrhundert, Jan Thorbecke
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Johannes: Die Staufer. Glanz und Elend eines deutschen Kaisergeschlechts,
Gondrom Verlag Bindlach 1991, Seite 66, 80, 134,156 - Thorau, Peter:
Jahrbücher des Deutschen Reichs unter König Heinrich (VII.) Teil
I, Duncker & Humblot Berlin 1998, Seite 49 A,50,51 A - Wies,
Ernst W.: Kaiser Friedrich Barbarossa. Mythos und Wirklichkeit, Bechtle
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