Grafen von Pfullendorf
 

EUROPÄISCHE STAMMTAFELN NEUE FOLGE Band XII TAFEL 77 B
 

Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 2050
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Pfullendorf, Grafen von
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Sie waren eine Nebenlinie der UDALRICHINGER. Ihr Besitzzentrum lag nördlich des Bodensees im Linzgau und im Hegau, auch hatten sie alten, auf Erbteilungen zurückgehenden Besitz in Vorarlberg. Der Grafentitel der sich nach Pfullendorf, Ramsberg und Stoffeln nennenden Familie dürfte auf die von ihr im Hegau ausgeübten Grafenrechte zurückgehen. Der 1. urkundlich erwähnte Namensträger ist der zwischen 1067 und 1116 mehrfach als Inhaber der Grafschaft im Hegau genannte Graf Ludwig (1100 und 1116 auch als Graf Ludwig von Stoffelnm). Nach Gallus Öhem war Ludwig von Pfullendorf (ermordet 1135), Abt der Reichenau, sein Sohn. Neben ihm stehen Graf Gero von Pfullendorf (1086/1116) und der zwischen 1111 und 1135 genannte Graf Ulrich von Ramsberg als Inhaber der Grafschaft im Hegau, die nach 1135 nicht mehr erwähnt wird. Der bei der Gründung des Klosters Salem erstmals erscheinende Graf Rudolf von Pfullendorf wurde ab 1152 zum entschiedenen Parteigänger FRIEDRICHS I. Er konnte dadurch die Machtbasis seiner Familie erweitern: Herrschaften von Bregenz und Lindau, Burg Rheineck, Vogtei über das Bistum Chur und die Abtei St. Gallen. Nach dem Tod seines Sohnes Berthold 1167 setzte er den Kaiser als Erben ein, obwohl seine Tochter Ita mit Albrecht von Habsburg vermählt war. Dessen Erbrechte entschädigte der Kaiser in Zürich und Säckingen. Graf Rudolf von Pfullendorf zog ins Heilige Land, wo er starb.

Quellen und Literatur:
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A. Helbk, Reg. von Vorarlberg und Liechtenstein bis z. J. 1260, 1920-1925 - K. Schmid, Gf. Rudolf v. P. und Ks. Friedrich I., 1954 - P. Hommer, Stadt P. im Linzgau am Bodensee, 1970 - 750 Jahre Stadt P., 1970.
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Karl Schmid: Seite 204
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"Graf Rudolf von Pfullendorf"

Das Pfullendorfer Grafengeschlecht, das um die Mitte des 11. Jh. in den Quellen faßbar wird, leitet sich in agnatischer Linie vom hochadligen UDALRICHINGER-Geschlecht her. Das ULRICH-Haus gehörte in der KAROLINGER-Zeit zum Reichsadel. Es war seit der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts im Bodenseegebiet begütert und gewann dort großen Einfluß.
Die Pfullendorfer Grafen, die zunächst auch unter den Namen "von Stoffeln" und "von Ramsberg" auftraten, übten Grafenrechte im Hegau aus. Ihre Güter lagen im Linzgau und im Hegau. Daneben verfügten sie über Erbbesitz in Vorarlberg. Sie traten indessen im 11. und beginnenden 12. Jahrhundert an Einfluß und Bedeutung stark hinter den gleichfalls von den ULRICHEN abstammenden Grafen von Bregenz und Buchhorn sowie anderen schwäbischen Grafenfamilien zurück, nicht zuletzt wohl deshalb, weil die Hauptbesitzlandschaft der PFULLENDORFER im nördlichen Linzgau bis in die 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts nicht in unmittelbaren Bereich der Verkehrsadern lag und weil sie im Hegau in den Nellenburger Grafen eine zu mächtige Konkurrenz hatten, als dass sie dort die Vorherrschaft hätten erlangen können.