Ludwig                                                     Graf von Stoffeln-Pfullendorf
---------                                                   Graf im Hegau
    -27.10. oder 24.12. nach 1116
 

Sohn des Grafen N.N.
 

Dr. Eduard Heyck: Seite 154     1891
***************
"Geschichte der Herzöge von Zähringen"

Otto, der letzte aus dem der kaiserlichen Partei anhängenden Grafenhaus von Buchhorn hatte 1089 die Gattin des Grafen Ludwig von Pfullendorf entführt und sich ohne Scheu in öffentlicher Feier des Beilagers mit ihr verbinden lassen, dafür hatte ihn der Bann des Bischofs Gebhards und die Rache des verletzten Gatten getroffen, dessen Dienstmannen ihn ums Leben brachten.

Karl Schmid: Seite 37,40
**********
"Graf Rudolf von Pfullendorf"

Ein gewisser Graf Ludwig, offensichtlich derselbe, der den halben Kirchensatz von Bregenz nicht abgetreten hatte - pertinet ad Pfullindorfenses proceres - wird in der Zeit von 1067 bis 1101 7 Mal als Graf im Hegau und einmal als Graf im Unterseegau in der in den Urkunden üblichen Form genannt: "in pago HegouveE, in comitatu Ludwici" und "in pago Underse, in comitatu Ludewici". Der genannte Graf Ludwig hatte seinen Sitz im Hegau auf der Burg Stoffeln, was aus den Zeugenlisten zweier Urkunden der Jahre 1100 und 1116 hervorgeht, in denen er als "Ludwig, Graf von Stoffeln" auftaucht.
Es kann kein Zweifel bestehen, dass Graf Ludwig von Stoffeln dem Geschlecht der PFULLENDORFER angehörte, denn dafür  können 2 sich gegenseitig stützende und bestätigende Argumente angeführt werden. Die mehrfach erwähnte Nachricht der Petershausener Chronik vom Anteil eines Grafen Ludwig aus dem Geschlecht der PFULLENDORFER am Kirchensatz zu Bregenz stimmt zeitlich genau mit dem Auftreten eines Grafen Ludwig, des Inhabers einer Grafschaft im Hegau, überein.
Lediglich Bernold nennt den Grafen Ludwig in seiner Schilderung des großen Ringens. Der leidenschaftliche Anhänger der Gregorianer charakterisiert den Grafen Otto II. von Buchhorn als schamlosen Ehebrecher. Nach seinem Bericht hat sich Graf Otto von Buchhorn mit der Gemahlin des Grafen Ludwig zu dessen Lebzeiten in aller Offenheit ehelich verbunden. Der Bischof von Konstanz schleuderte den Bannstrahl gegen den Ehebrecher. Der beleidigte Graf Ludwig aber nahm Rache an ihm. Seine Dienstmannen enthaupteten den Grafen. Nachdem der getötete Graf Otto von den Seinigen im Kloster Hofen bestattet worden war, ordnete der Konstanzer Bischof Gebhard III. an, der Exkommunizierte müsse aus der geweihten Erde genommen werden und ein schimpfliches Begräbnis erhalten. Dies ereignete sich im Jahre 1089.
Aus welchem Geschlecht stammte der von Otto von Buchhorn beleidigte Graf Ludwig? Von den schwäbischen Grafen der SALIER-Zeit ist aus der Bodenseegegend mit dem Namen "Ludwig" lediglich der mehrfach erwähnte Graf von Stoffeln bekannt. Nur er kann hier in Frage kommen. Auch die bisherige Forschung hat einhellig die Ansicht vertreten, der BUCHHORNER habe mit der Gemahlin des Grafen Ludwig von Stoffeln (Pfullendorf), also mit einer Gräfin von Pfullendorf das "adulterium" begangen.
Der Bernoldsbericht läßt keine großen Rückschlüsse zu, denn es handelt sich zunächst um eine persönliche Angelegenheit der beiden Grafen, um einen Familienzwist, der nicht unbedingt durch politische Gegnerschaft hervorgerufen sein mußte. Es kann daher aufgrund dieser Schilderung nichts über die Stellung des Grafen Ludwig von Stoffeln (Pfullendorf) im Investiturstreit gesagt werden.
Das Todesjahr des Grafen Ludwig ist nicht bekannt. Es fiel in eines der Jahre nach 1116. Im Nekrolog des Klosters Bregenz ist unter dem 27. Oktober und unter dem 24. Dezember je ein "Ludowicus comes" verzeichnet. Obwohl Graf Ludwig seinen Anteil an der Kirche zu Bergenz nicht zur Verfügung gestellt hatte, wurd sein Todestag offenbar im Totenbuch des Klosters Augia maior Brigantina verzeichnet. Da Graf Ludwig 50 Jahr lang (von 1067 bis 1116) im Hegau urkundlich nachweisbar ist, muß sogar damit gerechnet werden, dass es sich um 2 Grafen, um einen älteren und um einen jüngeren Ludwig, handelte, auf die sich möglicherweise die beiden Bregenzer Nekrolgeinträge beziehen.