Man darf zudem vermuten, dass die rasche Entwicklung des
Platzes Saalfeld, die unter seiner Tochter zu beobachten ist, schon durch
Ezzo
eingeleitet
worden ist. Im Frieden von Merseburg hatte KONRAD
II. Mieszko
II. zum Verzicht auf die von seinem Vater angenommene königliche
Würde und einen Teil Polens gezwungen: Dieser Verlust mochte die nach
seinem Tode sich gegen seine deutsche Gemahlin und seinen Sohn Kasimir
I. (geb. 1016) erhebende nationalheidnische
Bewegung begünstigt haben. Die Königin wich unter dem Druck der
Opposition außer Landes und zog sich nach Brauweiler zurück.
1057 tritt sie zum ersten Mal in unsern thüringischen
Gesichtskreis. Sie übergibt in diesem Jahre das ihr "nach Erbrecht
zustehende Gut Salz", das sie vermutlich von ihrer Mutter Mathilde
ererbt hatte, dem Bischof Adalbero von Würzburg. Salz wurde nun freilich
diesen Bistum im Jahre 1002 übergeben, nachdem OTTO
III. im Jahre 1000 bereits eine Schenkungsurkunde darüber
ausgestellt hatte. Wahrscheinlich ist dieses letztere nicht mit dem von
Richeza
geschenkten
Gut Salz identisch. Man hat wohl Reichsgut und mathildisches Erbgut zu
unterscheiden. Bischof Adalbero trat dafür an Richeza
Schmalkalden, Leutersdorf (nordwestlich Themar), die Mark Meiningen, Queienfeld
(südwestlich Themar), Mellrichstadt und Wermerichshausen (bei Münnerstadt?)
ab. Die Königin scheint sich bei diesem Tausch, der bemerkenswerterweise
in das Jahr nach HEINRICHS
III. Tod fällt, von dem Bestreben haben leiten lassen,
ihren Besitz näher an den Thüringer Wald, das heißt gegen
Saalfeld zu verschieben.
Zwischen den EZZONEN und dem Erzstift Köln
wurden enge Beziehungen geknüpft, als Richezas
Bruder Hermann 1036 zum Erzbischof erhoben wurde. Richeza
und Hermann übertrugen Brauweiler, das bisher Eigenkloster
der Stifterfamilie gewesen war, der Kölner Kirche. Der enge Kontakt
der EZZONEN zum Erzstift bestand unter Hermanns
Nachfolger
Anno II. fort. Der Erzbischof behauptete, 1057 an Richeza
herangetreten zu sein [Dob. I, Nr. 811. Pabst, Archiv der Gesellschaft
für ältere deutsche Geschichtskunde 12, 1872, S. 183 f. und Opermann,
Rheinische Urkundenstudien I, S. 195 f., halten die Urkunde (Ausfertigung
SA Düsseldorf) für eine Fälschung des 13. Jahrhunderts.
Dobenecker, aaO., betrachtet sie mit Recht als eine formale Fälschung.
Es ist klar, dass die grundherrschaftlichen Bestimmungen im 13. Jahrhundert
keinen Sinn mehr haben. Nach SS. XIV, S. 140 und SS. XI, S. 406 suchte
Richeza
den Erzbischof in Kaiserswerth auf, wo auch der Kaiser weilte, und übergab
die Güter freiwillig.], sie möge ihre Güter Saalfeld und
Coburg unter Vorbehalt ihres Nießbrauches dem heiligen Petrus zu
Köln übergeben. Sie soll sich zunächst geweigert haben.
Sowohl die Initiative des Erzbischofs als auch die Weigerung der Königin
erscheinen glaubhaft. Das Bestreben Annos, die Güter an sich zu ziehen,
paßt zu seiner ausgreifenden Politik in diesen Jahren. Er manövrierte
das Erzstift damit in eine wichtige Position.
Aus der Urkunde Annos und der des Bischofs Adalbero wird
nebenher deutlich, dass die Schenkung HEINRICHS
II. an
Ezzo mehr als Saalfeld umfaßt haben
muß. Dem Ansinnen Annos gab die Königin schließlich nach,
ließ aber die Güter nicht völlig aus der Hand: Sie übergab
durch ihren miles, den Grafen Sterker, dem erzbischöflichen Vogt Christian
das castellum Saalfeld mit Zubehör sowie ihr Eigentum im (Lande) Orla
und behielt sich die lebenslängliche Nutznießung vor. Ohne ihre
Zustimmung sollte kein Kölner Erzbischof die Güter vertauschen
oder verlehnen. Der Kleider-, Honig- und Wachszehnt sollte den Mönchen
von Brauweiler gegeben werden. Die Königin
Richeza wurde für die Saalfelder Güter mit sieben
rheinischen Dörfern und 100 Pfund Jahresrente entschädigt.
Oberster Amtsträger der Königin in Saalfeld,
wo Richeza 1063 starb, war der zweimal
genannte miles Graf Sterker.