Patze Hans: Seite 129-130
**********
"Die Entstehung der Landesherrschaft in Thüringen"

Man darf zudem vermuten, dass die rasche Entwicklung des Platzes Saalfeld, die unter seiner Tochter zu beobachten ist, schon durch Ezzo eingeleitet worden ist. Im Frieden von Merseburg hatte KONRAD II. Mieszko II. zum Verzicht auf die von seinem Vater angenommene königliche Würde und einen Teil Polens gezwungen: Dieser Verlust mochte die nach seinem Tode sich gegen seine deutsche Gemahlin und seinen Sohn Kasimir I. (geb. 1016) erhebende nationalheidnische Bewegung begünstigt haben. Die Königin wich unter dem Druck der Opposition außer Landes und zog sich nach Brauweiler zurück.
1057 tritt sie zum ersten Mal in unsern thüringischen Gesichtskreis. Sie übergibt in diesem Jahre das ihr "nach Erbrecht zustehende Gut Salz", das sie vermutlich von ihrer Mutter Mathilde ererbt hatte, dem Bischof Adalbero von Würzburg. Salz wurde nun freilich diesen Bistum im Jahre 1002 übergeben, nachdem OTTO III. im Jahre 1000 bereits eine Schenkungsurkunde darüber ausgestellt hatte. Wahrscheinlich ist dieses letztere nicht mit dem von Richeza geschenkten Gut Salz identisch. Man hat wohl Reichsgut und mathildisches Erbgut zu unterscheiden. Bischof Adalbero trat dafür an Richeza Schmalkalden, Leutersdorf (nordwestlich Themar), die Mark Meiningen, Queienfeld (südwestlich Themar), Mellrichstadt und Wermerichshausen (bei Münnerstadt?) ab. Die Königin scheint sich bei diesem Tausch, der bemerkenswerterweise in das Jahr nach HEINRICHS III. Tod fällt, von dem Bestreben haben leiten lassen, ihren Besitz näher an den Thüringer Wald, das heißt gegen Saalfeld zu verschieben.
Zwischen den EZZONEN und dem Erzstift Köln wurden enge Beziehungen geknüpft, als Richezas Bruder Hermann 1036 zum Erzbischof erhoben wurde. Richeza und Hermann übertrugen Brauweiler, das bisher Eigenkloster der Stifterfamilie gewesen war, der Kölner Kirche. Der enge Kontakt der EZZONEN zum Erzstift bestand unter Hermanns Nachfolger Anno II. fort. Der Erzbischof behauptete, 1057 an Richeza herangetreten zu sein [Dob. I, Nr. 811. Pabst, Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde 12, 1872, S. 183 f. und Opermann, Rheinische Urkundenstudien I, S. 195 f., halten die Urkunde (Ausfertigung SA Düsseldorf) für eine Fälschung des 13. Jahrhunderts. Dobenecker, aaO., betrachtet sie mit Recht als eine formale Fälschung. Es ist klar, dass die grundherrschaftlichen Bestimmungen im 13. Jahrhundert keinen Sinn mehr haben. Nach SS. XIV, S. 140 und SS. XI, S. 406 suchte Richeza den Erzbischof in Kaiserswerth auf, wo auch der Kaiser weilte, und übergab die Güter freiwillig.], sie möge ihre Güter Saalfeld und Coburg unter Vorbehalt ihres Nießbrauches dem heiligen Petrus zu Köln übergeben. Sie soll sich zunächst geweigert haben. Sowohl die Initiative des Erzbischofs als auch die Weigerung der Königin erscheinen glaubhaft. Das Bestreben Annos, die Güter an sich zu ziehen, paßt zu seiner ausgreifenden Politik in diesen Jahren. Er manövrierte das Erzstift damit in eine wichtige Position.
Aus der Urkunde Annos und der des Bischofs Adalbero wird nebenher deutlich, dass die Schenkung HEINRICHS II. an Ezzo mehr als Saalfeld umfaßt haben muß. Dem Ansinnen Annos gab die Königin schließlich nach, ließ aber die Güter nicht völlig aus der Hand: Sie übergab durch ihren miles, den Grafen Sterker, dem erzbischöflichen Vogt Christian das castellum Saalfeld mit Zubehör sowie ihr Eigentum im (Lande) Orla und behielt sich die lebenslängliche Nutznießung vor. Ohne ihre Zustimmung sollte kein Kölner Erzbischof die Güter vertauschen oder verlehnen. Der Kleider-, Honig- und Wachszehnt sollte den Mönchen von Brauweiler gegeben werden. Die Königin Richeza wurde für die Saalfelder Güter mit sieben rheinischen Dörfern und 100 Pfund Jahresrente entschädigt.
Oberster Amtsträger der Königin in Saalfeld, wo Richeza 1063 starb, war der zweimal genannte miles Graf Sterker.