Begraben: Rom, St. Peter
Sohn eines Mönchs
eigentlich Nikolaus Breakspeare
Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 1823
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Hadrian IV., Papst seit 4. Dezember 1154
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* 1110/20, + 1. September 1159
Abbot's Langley/England Anagni
eigentlich Nikolaus Breakspear
Begraben: Rom, St. Peter
Chorherr, Prior und Abt in St-Ruf. Papst Eugen III. berief ihn zum Kardinalbischof von Ostia (1149). 1150/53 organisierte er die norwegische Kirche und reformierte die schwedische. Als Papst suchte er den Vorrang und die Unabhängigkeit vom Kaisertum, wenn auch im Ausgleich mit ihm: Der Konstanzer Vertrag (1153) wurde erneuert, Arnold von Brescia durch FRIEDRICH I. gefangengenommen und durch den Stadtpräfekten in Rom hingerichtet, FRIEDRICH selbst zum Kaiser gekrönt. Nach dessen Abmarsch von den Normannen bedrängt, mußte Hadrian IV., beraten von den Kardinälen Boso und Roland (Alexander III.), den Vertrag von Benevent (1156) mit König Wilhlm I. von Sizilien schließen. Obgleich der Vertrag formal rechtens war, führte er zum Bruch mit FRIEDRICH, der Bischof Eskil von Lund gefangennahm und der Hadrian IV. in Besancon entgegentrat (1157). 1158 kam es erneut zu einem Konflikt, als FRIEDRICH die vermeintlichen Reichsrechte in Oberitalien an sich zog. Im Frühjahr 1159 brach der offene Kampf aus. FRIEDRICHS Erhebung der Kriegssteuer im Patrimonium und auch andere Mißhelligkeiten führten dazu, dass Hadrian IV. endlich einen Bund mit den oberitalienischen Städte schloß. Er starb aber kurz vor der Bannung des Kaisers. Zweifelhaft ist, ob Hadrian IV. König Heinrich II. von England zur Eroberung Irlands aufgefordert hat.
Quelle und Literatur:
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LP II, 388-397 - Haller III, 120-144, 500-503 - Jaffe
II, 102-145, 720f., 760f. - IP I, sqq. - P. Rassow, Honor imperii, 1961
- J. Deer, Papsttum und Normannen, 1971 - O. Engels, Die Staufer, 1983.
Der einzige Engländer unter den Päpsten, Sohn
eines Mönches, versuchte, die Entwicklung seit Gregor
VII., seinem Vorbild, wieder rückgängig zu machen. Zunächst
verhängte er das Interdikt über Rom, weil es die Republik
ausgerufen hatte.
Die Beziehungen Papsttum/Kaisertum traten in eine neue
Phase, als deutlich wurde, dass mit FRIEDRICH
I. BARBAROSSA ein national-absolutistisches Denken sich Rom
entgegenstellte. Zwischen beiden Gewalten und Theorien regte sich unbeirrbar
der städtische Freiheitsdrang, den Papst und Kaiser bekämpften.
Die Hinrichtung Arnaldos da Brescia, des Gründers der römischen
Republik, wurde zum äußeren Bilde dieses Kampfes, den der Papst
wie der kurz zuvor zum Kaiser gekrönte
FRIEDRICH
I. BARBAROSSA waren an der Hinrichtung des bedeutenden Mannes
gleichermaßen beteiligt. Dennoch versuchten sowohl Theokratie wie
Imperium, die republikanischen Tendenzen in Italien auszunutzen, sobald
es zur Schwächung des Gegners notwendig erschien.
Nach der Kaiserkrönung FRIEDRICHS
I. erhob sich das republikanische Rom, der Kaiser nahm den Papst
mit, und dieser konnte erst vom deritten Jahr seiner Wahl an in Rom residieren.
Erfolgreiche Angriffe von Byzanz auf das Normannenreich
veranlaßten den Papst, in den Krieg gegen den von ihm gebannten König
Wilhelm I. von Sizilien zu ziehen, von dem er sich bedroht fühlte.
Der ihm weit überlegene König zwang ihn zum Konkordat von Benevent,
in welchem der Papst das Königreich Neapel-Sizilien endgültig
anerkannte, während Wilhelm I. die
päpstliche Lehnshoheit bestätigte.
Auf dem Reichstag von Besancon ließ der Papst die
den Kaiser empörende Behauptung aufstellen, das Kaisertum sei ein
Lehen Roms. Der Kaiser seinerseits verteidigte die kirchlichen Prärogativen
des Reiches. Er fand die Unterstützung des gesamten Episkopates und
wies den Lehensanspruch des Papstes zurück. Wahrscheinlich wurde im
letzten Augenblick ein neuer Investiturstreit ebenso wie ein Schisma vermieden.
Der Papst mußte einlenken und den Begriff beneficium als Wohltat,
nicht als Lehen erklären. Äußerlich war ein Waffenstillstand,
jedoch kein Friede hergestellt. Das Mißtrauen auf beiden Seiten blieb.
Auf dem Reichstag auf den Roncalischen Feldern - Roncaglia/Piacenza - stellte
der Kaiser die durch die Städte gefährdete Vormachtstellung Reichsitaliens
wieder her, was der Papst, der an den vielfachen Spannungen mitschuldig
war, als Bedrohung durch den kaiserlichen Absolutismus und Gefahr für
den Kirchenstaat betrachtete, um den sich zudem im Süden das Normannenreich
legte.
Die Echtheit der häufig angezweifelten Bulle Laudabiliter,
mit welcher der Papst Heinrich II. von England
zur Eroberung Irlands ermunterte, ist wohl erwiesen. 16 Jahre später
gelang dem König die Eroberung, die ein bis heute andauerndes Unglück
unabsehbaren Ausmaßes über die Insel gebracht hat. Natürlich
verband der Papst mit der Genehmigung Lehensansprüche Roms.
Literatur:
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Cawthorne Nigel: Das Sexleben der Päpste.
Die Skandalchronik des Vatikans. Benedikt Taschen Verlag 1999 Seite 108,255
- Goez, Werner: Lebensbilder aus dem Mittelalter. Die Zeit der Ottonen
Salier und Staufer. Primus Verlag Darmstadt 1998, Seite 298-311 -
Hlawitschka
Eduard: Stirps Regia. Forschungen zum Königtum und Führungsschichten
im frühen Mittelalter. Ausgewählte Aufsätze. Festgabe zu
seinem 60. Geburtstag. Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New
York - Paris Seite 398 -