Begraben: Yuon
Ältester Sohn des Grafen
Guido von Ligny-Roussy-St. Paul aus dem Hause
LUXEMBURG und der Mathilde
von Chatillon, Erb-Tochter Johannas von St. Paul
Thiele, Andreas: Tafel 72
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte Band I, Teilband 1"
WALRAM III.
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* 1357, + 1415
Graf von St. Paul, Ligny und Roussy
Walram III. war französischer Connetable im Hundertjährigen Krieg, fähig.
1. oo MATHILDE DE ROEUX
+
Tochter des Grafen Thomas von Kent
2. oo BONA VON BAR
+ 1400
Tochter des Herzogs Robert I.
Tod des Guido von Luxemburg, Graf von Ligny und von Saint Pol:
alle seine Nachfahren
KAPITEL 44
ANno 1371. Guido von Luxemburg,
Graf
von Ligny, Gatte der Gräfin Mathilde von Saint Pol, wird
an einem Julitag [283 Guido von Luxemburg starb am 22.8.1371
und nicht wie Ferry de Locre behauptet an einem Julitag.] tödlich
getroffen, als er die Sache des französischen Königs [282
Karl
V. der Weise (*21.1.1337 Vincennes, + 16.9.1380 Fontenay-sous-Bois),
König von Frankreich seit 1364.] gegen das Haus GELDERN [284 GELDROIS.]
unterstützt. Mit Mathilde hatte er folgende Kinder:
Walram [285 WALLERAND DE LUXEMBOURG: Walram
III. von Luxemburg (* 1357, + 25.10. 1415), Graf von Saint Pol (1371-1415).]
Johann
[286 JEAN DE LUXEMBOURG: Johann II. von Luxemburg (* 1370, + 2.7.1397),
Graf von Brienne.]
Peter
[287 PIERRE DE LUXEMBOURG: Peter von Luxemburg (* 1367, +
2.7.1387 Avignon), Bischof von Metz (1384-1387).]
Andreas [288 ANDRE DE LUXEMBOURG:
Andreas von Luxemburg-Ligny (* 1364, + 12.1.1396), Bischof von Cambrai
(Kammerich) (31.1.1389-12.10.1396).]
Margarete
[289 MARGUERITE: Margarete von Luxemburg
(*1366, + 1431).]
Maria [290 MARIE: Maria von Luxemburg (*
1363, + 1396). Sie war in 1. Ehe mit Johann von Conde, Herr von Morialme
(+ 1391) und in 2. Ehe mit Graf Simon II. von Salm-Sittard (+ 1397) verheiratet.]
und noch eine Tochter.
1. Walram von Luxemburg [285
WALLERAND DE LUXEMBOURG: Walram III. von
Luxemburg (* 1357,
+ 25.10.1415), Graf von Saint Pol (1371-1415).] folgte Guido,
seinem
Vater in der Grafschaft
Ligny und der Gnädigsten Mathilde, seiner Mutter in der
Grafschaft
Saint Pol.
Er wurde an besagtem Julitag gefangen genommen; doch Kaiser
KARL IV. [291
CHARLES: Kaiser Karl IV. (* 15.6.1316, + 28./29.11.1378), Gegen-König
(11.7.1346),
Deutscher König
(11.10.1347-29.11.1378), römischer Kaiser seit 5.4.1355.], sorgte
dafür, dass er
die Freiheit umsonst wiedererlangte.
XVII
Walram von Luxemburg, siebzehnter Graf von Saint Pol
KAPITEL 45
ANno 1371 wurde Walram
von Luxemburg, Sohn von Guido und Mathilde von Chatillon,
der noch keine sechzehn Jahre alt war, zum Grafen von Saint Pol
gemacht, obwohl er Gefangener des Hauses GELDERN war, welche ihn, wie im
vorangegangenen Kapitel gesagt wurde, dank Kaiser
KARL IV., der sich für ihn verwandte, umsonst freigelassen.
Es ist wohl so, dass Herr Gisbert von Vianen [311
GISBERT, SEIGNEUR DE VIANNE: Gisbert von Vianen (* 1342, + 1391), Graf
von Vianen)], sich mit der Beschaffung des Lösegeldes für besagten
Walram sehr viel Zeit ließ - wie dies in solchen Fällen
gelegnetlich geschieht. Grund dafür war, dass das für die Auslösung
besagtem Walrams gesammelte Geld zum Bau jenes berühmten Turmes
diente, den wir bis 1537 sehen konten. Dieser erhob sich hoch über
dem neuen Schloss von Saint Pol. Ponthius Heutere gewährte mir Einblick
in diese Vermutung und die Grundmauern, die ich dort heute sehe, die Erzählungen
der Alten und die Überlieferungen sollen mir sicherer Schutzwall sein.
Hier nun, was besagter Heurere - Wort für Wort aus dem Lateinischen
seiner Genealogien entnommen - dazu sagt: Herr Gisbert von Vianen errichtete
den Turm von Saint Pol mit den Geldern, die er Walram abgezogen
hatte, während dieser vom Hause GELDERN gefangengehalten ward. Wie
hätte er es klarer sagen sollen? Und er hätte wohl kaum deutlicher
sagen können, wie bei ähnlichen Geldsammlungen Frau Unterschlagung
regiert, wenn auch insgeheim! Wobei ich nicht sagen will, dass besagter
Turm Sohn der Rückerstattung gewesen ist. Dieser Gisbert war der Sohn
des Herrn Heinrich von Vianen [312 HENRY, SEIGNEUR DE VIANNE: Heinrich
von Vianen (* 1319, + 1387), Graf von Vianen] und der NN. von Culembourg,
der Gemahlin besagten Heinrichs. Er vermählte sich mit Beatrix, der
Tochter Jans, des achtzehnten Herrn von Egmond [313 JEAN D'EGMOND:
evtl. Jan von Egmond (* 1319, + 2812.1369)], und starb anno 1391.
Einschübe
Prämien, Von der Gefangenschaft des Grafen Walram
durch die Enngländer. Von der Befreiung
KAPITEL 46
ANno
1374 wird Walram von Luxemburg, Graf von Saint Pol, in Sichtweite
der Stadt Ardes von den Engländern gefangen genommen, die ihn geradewegs
nach England verbringen und im Schloss Windsor einkerkern.
ANno 1379. Die Leute der
Grafschaft von Saint Paul, die erkannt hatten, dass besagter Walleram,
ihr Graf, von den Engländern für die Summe von 120.000 Franken
Lösegeld freigelassen werde, taten ihre Pflicht, um zu besagter Summe
zu helfen und darüber berichten die Charten der Stadt sehr ausschweifend,
auch über die verfolgte Form, um das Geld zu finden. Doch zu gleicher
Zeit wurde über die Hochzeit besagten
Wallerams mit Mathilde
von Holland [314 MEHAUT DE HOLLANDE: Mathilde von
Kent (* ca. 1359), Tochter von Thomas I. von Kent (* 1314, + 8.12. 1360)
und
Johanna von Woodstock (* 29.9.1328,
+ 8.8.1385).], der Halbschwester König
Richards von England [315
RICHARD
ROY D'ANGLETERRE: Richard II. (* 7.1.1367,
+ 14.2.1400), König von England (1377-6.10.1399), bis 1390 Herzog
von Guyenne.], verhandelt, so
dass die Hälfte besagter Summe besagtem Walleram erlassen wurde,
so dass nur die andere Hälfte geleistet werden musste, die 60.000
war. Um besagte Summe zu liefern, halfen tapfer eben die von Saint Paul,
wie man durch Briefe vom 15. November 1379 erfährt.
Woraufhin der Graf Walleram besagtem Engländer,
seinem Schwager, treue Gesellschaft leistete, worüber der König
von Frankreich verärgert war und ihm seine Grafschaft Saint Paul wegnahm.
Besagter Walleram hatte mit besagter Mathilde eine Tochter
namens Johanna
[317 JEANNE: Johanna von Luxemburg (* ca. 1380/85, + 12.8.1407),
Gräfin von Ligny und Saint Pol.], die mit Antoine
von Burgund [318 ANTOINE
DE BOURGOGNE: Anton von Burgund (* 25.8.1384,
+ 25.10.1415 Azincourt), Herzog von Brabant (1406-1415), Herzog von Luxemburg
(1411-1415).], dem Sohn von Herzog Philipp
dem Kühnen von Brabant [319 PHILIPP
LE HARDI: Philipp der Kühne (* 15.1.1342, + 26./27.4.1404),
Herzog von Burgund (6.9.1363-1404), Graf von Flandern, Artois, Franche-Comte,
Herr von Mecheln und Antwerpen (30.1.1384-1404), Herzog von Limburg (13.6.1396-1404).]
verheiratet wurde, von wem sie zwei Söhne hatte, nämlich
Johann [320 JEAN:
Johann IV. (* 11.1.1403 Arras, + 17.4.1427 Brüssel), Herzog von Brabant
(14125-1427), und Luxemburg, Graf von Hennegau (1418-1427).], der
Herzog
von Brabant, Lothringen und Limburg wurde und Philipp
[323
PHILIPPE:
Philipp I. (* 25.7.1404 Brüssel, + 4.8.1430 Löwen), Graf von
Ligny und Saint Pol (1415-1430), Herr von Waelheim, Ruhwart von Brabant
(1420-1427), Herzog von Brabant (1427-1430).], der Graf von Saint
Paul und Ligny wurde.
Besagte Johanna von Luxembug starb vor
Walleram,
ihrem Vater, nämlich anno 1407 und ihr Vater acht Jahre später,
anno 1415 und so folgte sie ihrem Vater nicht in der Grafschaft Saint
Paul, sondern eben besagter Philippe von Burgund,
ihr Sohn. Der gleiche Walleram verband sich in zweiter Ehe mit Bona
[324 BONNE: Bona von Bar (* 1361, + 1400).], Schwester des Herzogs
von Bar [325 Sie war die Schwester zweier Herzöge von Bar,
nämlich Eduards III. (* 1371, + 25.10.1415), Herzog von Bar (1411-1415)
und des Herzogs Ludwig (+ 1372, + 23.6.1430), Herzog von Bar (1415-1430)
und Bischof von Verdun (1420-1430). Ihr ältester Bruder war Erbprinz
Heinrich (* 1359, + 28.9.1396), der noch zu Lebzeiten seines Vaters in
Nikopolis gerfallen ist.], doch ihr Lager blieb unfruchtbar.
Kriegerische Unternehmungen des Grafen Walram; Ehe
seiner Tochter Johanna mit Peter von Luxemburg, seinem Neffen
KAPITEL 50
ANno 1391 übte Graf
Walram von Saint Pol allüberall in der Gegend von Cambrai schreckliche
Feindseligkeiten und Zerstörungen aus.
ANno 1392 kam besagtem Walram
- da er nicht wußte, wie er dem König von Böhmen [334
WENZEL
IV. (* 26.2.1361, + 16.8.1419), König von Böhmen
(1378-1419), deutscher König (1378-1400).], ohne das Andenken seines
Blutes und auch seines Namens zu beflecken, jenes Geld abnehmen sollte,
das Guido, sein Vater, diesem so freimütig geborgt hatte -
eine Idee, mit der er der gesamten Grafschaft Luxemburg allgemeinen Schaden
zufügen, indem er einhundertzwanzig schöne Dörfer umpflügte
und in Schutt und Asche legte und mehrer Burgen stürzte, wobei er
nur zwei für sich verschonte, von denen er eine Ludwig von Quesnoy
und die andere Dietrich von Diksmuide in Obhut gab.
ANno 1398 wird besagter Walram
durch Herzog Philipp von Burgund und Brabant [Persönlicher
Einwurf:
Herzog Philipp der Kühne
war nie im Besitz des Herzogtums Brabant, da deren Inhaberin, Johanna von
Brabant und Limburg, erst zwei Jahre nach Philipp
starb.] gebeten, Johanna
von Brabant [337 IENNE DE BRABANT, Johanna von Brabant (*
24.6.1322, + 1.12. 1406), Herzogin von Brabant-Limburg (1383). Sie heiratete
1334 in erster Ehe Wilhelm
IV. (* ca.1307, + 26.9.1345), Graf von Holland und 1354 in zweiter
Ehe Wenzel
I. (* 25.2.1337, + 7.12.1383), Herzog von Luxemburg, den Stiefbruder
Kaiser KARLS IV. Beide Ehen blieben
kinderlos.], seiner Verwandten, gegen die Gewalttätigkeiten der Häuser
GELDERN und JÜLICH zu helfen. Zu diesem Zwecke nahm Walram,
sogleich die Waffen und marschierte los.
ANno 401 verhandelte man
zu Arras die Hochzeit zwischen Anton von Burgund,
dem Sohn Herzog Philipps des Kühnen von Burgund
und Brabant, und Fräulein Johanna von Luxemburg,
der Tochter des Grafen Walram von Saint Pol, die Heirat wurde beschlossen.
Daraus gingen, wie wir bereits sagten und im folgenden sagen werden, zwei
Söhne Johann und Philipp,
hervor.
Es hat durchaus den Anschein als habe unser Walram
zu dieser Zeit seine Mathilde, die Halbschwester des Engländers,
verloren und wäre nun nicht mehr verpflichtet gewesen, diesem zu dienen.
So hat er sich ehelich mit Fräulein Bona, der Schwester des
Herzogs von Bar, vereint. Nach dieser Vermählung hat er wohl, in Erinnerung
an die vergangene englische Strenge, den Wunsch verspürt, sich zu
rächen und dies durch Taten zu bezeugen. So lehren uns die Historiker
denn, dass Walram im Jahre 1405 die Engländer nahe Calais angriff.
Doch als er gewahrte, dass das Glück ihm nicht hold war, zog er sich
schnell in die Stadt Therouanne zurück.
Heimganmg der Johanna von Luxemburg und des Grafen Walram, ihres Vaters
KAPITEL 51
ANno 1407 scheidet Jeanne
von Luxemburg, einzige Tochter von Walram,
Graf von Saint
Paul, scheidet aus dem Leben und hinterlässt zwei Söhne
Jean und Philipp
von ihrem
Gatten Antoine von Burgund,
Herzog
von Brabant.
Jean für
seinen Teil erhält die Herzogtümer Brabant, Lotricts und Limburg
und sein Bruder Philipp erbt die Grafschaften
Saint Paul und Ligny.
Der Leichnam besagter Jeanne ruht in Fures in
Flandern.
ANno 1415 ward Walram
von Luxemburg, Graf von Saint Pol, vom Tod besiegt, nachdem
er selbst allerart militärisches Geschick erlitten und andere hatte
erleiden lassen. Es war in Yvois [342
IUOY: Carignan: Der Ort hieß bis ins 17. Jh. Yvois,
doch Ludwig XIV. vermachte ihn 1662
unter den Namen Carignan den jüngeren Zweig des Hauses SAVOYEN, das
als Apanage das Fürstentum Carignano en Piemont erhielt.], einer Stadt
Luxemburgs, wo er seine Grabstätte erhielt - wiewohl er vor besagtem
Hinscheiden seine Gemahlin gebeten hatte, gemeinsam mit seinen Ahnen in
der Abtei von Cercamp bestattet zu werden. Doch diese Höflichkeit
ward ihm von der guten Bona nicht erwiesen, die sich, wegen seiner
vielen Schulden (so sagte sie) starrsinnig weigerte, seinem Wunsche zu
entsprechen, so als würde der Schaden, der entstünde, wenn sie
diesem Wunsch stattgäbe, in Zukunft größere Entehrung bringen,
was jene, mit der sie überschüttet wurde, weil sie ihm diesen
letzten Dienst verweigert hatte. Ich bin der Meinung, daß Mathilde
gewissenhafter und liebevoller gewesen wäre. Doch so ist es denn oft,
wenn es keine Nachkommen gibt. Dies ist hier noch nicht alles.
Die gleiche Bona wollte das Vermögen des
Trauerhauses nicht erben und gab sich mit ihrer Witwenrente zufrieden.
Dies ist noch nicht alles.
Um diesen Willen öfentlich zu bezeugen, schämte
sie sich nicht, seinen Gürtel, Schlüssel, Börse und was
sie sonst noch am Körper hatte oder ihrem Gemahl verkörperte,
niederzulegen, als man in Yvois feierlich sein Begräbnis beging. Welch
große Kühnheit, hätte sie dies beispiellos begangen. Doch
bedenket, dass besagte Bona in diesen tragischen Taten umso versicherter
war, als da Margareta Malena [343 MARGUERITE DE MALE: Margarete
IV. Malena von Flandern (* 13.4.1350, + 16.3.1405 Arras), Gräfin von
Flandern, Artois, Franche-Comte, Nevers und Rethel.] elf Jahre zuvor bei
ähnlichem Anlass gegenüber Herzog Philipp
dem Kühnen von Burgund, Graf von Flandern, Artois
usw., der ihrerseits ebenfalls ihr Gemahl war, desgleichen getan hatte.
1. oo Mathilde von Roeux
um 1355- um 1392
1393
2. oo Bona von Bar, Tochter des Herzogs Robert
I.
um 1365/70- 1400
Kinder:
1. Ehe
Johanna Burggräfin von Lille
u 1385-12.8.1407
1402
oo 1. Anton Herzog von Brabant
1384-25.10.1415
Illegitim
Johann Seigneur d'Hautbourdin
-
1466
Literatur:
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Alvermann, Andrea: Geschichte der Grafschaften,
Ländereien & der Stadt Saint Pol. Übersetzung aus dem Mittelfranzösischen
Kapitel 44,45,46,50,51 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische
Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G.
Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 72 -