Dietrich VI.                                      Graf von Holland (1122-1157)
---------------
um 1110-6.8.1157
 

Älterer Sohn des Grafen Florenz II. der Dicke von Holland und der Gertrud von Ober-Lothringen, Tochter von Herzog Dietrich II.; Stiefneffe des Kaisers LOTHARS III.
 

Brandenburg Erich: Tafel 25 Seite 51
****************
"Die Nachkommen Karls des Großen."

XIII. 391. DIETRICH VI., Graf von Holland ca. 1125
----------------------------------
* ca. 1110/15, + 1157 6. VIII.

Gemahlin:
------------
vor 1137
Sophie, Tochter Ottos I. von Salm, Graf von Rheineck (siehe XII.73.)
       + 1176 26. IX.



Thiele, Andreas: Tafel 8
*************
"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa"

DIETRICH VI.
--------------------
    + 1157

Sohn des Grafen Florenz II.
 

Dietrich VI. lehnte sich an Frankreich an und geriet damit 1122/23 schroff gegenKaiser HEINRICH V., unterstützte 1127 den kaiserlichen Kandidaten Dietrich von Lothringen im Flandern-Erbkrieg und bekriegte jahrelang seinen Bruder Florenz, der als Graf von Friesland Führer des Widerstandes gegen Holland wurde. Er baute die Macht der holländischen Grafen planvoll aus und brachte nach jahrelangen Auseinandersetzungen mit Bischof Andreas von Cuyk-Utrecht diese Bistum ganz unter holländischen Einfluss. Er verstärkte damit die Gegensätze zu Geldern, das da Vogteirechte hatte. Er gewann die Hoheit über Cuyk, durch kaiserliche Schenkungen friesische Gebiete und das Münzrecht und starb auf einer Palästinareise.

  oo SOPHIE VON SALM-RHEINECK
                + 1176

Tochter des Pfalzgrafen Otto I.; Erbin von Bentheim
(7 Kinder)



Leo Heinrich Dr.: Seite 655-662
**************
"Zwölf Bücher niederländischer Geschichten."

Nicht lange nachdem die verwitwete Gräfin die Verwaltung der holländischen Herrschaften übernommen hatte, wurde ihr Verhältnis zu Reiche höchst bedenklich und feindlich. Kaiser HEINRICH feierte das Weihnachtsfest des Jahres 1122 zu Utrecht, und wie so oft im Mittelalter zwischen dem Gefolge des in einer Stadt einlagernden Kaisers und den Einwohnern des Ortes Streit entstand, geschah es auch diesmal in Utrecht; der Streit wuchs aber zum ofenen Kampfe der Parteien in der Stadt, und als des Kaisers Partei obsiegte, hielt sie den Bischof als das Haupt der Gegenpartei gefangen [1 Stenzel Seite 711,712. Annalista Saxo ad a. 1123.]. Mag es nun sein, daß die verwitwete Gräfin von Holland sich des Bischofs als ihres Lehenherrn annahm oder was sie sonst für eine Ursache hatte, sich in diese Streitigkeiten zu mischen: sie kam in Folge davon ebenfalls in das Verhältnis der Widerspenstigkeit gegen den Kaiser [2 Ann. Sax. I. c. - Kluit ist der Meinung, nicht die utrechtschen Angelegenheiten, sondern die Übernahme der Verwaltung von seiten der Gräfin ohne Einwilligung oder gegen den Willen des Kaisers sei der Grund dieses Zuges gegen Holland gewesen. Das ist allerdings auch möglich.]. Um Pfingsten 1123 unternahm dieser eine Heerfahrt gegen Utrecht und Holland; Herzog Lothar von Sachsen war seiner Stiefschwester Petronilla (die auch den Namen Gertrud führt) zu Hilfe gezogen, und um den Kaiser zur Aufhebung der Belagerung der utrechtschen Veste Skulenborch zu bewegen, überfiel er Deventer, was zu nehmen ihm zwar nicht glückte, dagegen wurde sein Hauptzweck erreicht: während sich der Kaiser gegen Deventer richtete, konnte Skulenborch verstärkt werden. Der Kaiser wurde endlich bewogen, den Bischof wieder frei zu geben [3 Weshalb ich auch geneigter bin, anzunehmen, nur die utrechtsche Angelegenheit habe die Gräfin in die Fehde hineingezogen.].
Der Tod HEINRICHS V. führte wenige Jahre später den Herzog Lothar von Sachsen selbst auf den königlichen Thron von Deutschland; die vormundschaftliche Regierung Petronillas scheint übrigens ohne bedeutende Vorkommenheit - wenn man abrechnet, daß sie bei den verwirrten Verhältnissen Flanderns, obwohl vergeblich, ihr Augenmerk einmal auch auf diese Landschaft geworfen [1 Kluit I. p. I. pag. 73. not. 6.] - vorübergehend zu sein.  Die westflinger Friesen scheinen mehrfache Versuche gemacht zu haben, sich von der gräflichen Gewalt während dieser Zeit ganz zu befreien oder ihren Umfang wenigstens zu bestreiten; denn nicht lange nachdem Petronillas ältester Sohn, Dietrich VI., selbst einen Teil der Verwaltung übernommen haben kann (die Mutter hatte noch die Oberleitung), zog er [2 Chron. Egm. ad a. 1132. ] im Jahre 1132 gegen sie mit einem großen Heere und zwang sie bei Alkmaar, wo ihre Schlachthaufen standen, zum Rückzug in die inneren Gegenden ihrer Landschaft. Die Kriegsleute des Grafen verbrannten viele Dörfer und raubten Vieh und andere bewegliche Güter, mit welcher Beute beladen sie nach den übrigen Besitzungen des Grafen, die nun schon den gemeinsamen Namen Holland führen, zurückkehrten. Dietrich VI. hatte aber einen Bruder, Florenz den Schwarzen, der kühn und klug und dabei allen, die in seine Nähe kamen, angenehm war; dieser hatte schon der Mutter Gnade verscherzt, weil er einen Anhaltepunkt für alle Unzufriedenen zu bilden schien, und auch der Bruder war ihm gram. Für Florenz waren die getrübten Familienverhältnisse nur eine Aufforderung mehr, sich eine feste Partei zu machen; ein Teil des Adels war ihm zugetan, das Volk hing mit Leidenschaft an ihm. An ihn wendeten sich nun auch die Friesen und versprachen ihm, wenn er sich an ihre Spitze stelle, wollten sie ihn als ihren Grafen anerkennen. Er ging auf das Anerbieten ein, blieb ein ganzes Jahr bei den Friesen, vom August 1132 bis zum August 1133, während welcher Zeit seine Leute den Holländern durch räuberische Einfälle außerordentlichen Schaden verursachten, die Kirche von Alkmaar nebst der Kaufhalle niederbrannten, und reiche Beute aus der Stadt führten. Die Partei in Holland, welche ohnehin Florenz anhing, sowie alle, die durch die Einfälle der Friesen bedrängt wurden, besonders das Landvolk, dachten nun daran, Florenz ebenfalls als ihren Grafen auszurufen, und ließen ihn auffordern, weiter nach Süden vorzudringen. Er kam, wurde überall von seinen Anhängern mit Jubel empfangen und so sehr sie konnten, verstärkt. Auch sein Bruder vermochte seinen Siegeszug nicht aufzuhalten, auf welchem er schon bis Haerlem gekommen war. Überall brannten die Siegeszeichen, wohin sein Heer vordrang, doch die Friesen waren nicht zu bewegen, über eine gewisse kurze Zeit außerhalb der Grenzen ihrer Landschaft zu verweilen: sie zogen mit Florenz zurück und gaben die holländischen Rebellen der Rache ihres Herrn preis, die auch nicht säumte, denn Dietrich ließ alle ihre Häuser niederbrennen und ihre Besitzungen verwüsten.
König LOTHAR brachte durch seine Vermittlung, obwohl nicht ohne Schwierigkeiten, einen Frieden zwischen den Brüdern zu Stande, indem er einen seiner Fürsten an sie sandte und sie durch denselben mit seiner Ungnade bedrohte. Einige Jahre nachher wurde Florenz ermordet [1 Die Veranlassung des Mordes ist nach dem Chron. Egm. folgende: "Zwei Brüder, Gottfried von Cuyk und Hermann von Arensberg, hatten von ihrer Schwester Adelheid eine Nichte, Heilwina, Heilwinas Vater, Arnold von Rothe, wurde erschlagen; die Mutter starb; Hermann von Arensberg trat als Vormund auf und verwaltete Heilwinas Herrschaften; allein deren Ministerialen wählten ohne des Vormundes Wissen für diese einen Bräutigam, nämlich Florenz von Holland, riefen diesen in dei Herrschaft, nahmen ihn als ihren Vogt auf und übergaben ihm Städte und Lande. Hierauf erst vereinigten sie mit ihm ihre Bitte, daß Hermann ihm Heilwina als Eheweib geben möchte; der Oheim war aber weder durch Bitten nocg durch Drohungen noch durch Gewalt zu seiner Einwilligung zu bewegen, obgleich Florenz mit Feuer und Schwert in seinen Herrschaften wütetete. Endlich kamen Gottfried von Cuyk und der Bischof von Utrecht, Hermann, zu Hilfe, obwohl auch dies, da die Utrechter Bürger Florenz wohl wollten, geringen Eindruck machte. Florenz brannte dem Bischof die Burg Lakesmonde neider und ließ ihn in keiner Weise in die Stadt Utrecht gelangen. Da seine Feinde mit Gewalt nichts gegen Florenz vermochten, lauerten sie ihm auf und überfelen ihn, als er einmal mit nur 10 Rittern aus Utrecht herausritt. Er wollte sich der Stadt zuwenden, aber sein Pferd stürzte und er wurde von den nachsetzenden Feinden getötet. König Lothar wollte sich des Mordes als Blutsverwandter annehmen und würde, da ihm außer seiner eigenen die Macht des Grafen von Holland zu Gebote stand, schwere Rache genommen haben, hätte es ihm nicht der Tod unmöglich gemacht. Mit dem Grafen von Holland söhnten sich hernach Gottfried und Hermann dadurch aus, daß sie sich wegen gewisser Besitzungen als seine Lehensleute erklärten, da sie doch selbst von fürstenmäßigem Adel waren."] (wohl im November 1137).
Im Jahre 1139 unternahm Graf Dietrich einen Zug nach dem Heilien Lande. Während seiner Anwesenheit in Rom im Februiar 1140 erlangte er von dem Papste die Exemtion des Klosters Egmond, so wie des von der Gräfin Petronilla zu Rynsburg gegründeten Frauenklosters vond er bischöflichen Diözese. es scheint, er kehrte erst 1143 zurück, wo dann in seinem Beisein die Weihe der neuen Klosterkirche von Egmaond statt hatte.
Dietrichs Gemahlin, Sophie, war eine Schwester des Pfalzgrafen Otto von Rheineck (Rinekke), welchem die gräfliche Herrschaft Bentheim gehörte. Es scheint, auch Otto hatte Dietrich gegegn den Bischof von Utrecht beigestanden, wenigstens war er auch längere Zeit mit diesem in Fehde und wurde in Folge davon des Bischofs Gefangener.
Erst 1144 starb die Gräfin Petronilla und wurde in ihrem Kloster zu Rynesburg bestattet.
Bis zum Jahre 1155 wird sonst nichts von Bedeutung in Beziehung auf Holland erwähnt, als daß dem Grafen sein zwölfjähriger Sohn im Jahre 1151 starb. In dem genannten Jahr 1155 aber begann ein neuer Kampf mit den Friesen. Diese drangen über die Grenzen Hollands ein und plünderten bis in die Nähe von Haerlem bei Zandpoort, wurden aber von Rittern aus Haerlem und Osdorp zurückgetrieben.
Dietrich VI. starb nicht lange nachher im Jahre 1157 und es folgte ihm sein Sohn Florenz III.
 
 
 
 

 1140
  oo Sophie von Salm-Rheineck, Tochter des Pfalzgrafen Otto I.
       um 1115/20-26.9.1176
 
 
 
 

7 Kinder:

  Dietrich
  1140-   1151

  Florenz III.
  um 1138-1.8.1190

  Balduin Bischof von Lüttich (1178-1196)
         -28.4.1196

  Otto I. Graf von Bentheim
         - wohl 1208

  Dietrich I. Bischof von Utrecht (1196-1197)
        -3.8.1197
         Pavia
 
 
 
 

Literatur:
-----------
Bernhardi, Wilhelm: Jahrbücher der Deutschen Geschichte Konrad III., Verlag von Duncker & Humbolt Leipzig 1883 - Bernhardi, Wilhelm: Jahrbücher der Deutschen Geschichte Lothar von Supplinburg, Verlag von Duncker & Humbolt Leipzig 1879 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen. Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 12 Seite 25 - Brüsch, Tania: Die Brunonen, ihre Grafschaften und die sächsische Geschichte. Herrschaftsbildung und Adelsbewußtsein im 11. Jahrhundert. Matthiesen Verlag Husum 2000 Seite 145 - Leo Heinrich Dr.: Zwölf Bücher niederländischer Geschichten. Eduard Anton Verlag Halle 1832 Seite 655-662 - Renn, Heinz: Das erste Luxemburger Grafenhaus (963-1136) (Rheinisches Archiv 39), Bonn 1941 Seite 159 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa, R.G. Fischer Verlag 1993 Tafel 8 -