Älterer Sohn des Grafen
Florenz II. der Dicke von Holland und der Gertrud
von Ober-Lothringen, Tochter von Herzog
Dietrich II.; Stiefneffe des Kaisers
LOTHARS III.
Brandenburg Erich: Tafel 25 Seite 51
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"Die Nachkommen Karls des Großen."
XIII. 391. DIETRICH VI., Graf von Holland ca. 1125
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* ca. 1110/15, + 1157 6. VIII.
Gemahlin:
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vor 1137
Sophie, Tochter Ottos I. von Salm, Graf von Rheineck
(siehe XII.73.)
+ 1176 26. IX.
DIETRICH VI.
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+ 1157
Sohn des Grafen Florenz II.
Dietrich VI. lehnte sich an Frankreich an und geriet damit 1122/23 schroff gegenKaiser HEINRICH V., unterstützte 1127 den kaiserlichen Kandidaten Dietrich von Lothringen im Flandern-Erbkrieg und bekriegte jahrelang seinen Bruder Florenz, der als Graf von Friesland Führer des Widerstandes gegen Holland wurde. Er baute die Macht der holländischen Grafen planvoll aus und brachte nach jahrelangen Auseinandersetzungen mit Bischof Andreas von Cuyk-Utrecht diese Bistum ganz unter holländischen Einfluss. Er verstärkte damit die Gegensätze zu Geldern, das da Vogteirechte hatte. Er gewann die Hoheit über Cuyk, durch kaiserliche Schenkungen friesische Gebiete und das Münzrecht und starb auf einer Palästinareise.
oo SOPHIE VON SALM-RHEINECK
+ 1176
Tochter des Pfalzgrafen Otto I.; Erbin von Bentheim
(7 Kinder)
Nicht lange nachdem die verwitwete Gräfin die Verwaltung
der holländischen Herrschaften übernommen hatte, wurde ihr Verhältnis
zu Reiche höchst bedenklich und feindlich. Kaiser
HEINRICH feierte das Weihnachtsfest des Jahres 1122 zu Utrecht,
und wie so oft im Mittelalter zwischen dem Gefolge des in einer Stadt einlagernden
Kaisers und den Einwohnern des Ortes Streit entstand, geschah es auch diesmal
in Utrecht; der Streit wuchs aber zum ofenen Kampfe der Parteien in der
Stadt, und als des Kaisers Partei obsiegte, hielt sie den Bischof als das
Haupt der Gegenpartei gefangen [1 Stenzel Seite 711,712. Annalista
Saxo ad a. 1123.]. Mag es nun sein, daß die verwitwete Gräfin
von Holland sich des Bischofs als ihres Lehenherrn annahm oder was
sie sonst für eine Ursache hatte, sich in diese Streitigkeiten zu
mischen: sie kam in Folge davon ebenfalls in das Verhältnis der Widerspenstigkeit
gegen den Kaiser [2 Ann. Sax. I. c. - Kluit ist der Meinung, nicht
die utrechtschen Angelegenheiten, sondern die Übernahme der Verwaltung
von seiten der Gräfin ohne Einwilligung oder gegen den Willen des
Kaisers sei der Grund dieses Zuges gegen Holland gewesen. Das ist allerdings
auch möglich.]. Um Pfingsten 1123 unternahm dieser eine Heerfahrt
gegen Utrecht und Holland; Herzog Lothar von Sachsen
war seiner Stiefschwester Petronilla (die auch den Namen Gertrud
führt)
zu Hilfe gezogen, und um den Kaiser zur Aufhebung der Belagerung der utrechtschen
Veste Skulenborch zu bewegen, überfiel er Deventer, was zu nehmen
ihm zwar nicht glückte, dagegen wurde sein Hauptzweck erreicht: während
sich der Kaiser gegen Deventer richtete, konnte Skulenborch verstärkt
werden. Der Kaiser wurde endlich bewogen, den Bischof wieder frei zu geben
[3 Weshalb ich auch geneigter bin, anzunehmen, nur die utrechtsche
Angelegenheit habe die Gräfin in die Fehde hineingezogen.].
Der Tod HEINRICHS V. führte
wenige Jahre später den Herzog Lothar von
Sachsen selbst auf den königlichen Thron von Deutschland;
die vormundschaftliche Regierung Petronillas scheint übrigens
ohne bedeutende Vorkommenheit - wenn man abrechnet, daß sie bei den
verwirrten Verhältnissen Flanderns, obwohl vergeblich, ihr Augenmerk
einmal auch auf diese Landschaft geworfen [1 Kluit I. p. I. pag.
73. not. 6.] - vorübergehend zu sein. Die westflinger Friesen
scheinen mehrfache Versuche gemacht zu haben, sich von der gräflichen
Gewalt während dieser Zeit ganz zu befreien oder ihren Umfang wenigstens
zu bestreiten; denn nicht lange nachdem Petronillas ältester
Sohn, Dietrich VI., selbst einen Teil der Verwaltung übernommen
haben kann (die Mutter hatte noch die Oberleitung), zog er [2 Chron.
Egm. ad a. 1132. ] im Jahre 1132 gegen sie mit einem großen Heere
und zwang sie bei Alkmaar, wo ihre Schlachthaufen standen, zum Rückzug
in die inneren Gegenden ihrer Landschaft. Die Kriegsleute des Grafen verbrannten
viele Dörfer und raubten Vieh und andere bewegliche Güter, mit
welcher Beute beladen sie nach den übrigen Besitzungen des Grafen,
die nun schon den gemeinsamen Namen Holland führen, zurückkehrten.
Dietrich
VI. hatte aber einen Bruder, Florenz
den Schwarzen, der kühn und klug und dabei allen, die in seine
Nähe kamen, angenehm war; dieser hatte schon der Mutter Gnade verscherzt,
weil er einen Anhaltepunkt für alle Unzufriedenen zu bilden schien,
und auch der Bruder war ihm gram. Für Florenz waren die getrübten
Familienverhältnisse nur eine Aufforderung mehr, sich eine feste Partei
zu machen; ein Teil des Adels war ihm zugetan, das Volk hing mit Leidenschaft
an ihm. An ihn wendeten sich nun auch die Friesen und versprachen ihm,
wenn er sich an ihre Spitze stelle, wollten sie ihn als ihren Grafen anerkennen.
Er ging auf das Anerbieten ein, blieb ein ganzes Jahr bei den Friesen,
vom August 1132 bis zum August 1133, während welcher Zeit seine Leute
den Holländern durch räuberische Einfälle außerordentlichen
Schaden verursachten, die Kirche von Alkmaar nebst der Kaufhalle niederbrannten,
und reiche Beute aus der Stadt führten. Die Partei in Holland, welche
ohnehin Florenz anhing, sowie alle, die durch die Einfälle
der Friesen bedrängt wurden, besonders das Landvolk, dachten nun daran,
Florenz
ebenfalls als ihren Grafen auszurufen, und ließen ihn auffordern,
weiter nach Süden vorzudringen. Er kam, wurde überall von seinen
Anhängern mit Jubel empfangen und so sehr sie konnten, verstärkt.
Auch sein Bruder vermochte seinen Siegeszug nicht aufzuhalten, auf welchem
er schon bis Haerlem gekommen war. Überall brannten die Siegeszeichen,
wohin sein Heer vordrang, doch die Friesen waren nicht zu bewegen, über
eine gewisse kurze Zeit außerhalb der Grenzen ihrer Landschaft zu
verweilen: sie zogen mit Florenz zurück und gaben die holländischen
Rebellen der Rache ihres Herrn preis, die auch nicht säumte, denn
Dietrich ließ alle ihre Häuser niederbrennen und ihre
Besitzungen verwüsten.
König LOTHAR
brachte durch seine Vermittlung, obwohl nicht ohne Schwierigkeiten, einen
Frieden zwischen den Brüdern zu Stande, indem er einen seiner Fürsten
an sie sandte und sie durch denselben mit seiner Ungnade bedrohte. Einige
Jahre nachher wurde Florenz ermordet [1 Die Veranlassung
des Mordes ist nach dem Chron. Egm. folgende: "Zwei Brüder, Gottfried
von Cuyk und Hermann von Arensberg, hatten von ihrer Schwester Adelheid
eine Nichte, Heilwina, Heilwinas Vater, Arnold von Rothe, wurde erschlagen;
die Mutter starb; Hermann von Arensberg trat als Vormund auf und verwaltete
Heilwinas Herrschaften; allein deren Ministerialen wählten ohne des
Vormundes Wissen für diese einen Bräutigam, nämlich Florenz
von Holland, riefen diesen in dei Herrschaft, nahmen ihn als ihren
Vogt auf und übergaben ihm Städte und Lande. Hierauf erst vereinigten
sie mit ihm ihre Bitte, daß Hermann ihm Heilwina als Eheweib geben
möchte; der Oheim war aber weder durch Bitten nocg durch Drohungen
noch durch Gewalt zu seiner Einwilligung zu bewegen, obgleich Florenz
mit
Feuer und Schwert in seinen Herrschaften wütetete. Endlich kamen Gottfried
von Cuyk und der Bischof von Utrecht, Hermann, zu Hilfe, obwohl auch dies,
da die Utrechter Bürger Florenz wohl wollten, geringen Eindruck
machte. Florenz brannte dem Bischof die Burg Lakesmonde neider
und ließ ihn in keiner Weise in die Stadt Utrecht gelangen. Da seine
Feinde mit Gewalt nichts gegen Florenz vermochten, lauerten sie ihm auf
und überfelen ihn, als er einmal mit nur 10 Rittern aus Utrecht herausritt.
Er wollte sich der Stadt zuwenden, aber sein Pferd stürzte und er
wurde von den nachsetzenden Feinden getötet. König
Lothar wollte sich des Mordes als Blutsverwandter annehmen und
würde, da ihm außer seiner eigenen die Macht des Grafen von
Holland zu Gebote stand, schwere Rache genommen haben, hätte es ihm
nicht der Tod unmöglich gemacht. Mit dem Grafen von Holland söhnten
sich hernach Gottfried und Hermann dadurch aus, daß sie sich wegen
gewisser Besitzungen als seine Lehensleute erklärten, da sie doch
selbst von fürstenmäßigem Adel waren."] (wohl im November
1137).
Im Jahre 1139 unternahm Graf Dietrich einen Zug
nach dem Heilien Lande. Während seiner Anwesenheit in Rom im Februiar
1140 erlangte er von dem Papste die Exemtion des Klosters Egmond, so wie
des von der Gräfin Petronilla zu Rynsburg gegründeten
Frauenklosters vond er bischöflichen Diözese. es scheint, er
kehrte erst 1143 zurück, wo dann in seinem Beisein die Weihe der neuen
Klosterkirche von Egmaond statt hatte.
Dietrichs Gemahlin, Sophie,
war eine Schwester des Pfalzgrafen
Otto von Rheineck (Rinekke), welchem die gräfliche Herrschaft
Bentheim gehörte. Es scheint, auch Otto hatte Dietrich
gegegn den Bischof von Utrecht beigestanden, wenigstens war er auch längere
Zeit mit diesem in Fehde und wurde in Folge davon des Bischofs Gefangener.
Erst 1144 starb die Gräfin Petronilla und
wurde in ihrem Kloster zu Rynesburg bestattet.
Bis zum Jahre 1155 wird sonst nichts von Bedeutung in
Beziehung auf Holland erwähnt, als daß dem Grafen sein zwölfjähriger
Sohn im Jahre 1151 starb. In dem genannten Jahr 1155 aber begann ein neuer
Kampf mit den Friesen. Diese drangen über die Grenzen Hollands ein
und plünderten bis in die Nähe von Haerlem bei Zandpoort, wurden
aber von Rittern aus Haerlem und Osdorp zurückgetrieben.
Dietrich VI. starb nicht lange nachher im Jahre
1157 und es folgte ihm sein Sohn Florenz
III.
1140
oo Sophie von Salm-Rheineck, Tochter des Pfalzgrafen
Otto I.
um 1115/20-26.9.1176
7 Kinder:
Dietrich
1140- 1151
Florenz III.
um 1138-1.8.1190
Balduin Bischof von Lüttich (1178-1196)
-28.4.1196
Otto I. Graf von Bentheim
- wohl
1208
Dietrich I. Bischof von Utrecht (1196-1197)
-3.8.1197
Pavia
Literatur:
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Bernhardi, Wilhelm: Jahrbücher der Deutschen
Geschichte Konrad III., Verlag von Duncker & Humbolt Leipzig 1883 -
Bernhardi,
Wilhelm: Jahrbücher der Deutschen Geschichte Lothar von Supplinburg,
Verlag von Duncker & Humbolt Leipzig 1879 - Brandenburg Erich:
Die Nachkommen Karls des Großen. Verlag Degener & Co Neustadt
an der Aisch 1998 Tafel 12 Seite 25 -
Brüsch, Tania: Die Brunonen,
ihre Grafschaften und die sächsische Geschichte. Herrschaftsbildung
und Adelsbewußtsein im 11. Jahrhundert. Matthiesen Verlag Husum 2000
Seite 145 - Leo Heinrich Dr.: Zwölf Bücher niederländischer
Geschichten. Eduard Anton Verlag Halle 1832 Seite 655-662 - Renn,
Heinz: Das erste Luxemburger Grafenhaus (963-1136) (Rheinisches Archiv
39), Bonn 1941 Seite 159 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische
Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische
Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa, R.G. Fischer
Verlag 1993 Tafel 8 -