7) Hadwig (+ 1014), Tochter Wichmanns des Älteren
(?)
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In den Nachkommen Wichmanns
des Älteren wird im Allgemeinen und wohl berechtigterweise
die Gemahlin Siegfrieds und späterer Äbtissin von Gernrode
Hadwig gerechnet, wenn sie auch nirgends in den Quellen ausdrücklich
als solche bezeichnet wird. Doch liegen genügend Anzeichen vor, um
sie wenigstens mit einem Fragezeichen versehen unter die Angehörigen
des Wichmannschen Hauses
aufnehmen zu können, im Gegensatz
zu den oben schon erwähnten Schwestern Imma und Frederuna, für
die jedenfalls nicht in gleicher Weise positive Merkmale vorhanden sind.
Da Hadwig nur als "neptis" der Königin
Mathilde bekannt ist, die Namen ihrer Mutter oder ihres
Vaters aber nicht genannt werden, mutet es wahrscheinlich an, daß
sie nach dem vielleicht frühen Tode ihrer Eltern von dieser aufgenommen
und erzogen wurde - ähnlich wie es von Wichmann dem Jüngeren
in seinem Verhältnis zu OTTO
I. ausgesagt ist. Nur darf man mit falscher Sicherheit vorgetragene
Behauptung wie die, daß Hadwig, nachdem ihr Vater Wichmann
der Ältere und ihre Mutter Bia
gestorben waren, von der Königin aufgenommen und in dem 937 gegründeten
S. Servatiuskloster zu Quedlinburg erzogen worden sei.
Das, was uns aus einwandfreien Quellen von ihr überliefert
ist, läßt sich kurz in folgendem zusammenfassen:
Hadwig starb nach Angabe Thietmars am 4. Juli
1014 als Äbtissin von Gernrode [2 Thietmar VII,
3 (4), Seite 400]. Einen dementsprechenden Todesvermerk finden wir auch
in den Quedlinburger Annalen [3 Ann. Quedl. SS. III, 82]. Von ihrem
Lebenslauf gibt uns Thietmar eine kurze Beschreibung [4 Thietmar
VII, 3 (4), Seite 400.]. Hadwig war mit 13 Jahren dem Grafen
Siegfried, dem Sohn des Markgrafen Gero, vermählt worden,
der bereits nach siebenjähriger Ehe starb, etwa um das Jahr 959. Denn
958 wird Siegfried noch mit seinem Vater zusammen anläßlich
der Bürgschaftsübernahme für den jüngeren
Wichmann von Widukind genannt [5 Widukind III, 60, Seite
136]. Das weitere ist aus den Zeitangaben Thietmars zu errechnen. Diesem
zufolge muß sie im Jahre 1014 75 Jahre alt gewesen sein und ihre
Geburt, da sie zwanzigjährig den Schleier nahm, in das Jahr 939 fallen.
Dies ließ nun, rein zeitlich gesehen, eine Abstammung aus der Ehe
Wichmanns des Älteren für möglich erscheinen, denn
der bekanntlich frühe Tod Wichmanns, wie auch seiner Gemahlin
würden dann vielleicht sogar mit ausschlaggebend gewesen sein für
die verhältnismäßig frühe Vermählung
Hadwigs.
Auch die Tatsache der Bürgschaftsübernahme spräche dafür,
in Wichmann den Jüngeren den Schwager Siegfrieds zu sehen,
bzw. den Bruder Hadwigs. Diese wurde nach dem Tode ihres Gatten
dem neugestifteten Kloster Gernrode vorgesetzt, das mit ihrem ganzen Erbe
ausgestattet worden war [6 Hadwig, die dabei im Wesentlichen von
dem
Markgrafen Gero unterstützt wurde, nun gar als leibliche
Tochter
Geros
hinzustellen, wie es Poppenrod in den Ann. Gernrod.
Seite 35 tat, kann nur aus Unkenntnis, bzw. aus mangelnder Übersicht
über das vorhandene Quellenmaterial entsprungen sein.]. Nach Thietmars
Aussage erhielt sie von Bischof Bernhard von Halberstadt den Schleier und
wurde von ihm wenig später zur Äbtissin geweiht [1
Thietmar
VII, 3 (4); Seite 400.]. In einer päpstlichen Urkunde, deren Datum
umstritten ist, finden sich die Angaben zum Teil bestätigt [2 Jaffe,
Reg. pontif. Nom. I, Nr. 3281., vgl. Schubert, Hathuwi Seite 25.]. Eine
Urkunde OTTOS
III. aus dem Jahre 999 [3 DO. III., 326, Seite 754],
die von der
"gubernatrix Haduui" redet, stellt die Abtei Gernrode
erstmalig auf eine Stufe mit anderen Kaiserabteien, wie Essen, Quedlinburg
und Gandersheim, denen als Vorrecht vor allem die freie Äbtissinnenwahl
zugestanden wurde, was übrigens ähnlich auch in der Urkunde HEINRICHS
II. vom Jahre 1004 [4 DH. II., 67] dem Kloster
Kemnade bestätigt ist. Es kann dies zumindest als ein Hinweis
auf das Ansehen der Äbtissin, ihre edle Geburt und ihre etwa vorhandenen
verwandtschaftlichen Beziehungen zum Herrscherhaus betrachtet werden, die
jedenfalls von Hadwig im Gegensatz zu Imma
und Frederuna
bezeugt sind. Der Tätigkeit Hadwigs während der 55 Jahre,
in denen sie dem Kloster vorstand, gedenkt Thietmar mit höchst anerkennenden
Worten, indem er sie ihrer unermüdlichen Tätigkeit, wie auch
ihrer Mildtätigkeit und Keuschheit wegen verschiedenen
biblischen Frauengestalten gleichstellt [5 Thietmar VII, 3 (4) Seite
400.]. Hadwig hatte die Hoffnung gehabt, daß ihre Verwandte,
die Nonne Mathilde [6 Dazu Näheres in dem betreffenden
Abschnitt weiter unten.], eine Nichte Thietmars, ihre Nachfolgerin werden
würde. Mathilde, die eventuell auch zu den BILLUNGERN gerechnet
werden kann und lange Zeit in Gernrode gelebt hatte, starb jedoch schon
am 28. April 1014, von Hadwig, wie es heißt, in untröstlichem
Schmerz beweint [7 Vgl. Anmerkung 5.], die ihr nun selber stattdessen
wenig später im Tode nachfolgte [8 Die Quedlinburger Annalen
SS. III, 82 berichten anläßlich ihres Todes zum Jahre 1014:
In demselben Jahre übertrug auch der Kaiser (HEINRICH
II.) der Frau Adelheid
zwei Schwesterklöster mit ihren Töchtern und zugehörigen
Gütern, nämlich Montag den 1. November das Kloster des seligen
Markgrafen Gero und Dienstag den 2. desselben Monats die edle Genossenschaft
zu Vreden" (Übersetzung Tenhagen). Tenhagen nimmt in seiner Abhandlung
über die Vredener Äbtissinnen (Zeitschrift für westfälische
Geschichte 48, Seite 145) an, daß die Vereinigung beider Abteien
in einer Handwahl nur erfolgte.].