Tochter Wichmanns
des Jüngeren ?
Althoff Gerd: Seite 343
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"Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"
A 9
Lü: 3.2. Fritherun abb ? Äbtissin von Kemnade
Diese Äbtissin wird in der Forschung vermutungsweise
mit der Gründerin und 1. Äbtissin von Kemnade identifiziert,
die zuerst im Jahre 1004 in D H II. Nr. 87 erwähnt wird. Sie begegnet
zum gleichen Todestag auch im Necrolog von Möllenbeck. Nach dem Zeugnis
des Annalista Saxo (a. 967) wurde von OTTO
DEM GROSSEN das Erbe Wichmanns des Jüngeren
an Kemnade und Lüneburg überwiesen. Daher wird in der Forschung
die Meinung vertreten, bei Friderun
und ihrer Schwester
Imma
handle es sich um Töchter des älteren
Wichmann (G 39), ohne dass es direkte Quellenbelege hierfür
gibt.
Ein Verwandtschaftsverhältnis der beiden Schwestern
zu den BILLUNGERN ist jedenfalls
anzunehmen; vgl. Bork, Billunger, S. 38 f.; Freytag, S. 58; Köpke-Dümmler,
Otto der Große, S. 580.
FRIDRUN (FREDERUNA)
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(eventuell auch die Witwe des Grafen Wichmann des Jüngeren)
Äbtissin von Kemnade; stiftet es.
Das Jahr 967.
Das Erbgut Wigmanns theilte der Kaiser in zwei Theile und einen von diesen gab er an das Kloster, welches Herzog Herimann in Liuneburch erbaut hatte, den andern überließ er der Abtei Keminada am Wisaraflusse. Diese beiden Klöster sind vorzüglich mit der Gabe des Kaisers begründet und durch das königliche Ansehen gekräftigt worden.
Das Jahr 970.
Gero, der Erzbischof der Kölner Kirche nach Folmar, und sein Bruder Markgraf Thietmar gaben an die Kirche der heiligen Gottesmutter in Thancmaresfelden einen Theil ihres Erbgutes. Geschehen öffentlich in genannter Kirche am 29. August. -
Kaiser Otto theilte
das Erbgut Wigmanns, der, wie wir oben erzählten, von den Slaven
erschlagen wurde, in zwei Theile, und einen von diesen gab er an das Kloster,
welches Herzog Herimann in Luninburg erbaut hatte, den andern überließ
er der Abtei Keminada am Wisaraflusse. Diese beiden
Klöster sind vorzüglich mit der Gabe desselben
Kaisers begründet und durch das königliche Ansehen gekräftigt
worden.
Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Seite
580
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"Kaiser Otto der Große"
Die Mutter, OTTOS
matertera, war also Mathildes
Schwester, welche von den drei bekannten, ist mit Sicherheit nicht zu sagen.
Zwei davon sind zu Trier, wo der Bruder Robert Erzbischof war, in einem
Nekrologium erhalten (Brower Ann. Trev. i, 470, Leibnitii ann. imp. II,
240): 4 Id. Ian. Friderun soro Mahthild
reginae [vgl. Necrol. Fuld. mai 971: Fridarum comitissa
et ancilla Christi II Id. Ianuar.] und 8 Kal. Iun. Bia soro reginae
Mathildis [ebenso Necr. Merseburg.]. Der dritten Amalrada,
verheiratet mit dem Grafen Eberhard im Hamalande, Mutter Theoderichs von
Metz, erwähnt Siegebert, Vita Deoderici c. 1 (SS. IV, 464). Ältere
und neuere Forscher haben sich für Friderun entschieden: Leibnitz
(Ann. i. II 527), Eccard (Orig. Guelf. IV, 5619, Schaukegl (Spicileg. Seite
46), ihnen sind Wersede (Bemerkungen über einige Urkunden Seite 72),
von Leutsch (Markgraf Gero Seite 115 Anmerkung 196), wie es scheint auch
Wedekind [und endlich Wilmans, Kaiserurkunden der Provinz Westfalen Seite
424] gefolgt; für
Bia dagegen G. W. von Raumer (Charten und
Stammtafeln zu den Reg. N II), Lappenberg (SS. III Seite 927), von Heinemann
(Markgraf Gero Stammtafel). Die erste Annahme ist insofern die wahrscheinlichere,
als OTTO nach Ann. Saxo 967 nach dem
Tode des jüngeren Wichmann dessen verfallenes Erbe dem Kloster
Kemnade an der Weser überwies. Am 2. November 1004 bestätigte
HEINRICH
II. die Schenkung, welche die Äbtissin Frederuna
und ihre Schwester
Imma demselben Kloster mit ihrem gesamten Erbe
gemacht hatten (Erhard Reg. hist. Westfal. I, 60, St. 1395). Es waren
billungische Familiengüter, die großenteils in den Grafschaften
Herzog
Bernhards lagen. Das Kloster war eine Wichmannsche Familienstiftung,
die genannten Frauen waren, wie auch Eccard (Orig. Guelf. IV, 564), Gebhardi
(Histor. genealog. Abhandlungen I, Seite 261) Wedekind Noten II 63 [Wilmans]
meinen wahrscheinlich Töchter des älteren Wichmann, da
es in der Urkunde heißt: construxerunt quoddam monasterium ..
Keminaten und dies schon 967 erwähnt wird: die Töchter des jüngeren
Wichmann (wofür Schaukegl sie hält) müßten damals
noch Kinder sein. Der Name Frideruna war also in dieser Linie üblich
und das entscheidet gegen Bia. Gegen Raumer und Lappenberg, welche
die Frau Brunos von Arneburg (Thietmar III c. 6), desselben Namens Friderun
(genannt in der Bulle Benedicts
VIII. Jaffe 2923, Raumer Reg. hist. Brandenb. 279), mit der Schwester
der Königin identifizieren, hebt Hirsch mit Recht den Todestag dieser
im Necrol. Merseburg. 3 Kal. Dec. hervor.
Die Vermutung, daß Friderun, die Schwester
der Mathilde, zweimal verheiratet gewesen,
hat ferner manches gegen sich. Da der ältere Wichmann 944 starb,
kann Ekbert kein Sohn einer zweiten Ehe gewesen sein, denn bei Widukind
III c. 18, 19 erscheint er bereits 9 Jahre nachher handelnd vor Mainz.
Freytag, Hans-Joachim: Seite 58
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"Die Herrschaft der Billunger in Sachsen"
Trotz der dürftigen Quellenlage gibt sich der Bardengau als ein Bezirk zu erkennen, in dem der billungische Güterbesitz besonders dicht lag. Kenntnis der hier gelegenen Güter vermitteln in erster Linie die Dotierungen der Klöster Kemnade und Oldenstadt. Im Jahre 1004 nahm HEINRICH II. das von den Schwestern Frederuna und Imma gegründete Nonnenkloster Kemnade in seinen Schutz, das die Stifterinnen mit einer größeren Anzahl angeführter Besitzungen begabt hatten. Da es in der Urkunde heißt: "ad quod (sc. monasterium) omnem hereditatem, hoc est ... cunctaque earum hic prememorata predia gratissima voluntate tradioderunt", kann als sicher angesehen werden, daß die Schwestern die Stiftung mit ihrem gesamten, auf ihren Vater Wichmann den Älteren zurückgehenden Erbteil ausgestattet hatten.
Bork Ruth: Seite 38-40
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"Die Billunger. Mit Beiträgen zur Geschichte des
deutsch-wendischen Grenzraumes im 10. und 11. Jahrhundert."
Dies geschah nun nicht nur durch Erbteilungen, sondern
auch durch die von OTTO I. vorgenommene
Aufteilung des vermutlich größten Teiles des Besitzes. Der Sächsische
Annalist berichtet uns, daß dieser nach dem Tode Wichmanns des
Jüngeren dessen Güter zu einem Teil dem Michaeliskloster
in Lüneburg, zum anderen der Abtei Kemnade an der Weser übergab
[4 Annalista Saxo zu 967 und 970, SS. VI, Seite 620ff.]. So mußte
die Vermutung naheliegen, daß es sich in den später als Stifterinnen
auftretenden Schwestern Imma und Frederuna um Erbinnen, eventuell
um direkte Nachkommen Wichmanns des Jüngeren handelte.
In einer Bestätigungsurkunde vom 2. November 1004
[9 DH II. 87, Seite 109.], die auf eine ältere, verloren gegangene
zurückgeht, sind jene zu Kemnade gehörigen Güter von HEINRICH
II. als eine Schenkung - und zwar des gesamten Erbes - der Äbtissin
Frederuna und ihrer Schwester Imma bezeichnet.
Nun könnte es sich, falls eine geradlinige Abstammung
vorliegen sollte, wohl eher um Töchter Wichmanns des Jüngeren
handeln - schon rein zeitlich gesehen -, doch stehen uns keinerlei stichhaltige
Unterlagen hierfür zur Verfügung.
Diejenigen, die Frederuna für die Gemahlin
Wichmanns
des Älteren hielten, glaubten den gleichen Namen bei der einen
der Schwestern einerseits und die in ihren Händen befindliche Erbschaft
andererseits als Unterlagen benutzen zu können, um damit hinreichend
zu beweisen, daß es sich in ihnen um Töchter dieses Ehepaares
handelte. Bei einem solchen Verfahren wird jedoch nicht kritisch genug
vorgegangen und es muß demgegenüber immer wieder betont werden,
daß die Verwandtschaftsbeziehungen nirgends eindeutig belegt sind.
Die These, daß Frederuna die Gemahlin Wichmanns des Älteren
war, darf ebensowenig als gesichert gelten wie die, daß die gestifteten
Güter von direkten Nachkommen Wichmanns des Älteren übereignet
wurden.
Von den bereits zur wissenschaftlichen Forschung rechnenden
Untersuchungen waren die Eckhardtschen wohl mit die ersten, die sich eingehender
mit der vorliegenden Frage beschäftigten, doch arbeitete auch er mit
den erwähnten, von der späteren Forschung meist übernommenen
Schlußfolgerungen [1 Orig. Guelf. IV, 564. Leibnitz war bereits
vorher in seinen Ann. Imp. (II, 528) darauf eingegangen, indem er die Beziehungen
in der oben geschilderten Art festzustellen suchte, jedoch nur andeutungsweise
in wenigen Sätzen, ohne auf Einzelheiten ausführlicher einzugehen.
Dies geschah erst in den Eckhardt-Scheidtschen Untersuchungen, in denen
seine Thesen weiter ausgebaut wurden, die dann Forscher wie Gebhardi, Hist.
gen. Abhandlungen I, 261, Wedekind, Not. II, 63, Wilmans, Kaiserurkunden
von Westfalen I, 423ff., Freytag Seite 104 und andere ähnlich vortrugen.].
Wedekind, der sich dem ebenfalls anschloß, vertrat die Ansicht, daß
jene Stiftung wahrscheinlich unmittelbar nach dem Jahre 952 geschehen sei,
mit der Begründung, daß der in der oben erwähnten Bestätigungsurkunde
von 1004 befindliche Vermerk "Gerone adiuvante" für die zeitliche
Einordnung insofern bedeutsam sei, als mit diesem nur der Markgraf Gero,
der Schwiegervater Hadwigs, gemint sein könne, die er mit Imma
und
Frederuna zusammen für eine Tochter Wichmanns des Älteren
hielt. [2 Wedekind Noten II, 63.].
Diese Ansicht glaubte Heinemann widerlegen zu können,
indem er darauf hinwies, daß jener Gero in der Urkunde gar nicht
als der Schwiegervater der Hadwig
bezeichnet werde. Dieser sei außerdem schon sehr viel früher
- nach Thietmar am 20. Mai 965 - verstorben. Es handele sich in jenem Gero
vielmehr um den gleichnamigen Sohn des Markgrafen Thietmar und der Suanhilde
(einer Tochter Hermann
Billungs), welcher im Jahre 1015 starb und seinen angeblichen Schwestern
(Imma und Frederuna) bei der Schenkung zur Seite gestanden
habe [2
Heinemann, Markgraf Gero, Seite 152 Anmerkung 260. Den Tod
jenes späteren Gero bei Thietmar VII, 21 Seite 422. Hoogeweg, Stifter
und Klöster Niedersachsens Seite 74 gibt an, daß Kemnade durch
Markgraf Gero und seine Schwestern Frederuna und Imma gestiftet
sei, eine ebenso unbegründete These wie die Heinemanns.]. Heinemann
behauptet dies, ohne es irgendwie an Hand von Quellen näher zu begründen,
und wir dürfen uns ihm umsoweniger anschließen, als unter den
uns bekannten und in den Quellen angegebenen Kindern der Suanhilde
weder Frederuna noch Imma genannt werden [3 Annalista
Saxo zu 1002 und 1029 SS.VI. Seite 626 und 677; außerdem in Genealog.
Wett. SS. XXIII, Seite 227 und Thietmar VIII, 1 Seite 492.]. Immerhin kann
sein Einwand gegen die Identifizierung des urkundlich bezeugten Gero mit
dem älteren Markgrafen Gero als berechtigt angesehen werden und könnte
eventuell als Angriffspunkt gegen die Einordnung der Schwestern als Töchter
Wichmanns
des Älteren dienen.
Literatur:
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Althoff, Gerd: Adels- und Königsfamilien
im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Wilhelm Fink Verlag München
1984 Seite 119,343 - Annalista Saxo: Reichschronik SS. VI,
Seite 620ff. (25-26,26-28) a. 967 und 970 - Bork Ruth: Die Billunger.
Mit Beiträgen zur Geschichte des deutsch-wendischen Grenzraumes im
10. und 11. Jahrhundert. Dissertation Greifswald 1951 Seite 38 - Freytag,
Hans-Joachim: Die Herrschaft der Billunger in Sachsen, Vandenhoeck &
Ruprecht Göttingen 1951 Seite 58 - Köpke, Rudolf/Dümmler
Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft
Darmstadt 1962 Seite 580 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische
Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G.
Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 155 -