Begraben: Dom zu Magdeburg
Sohn des Adalbert
Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 98
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Adalbert, Erzbischof von Magdeburg seit 968
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+ 20. Juni 981
Zscherben bei Halle/Saale
Begraben: Dom zu Magdeburg
Aus Lothringen stammend, trat Adalbert in das der Gorzer Reformrichtung angehörende Kloster St. Maximin zu Trier ein. Seit 953 ist er in der königlichen Kanzlei nachweisbar (Liutolf Adalbert). Auf Anregung Wilhelms von Mainz von OTTO I. zum Leiter der geplanten Russenmission bestimmt und 961 zum Bischof geweiht. Adalbert fand sich zu dieser Aufgabe nur widerstrebend bereit. Er stieß im Reich von Kiew (Kiewer Rus) auf heftigen Widerstand und entkam mit Mühe nach Deutschland (962). Trotz seines Mißerfolges wurde er von OTTO I. und Wilhelm von Mainz gefördert und 966 zum Abt von Weißenburg erhoben. In jener Zeit verfaßte Adalbert eine bis 967 reichende Fortsetzung der Chronik Reginos von Prüm. Die Arbeit, die Traditionen der karolingischen Reichsannalistik aufnimmt und fortführt, entstand vermutlich in Verbindung mit dem Hof. Ihr Quellenwert für die Reichsgeschichte ist hoch zu veranschlagen. Beziehungen zur Geschichtsschreibung Liutprands von Cremona sind erkennbar, den Adalbert wohl persönlich kannte. OTTO I. bestimmte Adalbert 968 zum 1. Erzbischof des in diesem Jahr gegründeten Erzbistums Magdeburg, wobei seine Erfahrungen in der Slawenmission von Bedeutung gewesen sein dürften. Das Erzbistum Magdeburg sollte das Zentrum der Christianisierung der Slawen östlich der Elbe werden. Mönche aus St. Maximin hatten den ersten Konvent des Magdeburger Moritzklosters gebildet, das in personeller und materieller Hinsicht den Grundstock des Domstiftes gebildet hatte. Von Papst Johannes XIII. erhielt er das Pallium. Zu Weihnachten 968 wurde Adalbert in Magdeburg inthronisiert. Der enge Kontakt mit dem Hof bestand fort. Adalbert empfing zahlreiche Urkunden von König OTTO I. und König OTTO II., trat aber in der Reichspolitik nicht hervor. Der Aufbau des Erzbistums dürfte seine Kräfte beansprucht haben. Für diese Annahmen spricht, dass Adalbert auf einer Visitationsreise im Bistum Merseburg starb. Magdeburg wurde unter seinem Episkopat zu einem der bedeutendsten kulturellen Zentren des Reiches. Die Domschule erlebte unter ihrem Leiter Othrich eine Blütezeit; zu ihren Schülern gehörte Adalbert, Bischof von Prag. Vermutlich gehen die Anfänge der Magdeburger Geschichtsschreibung auf Adalbert zurück.
Literatur:
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M. Lintzel, Ebf. A. v. Magdeburg als Geschichtsschreiber,
Fschr. W. Möllenberg, 1939, 12-22 – E. Quitter, Unters. Zur Entstehungsgesch.
der Kirchenprov. Magdeburg, 1969, 154-161, 173-175 – D. Claude, Gesch.
des Ebm.s Magdeburg bis in das 12. Jh. I, 1972, 114-135 – K. Hauck, Ebf.
A. v. Magdeburg als Geschichtsschreiber, Fschr. W. Schlesinger, 2, 1974,
276-353.
B 64
Lü:
20.6. Adalbertus
aps +
981 Magdeburg
Me: 20.6.
Adabraht
aps (M(agdeburgensis)
(Es.) Adalbert
gehörte
als Bruder der Gräfin
Berta (G 24), der Gründerin des Stiftes Borghorst, zum Verwandtenkreis
der BILLUNGER; vgl. Althoff, Das
Necrolog von Borghorst, Seite 268ff.
In diesem Zusammenhang verdient der königsgleiche
Empfang, den er Hermann
Billung 972 in Magdeburg bereitete (vgl, Thietmar II, 28) besondere
Aufmerksamkeit, vgl. dazu. Althoff, Das Bett des Königs in Magdeburg.
Adalberts Aufstieg
im Dienste des
ottonischen Königtums
als Mitglied der Hofkapelle, Russenmissionar, Abt von Weissenburg
und Erzbischof von Magdeburg kennzeichnet ihn als besonderen Vertrauten
der Königsfamilie. Ein persönliches Verhältnis ist auch
zu Erzbischof Wilhelm von Mainz (B 12)
überliefert.
Allgemein zur Beurteilung Adalberts
vgl. Claude, Geschichte des Erzbistums Magdeburg 1, Seite 114-135; Hauck,
Adalbert von Magdeburg als Geschichtsschreiber, sowie FW B 51 mit weiteren
Literaturhinweisen.
Literatur:
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Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im
Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der
Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 33,92,209,214,
233,306 B 64 - Althoff, Gerd: Das Bett des Königs in Magdeburg,
in: Festschrift für Berent Schwinekörper Sigmaringen 1982, Seite
141-153 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne
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Wolfgang: Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer
Zeit. Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979, Seite 105,126,140 - Holtz
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