Sohn des N.N.
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Rapoto III. (Razo)
Graf von Diessen
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Graf im bayerischen und schwäbischen Augstgau
-19.6. c 1050
Sohn des Grafen Rapoto II.
GENEALOGISCHE TAFELN ZUR MITTELEUROPÄISCHEN GESCHICHTE
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Wegener Dr. Wilhelm: Seite 181
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3. Ratpoto III. (Razo)
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F. nicht überliefert, doch spricht der Name für
den Zusammenhang; ferner ist anzunehmen, dass das urkundliche Vermächtnis
der Grafschaft (im schwäbischen Augstgau siehe 4 zu 1059), das von
4 und 6 angefochten wurde, von dem für seine Frömmigkeit bekannten
Rasso stammte, der also einer der nächsten Verwandten gewesen
sein muss; eV. wohl c 1030 Ratpot als
Spitzenzeuge für einen Gutstausch des Hochstifts Freising mit Besitz
zu Puch und Glonn, die damals zur Grafschaft im bayerischen Augstgau gehört
haben können nQ 5, 271 n 1414
+ 1050 19/6 comes Razo
de Diezen felicis memorie hat dem Priester Heribort, einem Verwandten,
sein Eigen zum Landsham Großpliening AG Ebersberg übergeben,
dieser baut dort eine Kirche, die Bischof Nitger von Freising (1039-1053)
weiht und die dann als Seelgerät für Heribort und
Razo dem Domkapitel Freising übergeben wird nQ 5, 456 n
1612
Raze comes obiit
qui cenobium in Werde (Grafrath nördlich Ammersee) construxit (13.
Jh.)
Razo comes sepultus
in Werdea (Zusatz 14. Jh.)
anno 954 comes primus fundator monasterii (Diessen),
in Werdea sepultus (Ende 15. Jh.)
Diessener Necr. 1, 20;
Salzburg Dom: 18/6 Ratpoto
comes Necr. 2, 144
vgl. auch Mondsee siehe 2
der nach später Nachricht 954 verstorbene heilige
Rasso ist ganz offenbar personengleich mit dem urkundlich (siehe
oben) c 1050 gestorbenen Grafen Razo von
Dießen.
Gemahlin
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(Beatrix?), Tochter Friedrichs I. (von Andechs),
siehe Andechs n 4.
oo (Beatrix?), Tochter des Grafen Berthold I. an
der oberen Isar
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Holtzfurtner Ludwig: Band I Seite 562-563
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"Die Salier und das Reich"
Rasso von Dießen
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Kehren wir noch einmal in den Westen zurück. Es
ist nicht auszuschließen, dass auf dem Boden der Grafschaft, die
bis zu ihrem Aussterben der Gründerfamilie des Klosters Kühbach
innehatte, noch ein weiterer Graf erscheint, den genealogisch zuzuordnen
bislang befriedigend nicht gelungen ist. Graf
Rasso, der sich in der einzigen expliziten Quellenstelle, die
ihn überliefert, nach der Burg Dießen nennt, bleibt somit
eine einsame Erscheinung. Ihn beerbten unmittelbar die Nachkommen des Grafen
Friedrich von Haching, ohne dass uns die Zusammenhänge in irgendeiner
Weise vident nachweisbar wären. Zum agnatischen Familienverband seiner
Erben gehörte er wohl sicherlich nicht, eher noch zur Familie der
Gründer von Kühbach, wobei uns wieder die näheren Verbindungen
verborgen bleiben. Es gibt auch hierfür nur ein schwaches Indiz, das
wir aber ungeachtet der grundsätzlichen Unsicherheit derartiger Beweisverfahren
nicht unerwähnt lassen sollten. In mehreren zeitlich relativ kurz
vor seiner einzigen Erwähnung in den Freisinger Traditionen liegenden
Traditionsnotizen tritt ein nobilis homo Ratpoto
-
Rasso
wird vielfach als Abkürzung dieses Namens angesehen - unmittelbar
benachbart zusammen mit einer oder zwei Personen des Namens Udalschalk
und einem Pabo als Zeuge auf; diese Namen tragen aber eben die Grafen von
Kühbach. Sie erscheinen zwar allesamt ohne Bezeichnung Graf, aber
dies hat in den Freisinger Traditionen in der 1. Hälfte des 11. Jahrhunderts
wenig zu besagen. Für eine sichere Annahme sind in dieser Konstruktion
zwar zu viele nur potentielle Bindeglieder enthalten, als Möglichkeit
neben anderen sollten wir diese Verbindung indessen durchaus im Auge behalten.
In keinem Fall sollte man Rasso
als
Vertreter dieser neuen Schicht von Grafen sehen, die zeitgleich mit ihm
auf dem Boden alter Grafschaften unter Ausnutzung des durch das Abtreten
der alten Grafenhäuser entstandenen Machtvakuums ihre Herrschaften
aufrichteten; dafür fehlen die entscheidenden Merkmale wie eine potentielle
Kirchenvogtei. Allenfalls wäre eine der ausgesprochenen seltenen Allodialgrafschaften
denkbar, da wir den Umfang seiner Allodien nicht kennen. Den größten
Teil davon könnten wir vielleicht im Besitz der Erben wiederfinden,
wobei wir aber niemals davon ausgehen können, dass der gesamte Besitz
der späteren Grafen von Andechs zwischen dem Westufer des Würmsees
und dem Lech aus der Erbmasse Rassos
stammt.
Rasso zeigt darüber
hinaus mit der Gründung des Klosters Grafrath ein Verhalten, da die
neuen Grafengeschlechter des 11. Jahrhunderts erst fast ein Jahrhundert
später an den Tag legen; die Gründung eines Hausklosters in der
1. Generation neuerworbener Grafenwürde wäre ein singulärer
Fall. Der interessanteste Aspekt am Auftreten Rassos, ungeachtet der ungeklärten
Vorgeschichte und der unklärbaren Zusammenhänge desselben, ist
die Parallelität mit dem Auftreten der SIGIMARE im Süden und
der erst WITTELSBACHER im Norden der ehemaligen Grafschaft der KÜHBACHER.
Wie immer sein Erscheinen zu erklären oder zu bewerten sein sollte,
es zeigt einmal mehr den Zerfall des Gebildes, das weniger als ein halbes
Jahrhundert zuvor die politische Einheit dieses Raumes dargestellt hatte.
Bei aller Zurückhaltung gegenüber irrealen Hypothesen ist es
reizvoll, sich auszudenken, wie sich der Raum zwischen Alpenrand und Donau,
zwischen Würmsee und Lech weiter gestaltet hätte, wären
den SIGIMAREN und Rasso Dynastiegründungen wie den ANDECHSERN
und den SCHEYERERN beschieden gewesen. Das Aussterben bzw. der nicht erfolgte
Aufbau dieser Familien erneuerte das Machtvakuum, das das Aussterben der
KÜHBACHER einige Jahrzehnte zuvor hinterlassen hatte, und lud erneut
zur Herrschaftsbildung den ein, der die geeigneten Voraussetzungen dazu
besaß.
Mit den zuletzt behandelten Personen und Familien, den
Grafen von Weyarn-Falkenstein, den SIGIMAREN und dem Grafen
Rasso von Dießen
befinden wir uns nun aber auf dem Boden des politischen Raumes, auf dem
sich zwischen den Jahren 1000 und 1090 die Grafen von Dießen-Andechs
ihre hochmittelalterliche Herrschaft aufbauen sollten. Ehe wir und also
den Grafen von Scheyern erneut zuwenden, sollten wir dieses Geschlecht
einer Betrachtung unterziehen. Es gibt noch einen weiteren Grund, die Betrachtung
der Grafen von Dießen nun anzuschließen, nämlich die frühere
Erwähnung des ältesten Vertreters des Hauses, das immerhin bereits
fast ein halbes Jahrhundert vor dem 1. Grafen von Scheyern quellenmäßig
fassbar wird. Es muss also damit gerechnet werden, dass in seiner Herrschaft
noch ältere Elemente erscheinen.
Ausstellungskatalog Kloster Andechs:
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Herzöge und Heilige
Zur Familie Graf
Friedrichs I. und seiner Söhne Berthold
I. und Otto
I. zählte auch, ohne dass wir die verwandtschaftliche Beziehungen
näher kennen, ein Graf Rasso von Dießen.
Dieser überließ - wohl in den 40-er Jahren des 11. Jahrhunderts
- seinem Verwandten, dem Priester Heribert, seinen Besitz in Landsham,
den dieser kurze Zeit später an das Freisinger Domkapitel veräußerte.
Von Graf Rasso ist weiter nichts bekannt.
In sein Anfang des 13. Jahrhunderts verfasstes Nekrolog nahm der Dießener
Chorherr Liutold Rasso
nicht auf. Das lässt vermuten, dass der Name Rassos
in seiner Vorlage fehlte. Erst einige Jahrzehnte später wurde das
Versäumte nachgeholt, als man zum 19. Juni vermerkte: "Graf
Raze starb, der zu Wörth" - gemeint war damit Amperwörth
- "ein Kloster errichtete". Dieser späte Eintrag stellt gleichzeitig
die älteste Nachricht für Rassos
Wirken in Grafrath dar: zweifellos kein überzeugender Beleg
für einen angeblichen alten Kult des Heiligen.
Literatur:
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Die Andechs-Meranier in Franken. Europäisches
Fürstentum im Hochmittelalter. Verlag Philipp von Zabern Mainz 1998
Seite 4,6,84, 93-96,266 -