Jüngster Sohn des Grafen
Berthold VI. von Andechs-Meran und der Agnes
von Rochlitz, Tochter von Markgraf Dedi V. von der Nieder-Lausitz
Lexikon des Mittelalters: Band I Seite 2028
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Berthold, Patriarch von Aquileia 1218-1251
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* 1180/81, + 23. Mai 1251
Cividale
Sohn des Herzogs Berthold V. von Andechs-Meranien
1203 Propst zu Bamberg, 1206/07 Erzbischof von Kolocsa, 1209-1212 Banus von Kroatien, Dalmatien und Slawonien, 1212 Woiwode von Siebenbürgen, wurde er 1213 Graf von Bacs und Bodrog und gemeinsam mit seiner Schwester, Königin Gertrud, Regent von Ungarn. Nach deren Ermordung im gleichen Jahr musste er fliehen. Honorius III. konformierte ihn nach vorheriger Verwerfung der Postulation am 27. März 1218 als Patriarch von Aquileia. Nach seinem Sieg über die mit dem Grafen von Tirol, dem Herzog von Kärnten und der Stadt Treviso verbündeten friaulischen Adligen erhielt er 1220 von Kaiser FRIEDRICH II. das Herzogtum Friaul mit allen Pertinenzen, Krain und Istrien, bestätigt. Als Parteigänger des Kaisers vorübergehend gebannt, schloss er sich 1249 dessen Gegnern an. Unter Berthold, der seiner Residenz 1238 nach Udine verlegte, konstituierte sich das "Parlamento friulano" als Ständevertretung, der Patriarchenstaat erreichte seine größte Ausdehnung.
Literatur:
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DBI IX, 577-580 [Q., Lit.] – DGHE VIII, 965f. – NDB II,
152 – E. Oefele, Gesch. d. Gf.en v. Andechs, 1887 – H. Schmidinger, Patriarch
und Landesherr, 1954.
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Bosl’s Bayerische Biographie: Seite 66
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Berthold von Andechs, Patriarch von Aquileja
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* vor 1182, + 23.5.1251
Vater:
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Berthold IV. von Adechs (+ 1204)
Dompropst von Bamberg, 1205/06-1218 Erzbischof von Kolocsa.
Erlangte am Hofe seines Schwagers König
Andreas II. von Ungarn hohen Einfluß: 1209-1212 Ban von
Kroatien, Dalmatien und Slavonien.
1212 Woijewode von Siebenbürgen, 1213 Graf von Bacs
und Bodrog.
Gemeinsam mit der Königin
Gertrud bei Abwesenheit des Königs Übernahme der Reichsregierung.
1218 Patriarch von Aquileja; Anhänger FRIEDRICHS
II.
1230 Beteiligung am Frieden von San Germano.
1236 zusammen mit seinem Bruder Bischof
Ekbert von Bamberg – aufgrund verwandtschaftlicher Streitigkeiten
– Einfall in die Steiermark.
Treue zum Kaiser führte 1239 zur Exkommunizierung.
1241 nach Intervention Belas
von Ungarn Lösung des Banns.
1242/43 Verhandlungen über Mongolenabwehr.
Seit 1249 auf seiten der Gegner des Kaisers; die Auseinandersetzungen
scheinen mit dem Tod des Kaisers geendet zu haben.
Als Landesherr befand sich Berthold
in ständigen Auseinandersetzungen mit dem Adel. Bedeutender Territorialpolitiker.
Literatur:
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NDB 2.
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GENEALOGISCHE TAFELN ZUR MITTELEUROPÄISCHEN GESCHICHTE
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Wegener Dr. Wilhelm: Seite 162
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63. Berthold VII.
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1205 14/10 - 1206 7/6 zum Erzbischof von Kalocsa gewählt
1212 wirklicher Erzbischof (Fejer, Codex diplom. Hungariae)
1218 27/3 Patriarch von Aquileja Rubeis 677 f
+ 1251 23/5 Rubeis 720, SS 23, 873
Dießen: Berhtoldus Aquilegiensis
patriarcha anno 1252, filius Berhtoldi
ducis Meranie Necr. 1, 19.
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GENEALOGISCHES HANDBUCH ZUR BAIRISCH-ÖSTERREICHISCHEN
GESCHICHTE
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Dungern Prof. Dr. Otto: Seite 26
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67. Bertold IV.
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Geboren vor 1182 (Fejer 3. 1. 54 zu 5.IV.1207; zw. 14.X.1205
und 7.IV.1206 zum Erzbischof von Kalocsa gewählt;
bis 1212 erwählter, dann wirklicher Erzbischof (Fejer
3. 1. 29 und 30 und 53, 116)
1209-1212 Banus (Fejer a.a.O. 78. 125)
1212 Woiwode (Fejer 116)
1213 Bacsiensis et Burdrugiensis comes (Fejer 148)
27.III.1218 Patriarch von Aquileja (Rubeis monum. eccl.
Aqil. 677/8, doch heißt er nach 15.VII.1218 Erzbischof von KALOCSA
Erwählter von Aquileja: Fejer a.a.O. 264)
. + 23.V.1251 (Rubeis a.a.O. 720, MG. SS. 23.
873), Nec. I. 19 (Diessen).
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Berthold VII. begann
seine geistliche Laufbahn ebenfalls am andechsischen
Hausdomstift und Hochstift zu Bamberg. Seine Schwester Gertrud,
die Gemahlin König Andreas II. von Ungarn,
setzte 1205 seine Wahl zum Erzbischof von Kolocsa in S-Ungarn durch, obwohl
er noch nicht das kanonische Alter erreicht hatte. So musste er sich vorerst
noch im oberitalienischen Vicenza weiter ausbilden lassen. Papst Innocenz
III. bestätigte seine Wahl erst 1212. Unterdessen hatte er die Einkünfte
eines Banus von Kroatien genossen und wurde von seinem königlichen
Schwager 1212 sogar zum Woiwoden von Siebenbürgen und 1213 zum Reichsverweser
ernannt. Als seine königliche Schwester am 28. September 1213 einem
Mordanschlag unzufriedener Ungarn zum Opfer fiel, da wurde Berthold
zwar ausgepeitscht, aber es gelang ihm doch mit einem großen Schatz
von Gold, Silber und kostbaren Geräten im Wert von 7.000 Mark aus
dem Lande zu fliehen, in das er später wieder zurückkehrte. Er
wurde 1218 Patriarch von Aquileia mit seinen 16 Suffraganbistümern,
betrieb eine intensive Territorialpolitik, verlegte 1238 seinen Patriarchensitz
vor der Lagune von Grado nach dem gesünderen Udine, geriet aber immer
mehr in größte Schulden. 1230 wurde er Markgraf von Istrien-Krain.
Katalog zur Ausstellung des Klosters Andechs
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Herzöge und Heilige:
In den Jahren, in denen der Herzog von Meranien seine
burgundische Herrschaft zu ordnen versuchte, erfuhr das Haus
ANDECHS - ein letztes Mal - in der Person Bertholds
V., des jüngsten Sohnes Herzog
Bertholds IV., einen Zuwachs an Macht und Ansehen. Berthold
V. hatte sein Glück in Ungarn, an der Seite seiner Schwester
Gertrud,
versucht. Auf das Betreiben der Königin hin war er Ende 1205 oder
Anfang 1206 zum Erzbischof von Kalocsa gewählt worden; Innocenz III.
bestätigte die Wahl allerdings erst nach langem Zögern, wobei
nicht nur das jugendliche Alter, sondern mehr noch Bertholds
unzureichende
Kenntnisse eine Rolle gespielt hatten. Dem neuen Erzbischof war möglicherweise
dieser Mangel bewusst: Er begab sich zum Studium nach Viacenza. Nach seiner
Rückkehr aus Oberitalien Anfang 1209 wurde er Ban von Kroatien, Dalmatien
und Slawonien, 1212 Wojewode von Siebenbürgen und 1213 Graf von Bacs
und Bodrog. Auch führte er in jenen Jahren bei Abwesenheit des Königs
zusammen mit seiner Schwester die Regierungsgeschäfte. Als Gertrud
infolge
der Bevorzugung der in ihrer Umgebung lebenden Deutschen den Unmut des
ungarischen Adels auf sich zog und schließlich am 28. September 1213
einem Anschlag einheimischer Magnaten zum Opfer fiel, konnte sich ihr Bruder
offenbar nur mit knapper Not in Sicherheit bringen. An welchen Orten Berthold
sich
in den nächsten Jahren aufhielt, ist nicht bekannt. Es dauerte geraume
Zeit, bis sich für den vertriebenen Erzbischof von Kolocsa ein neues
Beschäftigungsfeld auftat. Wenige Wochen nach dem Tod des Patriarchen
Wolfger von Aquileja am 10. Februar 1218 wurde
Berthold
von Papst Honorius III. - zweifellos im Einvernehmen mit FRIEDRICH
II. - zum Patriarchen von AquilejaA ernannt.
Berthold erwies sich
als eine der tatkräftigsten Persönlichkeiten auf dem Patriarchenstuhl.
Er arbeitete von Anfang an zielstrebig darauf hin, die landesherrliche
Macht des Patriarchen zu mehren und zu festigen. Er verlegte den Sitz seiner
Kirchenprovinz von Aquileja nach Udine, war häufig in Kämpfe
mit den Städten und dem niederen Adel verwickelt, konnte sich aber
in seinem Bemühen um den Ausbau der Landeshoheit der Unterstützung
durch FRIEDRICH II. sicher sein. Der
staufische Herrscher hatte freilich allen Grund, die Bestrebungen des ANDECHSER
Kirchenfürsten zu unterstützen. Denn das Territorium des Patriarchen
- ein Gebiet, in dem deutsche, italienische und slawische Einflüsse
zusammenkamen - war angesichts der zunehmenden Feindschaft der lombardischen
Städte gegenüber jeglicher königlicher oder kaiserlichen
Gewalt für FRIEDRICH II. insofern
wichtig, als man von hier aus die Möglichkeit hatte, nach Deutschland
zu gelangen, auch wenn die Städte in der Poebene die westlichen und
mittleren Alpenpässe gesperrt hatten. Außerdem war das Land
des Patriarchen von Aquileja - ein weiterer Vorteil - auch zur See von
Unteritalien her bequem zu erreichen. FRIEDRICH
II. bestätigte im November 1220 dem neuen Kirchenfürsten
all jene Rechte und Freiheiten, die dessen Vorgänger erworben hatten.
In der Urkunde, die Berthold, der den
STAUFER
zur Kaiserkrönung nach Rom begleitet hatte, darüber ausgestellt
wurde, fehlte im übrigen auch nicht der Hinweis auf den Besitz der
Markgrafschaft Istrien.
Berthold von Aquileja hatte
in den zurückliegenden Jahren mehrmals den kaiserlichen Hof aufgesucht;
Anfang 1237 war er in den Babenberger Landen bei FRIEDRICH
II.; vom Juli bis in den Oktober 1238, während die kaiserlichen
Truppen vergeblich die Stadt Brescia belagerten, zählte er zum Gefolge
des Kaisers. Auch nachdem Gregor IX. im Frühjahr 1239 erneut den Bann
über den STAUFER ausgesprochen
hatte, fiel Berthold nicht vom Kaiser
ab. Er feierte mit ihm wenige Wochen später das Pfingstfest in Vicenza
und zog sich damit, ohne dass es eines besonderen richterlichen Spruchs
bedurft hätte, den Ausschluss aus der Kirche zu, der nach herrschendem
Recht nicht nur den Täter, sondern auch dessen Helfer traf.
Aber der Patriarch - als Herr über ein Land, das
Meer und Gebirge verband - hatte unter den Auswirkungen des Banns nicht
zu leiden. Man suchte vielmehr, ihm den Weg ins kirchliche Lager zu ebnen
und bot ihm die Absolution an, nachdem sein Schwager, König
Andreas von Ungarn, als Fürsprecher an der Kurie tätig
geworden war. Berthold von Aquileja
nahm die Absolution an. Er sagte sich zwar nicht vom Kaiser los, gehörte
allerdings auch nicht zu den Feinden der Kurie und wurde so - vielleicht
durchaus im Einvernehmen mit FRIEDRICH II.
- zum Vermittler zwischen den verfeindeten Kräften.
Die Zeichen wurden freilich bedrohlicher, als im Juni
1243 Sinibaldo Fiesco, ein Graf von Lavagna, als Innocenz IV. den päpstlichen
Thron bestieg, fest entschlossen, die Macht des
staufischen Hauses zu brechen. Er berief für den Sommer
1245 ein Konzil nach Lyon ein, auf dem er dem Kaiser alle Rechte und Würden
aberkannte. Umsonst waren die Einwände gewesen, die der Großhofrichter
Taddeus von Suecia und der kaiserliche Protonotar Petrus von Vinea zu seinen
Gunsten vorgebracht hatten, umsonst auch das Eintreten des Patriarchen
von Aquileja für den STAUFER.
Berthold
musste sich vor versammeltem Konzil sogar den Vorwurf anhören, ein
unehrliches Spiel zu treiben und im Geheimen ein Helfer des STAUFERS
zu sein. Jetzt brach ein kompromissloser Kampf aus. Doch der Patriarch
von Aquileja ließ sich nicht dazu bewegen, seine Haltung aufzugeben.
Er hatte in früheren Jahren den Vermittler gespielt und wollte auch
weiterhin keiner Partei verbunden sein. So erhielt er noch im Juli 1246
von FRIEDRICH II. ein Privileg. Dann
wurde es still zwischen den beiden Herren.
Es folgten Jahre, in denen der Kaiser auf der Hut vor
seinen Feinden sein musste, die ihm - teilweise mit Wissen des Papstes
- nach dem Leben trachteten. Die Kämpfe mit den lombardischen Städten
zogen sich hin, ohne dass ein Ende abzusehen war. Im Frühjahr 1249
verließ
FRIEDRICH II. schließlich
die oberitalienischen Gegenden, um in sein unteritalienisches Königreich
zu gehen, das ihm nach dem Urteil der Kirche nicht mehr gehörte. Nun
entschied sich Berthold von Aquileja,
in das Lager des Papstes zu wechseln. Im Mai 1249 schloss er ein Bündnis
mit dem Markgrafen von Este und dem Grafen von San Bonifacio sowie mit
den Städten Brescia, Mantua und Ferrara, das ihn vor den Angriffen
kaiserlicher Anhänger schützen sollte. Auch der Papst beeilte
sich, dem Kirchenfürsten seine Hilfe zuteil werden zu lassen: Er wies
im Sommer 1250 Bertholds Nachfolger
auf dem erzbischöflichen Stuhl zu Kalocsa und alle Prälaten der
ungarischen Kirche an, den Patriarchen jährlich mit 2.000 Mark Silber
zu unterstützen, solange der Kampf gegen den staufischen
Anhang dauerte.
Die ungarischen Prälaten hatten an dieser Last nicht
lange zu tragen. Der Tod des Kaisers am 13. Dezember 1250 ließ ein
baldiges Ende der Kämpfe erwarten. Im übrigen überlebte
Berthold
seinen
früheren Herrn nur um wenige Monate. Als er am 23. Mai 1251 starb,
ging mit ihm jene Periode zu Ende, in der Söhne aus deutschen Adelsfamilien
den Patriarchenthron besaßen. Bei seinem Tod war freilich auch der
Besitz seiner Familie bereits zum Zankapfel der Erben geworden. Diese Entwicklung
war völlig unerwartet gekommen; hatte es zunächst doch den Anschein
gehabt, als würde es unter der Herrschaft seines Neffen, Herzog
Ottos von Meranien, noch einmal zu einer Ausweitung andechsischer
Macht kommen.
Literatur:
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Die Andechs-Meranier in Franken. Europäisches
Fürstentum im Hochmittelalter. Verlag Philipp von Zabern Mainz 1998
Seite 30,37,39, 42,62,64,66,85,104,120,132,146,231,256,266,276,280,375
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