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Katharina Howard (englisch Catherine Howard), Kathryn Howard in zeitgenössischer Schreibweise)
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* zwischen 1521 und 1525; 13. Februar 1542 in London

War von 1540 bis zu ihrem Tod Königin von England und Irland und die fünfte Ehefrau des englischen Königs Heinrichs VIII. Sie war eine Cousine von Heinrichs zweiter Frau Anne Boleyn, die 1536 auf Befehl Heinrichs VIII. enthauptet wurde. Keine zwei Jahre nach ihrer Hochzeit ließ der König auch Katharina Howard wegen Hochverrats köpfen. Die Ehe blieb kinderlos. Ihr Wahlspruch lautete: "Kein anderer Willen als der Seine (Heinrichs VIII.)".

Katharina Howard war die Tochter von Lord Edmund Howard (1480-1539), einem jüngeren - und mittellosen - Sohn des zweiten Herzogs von Norfolk (Thomas Howard), und seiner ersten Frau Joyce Culpeper (1480-1525), Tochter von Sir Richard Culpeper. Sie lebte nach dem frühen Tod ihrer Mutter seit ihrem zehnten Lebensjahr im Haushalt ihrer Stief-Großmutter Agnes Tilney, Herzogin von Norfolk, in Chesworth House bei Horsham und in Norfolk House, Lambeth.

Katharina wurde wie viele Kinder in hochadeligen Häusern erzogen. Doch waren diese Häuser keine Zuchtanstalten, und zu Zeiten der TUDORS ging es auch in diesen Haushalten sehr bodenständig zu. So lebte man auf engstem Raum zusammen; Dienerschaft und Kinder schliefen, nach Geschlechtern getrennt, in Schlafräumen zusammen. Eigene Zimmer gab es nicht. Auch beim Baden, was sehr selten vorkam, mussten zwei Personen in einen Zuber. Doch die Herzogin von Norfolk legte Wert darauf, dass ihre Zöglinge, zumindest die Aufgaben einer Hausfrau von Grund auf lernten. Sehr wenig Aufmerksamkeit wurde auf die intellektuelle Erziehung, vor allem der Mädchen, gelegt. Etwas Lesen und Schreiben, Musik- und Tanzunterricht waren ausreichend. In einer Umgebung, in der viele Menschen nahe beieinander lebten, wurde man automatisch schnell erwachsen. Sexualität war auch für die junge Katharina kein Fremdwort. Obwohl für die Töchter der englischen Oberschicht andere Maßstäbe galten, zeigte man sich nicht unbedingt prüde. Katharina bildete da keine Ausnahme. So hatte sie später Affären mit ihrem Musiklehrer, Henry Manox, und mit dem jungen Sekretär Francis Dereham.

1539/40 wurde sie als Hofdame für die vierte Frau Heinrichs, Anna von Kleve, an den Hof des Königs gerufen. Hier lernte Katharina auch den Höfling Thomas Culpeper kennen und verliebte sich in ihn. Bevor sich daraus eine Beziehung oder gar eine Heirat entwickeln konnte, bemerkte der englische König Katharina. Die Herzogin von Norfolk bemerkte dazu: "Seine Hoheit der König fasste eine Neigung zu Katharina Howard beim ersten Mal, da er sie sah." Heinrich war, 30 Jahre älter als Katharina, von der Jugend und Natürlichkeit der jungen Frau schnell bezaubert und zeigte Interesse an ihr.

Kaum wurde das Interesse des Königs an Katharina am Hof bekannt, wurde sie sofort darin unterwiesen, wie sie sich dem König gegenüber zu benehmen habe. Bereits im April 1540 erhielt sie von Heinrich einen Landsitz. Seine damalige Frau, Anna von Kleve, musste unter dem Vorwand, vor der in London ausgebrochenen Pest in Sicherheit gebracht zu werden, den Hof in London verlassen. Obwohl seit ihrer Hochzeit keine sechs Monate vergangen waren, ließ Heinrich die Ehe am 9. Juli 1540 für ungültig erklären. Er heiratete Katharina Howard am 28. Juli 1540, keine zwei Wochen nach der Annullierung. Katharina verpflichtete sich dem König gegenüber, "frisch und munter im Bett und bei Tisch zu sein".

Heinrich nannte Katharina laut zeitgenössischen Berichten "Rose ohne Dornen", oder "errötende Rose ohne Dornen" und überschüttete die junge Frau mit Geschenken. So soll Heinrich seiner neuen Frau zu Neujahr 1541 ein Übergewand mit acht Diamanten und sieben Rubinen sowie eine Halskette mit sechs erlesenen Tafeldiamanten und fünf sehr schönen Rubinen mit Perlen dazwischen geschenkt haben. Mit Katharina erlebte Heinrich einen zweiten Frühling und hoffte, sie würde ihm einen weiteren Sohn schenken. Doch Katharina wurde nicht schwanger, was vielleicht auch an der nachlassenden Fruchtbarkeit des wahrscheinlich an Syphilis leidenden Königs lag. Die lebenslustige junge Frau fand sich jedoch weder in ihre Rolle als erste Dame Englands noch in jener der Ehefrau des schon stark gealterten Königs zurecht. Während ihr Mann sich wegen Migräne und einem entzündeten Beingeschwür oft früh zurückzog, tanzte Katharina auf Bällen.

Im Frühjahr 1541 begann Katharina eine Affäre mit ihrem ehemaligen Verehrer Thomas Culpeper. Katharina war sichtlich von dem jungen und galanten Culpeper hingerissen. Einige Feinde der HOWARDS bei Hofe hatten diese Verliebtheit bemerkt und inszenierten nun eine Intrige. Als Heinrich mit Katharina auf einer Rundreise war, durchsuchte man aufgrund einer Denunziation das private Vorleben von Katharina. Der Musiklehrer Henry Manox und der Sekretär Francis Dereham wurden befragt und gestanden ihre Affären mit Katharina. Diese Abenteuer fanden jedoch alle vor der Hochzeit mit dem König statt. Am 1. November 1541 nach Hampthon Court zurückgekehrt, überbrachte man dem König die Erkenntnisse der Nachforschungen. Doch dieser reagierte erst, als der Verdacht der Treulosigkeit während der Ehe hinzukam.

Zum Verhängnis wurde ihre Liebschaft mit dem Kammerdiener Thomas Culpeper, die im Zuge der Ermittlungen gegen Katharina bekannt wurde. Am 5. November verließ der König plötzlich nach dem Abendessen ohne ein Wort Hampton Court und reiste nach Whitehall. Katharina wurde am 12. November verhaftet und in den Palast von Sion (Sion House, westlich Londons) gebracht. Man hoffte, die Ungültigkeit der königlichen Ehe beweisen zu können. Dereham gab bei den Verhören zwar einen intimen Umgang mit der jungen Katharina zu, bestritt aber ein frühes Eheversprechen. Culpeper gestand zwar seine Zuneigung zu Katharina, bestritt aber ein vollständiges "fleischliches Erkennen" standhaft. Lady Rochford, die schon bei dem Prozess gegen Anne Boleyn sehr belastende Aussagen machte und die Vertraute von Katharina, spielte auch in diesem Prozess eine Schlüsselrolle. Sie belastete Katharina und ihre Liebhaber schwer.

Culpeper und Dereham wurden zum Tod durch Hängen und Vierteilen verurteilt und hingerichtet. Am 10. Februar wurde Katharina in den Tower von London gebracht und ihre Hinrichtung auf den 13. Februar festgesetzt.

In der Nacht vor ihrer Hinrichtung wurde der Richtblock auf ihren Wunsch in ihre Zelle gebracht, auf dem sie ihre eigene Hinrichtung übte, indem sie ihren Kopf immer und immer wieder auf den Block legte. Am Morgen des darauffolgenden Tages wurde sie innerhalb der Mauern des Towers enthauptet. Ihr Körper wurde ohne Erinnerungstafel neben ihrer Kusine Anne Boleyn unter dem Kirchenschiff der Kapelle des Towers (St. Peter ad Vincula) begraben. Im Jahre 1876 wurden die sterblichen Überreste der dort liegenden Personen in die Gruft der Kapelle überführt.


Literatur:
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Lacey Baldwin Smith: A Tudor tragedy: the life and times of Catherine Howard, The Reprint Society London 1961
Antonia Fraser: Die sechs Frauen Heinrichs VIII. Claassen Verlag, Berlin1995 ISBN 3-546-00081-1
Helga Thoma, Ungeliebte Königin. Ehetragödien an Europas Fürstenhöfen, Ueberreuter, Wien 2000, ISBN 3-8000-3783-1
Marita A. Panzer: Englands Königinnen Piper Verlag, München 2003, ISBN 3-492-23682-0