Heden II.                                                   Herzog von Würzburg (689-ca.719)
------------                                          oder  Herzog von Thüringen (704/16-740)
    -   719 (740 Friese)
 

Sohn des Herzogs Gozbert in Würzburg und der Geilana
Nach Friese Sohn des Herzogs Theotbald
 

Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 1985
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HEDENE
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Aus der "Passio Kiliani" ergibt sich die Mannesfolge Hruodi - H. (Hetan) der Ältere - Gozbert - H. (Hetan) der Jüngere. Vielmehr scheint Hruodis Sohn Heden der Ältere, nicht erst Heden der Jüngere, schon nach 642/43 an der Wiedereroberung Thüringens für das Reich mitgewirkt zu haben.
Während auf Betreiben von Gozberts Frau Geilana Kilian und seine Gefährten einem Komplott zum Opfer fielen (um 689), hatte nach der Jahrhundertwende die Mission Willibrords in Thüringen und in Mainfranken dank der Hilfe Hedens des Jüngeren und seiner Gemahlin Theodrada durchaus Erfolg. Offenbar wurde Heden der Jüngere, der noch am 18. April 717 (716?) urkundete, wenig später auf Betreiben Karl Martells abgesetzt.


Bosl’s Bayerische Biographie: Seite 315
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Heden II., Herzog
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* 704/16, + (?) vor 741

Vater:
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Theotbald, dux Thuringus

Mutter:
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Bilihild

  oo Theodrada

Letzter merowingischer Herzog der Thuringia.
Opponierte gegen Entmachtung der MEROWINGER durch Pippin den Mittleren.

Literatur:
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Friese, Studien zur Herrschaftsgeschichte des fränkischen Adels -


Friese Alfred: Seite 26,31,32,33,36,37,41,42,46,53,73,82,169,172
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"Studien zur Herrschaftsgeschichte des fränkischen Adels"

Zeitgenössisch und urkundlich fassen können wir nur den letzten der Herzöge der Thuringia, Heden II. Er schenkte im Jahre 704 in Würzburg, gemeinsam mit seiner Gemahlin Theodrada und mit Zustimmung seines Sohnes Thuring, begleitet von den mainfränkischen Großen Rocco und Doda, dem Friesenmissionar Willibrord große Besitzungen in Arnstadt und vermehrte sie 12 Jahre später in Gegenwart seiner comites Cato und Sigeric sowie seines nutricius Ado und der titellosen Großen Adogoto und Hereric mit reichem Erbgut an der Saale und im Hammelburg. Ob Heden darüber hinaus schon an die Gründung eines Bistums für die Mainlande durch Willibrord gedacht hat, muß offenbleiben, denn selbst die Errichtung des Kloster Hammelburg kam aus unbekannten Gründen nicht zustande.
Einen besonderen Hinweis verdient in der Urkunde Hedens die ungewöhnliche Erwähnung seiner Mutter als Erblasserin. Die erkennbar engen Beziehungen Hedens II. zu Willibrord erklären sich aus den genealogischen Verbindungen seiner Gemahlin Theodrada. Sie entstammt dem austrasischen Adelsgeschlecht der THEOTARD-CHRODOINE, das zusammen mit den elsässischen GUNDOINEN das Kloster Weißenburg im Elsaß gegründet hat.
Durch Gundoin wird für uns die Verbindung zu den Familien des vir inluster Authari und des Changerich (von Meaux) hergestellt. Zur Sippe des Gundoin gehörte nach einer gut begründeten Vermutung Ewigs der Radulf- und Fara-Freund Odo/Otto (baiolos), der Sohn Uros, den der ARNULFINGER Grimoald erschlagen ließ. Da in den Weißenburger Gründersippen die Namen Radulf und Odo/Otto erscheinen, sind frühere verwandtschaftliche Verbindungen möglich, die uns erst faßbar werden, als Adela (von Pfazel), die Tochter Irminas von Oeren, den domesticus Childerichs II. (662-675) und vir inluster Hodo/Odo aus dem Hause GUNDOINS heiratete. Ein weiterer Hinweis auf gemeinsame Ahnen gibt die Nachricht der Annales Mettenses priores, nach der Pippin der Mittlere in jungen Jahren, also etwa 660/70, Gundewin/Gundoin, den Mörder seines Vaters Ansegisel, erschlagen hat.

Störmer Wilhelm: Seite 11-21
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"Zu Herkunft und Wirkungskreis der merowingerzeitlichen 'mainfränkischen'Herzöge"

Allein die Pssio minor sancti Kiliani bietet die Rekonstruktionsmöglichkeit der mainfränkischen Herzogsreihe. Der Quelle zufolge waren die Eltern des letzten Herzogs Heden II. ein dux Gozbert und seine Gemahlin Geilana (die vorher mit einem nicht namentlich bekannten Bruder Gozberts verheiratet gewesen sein soll). Dux Gozbert wiederum wird als Sohn Hetanis senioris, qui fuit filius Hruodis bezeichnet. Obgleich nicht ausdrücklich betont, darf doch mit Sicherheit angenommen werden, daß die beiden genannten Personen Heden der Ältere und Hruodi bereits Herzöge des mainfränkischen Raumes waren. Für Würzburg und Mainfranken gilt also laut Passio I die Herzogsreihe Hruodi - Heden I. - Gozbert - Heden II.
Der irische Missionar Kilian wirkte in Würzburg unter dem dux Gozbert und seiner Gemahlin Geilana.
Nach allgemeiner Auffassung wurde Kilian mit seinen Gefährten um 689 enthauptet; er wird wohl erst wenige Jahre vorher nach Würzburg gekommen sein. Das ergibt einen ersten Datierungsfixpunkt für den dux Gozbert. Wenn die Passio weiterhin - zeitraffend - berichtet, daß die Strafe Gottes alle Schuldigen ereilt habe, den Mörder, die Herzogs-Gemahlin Geilana, ferner Herzog Gozbert, den seine Knechte mit dem Schwert getötet haben sollen, schließlich seinen Sohn Heden II., den das Volk der Ostfranken aus dem Reiche vertrieben habe, so bedarf es noch genauer Datierungsmöglichkeiten. 704 stellt der dux Heden II. eine Urkunde aus, die seine Gemahlin Theodrada und sein Sohn Thuringus (filius Hedeni) mitunterzeichnen. Das heißt, daß zu dieser Zeit Heden nicht nur selbständig handelnder Herzog, also damit auch volljährig war, sondern auch bereits vermählt war und Nachkommen hatte. Man muß annehmen, daß Heden damals mindestens 20 Jahre alt war. Im Hinblick auf seine Aktivitäten in Thüringen ist dieses jugendliche Alter aber recht unwahrscheinlich.Seine Geburt müßte ohnehin spätestens in den Zeitraum um Kilians Tod (um 689) fallen, zumal die Herzogin Geilana der Passio zufolge dann wahnsinnig wurde.
Sieht man ab vom Wirken und der Ermordung des 'Frankenapostels' Kilian in Würzburg um 689, erfahren wir nichts über die politische Tätigkeit der Würzburger Herzöge vor dem beginnenden 8. Jahrhundert. Es kann auch kaum etwas über verwandtschaftliche Beziehungen dieser Herzöge ausgemacht werden. Lediglich über den letzten Vertreter der Würzburger Herzogsreihe sind wir relativ gut unterrichtet. Der letzte Herzog, Heden II., Sohn Gozberts und offenbar auch Geilanas, trieb - soweit die Quellen zeigen - intensiver Politik in Thüringen. Er muß auch das thüringische Herzogtum übernommen haben; ob dies mit Hilfe des Erbrechts geschah, läßt sich bestenfalls durch Indizien vermuten. Heden II. war mit Theodrada vermählt, von der er einen Sohn namens Thuring hatte. Heden hatte ferner eine Tochter namens Immina, die in der jüngeren Vita Burchardi des 12. Jahrhunderts bezeugt ist. In dem Bericht, der aller Wahrscheinlichkeit nach auf eine verlorene Urkunde zurückgeht, wird gesagt, daß Heden für seine Tochter Immina ein Kloster auf dem Würzburger Marienberg gestiftet habe, die bis zur Gründung des Bistums Würzburg über 40 Jahre lang dieses Nonnenkloster geleitet habe.
Aus diesen Familienangaben und aus der Tatsache, daß Heden dem angelsächsischen Missionsbischof Willibrord und geistlichen Stifter des Klosters Echternach 704 und 716/17 größere Besitzungen in O-Franken und Thüringen übertrug, die Urkunde aber nur aus der Echternacher Überlieferung bezeugt sind, hat man weitgehende Verwandtschaftsbeziehungen und Verbindungen der HEDEN-Familie rekonstruieren zu können geglaubt. Beziehungen zwischen Heden II., den frühen KAROLINGERN und Irmina von Oeren, der Stifterin Echternachs, lassen sich aber nicht erhärten, wie Matthias Werner eingehend aufgezeigt hat. Eine Verwandtschaft der Heden-Gemahlin Theodrada mit Irmina von Oeren und dem Trierer Adelskreis ist dagegen nicht auszuschließen.
Große Schwierigkeiten bereitet eine Verwandtschaftsangabe in der Vita Bilhildis, die wie die jüngere Burchardsvita dem frühen 12. Jahrhundert entstammt. Ihren Angaben zufolge soll die hl. Bilhildis die Gattin des dux militum gentilis ... vocabulo Hetan  gewesen sein. Nach einer späten Überlieferung hat um 720 Bilihild das Hagen- oder Altenmünster zu Mainz gegründet; an der  Gründung war offenbar die Sippe Bilihilds, die der sogenannten HAGANONEN, beteiligt. Bischof Rigibert von Mainz (um 700) wird als ihr avunculus bezeichnet.
Die phantasievoll ausgeschmückte Vita Bilihildis datiert die heilige Klostergründerin in das 7. Jahrhundert. Man ist geneigt, die Hinweise der Vita beiseite zu schieben, doch hatte das Kloster tatsächlich in unmittelbarer Nähe von Würzburg Besitz. Wer nun der Gemahl Bilihilds gewesen sein soll, Heden I., der mit der Datierung der Bilhildis-Stiftung Altenmünster um 720 unvereinbar ist, oder Heden II., der mit Theodrada vermählt war, entzieht sich unserer Kenntnis. E. Ewig ist geneigt, der Nachricht von den Beziehungen der hl. Bilhildis einen historischen Kern zugrundezulegen, und vermutet, "daß Bilihild in einer nicht mehr ganz duerchschaubaren Weise mit dem Würzburger Herzogshaus oder dem mainländisch-thüringischen Adel versippt war.
Vermutbar, aber nicht mehr beweisbar ist, daß die urkundlich genannte Gattin Hedens II. Theodrada 'Thüringerin', wenn nicht gar thüringische Herzogs-Tochter war. Die Benennung ihres Sohnes Thuring legt dies immerhin nahe. Das würde bedeuten, daß Heden den thüringischen Dukat über seine Gemahlin erhalten hat.
Ein Problem bildet in diesem Zusammenhang auch ein Herzog Theotbald, den man bislang nicht einordnen kann. Man hat freilich zurecht vermutet, es handle sich nicht um einen mainfränkischen Herzog, sondern um einen Amtsträger, der das Gebiet westlich von Aschaffenburg und Teile Hessens kontrollierte. Die Nilkheimer Inschrift könnte dies nahelegen. Aber Theotbald wird in der ersten Vita des hl. Bonifatius gemeinsam mit Heden, ja vor Heden, als Inhaber einer tyrannischen Herrschaft in Thüringen genannt. Dies legt fast eine Samtherrschaft oder Herrschaftsteilung mit Heden II. und doch wohl enge verwandtschaftliche Beziehungen nahe. Theotbald könnte der Bruder Theodradas gewesen sein.
Die Mitteilung Willibalds, des Verfassers der ältesten Bonifatiusvita, die Großen Thüringens hätten sich der blutigen Zwingherrschaft der 'Tyrannen' Theotbald und Heden entledigt, ist in diesem Zusammenhang durchaus glaubhaft. Ob diese 'Befreiungsbewegung' freilich eine rein thüringische Angelegenheit war, bleibt zweifelhaft, zumal die Passio des hl. Kilian behauptet, den Herzog Hetan vertreib das Volk der Ostfranken aus dem Reiche. Inwieweit austrische Kräfte hinter dieser Aktion standen, die mit der Beseitigung des mainfränkischen wie des thüringischen Herzogtums endete, läßt sich nicht mehr ermitteln.

Ewig Eugen: Seite 100,193-195
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"Die Merowinger und das Frankenreich"

Die Mainlande sind von den Franken-Königen dagegen früher politisch und wirtschaftlich organisiert worden. Hier könnte das um Würzburg zentrierte Gebietsherzogtum, das im 7. Jahrhundert in Erscheinung tritt, ins späte 6. Jahrhundert hinaufreichen. Denn der Name Heden, eine Leitname der Würzburger Herzöge, begegnet schon bei dem dux Chedinus, der 590 das Heer Childeberts II. in Italien befehligte.
Der Würzburger Herzog Heden II. verdrängte, wie es scheint, die Dynastie Radulfs aus Altthüringen und vereinigte beide Thüringen in seiner Hand.
An Hessen schloß sich der große Sprengel der Herzöge von Würzburg an. Die Herzogswürde war zur Zeit Pippins des Mittleren in der Familie der HEDENE seit 3 oder 4 Generationen erblich. Heden II. beherrschte auch Altthüringen jenseits des Waldes. Wie alle Großen der austrasischen Reichsaristokratie des späten 7. Jahrhunderts, waren auch die main-thüringischen Herzöge Christen. Das schloß gelegentliche Konflikte mit Glaubensboten, die einer strengeren Eheauffassung Geltung verschaffen wollten, nicht aus. Auf Veranlassung von Hedens II. Vater Gozbert wurde Kilian, der "Apostel der Mainlande", um 689 mit seinem Gefährten Colman und Totnan erschlagen, weil er die Ehe Gozberts mit der Witwe seines Bruders als kanonisch unerlaubte Verwandtenehe angegriffen hatte.
Heden II. tritt deutlicher ins Licht als sein Vater. Um 700 erbaute er eine Herzogspfalz mit einer ersten Kirche in Fulda. Für seine Tochter Immena gründete er ein Kloster auf dem Würzburger Marienberg. Um die gleiche Zeit suchte er die Hilfe Willibrords für die Mission in Thüringen zu gewinnen. Nach einem Besuch am Herzogshof erhielt Willibrord am 1. Mai 704 Landschenkungen im südlichen Thüringen zu Arnstadt, Mühlberg und Großmonra als Grundlage für die Arbeit der erbetenen Missionare, die Willibrord in der Folge nach Thüringen entsandte. Umstritten ist, ob die Initiative zu diesem Einsatz von Heden - über verwandtschaftliche Beziehungen der Herzogin mit Irmina von Oeren - oder vom Friesenapostel selbst ausging, der nach der Gründung des Bistums Utrecht weitere Missionsfelder ins Auge faßte. Sicher aber konnte Heden über die engen Beziehungen zwischen Pippin und Willibrord nicht in Unkenntnis sein. Wenn er dem Friesenapostel trotzdem um Hilfe anging, muß er auch in guten Beziehungen zu Willibrord senior et dominus gestanden haben. Schließlich war auch Heden mit der Abwehr der Sachsen um thüringischen Sektor konfrontiert.
Beziehungen zwischen Pippin und Heden können nur indirekt erschlossen werden.

Hlawitschka Eduard: Seite 78
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"Die Vorfahren Karls des Großen"

An Echternach, die junge Stiftung Irminas von Oeren, und Irminas geistlichen Bearter, Willibrord, schenkte bereits im Jahre 704 der Thüringer-Herzog Hedeno II. una cum coniuge mea clarissima Theodrada verschiedene Güter bei Arnstadt und gab 717 in Hammelburg weitere dazu, wobei jeweils auch Thuringus filius Hedeni, der die donatio patris firmavit, zugegen war. Die Tatsache, dass Hedeno und Theodrada mit der Irminastiftung vom fernen Thüringen her in Verbindung traten und dass sie einer Tochter den Namen Irmina gaben, führte schon seit langem zu der Vermutung, dass man in ihnen Verwandte Irminas von Oeren vor sich hat. Dass die Verwandtschaft hierbei wohl über Theodrada und nicht über Hedeno lief, darf man aus dem Namensargument und aus einer Urkunde von 717 schließen, in der Hedeno Hammelburg eigens als res, quas pater meus et mater michi dereliquerunt bezeichnete, wodurch also bereits Hedenos Eltern im Thüringerland ansässig erscheinen. Somit dürfte er auch der Sohn des vorangehenden Thüringer-Herzogs Gozbert gewesen sein.

Werner Matthias: Seite 148-156
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"Adelsfamilien"

Wie Irmina von Oeren und andere Vertreter der austrasischen Führungsschicht war auch Heden II. in engere Verbindung zu dem angelsächsischen Missionsbischof getreten. In Urkunden von 704 und 716/17, die über Willibrord an Echternach gelangten und sich dadurch in der Echternacher Überlieferung erhalten haben, übertrug er dem Missionar mehrere Besitzungen in O-Franken und Thüringen.
Über Herzog Heden und seine Familienangehörigen liegt eine vergleichsweise reiche Überlieferung vor. Die beiden Urkunden von 704 und 716/17 ist zu entnehmen, daß Heden mit einer Theodrada verheiratet war und einen Sohn Thuring hatte. Ihre besitzgeschichtlichen Angaben lassen weiterhin erkennen, daß bereits Hedens Eltern im mainfränkischen Gebiet begütert gewesen waren [Zu Theodrada vgl. Anmerkung 521; gemeinsam mit ihr unterzeichnet auch der Thuringus filius Hedeni beide Urkunden. Bei dem 716/17 vergabten Zubehör des castellum Hammelburg handelt es sich um res quas pater meus et mater michi dereliquerunt. Zur Frage, inwieweit es sich bei den 794 übertragenen Besitzungen um Erbgüter Theodradas handelte, vgl. unten Seite 154 mit Anmerkung 521.]. Eine zweite wichtige Quelle zur Familie Hedens ist die vor der Mitte des 9. Jahrhunderts entstandene Passio minor sancti Kiliani. Sie nennt als Eltern Hedens einen dux Gozbert und eine Geila und teilt zu letzterer mit, sie sei zuvor mit einem Bruder Gozberts verheiratet gewesen. An weiteren Familienangehörigen werden in der Passio Hedens Großvater Heden der Ältere und sein Urgroßvater Hruodi erwähnt [Mehrfach wurde in der Forschung vermutet bzw. behauptet, Hruodi sei mit dem von Dagobert I. in Thüringen eingesetzten Herzog Radulf identisch gewesen, so zuletzt ohne jegliche Begründung Friese Seite 38. Diese These ist nach den Einwänden von W. Schlesinger, als Frühmittelalter (Geschichte Thüringens 1, hg. von H. Patze und W. Schlesinger = Mitteldeutsche Forschungen 48/1, 1978) Seite 377 und Lindner Seite 58ff. nicht mehr aufrechtzuerhalten; vgl. jüngst auch R. Sprandel, Gerichtsorganisation und Sozialstruktur Mainfrankens im früheren Mittelalter (Jb. f. fränk.Landesforsch. 38, 1978) Seite 11. Dasselbe gilt auch für die gelegentlich vermutete und von Friese Seite 39 mit Anmerkung 163 als sicher vorausgesetzte Identität von Hedens II. Vater Gozbert mit dem in der Nilkheimer Inschrift aus dem Beginn des 8. Jhs. und in der Bonifatius-Vita des Willibald genannte Theobaldus bzw. Theotbaldus dux, vgl. Vitae s. Bonifatii Seite 32 mit Anmerkung 4, für die es, wie Lindner Seite 70 zeigt, keinerlei Anhaltspunkte gibt. Auch eine Verwandtschaft der beiden gleichzeitig in benachbarten Gebieten bezeugten duces Heden II. und Theobald, so etwa Metz Seite 277, läßt sich nicht weiter wahrscheinlich machen, vgl. Schlesinger Seite 339 und Lindner Seite 70f.]. Als Anhaltspunkt für eine zeitliche Einordnung der Generationenfolge findet sich der Hinweis, das Martyrium des hl. Kilian, der 688/89 mit seinen Gefährten in Würzburg erschlagen worden war, habe zur Zeit des dux Gozbert stattgefunden. Unter den Nachkommen Hedens ist neben seinem Sohn Thuring eine Tochter namens Immina bezeugt. Nach der Vita Burchardi soll Heden für Immina ein Kloster auf dem Würzburger Marienberg eingerichtet haben, das diese nach über 40-jähriger Leitung dem Würzburger Bischof Burchard in einem Tausch gegen die leebnslängliche Nutznießung des Klosters  Karlburg übertragen habe.
Beobachtungen der älteren Forschung aufgreifend, setzte sich erstmals Büttner nachhaltig für Beziehungen zwischen dem Umkreis Irminas von Oeren und Herzog Heden ein. Er hob hervor, daß die Klöster Weißenburg und Echternach gemeinsam im Saalegau begütert waren, und schloß hieraus und aus der Förderung Willibrords durch Heden, daß die hinter diesen Klöstern stehenden und Willibrord verbundenen moselfränkischen Adelskreise enge Verbindungen zu dem mainfränkischen Herzog Heden unterhalten hätten. Diese Beziehungen seien wahrscheinlich verwandtschaftlicher Art gewesen, da der Name der Gattin Hedens, Theodrada, dem im Umkreis Irminas von Oeren gebräuchlichen Namengut entsprochen habe. Wampach fügt als weiteres Argument hinzu, Hedens Tochter Immina habe denselben Namen getragen wie Irmina von Oeren. Er hielt eine Verwandtschaft zwischen den Familien Irminas und Herzog Hedens angesichts der gemeinsamen Förderung Willibrords und der gemeinsamen Namenskombination Irmina/Theod- für gesichert. Die Verbindung sei über Hedens Gattin Theodrada gelaufen, die Wampach der Familie Irminas zuwies. Die weitere Forschung hat sich dieser Auffassung zum Großteil angeschlossen. Noch weiterreichende Familienbeziehungen nahm Metz an. Ihm zufolge gehörte Irmina zusammen mit den HEDENEN, den WIDONEN, den Gründerfamilien von Weißenburg und den frühen KAROLINGERN einem gemeinsamen größeren Familienverband an, dessen Vertreter in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts unter maßgeblicher Beteiligung der karolingischen Hausmeier in größerem Umfang das ostfränkische Gebiet grundherrlich erfaßt.
Für eine direkte Verwandtschaft Hedens mit Irmina lassen sich hingegen über die fränkische Abstammung Hedens hinaus keinerlei Hinweise einbringen. Hedens Gattin gehörte bei einer solchen Annahme sehr wahrscheinlich der Generation nach Irmina an. Die nächstliegenden Möglichkeiten verwandtschaftlicher Beziehungen wären dann, daß Theodrada eine Nichte, eine Cousine zweiten Grades oder auch eine Tochter Irminas war.
 
 
 
 

  oo Theodrada, Tochter des Grafen Theodardus
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Kinder:

  Thuringus
        -

  Irmina (Immina)
      -
 
 
 
 

Literatur:
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Bosl, Karl: Bosls Bayerische Biographie, Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1983 Seite 315 - Ewig Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1988 Seite 100,193-195, 198 - Friese Alfred: Studien zur Herrschaftsgeschichte des fränkischen Adels. Der mainländisch-thüringische Raum vom 7. bis 11. Jahrhundert. Klett-Cotta Stuttgart 1979 Seite 26,31,32,33,36,37,41,42,46,53,73,82,169,172 - Hlawitschka Eduard: Die Vorfahren Karls des Großen.  in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Band I Seite 78 - Störmer Wilhelm: Zu Herkunft und Wirkungskreis der merowingerzeitlichen 'mainfränkischen' Herzöge in Festschrift für Eduard Hlawitschka zum 65. Geburtstag. Verlag Michael Lassleben Kallmünz Opf. 1993 Seite 11-21 - Werner Matthias: Adelsfamilien im Umkreis der frühen Karolinger. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1982 Seite 148-156,164-167 -
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 


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