Jüngerer Sohn des Ostgoten-Königs Vandalar,
Urgroßneffe des Goten-Königs Ermanarich
aus
dem Hause der AMALER
Thiele, Andreas: Tafel 20
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser
Ergänzungsband"
THEODEMER
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†
475
Sohn des Ostgoten-Königs Vandalar, Urgroßneffe des Goten-Königs Ermanarich aus dem Hause der AMALER
Theodemer folgte seinen
Brüdern König Walamar
(† 470) und König
Widemer
(† 473) im Raum Ungarn/Mösien,
stand ständig gegen die Gepiden
und die Skiren und unterwarf letztere. Er zog plündernd durch den
Balkan bis Konstantinopel.
Nach langer Unterbrechung der Königsreihe besteigt
nun Walamer, der älteste Sohn
Wandalars,
des Sohnes Winithars, nachdem
er waffenreif geworden, den Thron. Zwei jüngere Brüder,
Theodemer
und
Widemer,
führen zwar nicht den Königsnamen, solange Walamer
lebt, aber sie helfen dem König regieren, indem sie wahrscheinlich
eigene Landschaften und Volksteile im Namen und Auftrag des älttesten
Bruders mit gewisser Selbständigkeit beherrschen. Aber zunächst
dauert die strenge Unterwerfung unter das hunnische Joch fort. Als
Attila
seinen großen Heerszug gegen die Römer und Westgoten
in Gallien unternimmt, müssen die Ostgoten gegen diese ihre eigenen
nächsten Stammesbrüder unverzüglich Heeresfolge leisten,
und der König der Westgoten fällt in der Schlacht auf den Katalaunischen
Feldern (451) durch den Speer des Ostgoten Andages. Erst
nach dem Tod Attila (453) gelingt es
auch den Ostgoten, sich von dem zerfallenden Hunnen-Reich
loszureißen.
Walamer nahm seinen
Sitz zwischen Saritza (Scarniunga) und Raab (aqua nigra), Theodemer
am See Pelsodis (Neusiedler See), Widemer in
der Mitte zwischen beiden im Land zwischen Drave und Save. Den Königstitel
führt immer noch Walamer allein,
aber die gebiete sind so entlegen, daß die Hunnen versuchen könnten,
Walamer anzugreifen, ohne daß ihm die Brüder Hilfe
zu bringen vermögen. Dieser Versuch der Söhne
Attilas, die Goten "wie entlaufene Knechte" in ihre Gewalt zurückzuzwingen,
war der letzte. Walamer erwehrte sich
allein des Angriffs, und am Tag, da die Nachricht des Sieges in der Halle
Theodemers
eintraf, wurde diesem von seiner Buhle Ereliva,
ein Knabe geboren, der spätere Theoderich
der Große (etwa 454).
Die günstigen Verhältnisse in Byzanz wurden
etwa sieben Jahre später getrübt durch die Nebenbuhlerschaft
eines anderen gotischen Häuptlings, Theoderich
des Schielers (Strabo), den Sohn von Triarius,
der für sich und seinen Anhang nun die jährlichen Spenden von
Geld und Getreide gewann, die Byzanz vertragsgemäß den AMALERN
schuldete. Er verfolgte wieder einmal die alte römische
Staatskunst, sich einer Germanen-Gruppe durch die andere zu erwehren. Durch
kriegerischen Angriff auf Illyricum nötigten die AMALER
den Kaiser, den Vertrag zu erfüllen, das Geschuldete nachzuzahlen,
jährlich 300 Pfund Gold waren zu entrichten. Dafür verpflichteten
sich die Brüder, diese Grenze zu verteidigen, und Theodemer
stellte,
zwar sehr ungern, dem dringenden Wunsch König
Walamers
nachgebend,
den etwa achtjährigen
Theoderich
als
Geisel in Byzanz (etwa 462), der alsbald die hohe Gunst
Kaiser Leos
gewann, "weil er ein feiner Knabe war".
Als Walamer im Kampf
gegen die Skiren fiel, tritt Theodemer,
"die Abzeichen des Königtums anlegend", an seine Stelle, Widemer
bleibt
untergeordnet. Während der Vater gegen Sueben
und Alemannen ausgezogen ist, kehrt
der junge Theoderich aus Byzanz heim
(etwa 472) und ergreift, erst achtzehn Jahre alt, sofort die Gelegenheit,
selbständig Kriegsruhm zu gewinnen.
So veranlaßte er seinen Bruder Widemer,
fortan als selbständiger Führer seiner Gaue nach Westen zu ziehen
und Italien anzugreifen. Er selbst als der Mächtigere wollte sich
gegen das Ostreich wenden, das also schon damals als der stärkere
Teil des Imperiums galt.
Theodemer aber zog
im Kampf mit Römern und Sarmaten in die Provinz Mösien, entriß
dem Kaiser die Städte Naissus und Ulpiana, starb jedoch bald darauf,
nachdem er seinen Sohn dem Volk als seinen Nachfolger empfohlen hatte.
oo N.N.
†
Kinder:
Theodis
† 481
Theoderich der Große
von Ereliva
um 454 † 26.8.526
Amalafrida von Ereliva
†
526
500
oo Thrasamund König der Wandalen
† 6.5.523
Theodimund
†
479
Literatur:
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Dahn Felix: Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische
Frühgeschichte Europas. Verlag Hans Kaiser Klagenfurt 1977 Seite 46,47,175,176
- Ensslin Wilhelm: Theoderich der Große. F. Bruckmann KG München
1959 Seite 7,10,13,32,335,347,350,352 - Offergeld Thilo: Reges pueri.
Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche
Buchhandlung Hannover 2001 Seite 74-76,88,123, 133,294 - Riehl Hans:
Die Völkerwanderung. Der längste Marsch der Weltgeschichte. W.
Ludwig Verlag 1988 Seite 254,255 - Schreiber Hermann: Auf den Spuren
der Goten. List Verlag München 1977 Seite 207,210,219 - Schreiber
Hermann: Die Hunnen. Attila probt den Weltuntergang. Econ Verlag Wien-Düsseldorf
1990 Seite 250,320 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische
Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische
Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband,
R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 220 -