Sohn des Grafen Reginar III. von Hennegau und der
Adela von Löwen, Tochter von Graf Lambert
Brandenburg Erich: Tafel 33 Seite 66
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"Die Nachkommen Karls des Großen"
VIII. 84. LAMBERT I., Graf von Löwen
ca. 976
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* ca. 950, + 1015 12. IX.
Gemahlin:
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vor 994 (ca. 985)
Gerberge, Tochter des Herzogs Karl von Nieder-Lothringen
(siehe VIII. 63.)
+
Anmerkungen: Seite 156
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VIII. 83-86
Knetsch 14 f.
LAMBERT I. "MIT DEM BART"
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+ 1015 gefallen
Lambert I. mit dem Barte floh 957 mit seinem Bruder Reginar nach Frankreich. Nach dem Tode Kaiser OTTOS I. kehrte er mit seinem Bruder zurück und setzte sich im väterlichen Erbe fest. Er machte 977/78 den Feldzug des Königs Lothar von Frankreich gegen Aachen mit und unterwarf sich anschließendOTTO II., der den Brüdern ihre Eigengüter zurückgab und Lambert zum Grafen von Löwen-Liuvain (Kerngebiet von Belgien) ernannte. Lambert schuf sich in der Folgezeit aus den Besitzungen seines Hauses in Brabant eine Grafschaft mit dem Zentrum Löwen. Er stritt viel mit seinem Bruder, der wohl ermordet wurde. Er stritt auch ständig mit seinem Schwiegervater Karl von Nieder-Lothringen und dem herzoglichen Schwager und geriet zeitweise in Haft. Er war eine der tatkräftigsten feudalen Gestalten im alten Lothringen und setzte sich zu größter Autorität durch. Er geriet gegen den Bischof Notker von Lüttich (+ 1007), der eine kaiserliche Stütze war, verbündete sich mit den rebellierenden Grafen von Luxemburg, wurde 1012 in Löwen belagert und behauptete sich gegen den Kaiser. Im Herbst 1012 besiegte er den Bischof von Lüttich bei Morgauden. Später versuchte Lambert im Bunde mit seinem Neffen Reginar V. von Hennegau seinen lästigen Nachbarn, den Herzog Gottfried II. von Nieder-Lothringen, zu beseitigen, ganz Brabant an sich zu ziehen und die Nachfolge im Herzogtum zu ertrotzen. Doch Gottfried II. besiegte Lambert am 12.9.1015 in der blutigen Schlacht bei Florennes, in der letzterer fiel.
oo GERBERGA VON LOTHRINGEN
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Tochter des KAROLINGER Herzog Karl, Erbin wichtiger Güter
Buch VII Kapitel 32
1016
Bei einer Insel Namens Augia [Reichenau] gingen am 16.
Octbr. neun Schiffe voll Menschen beiderlei Geschlechts in den Fluthen
unter.
Im Westen wurde Lambert, Reinheri's
Sohn [158 Graf Lambert von Löwen suchte den Herzog von Nieder-Lothringen
zu verdrängen.], mit den Seinigen von dem ihm feindlichen Godefrid,
[dem Herzoge von Lothringen][159 Herzog von Nieder-Lothringen 1012-1023.],
besiegt und getödtet [160
12. September 1015 Schlacht bei Fleures (nordöstlich
Charleroi) oder Florennes (westlich Dinant), vgl. VII, 24.]. Diesem
Lambert waren gar viele feind, denn es gab keinen schlechteren Menschen
auf Erden, als er war: er knüpfte viele Menschen in den Kirchen am
Glockenstrange auf. Wie viele durch ihn Vermögen und Leben verloren
haben, vermag kein Mensch aufzuzählen. Und nie dachte er daran, für
seine verübten Missethaten Buße zu thun. Er hatte auch mit seinem
Bruder Reinger [161 Graf Reginar IV. von Hennegau 977-1013/15.]
zusammen den Grafen Wirinhari und zugleich dessen Bruder Reinzo erschlagen
[162 958 hat Otto der Große
nach der Verbannung Reginars III. dessen Güter und Grafschaften
den Brüdern Werner und Reginald verliehen, die 974 fielen. - 977 erhielten
Reginar IV. und Lambert das väterliche Erbe zurück.].
Sein Vater starb in Böhmen in der Verbannung, wohin ihn Kaiser
Otto geschickt hatte. Ob dieser Menschen trauerte das Vaterland
selbst, so lange sie lebten, und es freut sich, sie verloren zu haben.
Das nur müssen wir beklagen, daß an jenem Tage um des einen
Schuldigen willen auf beiden Seiten der Kämpfenden so viele Unschuldige
gefallen sind.
Mohr Walter: Band I Seite 47-49,64
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"Geschichte des Herzogtums Lothringen"
Reginar und Lambert
wurden im Jahre 958 enterbt.
Auch Kaiser OTTO II. scheint
bei seiner Thronbesteigung an den Zuständen in Lothringen nichts geändert
zu haben. Vielleicht war es dadurch möglich, dass lothringische Große
wiederum versuchten, den Verhältnissen in ihrem Lande eine eigene
Prägung zu geben. Man rief die Söhne Reginars III. vom Hennegau,
der in der Verbannung in Böhmen gestorben war, Reginar und
Lambert,
zurück und dachte wohl die Tradition Giselberts
zu erneuern. Es gelang den beiden, die früheren Besitzungen ihres
Vaters im Hennegau zurückzuerobern. Sie konnten sich indes nur kurze
Zeit halten. Zu Beginn des Jahres 974 erschien der Kaiser selbst im Hennegau
und vertrieb sie. Sie entkamen ins westfränkische Reich. Ihre Güter
wurden an die Grafen Gottfried und Arnulf übertragen, dieser vielleicht
Graf von Valenciennes, jener von Verdun. Weiterhin scheint Lothringen dem
Kaiser direkt unterstellt gewesen zu sein.
Inzwischen verfolgten die geflüchteten Reginar
IV. und Lambert ihre Sache weiter.
Sie suchten ihren Kampf auf eine breitere Basis zu stellen, indem sie um
Bundesgenossen warben. Anklang fanden sie beim Grafen Adalbert von Vermandois,
dessen Sohn Otto sich ihnen zur Verfügung stellte. Des weiteren gewannen
sie Karl, den Bruder des westfränkischen
Königs Lothar.
Für
das Haus VERMANDOIS lag wohl in diesem Bündnis die Zielsetzung, auf
diesem Wege Einfluss auf das Bistum Cambrai zu gewinnen. Bei Karl
ist die Veranlassung dazu vielleicht darin zu suchen, daß er etwas
zurückgesetzt behandelt worden war, er hatte keinerlei Ausstattung
mit Landbesitz erhalten. Für
Lambert
und Reginar mag das Zusammengehen mit ihm von besonderer Bedeutung
gewesen sei, da von dem
KAROLINGER
eine moralische Wirkung auf die Haltung der Lothringer ausgehen konnte,
so dass man sie leichter zum Abfall von ihrem sächsischen König
bewegen würde. Es ist dabei durchaus möglich, dass Karl
auf
sein Mitwirken die Herrschaft über Lothringen in Aussicht gestellt
wurde.
In der 2. Hälfte des April 976 wandten sich die
Verbündeten gegen Mons. Vor der Stadt machte ihnen ein verlustreiches
Gefecht die Weiterführung ihres Unternehmens unmöglich, die Stadt
selbst blieb ihnen verschlossen. Lediglich Otto von Vermandois konnte die
kleine Grafschaft Gouy besetzen, von der aus es ihm möglich war, auf
Cambrai einen Druck auszuüben. Der Kaiser war vorläufig nicht
imstande, einzugreifen, er war anderwärts gebunden. Erst Anfang November
976 ist er am Rhein erschienen. Unmittelbare Anordnungen hat er indes noch
nicht sofort, sondern erst im April 977 getroffen. Vermutlich weist das
darauf hin, daß die Lage kompliziert geworden war. Wir wissen, dass
der westfränkische König sich in dieser Zeit in der Nähe
der lothringischen Grenze aufhielt, was vielleicht auf konkrete Pläne
eines Eingreifens in Lothringen selbst schließen lässt. Hierzu
kam eine Verschärfung der Spannung zwischen ihm und seinem Bruder
Karl.
Dieser äußerte nämlich Beschuldigungen des Ehebruchs gegen
Lothars
Gemahlin mit dem Bischof von Laon. Motive für dieses Vorgehen lassen
sich nicht erkennen. Lothar schritt
jetzt zur Verbannung seines Bruders.
Der Kaiser wird sich also der Möglichkeit eines
Eingreifens des westfränkischen Königs in Lothringen gegenüber
gesehen haben, das sich zugunsten von Lambert und Reginar ausgewirkt
haben würde. An diesen Faktoren wird sich OTTOS
Politik orientiert haben, denn nur so sind die Beschlüsse zu erklären,
die er jetzt fasste. Lambert
und
Reginar
erhielten ihre Besitzungen zurück. Lambert
wählte
seine Residenz in Löwen. Reginar übernahm den Hennegau,
jedoch verblieb dort das feste Mons noch im Besitz des Grafen Gottfried,
der wahrscheinlich außerdem die Grafschaft Verdun erhielt. Das wichtigste
aber war es, dass Karl als
Herzog
im lothringischen Gebiet eingesetzt wurde.
Die damaligen niederlothringischen Verhältnisse,
über die wir in den ersten Regierungsjahren HEINRICHS
II. sehr ungenügend unterrichtet sind, wurden zum guten
Teil bestimmt durch das Streben des Grafen Balduin IV. von Flandern, seinen
Einfluss auf die Gebiete östlich der Schelde auszudehnen. Das richtete
sich zunächst gegen das Bistum Cambrai und das Gebiet um Valenciennes.
Im Jahre 1006 erfolgte ein Angriff des Grafen und des jetzt mit ihm verbündeten
Grafen
Lambert von Löwen
auf
Valenciennes, der zur Vertreibung des dortigen Grafen Arnulf führte.
Das rief die Gegenaktion König HEINRICHS
hervor, die jedoch keinen Erfolg hatte. Nach stärkeren militärischen
Vorbereitungen schritt der König im Jahre 1007 zu einer neuen Aktion,
die diesmal auf flämisches Gebiet führte, wobei die Eroberung
von Gent gelang, die dann den Grafen Balduin zum Einlenken bestimmte. Er
musste Valenciennes wieder räumen, Graf Lambert
von Löwen blieb nichts anders übrig, als sich ebenfalls
zu unterwerfen, er musste dem König seinen Sohn als Geisel für
sein weiteres Wohlverhalten stellen.
Nieder-Lothringen wurde in dieser Zeit bereits stark
durch die Fehden des Grafen Lambert von Löwen
gegen den Bischof von Lüttich beunruhigt. Lambert hat zudem
auch daran gedacht, auf Grund der Verwandtschaft mit dem verstorbenen Herzog
Otto Anspruch auf das Herzogsamt zu erheben. Er hatte die
älteste Tochter Herzog Karls geheiratet
und erhielt nun aus dem Erbe des verstorbenen Herzogs
Otto die Burgen von Brüssel und Löwen, die
die Grundlagen für das jetzt aufkommende Haus
BRABANT bildeten. Die Lage entwickelte sich dann zu einer langwährenden
Fehde zwischen Herzog Gottfried und Graf Lambert.
Schließlich ist letzterer in der Schlacht bei Florennes am 13.
November 1015 (Persönlicher Einwurf: Richtig ist
der 12.9., den auch Glocker, Verwandten der Ottonen, bestätigt)
gefallen. Indes führte sein Sohn Heinrich
den Kampf weiter.
Weinfurter, Stefan: Seite 59,223
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"Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten"
Thietmar von Merseburg schildert ein besonders krasses
Beispiel adligen Wütens in Lothringen, nämlich das des Grafen
Lambert I. von Löwen. Keinen Schlimmeren als ihn habe es im Lande
gegeben. Viele Menschen seien ihm zum Opfer gefallen, zahlreiche habe er
erschlagen oder in den Kirchen am Glockenstrang aufhängen lassen.
Als ihn Herzog Gottfried von Nieder-Lothringen 1015 endlich besiegt
hatte und er tot war, habe das Land aufgeatmet [9 Thietmar, Chronik,
lib. VII, cap. 46, Seite 455].
Seit 1002, den Herrscherwechsel nutzend, richtete Balduin
IV. die Angriffe vor allem auf Valenciennes. Bei diesen Aktionen schloß
sich ihm Graf Lambert I. von Löwen an, der aus der Familie
der REGINARE stammte und zum hohen Reichsadel des Westens zählte.
Dessen Ansprüche auf das niederlothringische Herzogtum hatte HEINRICH
II. nach dem Tod Herzog Ottos vonNieder-Lothringen
1005 nicht erfüllt, sondern die Herzogsgewalt fürs erste in der
eigenen Hand behalten - ein ähnlicher Fall wie derjenige Heinrichs
von Schweinfurt. Lambert, der als besonders gewalttätig und skrupellos
beschrieben wird [116
Annales Quedlinburgenses, Seite 79.], war
empört und zog 1006 mit Balduin IV. zur Eroberung von Valiencennes.
985/90
oo Gerberga von Nieder-Lothringen, Tochter des
Herzog Karl
ca. 970/75-27.1.
nach 1018
Erbin wichtiger Güter
Kinder:
Heinrich I. Graf von Löwen
ca. 990- 1038 nach 5.5. ermordet
Lambert II. Graf von Löwen
ca. 990-21.9. nach 1062
Mathilde
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oo Eustach I. Graf von Boulogne
- ca. 1049
Literatur:
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Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen.
Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 33 Seite 66,156
- DIE SALIER UND DAS REICH. Gesellschaftlicher und ideengeschichtlicher
Wandel im Reich der Salier. (Hg.) Stefan Weinfurter. Jan Thorbecke Verlag
Sigmaringen 1991 Band I Seite 447 - Hirsch, Siegfried: Jahrbücher
des Deutschen Reiches unter Heinrich II. 1. bis 3. Band, Verlag von Duncker
& Humblot Berlin 1864 - Leo Heinrich Dr.: Zwölf Bücher
niederländischer Geschichten. Eduard Anton Verlag Halle 1832 Seite
550 - Mohr Walter: Geschichte des Herzogtums Lothringen. Geschichte
des Herzogtums Groß-Lothringen (900-1048) Verlag "Die Mitte" Saarbrücken
1974 Band I Seite 47-49,64 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische
Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische
Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa, R.G. Fischer
Verlag 1993 Tafel 17 - Thietmar von Merseburg: Chronik Wissenschaftliche
Buchgemeinschaft Darmstadt 1992 Seite 404 - Weinfurter, Stefan:
Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich
Puset Regensburg 1999, Seite 59,223 -