Begraben: St. Johannes zu Tervueren
Ältester Sohn des Herzogs
Anton von Burgund-Brabant aus seiner 1. Ehe mit der Johanna
von Luxemburg-St. Pol, Erbtochter von Graf Walram III.
Lexikon des Mittelalters: Band V Seite 507
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Johann IV., Herzog von Brabant seit 1415
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* 11. Juni 1403, + 17. April 1427
Sohn Antons (Antoine) von Burgund, Herzogs von Brabant
1418
oo seine Nichte Jakobäa von Bayern, Gräfin
von Holland, Seeland und Hennegau
Da Johann beim Tode
seines Vaters minderjährig war, rissen die Brabanter Stände die
Macht an sich und setzten für fast zwei Jahre einen Regentschaftsrat
durch. Die Nachfolge der
Jakobäa in ihrem vom Parteikampf
der Hocken und Kabeljauwen gespaltenen Herrschaftsbereich wurde von Johann
von Bayern, dem Elekten von Lüttich, angefochten. Am 11.
April 1420 verließ Jakobäa
ihren - impotenten (?) - Gemahl.
Dieser verpfändete am 21. April 1420 die Länder
seiner Frau an Johann von Bayern, stieß
aber wegen dieser und anderer Maßnahmen auf lebhaften Widerstand
der Brabanter Stände, die schließlich seinen Bruder Philipp
von St. Pol gegen Johann als
Regenten einsetzten den Herzog zum Nachgeben zwangen. Johann
verlieh seinen Untertanen am 12. Mai 1422 das "Nieuwe Regiment", eine Art
Erweiterung der Joyeuse Entree; damit unterstellte er sich der Vogtei eines
den Ständen verantwortlichen Rates.
Calmette Joseph: Seite 167-169,171
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„Die großen Herzöge von Burgund“
Die Heirat Johanns IV. von Brabant
mit
Jakobäa
von Hennegau war nach dem wohlbegründeten und überzeugenden
Urteil Pirennes „der glänzendste diplomatische Erfolg“ Johanns
ohne Furcht. Die Verbindung war so ungleich wie nur möglich.
Johann
IV. war – seltsamer Ausnahmefall im Hause
BURGUND – ein Schwächling, ein Melancholiker. Dieser Kranke
paßte nicht zu einer Frau, sagt Chastelain, die „sehr niedlich, sehr
lustig, körperlich kräftig und nicht eigentlich für einen
schwachen Mann geschaffen war“. Feurig, sinnlich und quicklebendig, konnte
Jakobäa
sich nicht mit ihrem Mann anpassen. Die Unvereinbarkeit der Temparente
war bei ihnen vollkommen.
Zum Gegensatz im Naturell kam noch die Verschiedenheit
in den Ansichten. Johann
IV. war um seiner persönlichen
Ruhe willen zu allem bereit und machte seinem Vasallen, dem ehemaligen
Bischof
Johann von Bayern, der nunmehr mit
Elisabeth von Görlitzverheiratet
war, ein Zugeständnis nach dem andern. Im Jahr 1420 vertraute er ihm
sogar die Statthalterschaft über Holland an.
Jakobäa
war außer sich darüber. Selbst in der Innenpolitik ließ
die allgemein bekannte Unfähigkeit des Herzogs den Versammlungen der
Brabanter Stände freie Hand. Sie begehrten gegen die Günstlinge
auf, denen ihrer Meinung nach der Fürst zu gefällig war, und
verschafften sich nicht nur den überwiegenden Einfluß in der
Verwaltung, sondern gaben der Stellung des Regenten
Philippgrößeres
Gewicht, welcher der Graf von Saint-Pol, der zweite Sohn des Herzogs
Anton und jüngere Bruder Johanns
IV. war. Angewidert faßte Jakobäa
den Entschluß diesen verächtlichen und untüchtigen Gemahl
zu verlassen. Sie begab sich in ihre Grafschaft Hennegau und ging von da
aus nach England. Mit einer erstaunlichen Ungeniertheit verband sie sich
mit Gloucester, jenem Bruder des Regenten Bedford, der oder weniger unter
dessen Oberaufsicht die Regentschaft über England führte. Diese
Heirat aus Trotz fand im Herbst 1423 statt, „zum größten Ärger
der Niederländer, welche damals noch allzu erfüllt waren von
den Erinnerungen an das Königreich Lotharingien, dessen Wiedererstehen
die Erfolge der burgundischen Politik anzukündigen schienen, und ihr
Verhalten mit dem Lothars II. verglichen“.
Dieser Satz Pirennes, der sich auf den flämischen Chronisten Edmond
de Dynter stützt, gibt das genaue Maß der Reaktion wieder, welche
die Handlungsweise der Gräfin Jakobäahervorrief.
Gloucesters Torheiten stießen nicht nur auf das
Veto Burgunds, sondern auch auf den Widerstand Johanns
von Bayern, der sich durch den unüberlegten Streich Jakobäas
nicht weniger verletzt fühlte als sein untüchtiger Vetter Johann
IV. Philipp der Gute kümmerte sich nicht mehr um
Johann,
weil er ihn für unbrauchbar hielt. Gloucester war es gelungen,
die Ehe dieses beklagenswerten Herzogs mit der munteren Jakobäa
durch den Papst in Avignon annullieren zu lassen. Aber Philipp
der Gute brachte es mit Bedfords Hilfe zuwege, dass die Ehe
eben derselben Gräfin mit Gloucester in Rom für ungültig
erklärt wurde.
Im Oktober 1424 ging Gloucester in Calais an Land, besetzte
mit 6.000 Bogenschützen den Hennegau und ließ sich als Graf
den Treueid leisten. Mit Hilfe der Hennegau-Partei, der die Anglomanie
Jakobäas
zuwider war, zwang Johann von Bayern Gloucester,
den Rückzug anzutreten und sich wieder einzuschiffen.
Am 17. April 1427 hatte Johann
IV. von Brabant sein trauriges Dasein beendet.
Leo Heinrich Dr.: Band I Seite 359-365,758; Band
II Seite 41,45,55,56,63
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"Zwölf Bücher niederländischer Geschichten."
Nur dies muß hier bemerkt werden, daß die
nächsten Angehörigen und Freunde Jacobäas
sie zur Verfechtung ihrer Rechte wieder mit einem Fürsten ehelich
verbunden zu sehen wünschten, und zu diesem Ende Herzog
Jean von Brabant aus dem burgundischen
Hause in Vorschlag brachten. Die Stände von Holland und
Seeland willigten in die Verbindung, obgleich Jean
und
Jacobäa Geschwisterkinder waren. Papst Martin V. gab die
nötige Dispensation. Am 8. März 1418 kam der Bräutigam nach
dem Haag und die Heirat fand im April feierlich statt.
Nach der Übereinkunft mit Johann
von Bayern kam der Herzog von Brabant mit seiner jungen Gemahlin
nach Mons, wo er am 29. Mai 1418 seine Joyeuse entree hielt, die Huldigung
der drei Stände annahm und ihre Freiheiten und Rechte bestätigte.
Der Vertrag des Herzogs von Brabant mit dem Oheim seiner Gemahlin beraubte
die Hoeks ihres bisherigen Einflusses; sie haßten deshalb den Herzog
und suchten ihn seiner Gemahlin als einen schwachen Menschen, der ihr Interesse
ihrem Oheim aufgeopfert habe, sie suchten ihre Ehe als eine blutschänderische
Verbindung darzustellen, welche der Papst zu leichtfertig erlaubt habe.
Aber auch die Herzogin hatte unter dem brabantischen Adel Feinde, und diese
bewogen Jean, als sie die Uneinigkeit
des fürstlichen Paares erst im Entstehen sahen, die holländischen
Edelfrauen und Fräulien, welche Jacobäa
immer umgeben hatten zu entfernen, wohl weil diese gerade die einflußreichsten
Organe der Hoeks waren. Das schien Jacobäas
Mutter Margaretha zu viel, und als
er ihren Vorstellungen kein Gehör gab, reiste sie von Brüssel
nach Le Quesnoy, und führte ihre Tochter mit sich. Jean
blieb allen in dieser Angelegenheit von den brabantischen Ständen
gemachten Vorstellungen taub, allen Vermittlunsversuchen der burgundischen
Gesandten unzugänglich, und ging endlich über den Rhein, um sich
in Deutschland Bundesgenossen und Kriegsleute für alle Notfälle
zu suchen. Da übergaben die Stände von Brabant die Regierung
Jeans
Bruder,
dem Grafen Philipp von St. Pol.
Das Benehmen ihres Gemahls erzeugte endlich in Jacobäen
den Vorsatz, ihrerseits am englischen Hofe Hilfe zu suchen und ihre Ehe
mit Jean für nichtig erklären
zu lassen. Sie ging von Valenciennes, wo sie mit ihrer Mutter lebte nach
England und fand hier eine Partie an König
Heinrichs V. Bruder, dem Herzog Humfried
von Gloucester, und sandte hierauf eine Botschaft an den Papst,
um die Nichtigkeitserklärung ihrer Ehe zu erlangen, wartete aber die
Entscheidung nicht ab, sondern schloß die neue eheliche Verbindung
bereits im April 1422.
Jacobäa entfloh
am 1. September 1425 aus Gent, nachdem sie einige Monate daselbst gelebt
hatte, als Mann verkleidet, mit Hilfe einiger hoekischer Edelleute. Auch
der Herzog von Gloucester unterstützte sie hier, bis endlich im Januar
1427 der päpstliche Ausspruch dahin erfolgte, daß Jacobäas
Ehe
mit Jean allein gültig sei, und
daß Jacobäa sich nach den
Herrschaften des Herzogs von Savoyen zurückziehen solle, um da den
endlichen Ausgang dieser Angelegenheit abzuwarten. Selbst wenn
Jean
stürbe, sollte Jacobäa nicht,
ohne die Sünde des Ehebruchs auf sich zu laden, Humfried
heiraten können.
Herzog Jean von Brabant
aber
starb im April 1427, und während ihm in dem Herzogtum sein
Bruder
Philipp von St. Pol folgte,
blieb der Herzog von Burgund Vogt in Holland, Zeeland und Friesland.
In Brabant folgte ohne anderweitig merkwürdige Vorgänge
Antons älterer Sohn erster Ehe,
Herzog Jean oder Johann IV.,
der damals 13 Jahre alt war. Bis seinem vollendeten 18. Jahre sollte eine
von den Ständen angeordnete Regentschaft die Regierung führen;
dann er selbst sein joyeuse entree halten.
Als nun Antons älterer
Sohn, Herzog Johann IV. von Brabant,
dem Kaiser SIGISMUND für sein
Herzogtum
Nieder-Lothringen und die damit zusammenhängenden Reichslehen
von Antwerpen und Maastricht die Huldigung leisten wollte,
nahm SIGISMUND sie nicht an, bis der
Herzogin Elisabeth genug geschehen sei. Zwar hatte
Herzog Johann IV. im Mai 1417 die Huldigung der Maastrichter
erzwungen, ohne daß Johann von Lüttich
ihm hinderlich war; allein sobald dieser Letzere die Absicht des burgundischen
Hauses gewahrte, Herzog Johann IV.
mit der Wiwe des Dauphins, Jacobäa von Holland,
zu vermählen, mußte er auch deshalb als feindlich betrachten.
Es ist bereits früher von den beiden Heiraten Johanns
oder Jeans von Brabant mit
Jacobäa von Hennegau-Holland und Johanns
von Lüttich mit Elisabeth von
Luxemburg ausführlich die Rede gewesen.
Im September 1420 kam Graf Philipp
nach Brüssel, um seinen Bruder zu sprechen. Als dieser gegen alle
Vorstellungen taub blieb, ging Philipp
nach Löwen, und die Städe übergaben ihm die Regierungsgewalt.
Auch Jacobäa mit ihrer Mutter
kam nach Löwen und man beriet, was weiter gegen Johann
zu tun sei. Von Herzog Philipp von Burgundfanden
sich Gesandte mit dem Auftrag ein, einen Frieden zwischen allen Beteiligten
zu vermitteln. Aber Herzog Johann erschien
nicht auf einem Tage, den man ihm zu Ende September in Vilvorde anberaumte;
er sei krank, ließ er sagen. Dieselbe Antwort gab er auf eine zweite
Einladung; insgeheim aber entwich er nach einem festen Schlosse in der
Nähe von Hertogenbosch , wo alle von den Ständen seinetwegen
Verbannte zu ihm kamen. Mit ihnen ging er nach Hertogenbosch, verlangte
dann von den kriegerischen Dynasten des Landes zwischen Maas und Rhein,
von den HEINSBERGERN, BLANKENHEIMEN und anderen, auch von Cleve Hilfe,
und ging, um diese besser betreiben zu können, nach Maastricht. Solbald
dies in Vilvorde bekannt wurde, trat Graf Philipp
in Brabant entschieden als Vogt oder Riwaer des Landes auf und Johanns
Gewalt
hatte völlig ein Ende.
Nach Beendigung der Kämpfe des Herzogs von Brabant
um Hennegau war derselbe bedacht, der Stadt Löwen, deren Wollengewerbe
täglich mehr herabsanken, einigen Ersatz in ihrem Nahrungsstande zu
verschaffen: er gründete also an diesem Orte eine hohe Schule, für
welche er vom Papst Martin die Privilegien in der Juirsprudenz, Medizin
und Philosophie Lehrstühle zu haben und Doctoren und Magister creiren
zu können, erlangte. Am 7. September 1426 wurden die Vorlesungen feierlich
eröffnet. Fehlgeschlagene meuchlerische Pläne, welche von Jacobäens
Mutter ausgingen, gegen das Leben des Herzogs
Johann fallen noch in die kurze Zwischenzeit von Löwens
Gründung bis zu des Herzogs Tode. Dieser erkrankte, als er von Brüssel
zu einem Tage nach Lier reisen wollte und mußte zurückgebracht
werden. Er starb am 17. April 1427.
Hoensch, Jörg K.: Seite 236,237,272,352
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"Kaiser Sigismund. Herrscher an der Schwelle zur Neuzeit
1368-1437."
Viel mehr Sprengstoff beinhaltetet aber der Anspruch Johanns
Ohnefurcht, fütr seinen unmündigen Neffen
Johann IV., den Sohn des bei Azincourts gefallenen Anton
von Brabant und der Elisabeth von Görlitz
[Richtigstellung: Elisabeth
war
die Stiefmutter Herzog Johanns IV.],
einer Nichte des böhmischen und Römischen Königs, die Regentschaft
in Luxemburg und Brabant zu übernehmen.
Wohl auch deshalb verweigerte der König unter dem
Vorwand, Elisabeth von Görlitz müsse
zuerst Luxemburg als ihr seit der Hochzeit mit Anton
von Brabant 1409 zustehendes Witwengut übertragen werden,
die Belehnung des Nachfolgers, Johanns IV.,
mit seinem Erbe.
Als durchsetzungsfähiger Mitregent suchte
Johann von Bayern trotz wachsenden Widerstandes in der Bevölkerung
die Voraussetzungen für seine Alleinherrschaft zu verbessern, während
die burgundische Partei das Projekt verfolgte, die gerade 17 Jahre alte
Witwe Jakobäa mit ihrem jüngeren
Vetter Johann IV., Herzog
von Brabant, zu verehelichen, wozu allerdings eine päpstliche
Dispens erforderlich war. Obgleich SIGISMUND
das
Konzil Ende September/Anfang Oktober 1417 gebeten hatte, die wegen der
engen Blutsverwandtschaft unstatthafte Ehe nicht zu erlauben, stimmte Papst
Martin V. dem Antrag zu, machte aber nach einer heftigen Intervention des
Königs seine Zusage rückgängig. Johann
von Bayern, der inzwischen sein Bistum abgetreten hatte, verfolgte
im Einvernehmen mit SIGISMUND seine
Verheiratung mit Elisabeth von Görlitz,
der Pfandinhaberin von Luxemburg, die als Stiefmutter Johanns
IV. auch Ansprüche auf Brabant geltend machen konnte. Der
König verbot am 28. März 1418 Johann
IV. ausdrücklich die Ehe mit seiner Cousine und verlangte,
falls sie bereits stattgefunden gaben sollte, die sofortige Auflösung.
In der Tat war mittlerweile die Trauung und die Huldigung vollzogen worden,
die Johann von Bayern allerdings mit
Waffengewalt rückgängig zu machen suchte. Der Papst zog nach
der Abreise aus Konstanz seinen Widerruf der Dispens zurück.
Als Johann am 6.
Januar 1425 an den Folgen eines Giftanschlags starb, okkupierte der Burgunder,
der inzwischen Jakobäa gefangengesetzt
hatte, das aus Teilen Hollands und Seelands bestehende Erbe und ließ
sich von ihrem ehemaligen Gatten, Herzog Johann
IV. von Brabant, die Regentschaft übertragen.
10.3.1418
oo 2. Jakobäa Gräfin von Holland
x 25.7.1401-9.10.1436
Literatur:
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Calmette, Joseph: Die großen Herzöge
von Burgund. Eugen Diederichs Verlag München 1996 Seite 167-169,171
- Hoensch, Jörg K.: Die Luxemburger. Eine spätmittelalterliche
Dynastie gesamteuropäischer Bedeutung 1308-1437. Verlag W. Kohlhammer
2000 Seite 252 - Hoensch, Jörg K.: Kaiser Sigismund. Herrscher
an der Schwelle zur Neuzeit 1368-1437. Verlag C.H. Beck München 1996
Seite 236, 272,352 - Leo Heinrich Dr.: Zwölf Bücher niederländischer
Geschichten. Eduard Anton Verlag Halle 1832 Band I Seite 359-365,758; Band
II Seite 41,45,55,56,63 - Saller Martin: Königin Isabeau. Die
Wittelsbacherin auf dem Lilienthron. Nymphenburger Verlagshandlung GmbH,
München 1979 Seite 149,182,186,259,306,313 - Schnith Karl:
Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln
1997 Seite 370, 375-380,382 -