Philipp I.                                                   Herzog von Brabant (1427-1430)
------------                                                 Graf von St. Pol und Ligny
25.7.1404-4.8.1430
Brüssel     Löwen
 

2. Sohn des Herzogs Anton von Burgund-Brabant aus dem Hause VALOIS-BURGUND und der Johanna von Luxemburg-St. Pol, Erbtochter von Graf Walram III.
 

Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 2066
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Philipp von St-Pol, Herzog von Brabant und Limburg seit 17.4.1427
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* 25. Juli 1404, + 4. August 1430

Jüngerer Sohn Antons von Burgund, Herzog von Brabant

Philipp war seit seinem 15. Lebensjahr Capitaine des von den Burgundern beherrschten Paris. Während der Auseinandersetzungen zwischen seinem Bruder Johann IV. von Brabant und den Brabanter Ständen war Philipp Regent des Herzogtums. Ein schwerer innerer Konflikt brach 1428 aus, als fünf große Barone (aus unbekannten Gründen) ihre Mitwirkung an der Landesregierung verweigerten. Nach einer Vermittlungsaktion der mächtigen Stände (Staten) von Brabant musste Philipp von St.-Pol nachgeben, da er in Geldnöten und politischen Schwierigkeiten war. Er verhandelte nämlich mit Yolande von Aragon, Witwe Ludwigs II., Herzogs von Anjou und Königs von Sizilien, wegen der Heirat mit ihrer gleichnamigen Tochter, die aber als Schwägerin Karls VII. (des Verantwortlichen für den Mord an Johann Ohnefurcht) von Herzog Philipp dem Guten von Burgund scharf abgelehnt wurde. Der Burgunder verstand es, mit Hilfe seiner Anhänger die Verbindung zu hintertreiben und nach Philipps Tod die Angliederung des Herzogtums Brabant an Burgund durchzusetzen.


Philipp I. war auch Graf von St. Pol und Ligny, das 1430 an Luxemburg zurückfiel. Er war wesentlich begabter als sein Bruder, war 1420-1424 Regent in Brabant und folgte 1427 als Herzog und wurde auch Generalkapitän von Paris, womit er sich bewusst gegen den übermächtigen burgundischen Vetter stellte, der ihn 1430 beerbte. Er unterstützte Jakobäa von Holland gegen Burgund.

Calmette Joseph: Seite 167,172,310
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„Die großen Herzöge von Burgund“

Die brabantischen Stände begehrten gegen die Günstlinge auf, denen ihrer Meinung nach der Fürst gefällig war, und verschafften sich nicht nur den überwiegenden Einfluß in der Verwaltung, sondern gaben der Stellung des Regenten Philipp größeres Gewicht, welcher der Graf von Saint-Pol, der zweite Sohn des seligen Herzogs Anton und jüngere Bruder Johanns IV. war.
Am 17. April 1427 hatte Johann IV. von Brabant sein trauriges Dasein beendet. Sein Bruder Philipp, Graf von Saint-Pol, der bereits Regent war, hatte ganz selbstverständlich die Stelle des Herzogs eingenommen. Wie ehemals sein Vater Anton, hatte es dieser jüngere Sohn verstanden, sich bei den Mitgliedern der Stände und dem Volk beliebt zu machen. Aber als er Herzog geworden war, trachtete er, im Gegensatz zu seinem Vater, danach, eine eigene Politik zu machen, und scheute sich nicht, Burgund einen Streich zu spielen. Er bemühte sich sichtlich um eine Verbindung mit dem Hause ANJOU, wodurch er Karl VII. nähergekommen und unweigerlich zum Gegner seines Vetters Philipp des Guten geworden wäre. Dieser bezog bereits Stellung, um den Verrat zu begegnen oder ihn zu ahnden. Aber kaum hatte Saint-Pol diesen Weg beschritten, der vielleicht befreiend, sicherlich aber gefährlich war, da starb er am 4. August 1430, was auch manche darüber gesagt haben mögen, eines natürlichen Todes (Er starb vermutlich an einer nicht richtig erkannten Krankheit.). Er hinterließ keine Erben, und so kam sein Vetter Philipp der Gute als Neffe des verstorbenen Herzogs Anton rechtmäßig zu der Erbschaft seines Vetters ersten Grades.

Leo Heinrich Dr.: Band I Seite 361,362,365; Band II Seite 42,55,56,60,63,64,67
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"Zwölf Bücher niederländischer Geschichten."

Da übergaben die Stände von Brabant die Regierung Jeans Bruder, dem Grafen Philipp von St. Pol.
Die Stände Hennegaus huldigten am 5. Dezember 1423 Humfried von Gloucester. Hierauf zog der Graf von St. Pol, der Bruder des Herzogs von Brabant, von dem Lehensaufgebot Flanderns und Artois' unterstützt, gegen Humfried. Endlich legte sich der Graf von St. Pol mit Heeresmacht vor Braine-le-Comte, und nahm den Ort ein, worauf man, da inzwischen der erwähnte Zweikampf angenommen war, Waffenstillstand schloß.
Herzog Jean von Brabant aber starb im April 1427, und während ihm im Herzogtum sein Bruder Philipp von St. Pol folgte, blieb der Herzog von Burgund Vogt in Holland, Zeeland und Friesland.
Den Beschluß der Stände hinsichtlich der vormundschaftlichen Regierung focht zu Anfang des Jahres 1416 Herzog Johann an, indem er behaupteet, der Nächstberechtigte zur Regentschaft zu sein; allein er erreichte nicht als die Vormundschaft über Antons jüngeren Sohn Philipp, welcher die Herrschaften St. Pol, Ligny, Roussy und einige andere kleinere erbte, da sie von seiner Mutter Vater, dem Grafen Waleram von St. Pol herrührten.
Hierauf sandten die Stände den Johanniter-Komtur Edmund von Eemichoven an Johanns Bruder, Philipp von St. Pol, in Frankreich, wo dieser ein Haupt der burgundischen Partei und Statthalter von Paris war. Sie ließen ihm sagen, sein Bruder widerstrebe in aller Weise dem Wohle des Landes, und umgebe sich mit nichtswürdigen Menschen; er möge kommen und möge die Administration des Landes übernehmen. Im September 1420 kam Graf Philipp nach Brüssel, um seinen Bruder zu sprechen. Als dieser gegen alle Vorstellungen taub blieb, ging Philipp nach Löwen und die Stände übergaben ihm die Regierungsgewalt.
Sobald dies in Vilvorde bekannt wurde, trat Graf Philipp in Brabant entschieden als Vogt und Ruwaert des Landes auf und Johanns Gewalt hatte völlig ein Ende. Dagegen waren inzwischen in Holland die Hoeks ganz unterlegen und Jacobäas und Philipps von St. Pol Hilfe konnte nicht einmal Gertruydenburg gegen die Dortrechter schützen.
Endlich kam zwischen den Brüdern ein Vertrag zustande, der ihre Einkünfte teilte. Hierauf bestätigte der Herzog alle unter Leitung des Ruwaerts statt gehabte Staatshandlungen, beschwor die Verfassung des Landes und empfing die Huldigung oder hielt mit anderen Worten seine Joyeuse entree. Titel und Amt eines Ruwaerts hatten ein Ende (1422).
Am 17. April 1427 starb Herzog Johann IV. Philipp von St. Pol war damals eben, von mehreren der angesehensten Patrizier Löwens begleitet, auf dem Wege nach Jerusalem in Rom, wo ihn der Papst von der Weiterreise abzuhalten suchte, umgekehrt und erfuhr den Tod seines Bruders auf der Heimreise. Schon Ende April kam er in Brabant an und hielt sofort seine Joyeuse entree in Löwen und den anderen Städten.
Im Sommer 1428 herrschte Philipp der Gute von Burgund in unbestrittenem Besitz über Artois, Hennegau, Flandern, Zeeland und Holland, sein Vetter aber, der Herzog Philipp von Brabant, über Brabant, Antwerpen, N-Brabant und Limburg.
Auch Philipp von Brabant wollte sich in diesem Jahre vermählen; schon waren die Unterhandlungen mit Louis von Anjou, dessen Tochter Yolande die Braut war, so weit vorgerückt, daß eine Gesandtschaft zu deren Abholung nach Reims unterwegs war, als Philipp plötzlich erkrankte und bald hernach am 4. August in Löwen starb. Man glaubte anfangs an eine Vergiftung, fand aber bei der Öffnung des Leichnams unheilbare organische Fehler. Die Stände versammelten sich sofort, und beschlossen, den Leichnam einbalsamieren und die Beisetzung anstehen zu lassen, bis die Nachfolge geordnet sei.
 
 
 
 

Verlobt mit

  JOLANTHE VON ANJOU
  * 2.11.1428, + nach 22.2.1483
 

Älteste Tochter des Titular-Königs Rene I. von Anjou-Neapel aus seiner 1. Ehe mit der Isabella von Lothringen, Erb-Tochter von Herzog Karl I.



Kinder:
Illegitim

  Johann Bischof von Soissons
        -

  Anton Burgundischer Kammerherr
         -   1498

  Philipp Baron von Cruybeke
       -   1465

  Wilhelm
        -

  Isabella
        -

  oo Philipp de la Vieville
            -
 
 
 

Literatur:
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Calmette, Joseph: Die großen Herzöge von Burgund. Eugen Diederichs Verlag München 1996 Seite 68,116,160,167,172,187,192,205, 310,324 - Hoensch, Jörg K.: Kaiser Sigismund. Herrscher an der Schwelle zur Neuzeit 1368-1437. Verlag C.H. Beck München 1996 Seite 353 - Leo Heinrich Dr.: Zwölf Bücher niederländischer Geschichten. Eduard Anton Verlag Halle 1832 Band I Seite 361,362,365; Band II Seite 42,55,56,60,63,64,67 - Saller Martin: Königin Isabeau. Die Wittelsbacherin auf dem Lilienthron. Nymphenburger Verlagshandlung GmbH, München 1979 Seite 302 -
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 


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