Jakobäa                                                   Gräfin von Holland-Seeland-Hennegau (1417-1433)
-----------                                                 Herzogin von Brabant
25.7.1401-8.10.1436
                Schloß Teilungen am Rhein

Begraben: Hof- und Kollegiatskirche im Haag
 

Einzige Tochter des Grafen Wilhelm VI. von Holland (Haus WITTELSBACH) und der Margarete von Burgund, Tochter von Herzog Philipp dem Kühnen
 

Lexikon des Mittelalters: Band V Seite
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Jakobäa (Jakoba, Jacqueline) von Bayern, Gräfin von Hennegau, Holland und Seeland aus dem aus dem Hause WITTELSBACH
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* 15. Juli 1401, + 9. Oktober 1436

Einziges Kind des Grafen Wilhelm VI. und der Margarete von Burgund
 

  1. oo Dauphin Johann von Tourraine
                   -   1417

    1418
  2. oo Johann IV. Herzog von Brabant
                 -

    1422
  3. oo Humphrey Herzog von Gloucester
                    -

  4. oo Wolfert van Borselen
                  -

Jakobäa, die im Hennegau ohne Schwierigkeiten die Erbfolge antrat, stieß in Holland und Seeland auf den Widerstand der bereits von ihrem Vater bekämpften Partei der Kabeljauwen. In seiner Eigenschaft als Lehnsherr übertrug Kaiser SIGISMUND die Grafschaften an Jakobäas Onkel, Johann von Bayern, der es verstand, die Führung der Kabeljauwen an sich zu reißen. Jakobäas von der Kurie angefochtene Ehe mit ihrem Neffen Johann IV. von Brabant war ein Fehlschlag, zumal ihr Gatte Holland und Seeland an Johann von Bayern verpfändete. Jakobäa verließ am 11. April 1420 den Brüsseler Hof, floh Anfang 1421 nach England und heiratete dort 1422 den Herzog von Gloucester, der auf ihr Betreiben am 26. Oktober 1424 mit Heeresmacht über den Kanal zog und gemeinsam mit Jakobäa große Teile von Hennegau eroberte, sie jedoch im April 1425 verließ. Jakobäas Pläne scheiterten am Widerstand Herzog Philipps des Guten von Burgund, der in fünf Feldzügen die ohnehin schwache Position der Gräfin erschütterte und Juni 1427 auch Hennegau eroberte. Er erzwang die faktische Abtretung der Regierungsgewalt (Delfter Söhne, Juli 1428), benutzte im April 1433 die Klandestinehe der Jakobäa mit dem seeländischen Adligen Wolfert van Borselen zur Aberkennung ihrer Titel und zur förmlichen Inbesitznahme der drei großen Fürstentümer.


Störmer Wilhelm: Seite 370
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"Frauen des Mittelalters in Lebensbildern"

JAKOBÄA VON BAYERN
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* 15.7.1401, + 9.10.1436
Den Haag       Schloß Teijlingen

Grabstätte: ?

Eltern:
--------
Graf Wilhelm VI. von Bayern-Straubing und Graf von Hennegau, Holland und Seeland (1365-1417) und Margarethe von Burgund (1374-1441)

  1. oo 1415
      DAUPHIN JOHANN VON TOURAINE
         * 1398 + 1417

Eltern:
--------
König Karl VI. von Frankreich (1380-1422) und Königin Isabeau de Bavarie (1370-1435)

2. oo 1418
        JOHANN IV. HERZOG VON BRABANT
        * 1403, + 1427

Eltern:
--------
Anton von Burgund, Herzog von Frankreich (1384-1415), und Jeanne de St. Pol (+ 1407)

3. oo 1422-1423
        HUMPHREY HERZOG VON GLOUCESTER
        * 1390, + 23.2.1447

Eltern:
---------
König Heinrich IV. von England (ca. 1366-1413) und  Mary Bohun (ca. 1370-1394)

4. oo 1432
        WOLFERT (FRANK) VON BORSSELENK
        * ? , + 1470/71


Von ihrem Vater zur Alleinerbin bestimmt, wurde Jakobäa 1417 Gräfin von Holland-Seeland-Hennegau. Ihr Onkel Johann von Bayern machte ihr den Besitz streitig, unterlag 1417 in der Schlacht bei Gorkum und schloss mit ihr Frieden. Er huldigte ihr und wurde von Jakobäa als Erbe und Mitregent anerkannt und mit bedeutenden Gebieten ausgestattet. Sie erhielt durch ihn ein kräftiges Bollwerk gegen die zunehmende burgundische Expansion, die nach dessen Ermordung voll durchbrach. Sie geriet 1425 in burgundische Gefangenschaft und floh abenteuerlich. Ihre Anhänger, die Hoeks, und ihr dritter Mann brachten den Burgundern etliche überraschende Niederlagen bei. Sie, die ganz in den spätmittelalterlichen Ritteridealen aufwuchs, erwies sich trotz ihrer Jugend als geschickte politische und militärische Taktikerin. 1428 bot sie einen Waffenstillstand an, nachdem sie von ihrem dritten Mann verlassen worden war und damit die englische Hilfe verloren hatte. Sie musste Philipp von Burgund als Universalerben und Mitregenten anerkennen und blieb auf Lebenszeit Gräfin von Holland. Eventuelle Kinder aus einer neuen Ehe, die Burgund um jeden Preis zu verhindern versuchte, sollten Erben werden. Sie wurde von ihrem Cousin Philipp von Brabant-Limburggegen Burgund unterstützt. Sie verzichtete 1433 völlig, um so den geliebten vierten Mann freizubekommen. Sie wurde mit etlichen Gebieten abgefunden, unter anderem Voorne, Borsselen-St. Martinsdyck, Lederham, Texel, Schoenwaard und den Zöllen von Gorkum und Ostervant. Jakobäa starb an Schwindsucht (Gerüchte sprachen bald von Giftmord) und wurde in der Volkssage sehr bald verklärt. Sie förderte die Künste und markierte die Wende vom Mittelalter zur Renaissance-Neuzeit in ihrem Raum.
Ihre vierte Ehe, heimlich geschlossen und ungewöhnlich, da die Landesherrin den Vasallen heiratete, provozierte Philipp von Burgund entscheidend, hätten doch etwaige Kinder seine Erbrechte bedroht. Frank wurde noch 1432 durch Hinterlist inhaftiert und kam nur durch Jakobäas Verzicht wieder frei. Er wurde Graf von Ostervant, holländischer Rat und Regent von Holland. Er beerbte die Frau, erhielt noch Zuylen und Cortgene dazu, wurde Mitglied im Orden von "Goldenen Vließ". Er genoss bis zu seinem Tod größtes Ansehen als Statthalter der burgundisch-niederländischen Gebiete.

Markale Jean: Seite 206
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„Isabeau de Bavarie“

Jakobäa von Bayern, die einzige Tochter des Grafen Wilhelm IV. von Bayern-Holland und seiner Gemahlin Margarete von Burgund, Schwester Johanns Ohnefurcht, hatte ein romanhaft bewegtes Leben. Zunächst heiratete sie den königlichen Prinzen, Herzog Johann von Touraine (Jean de France), und wurde damit Dauphine de France, Kronprinzessin von Frankreich. Als ihr Gemahl 1417 starb, wurde sie noch im selben Jahr mit ihrem Cousin, Herzog Johann von Brabant, verheiratet. 1423 verliebte sie sich unsterblich in den Herzog von Gloucester, den Bruder Heinrichs V. von England, erreichte durch den Gegenpapst Benedikt XIII. die Annullierung ihrer Ehe, heiratete den Engländer und vermachte ihm noch dazu alle ihre Besitzungen, was Philipp dem Guten, ihren obersten Lehensherrn, natürlich überhaupt nicht gefiel. Inzwischen hatte sich der Herzog von Gloucester aber in eine ihrer Hofdamen verliebt, machte sich mit dieser aus dem Staub und ließ Jakobäa auf ihren Träumen sitze. Daraufhin ließ sie ihre dritte Ehe annullieren und verteidigte ihre Besitzungen gegen Philipp den Guten, wobei sie auch nicht zögerte, ihre Truppen höchstpersönlich in den Kampf zu führen. Schließlich heiratete sie ein vierets Mal, nämlich Francois de Borselle, den Gouverneur von Seeland, und trat ihre Besitzungen gegen eine Leibrente auf Lebenszeit an den Herzog von Burgund ab. 1437 starb sie mit 36 Jahren; trotz ihrer vier Ehen war sie kinderlos geblieben.

Calmette Joseph: Seite 150,167-171,186
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„Die großen Herzöge von Burgund“

Wir sahen bereits, wie Johann ohne Furcht nach dem Tode seines Bruders Anton, des Herzogs von Brabant, den ältesten Sohn des Verstorbenen, seinen Neffen Johann IV. von Brabant, als Nachfolger seines Vaters unterstützte. Als die Heirat, die der Herzog von Burgund für Johann IV. mit Jakobäa von Bayern arrangierte, diese Heirat, die am 10. März 1418 in Den Haag gefeiert wurde, erzürnte den Chef des Hauses LUXEMBURG, SIGISMUND, der nun römischer König war.
Die Heirat Johanns IV. von Brabantmit Jakobäa von Hennegau war nach dem wohlbegründeten und überzeugenden Urteil Pirennes „der glänzendste diplomatische Erfolg“ Johanns ohne Furcht. Die Verbindung war so ungleich wie nur möglich. Johann IV. war – seltsamer Ausnahmefall im Hause BURGUND - ein Schwächling, ein Melancholiker. Dieser Kranke paßte nicht zu einer Frau, sagt Chastelain, die „sehr niedlich, sehr lustig, körperlich kräftig und nicht eigentlich für einen schwachen Mann geschaffen war“. Feurig, sinnlich und quicklebendig, konnte Jakobäa sich nicht mit ihrem Mann anpassen. Die Unvereinbarkeit der Temparente war bei ihnen vollkommen.
Zum Gegensatz im Naturell kam noch die Verschiedenheit in den Ansichten. Johann IV. war um seiner persönlichen Ruhe willen zu allem bereit und machte seinem Vasallen, dem ehemaligen Bischof Johann von Bayern, der nunmehr mit Elisabeth von Görlitz verheiratet war, ein Zugeständnis nach dem andern. Im Jahr 1420 vertraute er ihm sogar die Statthalterschaft über Holland an. Jakobäa war außer sich darüber. Selbst in der Innenpolitik ließ die allgemein bekannte Unfähigkeit des Herzogs den Versammlungen der Brabanter Stände freie Hand. Sie begehrten gegen die Günstlinge auf, denen ihrer Meinung nach der Fürst zu gefällig war, und verschafften sich nicht nur den überwiegenden Einfluß in der Verwaltung, sondern gaben der Stellung des Regenten Philipp größeres Gewicht, welcher der Graf von Saint-Pol, der zweite Sohn des Herzogs Anton und jüngere Bruder Johanns IV. war. Angewidert faßte Jakobäa den Entschluß diesen verächtlichen und untüchtigen Gemahl zu verlassen. Sie begab sich in ihre Grafschaft Hennegau und ging von da aus nach England. Mit einer erstaunlichen Ungeniertheit verband sie sich mit Gloucester, jenem Bruder des Regenten Bedford, der oder weniger unter dessen Oberaufsicht die Regentschaft über England führte. Diese Heirat aus Trotz fand im Herbst 1423 statt, „zum größten Arger der Niederländer, welche damals noch allzu erfüllt waren von den Erinnerungen an das Königreich Lotharingien, dessen Wiedererstehen die Erfolge der burgundischenPolitik anzukündigen schienen, und ihr Verhalten mit dem Lothars II. verglichen“. Dieser Satz Pirennes, der sich auf den flämischen Chronisten Edmond de Dynter stützt, gibt das genaue Maß der Reaktion wieder, welche die Handlungsweise der Gräfin Jakobäa hervorrief.
Gloucesters Torheiten stießen nicht nur auf das Veto Burgunds, sondern auch auf den Widerstand Johanns von Bayern, der sich durch den unüberlegten Streich Jakobäas nicht weniger verletzt fühlte als sein untüchtiger Vetter Johann IV.
Philipp der Gute kümmerte sich nicht mehr um Johann, weil er ihn für unbrauchbar hielt. Gloucester war es gelungen, die Ehe dieses beklagenswerten Herzogs mit der munteren Jakobäa durch den Papst in Avignon annullieren zu lassen. Aber Philipp der Gute brachte es mit Bedfords Hilfe zuwege, dass die Ehe eben derselben Gräfin mit Gloucester in Rom für ungültig erklärt wurde.
Im Oktober 1424 ging Gloucester in Calais an Land, besetzte mit 6.000 Bogenschützen den Hennegau und ließ sich als Graf den Treueid leisten. Mit Hilfe der Hennegau-Partei, der die Anglomanie Jakobäas zuwider war, zwang Johann von Bayern Gloucester, den Rückzug anzutreten und sich wieder einzuschiffen.
Jakobäa war ausdauernder und schlug sich wacker. Aber diese stolze Amazone, trotz dreimaliger Verheiratung ohne Ehemann, wurde in Bergen belagert und fiel in die Gewalt des Herzogs von Burgund. Er wies ihr einen Wohnsitz in Gent an.
Vergeblich setzt Gloucester sich über alle Widerstände der englischen Regierung hinweg und eilt Jakobäa zu Hilfe, die in seinen Augen immer noch seine Frau ist. Nach der Niederlage bei Brouwershaven (1426) beginnt Gloucester jetzt allmählich, sein Frau aufzugeben, nicht so sehr aus Ärger über die Bulle vom 9. Januar 1424, die seine Ehe mit ihr aufgehoben hatte, als auf Grund seines unbeständigen Charakters. Er überließ sich seiner immer heftigeren Neigung zu seiner Mätresse, der intriganten Eleanor Cobham, die er schließlich zum Entsetzen vieler heiratete.
Das war der Gandenstoß für die verlassene und nicht anerkannte Gemahlin. Zum Schluß sah sich Jakobäa gezwungen, ihre Unterschrift unter den Vertrag von Delft zu setzen. Auf Grund dieses Vertrages vom 3. Juli 1428 behielt sie die Grafenwürde, aber sie erkanntePhilipp dem Guten unter dem Deckmantel des Titels „ruwaert“ (Regent) den effektiven Besitz ihrer Länder (Holland, Seeland, Friesland und Hennegau) zu. Sie übergab ihm alle ihre Festungen und verpflichtete sich, nach ihren drei Ehen keine neue Verbindung ohne Zustimmung des Herzogs einzugehen.
Der unverbesserlichen Gräfin fiel es in, zum Trost für eine dreifache Witwenschaft, einen vierten Mann zu nehmen. Sie warf ihr Auge auf Franz van Borselen, den burgundischen Statthalter, den sie dahin brachte, dass er seinen Pflichten untreu wurde und sich zur Revolte aufhetzen ließ. Das wurde beiden zum Verhängnis. Das Paar wurde verhaftet, und die Gefangene sah sich vor die Wahl gestellt: entweder Enthauptung ihres Gefährten oder Verzicht auf die Grafenkrone. Sie wählte das letztere.
Die endgültig aus ihrem Besitz vertriebene Ex-Gräfin sollte unbeachtet in der Umgebung von Leyden, auf Schloß Teylingen, dahinwelken, wo sie am 9. Oktober 1436 an der Schwindsucht und verzweifelt starb.

Veldtrup Dieter:
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„Zwischen Eherecht und Familienpolitik“

JAKOBÄA VON WITTELSBACH, GRÄFIN VON HOLLAND
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* 25.7.1401, + 9.10.1436
im Haag         Schloß Teylingen bei Haarlem

Begraben: Hof- und Kollegiatskirche im Haag

1.) – Compiegne 30.6.1406, 1. oo 6.8.1416

     JOHANN HERZOG VON TOURAINE, DAUPHIN VON FRANKREICH
      * 31.8.1398, + 5.4.1417

2.) – Biervliet 31.7.1417 Dispens wegen Verwandtschaft im 2. und Schwägerschaft im 3. Grade Konstanz 22.12.1417, widerrufen Konstanz 5.1.1418 2. oo im Haag (bürgerl.) 8.(10.?).3.1418, Konstanz (kirchl.) 4.1418 (Ehe kirchl. aufgelöst ... 1422

      JOHANN IV. HERZOG VON BRABANT
      * 11.6.1403, + 17.4.1427
      Arras             Brüssel

3.) 3. oo London (vor 25.10.; April) 1422 (Ehe getrennt 13.2.1425, kirchl. aufgelöst ... 9.1.1428)

      HUMFRIED HERZOG VON GLOUCESTER
      * 3.10.1390, + 23.2.1447
                            Abtei Bury St. Edmunds

Begraben: St. Albans Abbey

4.) 4. oo heimlich im Haag 1.7.1432, öffentlich St. Martinsdyk/Insel Tholen (Frühjahr) 1434

      FRANK II. VAN BORSSELEN, GRAF VON OSTERBANT
      * vor 1392, + 19.11.1470
                          St. Martinsdyk



Hoensch, Jörg K.: Seite 231,236,272,352,353
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"Kaiser Sigismund. Herrscher an der Schwelle zur Neuzeit 1368-1437."

SIGISMUNDS Weigerung, die von Wilhelm geforderte, aber dem Reichsrecht zuwiderlaufende Belehnung seiner mit dem DauphinJohann verehelichte Tochter Jakobäa mit Holland vorzunehmen, das dadurch zumindest unter französischen Einfluß, wenn nicht sogar insgesamt an Frankreich gefallen wäre, verärgerte den zweiten Vermittler so stark, daß er ohne Abschied abreiste.
Zudem hatte sich Johann Ohnefurcht mit Herzog Wilhelm II. von Bayern-Holland, seinem Schwager, verständigt, alle Versuche SIGISMUNDS entschieden zurückzuweisen, die Oberhoheit des Reiches an der Westgrenze wiederherzustellen; in der aufrechterhaltenen Weigerung des Königs, die weibliche Erbfolge in den Niederlanden anzuerkennen und Jakobäa zu belehnen, war zusätzliches Konfliktpotential enthalten.
SIGISMUND konnte nicht vorhersehen, wie rasch er sein Wort würde einlösen müssen, denn am 4. April 1417 starb Johann von Touraine, Jakobäas Gatte, und nur sechs Wochen später, am 17. Mai, Herzog Wilhelm II. selbst, so daß der König einer Neuordnung der Besitzverhältnisse im Nordwesten des reiches seine volle Aufmerksamkeit zuwenden mußte.
SIGISMUNDS Weigerung, die mit dem Dauphin Johann in Kinderehe verheiratet Jakobäa von Bayern mit Holland zu belehnen, hatte im Sommer 1416 ihren Vater Wilhelm mit dem König entzweit und zum Mißerfolg seiner französisch-englischen Vermittlungsaktion beigetragen. Als durchsetzungsfähiger Mitregent suchte Johann von Bayern trotz wachsenden Widerstandes in der Bevölkerung die Voraussetzungen für seine Alleinherrschaft zu verbessern, während die burgundische Partei das Projekt verfolgte, die gerade 17 Jahre alte Witwe Jakobäa mit ihrem jüngeren Vetter Johann IV., Herzog von Brabant, zu verehelichen, wozu allerdings eine päpstliche Dispens erforderlich war. Obgleich SIGISMUND das Konzil Ende September/Anfang Oktober 1417 gebeten hatte, die wegen der engen Blutsverwandtschaft unstatthafte Ehe nicht zu erlauben, stimmte Papst Martin V. dem Antrag zu, machte aber nach einer heftigen Intervention des Königs seine Zusage rückgängig. Johann von Bayern, der inzwischen sein Bistum abgetreten hatte, verfolgte im Einvernehmen mit SIGISMUND seine Verheiratung mit Elisabeth von Görlitz, der Pfandinhaberin von Luxemburg, die als Stiefmutter Johanns IV. auch Ansprüche auf Brabant geltend machen konnte. Der König verbot am 28. März 1418 Johann IV. ausdrücklich die Ehe mit seiner Cousine und verlangte, falls sie bereits stattgefunden gaben sollte, die sofortige Auflösung. In der Tat war mittlerweile die Trauung und die Huldigung vollzogen worden, die Johann von Bayern allerdings mit Waffengewalt rückgängig zu machen suchte. Der Papst zog nach der Abreise aus Konstanz seinen Widerruf der Dispens zurück, was die lebenslustige Jakobäa allerdings nicht aufhielt, im März 1422 nach England zu fliehen und sich mit Herzog Humfried von Gloucester zu verloben. Als im Oktober 1424 Jakobäa und Humfried in Brabant landeten, bot Philipp, inzwischen Herzog von Burgund, seine gesamte Militärmacht auf, um ihr Festsetzen auf dem Kontinent zu unterbinden. Nachdem dieser durch Wortbruch Jakobäa hatte gefangennehmen können und bald darauf, am 5. Janaur 1425, auch Herzog Johann von Bayern-Holland starb, fand sich SIGISMUND erneut gezwungen, die Reichsinteressen an der Nordwestgrenze gegen das weitere Vordringen Burgunds zu verteidigen.
Während SIGISMUND den weiteren Verlauf des Hundertjährigen Kriegs bloß aus der Ferne verfolgte, mußten ihn die Nachrichten über die Verwicklungen in den Niederlanden sehr wohl beunruhigen. Die umtriebige Jakobäa von Holland war mit einem von ihrem Gatten Humfried von Gloucester geführten Heer im Oktober 1424 in Calais gelandet und hatte den Hennegau besetzt, zu dessen Verteidigung sich ihr Rivale Johann von Bayern mit Herzog Philipp dem Guten von Burgund zusammenschloß. Als Johann am 6. Januar 1425 an den Folgen eines Giftanschlags starb, okkupierte der Burgunder, der inzwischen Jakobäa gefangengesetzt hatte, das aus Teilen Hollands und Seelands bestehenden Erbe und ließ sich von ihrem ehemaligen Gatten, Herzog Johann IV. von Brabant, die Regentschaft übertragen. Erst jetzt, am 1. März 1425, beauftragte König SIGISMUND den Schultheißen von Gelnhausen, Henne von Bünau, die Provinzen als erledigtes Reichslehen einzuziehen. Erst als es Jakobäa gelang, aus dem Gefängnis zu entkommen, flammte der von englischen Landungsunternehmen unterstützte Widerstand gegen die burgundsiche Herrschaft auf; trotz des schwer erkämpften Sieges am 13. Januar 1426 bei Brouverhaven mußte sich Philipp weitere drei Jahre schlagen, bevor er sein Ziel erreicht hatte. Ihm kam jedoch zugute, daß Herzog Johann IV. von Brabant 1427 gestorben und von seinem jüngeren Bruder Philipp von Saint-Pol beerbt worden war, der ganz dem Einfluß Philipps von Burgund, eines Cousins zweiten Grades, unterstand, und daß sich auf Grund der Annullierung der Ehe Jakobäas mit Humfried von Gloucester durch Papst Martin V. die Engländer aus dem kostspieligen Krieg zurückzogen. Jakobäa blieb keine andere Wahl, als am 3. Juli 1428 im Vertzrag von Delft ihren burgundischen Vetter als legitimen und einzigen Erben ihrer Länder anzunehmen und ihm die Regentschaft zu übertragen.
Als Philipp der Gute erfuhr, daß die unermüdliche Jakobäa in vierter Ehe seinen Statthalter Frans van Borselen heimlich geheiratet hatte und Aufstandspläne schmiedete, wußte er die Situation durch einen Handstreich zu seinen Gunsten zu nutzen und seine Cousine am 12. April 1433 zum Verzicht zu zwingen, worauf er sich anstelle des bisher geführten Regententitels mit der Grafenwürde von Holland und Seeland schmückte.



Verwandtschaft mit Dauphin Johann

                                    Johann II. König von Frankreich
                                    24.4.1319-8.4.1364

                                             oo Bona von Luxemburg
                                                  20.5.1315-11.9.1349
 

                               -----------------------------------------------------------------
               Karl V. der Weise                                                         Philipp der Kühne
                 21.1.1337-16.9.1380                                                      15.1.1342-27.4.1404

              oo Johanna von Bourbon                                             oo Margarete von Flandern
                     3.2.1338-6.2.1377                                                          13.4.1350-21.3.1405
 

                          ---                                                                           ---
               Karl VI. der Wahnsinnige                                         Margarete von Burgund
                 3.12.1368-21.10.1422                                                 1374-8.3.1441

              oo Isabeau von Bayern-Ingolstadt                             oo Wilhelm II. von Bayern-Holland
                     1371-24.9.1435                                                           5.4.1365-31.5.1417
 

                    ---                                                                                 ---
                 Johann Graf von Touraine ---------- oo -------------     Jakobäa von Bayern
                 31.8.1398-5.4.1417                                                    15. 7.1401-9.10.1436



Verwandtschaft mit Herzog Johann IV. von Brabant
 

                                                   Philipp der Kühne von Burgund
                                                   15.1.1342-27.4.1404

                                                  oo Margarete von Flandern
                                                      13.4.1350-21.3.1405
 

                       -------------------------------------------------------------------------------------
             Anton Herzog von Brabant                                                       Margarete von Burgund
             1384-25.10.1415                                                                        1374-8.3.1441

              oo Johanna von Luxemmburg-Ligny                                           oo Wilhelm II. von Bayern-Holland
                  um 1385-12.8.1407                                                                       5.4.1365-31.5.1417
 

                    ---                                                                                                   ---
          Johann IV. Herzog von Brabant                                                       Jakobäa von Bayern
            11.1.1403-17.4.1427                                                                          15.7.1401-9.10.1436



   6.8.1416
  1. oo Johann von Valois, Herzog von Touraine (französischer Thronfolger)
          31.8.1398-5.4.1417

    1418
  2. oo Johann IV. Herzog von Brabant
  - 1422 11.2.1403-17.4.1427

    1423
  3. oo Humphried Herzog von Gloucester
  - 1428 1390-23.2.1447

    1432
  4. oo Frank Graf von Borsselen
           um 1392-19.11.1470
 
 
 

Literatur:
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Adalbert Prinz von Bayern: Die Wittelsbacher. Geschichte unserer Familie. Prestel Verlag München 1979 Seite 102,107 - Calmette, Joseph: Die großen Herzöge von Burgund. Eugen Diederichs Verlag München 1996 Seite 150,167-171,186 - Erbe Michael: Belgien, Niederlande, Luxemburg. Geschichte des niederländischen Raumes. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1993 Seite 46,61 - Hoensch, Jörg K.: Die Luxemburger. Eine spätmittelalterliche Dynastie gesamteuropäischer Bedeutung 1308-1437. Verlag W. Kohlhammer 2000 Seite 252 - Hoensch, Jörg K.: Kaiser Sigismund. Herrscher an der Schwelle zur Neuzeit 1368-1437. Verlag C.H. Beck München 1996 Seite 231,236,272,276,352,467 - Leo Heinrich Dr.: Zwölf Bücher niederländischer Geschichten. Eduard Anton Verlag Halle 1832 Band I Seite 358,359,757-767; Band II Seite 45-48 - Markale, Jean: Isabeau de Bavarie. Eugen Diederichs Verlag München 1994 Seite 206 - Nöhbauer, Hans F.: Die Wittelsbacher. Eine europäische Dynastie - eine deutsche Chronik Scherz Verlag Bern und München 1979 Seite 76,77,141 - Saller Martin: Königin Isabeau. Die Wittelsbacherin auf dem Lilienthron. Nymphenburger Verlagshandlung GmbH, München 1979 Seite 156,173,186,236,252,300-303 - Schnith Karl (Hrsg): Frauen des Mittelalters in Lebensbildern, Seite 370-382 -
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 


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