WINDSOR
Lexikon des Mittelalters:
********************
Windsor
------------
Burg (Windsor Castle) und
Stadt (seit 1277) in England
(Grafschaft
Berkshire), an der Themse gelegen.
Der angelsächsische König
Eduard der Bekenner
hielt gelegentlich in seiner hall
in Old Windsor Hof. Nach der normannischen
Eroberung entstand ca. 3 km entfernt eine neue königliche
Residenz. Bereits
unter der Regierung Wilhelms II. existierte hier
in bedeutender
strategischer Lage an der Themse zwischen London und Wallingford ein mit
Palisaden umgebener Erdwall von ungewöhnlich großen
Ausmaßen (Hope) mit hall,
Küche, Kapelle und Wohnbau. Hier
feierten Wilhelm
II. und später Heinrich I. Weihnachten und
Ostern. Von Anfang an begrenzten eine untere und eine obere Vorburg
(bailey), die von Motte und
Gräben geteilt wurden, und die Lage
dieser rechteckigen Anlage auf einem Kalksteinfelsen ca. 30m über
der Themse künftige Ausbaumöglichkeiten, als Windsor
ständig
im Besitz der königlichen Familie (bis zur Gegenwart) war und
seine Geschichte
wegen der Nachbarschaft zu London weitgehend mit dem Geschick des
Königreiches verbunden wurde. Heinrich II. ersetzte die
frühere
Holz-Erde-Befestigung durch Steinmauern und errichtete einen keep
('Great Tower') auf der Motte,
doch blieb das einfache Erscheinungsbild
erhalten.
Drei andere Könige sind besonders mit der mittelalterlichen Burg
verbunden:
Heinrich III.,
Eduard III. und Eduard IV.
Die Entwicklungsgeschichte der Burg ist
überaus kompliziert. Obwohl die Quellenüberlieferung
reichhaltig
ist, können immer wieder archäologische Entdeckungen gemacht
werden, so nach dem Brand von 1992, der den größten Teil der
jetzigen Wohnräume zerstörte, als unerwartet Mauerwerk aus
dem 12. Jh. freigelegt wurde. Ludwig [VIII.] von Frankreich
und
Opponenten, die gegen König
Johann Ohneland
revoltierten, belagerten 1216
die Burg. Windsor wurde die
bevorzugte Residenz von Heinrich
III.
und seiner
Frau Eleonore von Provence, aber
auch von ihren Kindern. Mehr als
£ 10.000 wurden zwischen 1236-1256 für Windsor
aufgewendet,
hauptsächlich für die Ausführung neuer, prächtig
dekorierter königlicher Wohnräume in der oberen Vorburg,
einer
doppelstöckigen Kapelle für die Königin, einer neuen
großen hall und einer
Küche in der unteren Vorburg sowie
eines neuen Barbakans außerhalb des großen Tores.
Während Windsor unter Eduard I. und Eduard II. etwas
vernachlässigt wurde, wandelte Eduard III.
es in einen befestigten
Palast um, für dessen Ausbau er die umfangreichen Einkünfte
aus dem Krieg gegen Frankreich verwendete. Der geplante Bau eines
Arthurian Round Table House
(1344) wurde verworfen zugunsten des
ehrgeizigen Umbaus der St. George's
Chapel und ihrer
angeschlossenen Kollegiatgebäude in der unteren Vorburg bei der
Gründung des Hosenbandordens
(1348), außerdem erfolgten
Arbeiten am 'High Tower', der
seine heutige Gestalt erhielt, und die
Ausgestaltung eines weiteren neuen königlichen Wohntrakts, der
noch
prächtiger wurde als derjenige
Heinrichs III.,
den man weitgehend
zerstörte.
Während die nachfolgenden Könige sich vor allem darauf
beschränkten, den Zustand der Burg zu erhalten, erfolgte eine
wichtige Entwicklungsphase, als Eduard
IV.
den Umbau der
St. George's Chapel im
Perpendicular-Stil seit 1473 begann; die in
der Nähe gelegene GreatHall
und die Wohnungen der Vikare
wurden
zerstört. Heinrich VII. beendete
schließlich dieses
Bauvorhaben. Das neue Kapitelhaus Eduards
für die Kanoniker wurde
1859 zerstört, doch blieb der Wohnteil für die Chorvikare
erhalten.
M. Jones