HOSENBANDORDEN
Lexikon des Mittelalters:
********************
Hosenbandorden (Order of the Garter)
------------------------------------------------
Ältester weltlicher Ritterorden
Durch den Verlust der meisten Urkunden vor 1416 bleiben die
Anfänge des Hosenbandordens
unklar. Dies hat zur Entstehung von Legenden geführt. Nach einem
ersten, gescheiterten Anlauf von 1343-1344 in Gestalt einer
arthurianischen Gesellschaft (table
ronde) für 300 Ritter wurde der Hosenbandorden
zwischen 1347 und 1349 von König
Eduard III. von England
gestiftet;
Ordenspatron wurde der hl. Georg,
Emblem das Hosenband;
die
Zahl der Ordensmitglieder war auf 26 beschränkt, zu denen der
König als Souverän, dessen
ältester Sohn (Eduard, »der Schwarze
Prinz«) sowie 24 Ritter gehörten, die am
Frankreich-Feldzug von 1346-1347, vor allem an der Schlacht von
Crécy, teilgenommen hatten.
Vales Hypothese,
daß die
Zusammensetzung der Ordensmitglieder gleichsam zwei wohlausgewogenen
Turnier-Mannschaften entsprach, erscheint plausibel. Das spirituelle
Zentrum des Hosenbandordens
wurde die von Eduard
zum St. Georgskollegium erweiterte und 1475 neuerbaute
königliche Kapelle in Windsor, in der jeder Ritter über
seinen Chorstuhl mit heraldischen Emblemen und Bannern verfügt.
Die ersten (verlorenen) Statuten dürften auf ein Kapitel vom 23.
April 1349 zurückgehen; die heute noch in Kraft befindlichen
wurden letztmals von Heinrich
VIII.
einer
durchgreifenden Revision unterzogen (1519).
Die Gründungs-Mitglieder bildeten einen breiten Querschnitt durch
die englische Ritterschaft. Spätere Küren (im Mittelalter
durch die Gesamtheit der Ordensritter, heute durch den Souverän)
setzten die militärische Tradition fort; hohe, selbst
königliche Abkunft war und ist nicht allein ausschlaggebend, und
etwa ein Viertel der Mitglieder des Hosenbandordens
im Mittelalter erlangte nicht die Pairswürde. Hinter der Fassade
des ritterlichen Zeremoniells (an dem bedingt auch Frauen teilnehmen
durften) ist die eigentliche politische Intention der Durchsetzung der
englischen Thronansprüche in Frankreich erkennbar. Darauf weisen
Farben (Blau, Gold) und Devise (»Hony
soit qui mal y pense«; 'Ehrlos, wer schlecht darüber
denkt') hin. Der Hosenbandorden
fand als sichtbarer Ausdruck enger, persönlicher Bindung an den
Monarchen rasch große Wertschätzung.
Als erste fremde
Fürsten und Könige gehörten dem Hosenbandorden
an:
Johann IV., Herzog von Bretagne (1375)
Heinrich III.,
König von Kastilien (ca.
1402)
Erich VII. von
Pommern, König von
Dänemark (1404), und
Johann I.,
König von Portugal (ca.
1408).
Die Verbindung der weltlichen Stiftung mit einer solide ausgestatteten
kirchlichen Einrichtung, die lange Lebenszeit Eduards III.
und sein ritterliches Ansehen begründeten die hohe Geltung des Hosenbandordens
auch unter den nachfolgenden englischen Königen. Von Anfang an
verfügte der Hosenbandorden
über eine Reihe ihm unterstellter Amtsträger (Prälat,
Siegelbewahrer, Türhüter); Heinrich V.
verlieh 1415 dem königlichen Herold den Ehrennamen 'Garter'. Der Hosenbandorden
wurde zum Vorbild für spätere Ritterorden, insbesondere
für das Goldene Vlies des Herzogs von Burgund, das aber auch auf
den Hosenbandorden
zurückstrahlte: Eduard IV.
und Heinrich
VIII. kopierten in ihren revidierten Ordensstatuten burgundische
Gebräuche.
M. Jones