Begraben: Westminster Abbey
Ältester Sohn des späteren
Königs
Heinrichs
IV. von England aus dem
Hause LANCASTER
aus seiner 1. Ehe mit der Maria
von Bohun,
Tochter von Graf Humphrey
IX. von Essex, Northampton und
Hereford
Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte
2053
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14. Heinrich V., König von England 1413-1422
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* 16.(?) September 1387 in Monmouth, †
31. August/1. September 1422 im Schloß Bois de Vincennes
Begraben: Westminster Abbey
ältester Sohn von Heinrich (IV.),
damals noch Earl of Derby, und Mary Bohun
oo 1420 Katharina, Tochter
König Karls VI. von Frankreich
Heinrich
V. wurde 1399,
nach der Krönung seines Vaters, zum
Prince of Wales erhoben,
kämpfte 1403 bei Shrewsbury
und
bis 1408 gegen die walisischen Aufstände (Owain Glyn Dwr).
1410-1411 stand er dem King's Council
vor. Späteren Berichten
über seine ausschweifende Jugend (vgl. Shakespeare, »Henry
IV«) fehlt die zeitgenössische Quellengrundlage. Bei Antritt
der Thronfolge (21. März 1413) war er bestens vorbereitet auf das
Herrscheramt, dessen Autorität er streng wahrte. Er ging
unbarmherzig gegen Verräter und Ketzer (Oldcastle, John) vor.
Andererseits verstand er es, seine Untertanen zu loyalem Verhalten zu
motivieren, und gewann so die einmütige Unterstützung von
Adel und Volk für seinen Krieg gegen Frankreich; diesen
führte er im festen Glauben an sein
Recht auf den französischen Thron, worin er durch seine
Siege (Agincourt)
bestärkt wurde. Karl VI.
setzte ihn 1420 zum Erben ein. Doch starb Heinrich
V. vor seinem Schwieger-Vater. Seine eigene Propaganda
hat maßgeblich zu seinem Nachruhm als »Blüte
christlichen Rittertums« beigetragen, doch hat sich seine
umsichtige Regierung für England
und die Normandie
tatsächlich günstig ausgewirkt.
R.L. Storey
HEINRICH V.
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1387 † 1422 (an
Seuche)
Heinrich V. war heroisch, kraftvoll, versiert und wurde Herzog von Lancaster, Aquitanien, Cornwall und Graf von Chester. Er gewann die Schlacht bei Shrewsbury 1403 und unterwarf für den Vater Wales. Die politische Teilung Frankreichs durch die Parteien der Armagnacs und der Burgunder gab dem König eine willkommene Gelegenheit, endlich den Traum seiner Vorgänger zu verwirklichen und den normannischen Leoparden mit der Lilie zu vereinigen, um auf beiden Seiten des Ärmelkanals zu regieren. Dieser Plan führte zu einer Reihe militärischer Unternehmungen auf dem Festland, die ihn lange Zeit von seinem Königreich fernhielten. Angesichts dieser Situation gab er seinem Parlament größere Befugnisse, größere Zuständigkeit in der Staatsverwaltung und sogar in der Politik für den Fall, dass Entscheidungen, wenn auch im Auftrage des Königs, so doch während seiner Abwesenheit zu treffen waren. In dieser Zeit eilte Heinrich V. von Erfolg zu Erfolg. Durch die Schlacht bei Azincourt (25.10.1415) erhielt er den Norden Frankreichs. Krönung seines Triumphes aber war der Vertrag von Troyes 1420, durch den er sich mit Katharina, der Tochter Karls VI. von Frankreich, verheiratete. Er wurde zum Regenten in Frankreich ernannt und ließ sich sogar bei Paris im Schloß von Vincennes nieder, das er zu seiner Residenz machte. Heinrich starb im Alter von 35 Jahren an einer Seuche; ihm folgte sein 10 Monate alter Sohn Heinrich VI.
oo KATHARINA
VON FRANKREICH
1401 † 1438
Tochter des
Königs Karl VI.
(2. Ehe: oo Owen Tudor,
siehe England
IV/1)
Heinrich V. (1413-1422),
der seinem Vater folgte, war der letzte heroische König. Für
das Haus
LANCASTER
bedeutete seine Regierungszeit einen verspäteten Neubeginn, als
sich
die drohenden Schatten allmählich auflösten. Sie war wegen
ihres
stürmischen Nachspiels und dem Gedanken daran, wie es ohne ihn
weitergegangen
wäre, um so bedeutender. Der Schlüssel zu seinem Erfolg waren
das Wiederaufleben des Hundertjährigen
Krieges und die
französischen
Lehen. Auf seinen Sieg über das ihm hoch überlegene
französische
Heer bei Azincourt folgte die schonungslose Einnahme der Normandie, die
Eduard
III. versagt geblieben war und nun nach 200 Jahren den PLANTAGENET
zurückgebracht wurde. Mit Burgund als Bündnispartner zwang Heinrich
den geistesschwachen alten König von Frankreich, ihm die Hand
seiner
Tochter zu geben und seinen
Sohn zu enterben. Heinrich
hob immer wieder hervor, dass der von ihm geführte Krieg der
Beendigung
aller Kriege dienen sollte und schien damit eine Rechtfertigung
für
diesen traurigen und bekannten Anspruch in Frankreich zu suchen. Es war
ihm mehr als anderen gelungen, die Ambitionen seines Hauses auf dem
Festland
in die Tat umzusetzen.
Heinrich V.
war seines
Ruhmes würdig. Eduard III. und
seine Söhne führten ein prunkvolles und oberflächliches
Leben. Heinrich war ein berechnender
Hasardeur, schnell im Denken und in der Tat, so als hätte er
gewußt,
dass sein Leben nur kurz dauern würde. Er nahm Risiken in Kauf,
die
jedoch Risiken eines Mannes waren, der sich in der Nähe Gottes
wähnte.
Das Porträt Heinrichs
stellt
das angespannte Gesicht eines bigotten, ja fast fanatischen Menschen
dar,
das eine Abgestumpftheit widerspiegelt, die nicht nur dem sich in
seiner
Epoche manifestierenden Nachlassen ritterlicher Tugenden zugeschrieben
werden kann. Als Prinz
beobachtete er die Verbrennung von Lollarden;
dabei
hatte er einmal einen verkohlten Ketzer, der immer noch keine Reue
zeigte,
ein zweites Mal in die Flammen gestoßen. Bei der Belagerung
Harfleurs
verweigerte er den von der Garnision aus der Stadt getriebenen alten
und jungen Menschen den Durchgang und ließ sie zu Tausenden in
der
Januarkälte zugrunde gehen. Vieles an seiner Persönlichkeit
war
bemerkenswert, so sein männliches Auftreten, seine
Entschlußkraft,
sein diplomatisches Geschick und sein Urteilsvermögen; er hatte
aber
nur wenig Liebenswertes an sich. Es war vielleicht sein Glück, im
Alter von erst 35 Jahren an Ruhr zu sterben, und zwar in dem
Augenblick,
als er sich darauf vorbereitete, dem Widerstand der Franzosen den
Gnadenstoß
zu versetzen. Er erhielt ein Heldenbegräbnis und ein Grabbildnis,
das wie sein neugewonnenes Reich wegen seines hohen Wertes
Plünderer
auf sich zog.
Calmette Joseph: Seite 137
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„Die großen Herzöge von Burgund“
Wir müssen das Aussehen dieses Heinrich V. kurz skizzieren, der zusammen mit Johann ohne Furcht künftig das Spiel an sich reißen wird. Elegant, schlank, sportlich, ist Heinrich von mittelgroßer Statur, beweglich, ungezwungen und angenehm im Umgang. Sein Gesicht, mit einer breiten Stirn unter dichtem glatten Haar, ist bartlos und männlich. Ein ovales Gesicht, gerade und gut geschnittene Nase, lebhafte, klare nußbraue Augen und Grübchen im Kinn: insgesamt eine entschlossene und kalte Erscheinung, die unter dem Äußeren einer unerschütterlichen Selbstbeherrschung und, wie der Chronist Monstrelet sagt, „einem stolzen Willen“ ein gewissermaßen inneres Feuer verbirgt.
Markale Jean: Seite 367
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„Isabeau de Bavarie“
Inmitten dieses pompösen Triumphs
wurde der König
von England jedoch von einer Krankheit niedergeworfen, die sich
ganz
plötzlich und besorgniserregend ankündigte. Man sagte, es sei
ein Abzeß oder eine Fistel gewesen, etwas, das man
damals
als mal Saint-Fiacre bezeichnete, da dieser Heilige in dem Rufstand,
dieses
Leiden heilen zu können. In Wirklichkeit handelte es sich um einen
Fall
von Ruhr. Das Übel nahm jedoch solche Ausmaße an, dass Heinrich
sich seinem Ende nahe fühlte. Er berief seine Vertrauten zu sich,
empfahl seinen noch in der Wiege liegenden Sohn und seine Gemahlin der
Obhut der Prinzen, seiner Brüder, und wies sie an, dem Herzog von
Burgund unter keinen Umständen einen Anlaß zu geben, dass er
es bereute, sich für die Partei der Engländer entschieden zu
haben, ihm die Regentschaft über das Königreich anzubieten
und,
wenn er sie ablehnte, was er zweifellos tun würde, die
Regentschaft
über Frankreich dem Herzog von Bedford und die
Regentschaft
über
England dem Herzog von Gloucester zu
übertragen, da beide seine
Brüder
seien. Vor allem aber verbot er, die Gefangenen von Azincourt
freizulassen,
bevor sein Sohn volljährig wäre, niemals mit Karl
von Valois Frieden zu schließen oder, falls die
Umstände
es dennoch erfordern sollten dies nur unter der ausdrücklichen
Bedingung
zu tun, dass die Normandie uneingeschränkter Besitz der englischen
Krone bliebe. Heinrich V., der König
von England und Erbe
Frankreichs, starb am 31. August 1422 im
Donjon zu Vincennes. Sein Traum von der anglo-französischen
Einheit
hatte er zumindest auf dem Papier verwirklicht. Er hatte auch noch
einen
anderen Traum gehabt: die Wiedereroberung Jerusalems. Seine feierliche
Bestattung wurde in Saint-Denis zelebriert, seine sterbliche Hülle
nach Westminster gebracht.
1420
oo 1. Katharina von Frankreich, Tochter des
Königs
Karl VI.
27.10.1401 †
3.1.1437/38
1429
2. oo Owen Tudor
1400 † 4.2.1461
Kinder:
Heinrich
VI. König von England
6.12.1421 † 21.5.1471 ermordet
Literatur:
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Baker Timothy: Die Plantagenet in Die
großen
Dynastien, Karl Müller Verlag 1996 Seite 43-64 - Berg Dieter: Die Anjou-Plantagenets. Die
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276,297 - Calmette,
Joseph: Die großen Herzöge von Burgund. Eugen Diederichs
Verlag
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Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen
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München
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Zeitalter der Landesherrschaft 1000-1515. Deutsche Verlagsanstalt
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1989 Seite 387,391,396 - Fraser Antonia: Die sechs Frauen
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VIII. Claasen Verlag GmbH Hildesheim 1995 Seite 25,35,64,73 - Hoensch,
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gesamteuropäischer Bedeutung 1308-1437. Verlag W. Kohlhammer 2000
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der
Loire-Schlösser. Königinnen und Mätressen um den
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Casimir Katz Verlag, Gernsbach 1996 Seite 35,38-45 - Kendall
Paul
Murray: Richard III. König von England Mythos und Wirklichkeit,
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1995
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zwischen
Lilienbanner und Reichsadler. Magnus Verlag Essen Seite 30,33,35,43 - Schnith
Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien
Köln 1997 Seite 353,366,378 -
Thiele, Andreas: Erzählende
genealogische
Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1
Europäische
Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa, R.G.
Fischer
Verlag 1993 Tafel 207 -