Lord Darnley wuchs in England
auf. Er war intellektuell
nicht
sonderlich begabt, zeichnete sich aber durch seine
außerordentliche Geschicklichkeit in militärischen
Übungen aus. Nach dem Tode Franz
II.
1560 sandte ihn
seine Mutter nach Frankreich, da sie ihren Sohn gerne als Elisabeths
Nachfolger auf dem englischen Königsthron sehen
wollte und eine
Heirat mit seiner Cousine Maria
Stuart ihr das
richtige Mittel zum
Zweck zu sein schien. In der Folge wurden Mutter und Sohn, die beide
englische Untertanen waren, 1561 von Elisabeth inhaftiert,
nach kurzer
Zeit aber wieder freigelassen. Darnley
verbrachte einige Zeit am
englischen Hof, bevor er sich 1565 nach Schottland aufmachte. Die
Heirat mit Maria Stuart
war eine
Liebesheirat, gleichzeitig aber
auch
ein politisches Kalkül. Maria,
die
ihren neuen Verehrer
während einer Krankheit (Masern) gepflegt hatte, entschied sich
überraschend, ihn zu heiraten. Sie fand Darnley sei
der beste und
gutaussehendste Mann, dem sie je begegnet war.
Die
Haltung Elisabeths zu
dieser Heirat ist nicht
eindeutig und nur
schwer zu verstehen. Einerseits hatte sie Darnley die
Reise nach
Schottland erlaubt und es wird auch behauptet, dass sie Maria in
diese
Verbindung verwickelt habe. Andererseits haben sie und der Kronrat ihr
Missfallen erklärt und Darnley
und
seinen Vater nach England
zurückbeordert. Möglicherweise fürchtete sie zwar die
dynastischen Implikationen, begrüßte im Stillen aber die
Unruhe, die diese Verbindung am schottischen Hof verursachen
würde. Darnley
war Katholikund man
befürchtete eine Wende in
der – protestantischen – Innenpolitik. Tatsächlich protestierte
der Earl of Moray,
Marias
Halb-Bruder James,
gegen die katholische Ehe
und ging mit einigen protestantischen Adligen nach England, andere
wurden von Maria
verbannt. Elisabeth
kannte denjungen Darnley,
der an
ihrem Hof gelebt hatte, und wusste, dass er intellektuell nicht in der
Lage sein würde eine ernsthafte Aufgabe in der schottischen
Regierung zu übernehmen. Auf jeden Fall kamen Vater und Sohn der
Aufforderung nach England zurückzukehren nicht nach und die
Hochzeit fand am 29. Juli 1565 in der Kapelle des Holyrood-Palastes
in Edinburgh statt.
Die Ehe zwischen der melancholischen 22-jährigen Königin und dem unreifen und eitlen 19-jährigen Darnley endete im Desaster. Es ist nicht zu leugnen, dass Maria, die binnen kurzem schwanger wurde, anfangs in ihren gutaussehenden Bräutigam verliebt war, aber diese Begeisterung kühlte schnell ab und die Eheleute entfremdeten sich rasch. Die DARNLEYS waren als überheblich und anmaßend bekannt; Heinrich selbst galt als kindisch und hochmütig, mit einem Hang zur Gewalttätigkeit. Er war verwöhnt und maßlos in seinen Forderungen. Seine Stellung als Königsgemahl und seine eingeschränkte Teilnahme an der Staatsführung genügten ihm nicht. Er, der um jeden Preis König werden wollte, fühlte sich in seinem Stolz verletzt, als das Parlament sich weigerte ihn zum König eigenen Rechts zu machen. Er war auch anfällig für bösartige Gerüchte und beteiligte sich an einer Verschwörung schottischer Lords, die sich auch gegen den Privatsekretär und Vertrauten der Königin, David Riccio oder Rizzio, wandte. Eifersüchtig ermordete er mit seinen Komplizen den Italiener am 9. März 1566 vor den Augen seiner hochschwangeren Gemahlin. Maria wurde unter Hausarrest gestellt, konnte aber mit Hilfe ihres charakterschwachen Gemahls, der die Fronten gewechselt und sich wieder auf ihre Seite gestellt hatte, nach Dunbar entkommen.
Darnley starb im Februar 1567 unter bis heute nicht geklärten Umständen. Nach der Geburt des gemeinsamen Sohnes James am 19. Juni 1566, der als Jakob I. 1603 die beiden Königreiche England-Irland und Schottland in seiner Person vereinigen sollte, war die Erbfolge gesichert und Maria wandte ihre Gunst ihrem zukünftigen dritten Ehemann James Hepburn, dem vierten Earl of Bothwell, zu. Darnley, dessen Mitverschwörer sich wegen seines Seitenwechsels von ihm abgewandt hatten, war jetzt isoliert. Als Mordgerüchte aufkamen fürchtete er um sein Leben und machte sich auf, Schottland zu verlassen, wurde aber durch verschiedene Umstände an seinem Plan gehindert. Er floh nach Glasgow, wo ihn eine Krankheit (möglicherweise Syphilis, man spricht auch von einer Vergiftung) niederwarf, während der ihn seine Frau öfter besuchte. Möglicherweise versöhnten sich die beiden wieder, denn Darnley wurde überredet, wieder nach Edinburgh zurückzukehren.Mit Rücksicht auf seinen Gesundheitszustand reiste er in kurzen Etappen und machte in Kirk o'Field, innerhalb der Stadtmauern Edinburghs, Station. Am Abend des 9. Februar 1567 verabschiedete sich Maria herzlich von ihm und reiste ab zur Hochzeit ihrer Zofe. Kurz darauf gab es in seiner Herberge eine gewaltige Explosion, die das Haus völlig zerstörte. Darnley selbst und sein Diener wurden tot in der Nähe des Hauses in einem Obstgarten außerhalb der Stadtmauern gefunden. Da er unbekleidet war und keine Verletzungen aufwies, nimmt man an, dass er auf der Flucht erdrosselt wurde. Die Täter wurden nie ermittelt. Darnleys sterbliche Überreste wurde in der Kapelle des Holyrood-Palastes beigesetzt.
Literatur:- Caroline Bingham: A life of Henry Stuart, Lord Darnley, consort of Mary Queen of Scots. Constable, London 1995, ISBN 0094725306.
- Alison Weir: Mary, Queen of
Scots and the Murder of Lord
Darnley. Random House, New York 2003, ISBN
0641645104.
Thiele, Andreas: Tafel 238
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa"