HARFLEUR
Lexikon des Mittelalters:
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Harfleur
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Stadt in der Normandie (dép.
Seine-Maritime, arr.
Montivilliers), am rechten Ufer der Seinemündung, war wegen ihres
geschützten und tiefen Hafens seit dem 12. Jh. ein wichtiger
Umschlagplatz, bedingt durch das nahe Tuchgewerbe im Bereich der
Frauenabtei Montivilliers, der auch Harfleur
unterstand, bis König Philipp III. (1270-1285) die Stadt erwarb. Harfleur
war Importhafen der Kastilier und Portugiesen (Privilegienverleihung
durch Philipp
VI.). Als befestigter Kriegshafen stand Harfleur
mit dem Clos des Galées zu Rouen in Verbindung und war
Flottenstützpunkt Jeans de
Vienne. Nur mit großem
militärischem Aufwand konnte das stark befestigte Harfleur
1415 von Heinrich V. von England
eingenommen und 1450 von Karl
VII. von
Frankreich zurückerobert werden. Heinrich V.
plante, Harfleur - wie Calais - zum englischen
Brückenkopf auszubauen, ließ die (vielleicht 8.000)
Einwohner vertreiben und an ihrer Stelle Engländer ansiedeln.
Aufgrund der trotz der Rettungsmaßnahmen Ludwigs XI.
fortschreitenden Versandung war Harfleurs
Rolle im späten 15. Jh. ausgespielt; Le Havre, 5 km
flußaufwärts, trat 1517 an seine Stelle.
M. Mollat