ANGEVINISCHES REICH
Lexikon des Mittelalters:
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Angevinisches Reich (auch: angiovisches)
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Moderne Bezeichnung für die Herrschaft des Hauses ANJOU (ANGERS, PLANTAGENET) in England
und weiten Teilen
Frankreichs (Normandie,
Loire-Grafschaften, Aquitanien, Gascogne sowie
Lehnshoheit über Bretagne) unter
den Königen Heinrich II., Richard
Löwenherz und Johann Ohneland,
1154 bis 1204/06.
Neuere Forschung betont zu Recht die historischen
Grundlagen des Angevinischen Reiches
im »Norman Empire«,
der seit 1066 bestehenden normannischen
Herrschaft beiderseits des Kanals. Das Angevinisches
Reich war ein europäisches kulturelles und
politisches Phänomen, mit französisch sprechender
Oberschicht, durch welche die erstaunliche administrative Leistung
einer Kontrolle der Gebiete von der schottischen bis zur spanischen
Grenze möglich wurde.
Die Stellung des französischen
Königs als Oberlehnsherr der französischen Territorien blieb
trotz zahlreicher Konflikte im Prinzip unangestastet und erlaubte Philipp II. August in
geschickter Ausnutzung angevinischen
Familienzwists die
Zerstörung des Reichs, dessen südwestfranzösische
Restgebiete allerdings im 13. Jh. und vor allem im
Hundertjährigen Krieg
erneut von Bedeutung waren.
K. F. Werner