Begraben: Reichenau, St-Kilians-Kapelle
Sohn des Herzogs
Gebhard II. der Jüngere von Lothringen aus dem Hause der KONRADINER
und der EZZONIN Ida; Vetter von König
KONRAD I. und Herzog Eberhard von Franken
Lexikon des Mittelalters: Band IV Seite 2161
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Hermann I., Herzog von Schwaben seit 926
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+ 10. Dezember 949
Begraben: Reichenau, St-Kilians-Kapelle
Aus der Familie der KONRADINER, Sohn Gebhards (+ 910), Herzog in Lotharingien
oo Regilinde, Witwe Burchards I. von Schwaben
Hermann I., der ein wichtiger Helfer König HEINRICHS I. war, erhielt von diesem nach dem Tode Burchards I. das Herzogtum Schwaben übertragen und verfügte außerdem über das Elsaß. Als loyaler Anhänger OTTOS I., der auch während der schweren Krise 938/39 (Aufstand Heinrichs, des Bruders OTTOS) zum König stand, empfing Hermann I. die Abtei Echternach; seine Tochter und Erbin Ita (Ida) wurde 947 mit OTTOS Sohn Liudolf vermählt. Der wegen seiner Klugheit gerühmte Hermann zählte gemeinsam mit seinem Bruder Udo zu den engsten Beratern OTTOS und hat vor allem bei dessen Politik gegenüber Lotharingien und dem westfränkischen Reich sowie in der frühen Phase der ottonischen Italienpolitik Einfluß ausgeübt.
Literatur:
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ADB XII, 153f. - NDB VIII, 64.
Begraben: Reichenau, St. Kilians-Kapelle
Aus dem Geschlecht der KONRADINER
Vater:
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Gebhard (+ 910, Herzog von Lothringen)
Bruder:
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Udo (+ 949), Graf in der Wetterau
Tochter:
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Ita oo Herzog Liudolf von Schwaben,
+ 957, Sohn des Kaisers OTTO I.
Großneffe:
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Herzog Hermann II. von Schwaben
(+ 1003, s. NDB VIII)
oo Reginlinde, Witwe des Herzogs Burchard I. von Schwaben
Hermann, ein Vetter König KONRADS I. und des Herzogs Eberhard von Franken, erwies sich als tatkräftiger Helfer König HEINRICHS I.; dieser übertrug ihm 926 nach dem Tod Herzog Burchards I. das schwäbische Herzogtum, außerdem verfügte Hermann über das Elsaß. Als während der ersten Regierungsjahre OTTOS DES GROSSEN die Empörung der Herzöge Eberhard und Giselbert sowie des Königsbruders Heinrich die schwerste Krise des Liudolfingischen Königtums auslöste (939), stand Hermann entschlossen an der Seite des Königs, der ihm das Kloster Echternach zusprach und in die Verlobung seines Sohnes und präsumtiven Nachfolgers Liudolf mit Hermanns einziger Tochter und Erbin Ita einwilligte. Hermann zählte hinfort, ebenso wie sein Bruder Udo, zu den vertrautesten Beratern OTTOS DRES GROSSEN; seine Umsicht und Klugheit rühmt eine zeitgenössische Quelle mit Nachdruck. 941 führte er den aus seiner Herrschaft vertriebenen Markgraf Berengar von Ivrea und dessen Gemahlin an den Hof und beteiligte sich 946/47 an den Feldzügen OTTOS gegen Hugo von Franzien; sein Einfluß machte sich demnach wohl in der lothringisch-westfränkischen Politik OTTOS ebenso geltend wie in der ersten. Phase einer Einwirkung auf die politische Ordnung Italiens.
Literatur:
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siehe zu Hermann II. von Schwaben.
H 44
Me: 13.12. Herimannus dux + 949 Hermann I. Herzog von Schwaben
(Es.) Der KONRADINER
Hermann
wurde
926 schwäbischer Herzog und war mit den OTTONEN
verwandtschaftlich verbunden - seine Tochter Ida
(H 13) wurde die Gemahlin Liudolfs
(H 32). Nach dem Urteil der Forschung
gehörte er zu den engsten Ratgebern
HEINRICHS
I. und
OTTOS
DES GROSSEN, vgl. allg. NDB 8, S. 641
und FW H 14; Zotz, Der Breisgau und das alemannische Herzogtum, passim
(Register, S. 251); Maurer, Der Herzog von Schwaben, passim (Register,
S. 354).
Barth Rüdiger E.: Seite 106,190
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"Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert"
Herimannus
Aus Gründen des Lebensalters kann es sich nicht um
den 989 erstmalig als comes palatinus urkundlich erwähnten Pfalzgrafen
Hermann I. Pusillus handeln (s. W. Bader, Benediktinerabtei, 1937, S. 42;
R. Gerstner, Geschichte der lothringischen und rheinischen Pfalzgrafschaft,
S. 14, H. Witte, Genealogische Untersuchungen, in: MIÖG, Ergänzungsband
5,1 (1896-1903) S. 335,474.
Es handelt sich hier wohl um den 927 zum Herzog von
Schwaben ernannten und 10.12.949 verstorbenen KONRADINER
Hermann,
Sohn Gebhards, des Grafen in der Wetterau.
Vgl. dazu Isenburg, Tafel 4; Maurer, Herzog von Schwaben,
S. 30,48f.,64,67,69, 70,72f.,77-80,132,142,149,156f.,162,165f.,169,171,
175f.,184,191,193f., 1898; D K I, Nr.3, S. 4, v. 5.3.912, nur in der Pönformel
verunechtete Schenkungsbestätigung an Bistum Eichstätt; ebd.,
Nr. 15, v. 18.2. 913; D O I, Nr. 25, v. 7.4.940: per interventum... Herimanni
ducis Alemannorum;
D O I 111, S. 194, v. 1.6.949: conventu... Conradus dux, Herimannus
dux, Hezzo comes, Godefridus comes, Rudolfus comes, Reginberus
comes; Wampach, Luxemburg, S. 205; Beyer, Nr. 183, v. 29.12.945, Nr. 194,
a. 950-956; VK II, S. 395.
Die Berichte über den Aachener Hoftag 944 enthalten
keinerlei Hinweise über eine Einsetzung Konrads. Es hätte nahe
gelegen, ihn anläßlich dieses Hoftages zu ernennen. Ganz im
Gegenteil wird im Jahre 944 Hermann von Schwaben
in
herzogsähnlicher Mission zur Anführung eines Heeres gegen Reginar
III. und seinen Bruder Rudolf eingesetzt. Zum gleichen Jahr 944 berichtet
Flodoard, dass Herzog Hugo von Franzien Hermann
von Schwaben, nicht Konrad, um eine Unterredung bat. Und wiederum
zum gleichen Jahr 944 heißt es beim selben zuverlässigen zeitgenössischen
Chronisten, dass
OTTO I. Hugo
von Franzien ein unter dem Kommando Herzog
Hermanns stehendes Heer entgegensandte.
Vermutlich auf einer Versammlung zu Worms, allwo zahlreiche
schwäbische Große, namentlich Geistliche, vielleicht auch Herzog
Burchards Schwiegersohn,
König Rudolf,
sich einfanden, im Anfang November 926, übertrug
König
HEINRICH I. das Herzogtum an den fränkischen Grafen
Hermann I. (926-949). Der neue Herzog war ein Sohn des im Ungarnkampfe
gefallenen Grafen Gebhard und Geschwisterkind König
KONRADS I. und
Herzog Eberhards von Franken, bisher vermutlich
Graf im Engersgau und Oberlahngau, auch in Franken, besonders in der Gegend
des späteren Montabaur, reich begütert. Durch treue Ergebenheit
gegenüber dem Könige brachte er Schwaben in ein engeres Verhältnis
zum Reich und vermählte sich bald, ohne Zweifel sowohl zum Zwecke
der Annäherung an seine neue Heimat, deren Sitten und Einrichtungen
er stets in Ehren hielt, als auch zur Erwerbung ansehnlichen Güterbesitzes
in derselben, mit der Witwe seines Vorgängers, Reginlinde.
Nach dem Tode König HEINRICHS,
während dessen späterer Regierungszeit in SW-Deutschland Ruhe
herrschte, wurde zunächst wieder durch die Franken und Sachsen sein
Sohn OTTO I. zum deutschen König
gewählt und die Wahl zu Aachen allgemein bestätigt. Bei der Krönungsfeier
allda (um den 1. August 936) war Herzog Hermann
oberster Mundschenk, während Herzog Eberhard von Franken das
Truchsessenamt verwaltete. Bereits im folgenden Jahr stürmten die
Ungarn, furchtbar hausend, über O-Franken und Schwaben hin, wandten
sich jedoch bald weiter und über den Rhein. Sodann aber lehnten sich
wiederholt mächtige Große des Reiches gegen die königliche
Gewalt auf und entzündeten innere Kriege. Es war dies vor allem Herzog
Eberhard von Franken, welcher es nicht verwinden konnte, dass nach
dem Tode seines Bruders die Krone vom fränkischen Stamme auf das sächsische
Haus übergegangen war. Griff er im Jahre 937 allein zu den Waffen,
so tat er es im folgenden Jahre im Bunde mit OTTOS
Halbbruder Thankmar, dessen Ansprüche
an die erledigte sächsische Pfalz- und Markgrafenwürde OTTO
nicht befriedigt hatte. Thankmar schlug
in Westfalen los, allein als hier Gebhard,
der Sohn des Grafen Udo von der Wetterau und vom Rheingau, eines Bruders
von Herzog Hermann, im Kampfe vor Belecke
gefallen war, spaltete sich die fränkische Familie selbst in unversöhnlicher
Feindschaft; Udo und sein Bruder, der in seiner Treue bereits wankend gemachte
Hermann, sowie ihr Vetter, Graf
Konrad vom Niederlahngau, Kurzbold genannt, schlossen sich jetzt in
ihrem Haß gegen Eberhard
aufs engste an König
OTTO an, Thankmar mußte
im Juli des Jahres sein Unternehmen mit dem Leben büßen und
Eberhard
um Vergebung flehen, die ihm auch wie früher zuteil wurde. Schon im
Jahr 939 erhoben OTTOS
jüngerer
Bruder Heinrich und der Gemahl seiner
Schwester
Gerberga, Herzog Giselbert
von Lothringen, einen neuen Sturm. Wollte jener die deutsche Krone auf
sein Haupt setzen, weil er, nicht OTTO,
geboren worden sei, während sein Vater schon König gewesen, so
strebte dieser nach einer unabhängigen königlichen Stellung.
Sie wurden bei Birten, unweit Xanten, von OTTO
besiegt, gewannen jedoch durch Huldigung den Beistand König
Ludwigs IV. von Frankreich; auch Herzog Eberhard erhob
sich jetzt wortbrüchig und der Kampf zog sich mehr in die oberen Lande.
Als jedoch Eberhard und Giselbert den Rhein bei Andernach überschritten,
um die rechts gelegenen Gaue der Vettern Eberhards,
Konrad
Kurzbolds und Udos, den Niederlahngau, Rheingau und die Wetterau zu
verwüsten, wurden sie von den letzteren unvermutet bei einem Mahle
überfallen. Eberhard
erlag nach hartnäckigem Kampfe, mit
vielen Wunden bedeckt, dem Schwert, Giselbert fand auf der Flucht seinen
Tod im Rhein, und ihr Gefolge ward teils niedergemacht, teils gefangen.
Das Herzogtum Franken erlosch mit Eberhards Tode, zumal da er keine
männlichen Nachkommen hinterließ und blieb fortan unmittelbar
mit der Krone vereinigt; ein Teil der herzoglichen Liegenschaften wurde
vom König eingezogen, ein anderer dürfte an Eberhards
dem Könige treu gebliebene Vettern gefallen sein. Herzog
Hermann insbesondere ist hierbei wohl nicht leer ausgegangen,
ja als derselbe unter der großen Schar derer, welche dem siegreichen
Könige zu seinen Erfolg Glück wünschten, erschien und im
Vertrauen auf den Umfang seiner Besitzungen und die Größe seines
Reichtums für seine noch im Kindesalter stehende Tochter und einzige
Erbin, Ida, um OTTOS
damals erst 9 Jahre alten Erstgeborenen, Liudolf,
warb, willigte der König ohne Zögern in die Verbindung.
Die in verschiedenen Kämpfen erprobte treue Gesinnung
bewahrte
Herzog Hermann
dem Könige fortwährend, er fand sich nicht selten
an seinem Hoflager ein und leistete ihm da und dort gute Dienste. So bekriegte
er für ihn im Jahr 944 die Vasallen König
Ludwigs Übermeer von Frankreich, Ragnar und Rodulf, mit
Erfolg und beteiligte sich im Jahr 946 an des Königs Feldzug gegen
Herzog Hugo den Großen von Francien.
Andererseits hatte auch er selbst manchen Gewinn von dieser Verbindung
mit OTTO: er bekam das Kloster Echternach
als Laienabt und wußte insbesondere schwäbischen Klöstern
wiederholt Gunstbezeugungen zuzuwenden. Noch im besten Mannesalter starb
der Herzog am 10. Dezember 949. Er hinterließ den Ruhm eines
weisen, um König und Reich, sowie sein Herzogtum in jeglicher Richtung
wohlverdienten Fürsten und wurde in der S. Kilians-Kirche zu Reichenau
bestattet. Seine Witwe zog sich für den Rest ihres Lebens nach Zürich
in das Kloster zu St. Felix und Regula zurück, das ihr schon längere
Zeit her unterstellt war, soll sich jedoch zuletzt nach einer sagenhaften
Nachricht in eine Klause auf der Insel Ufnau begeben haben, dort (ums Jahr
958) gestorben und im Kloster Einsiedeln begraben worden sein.
Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Seite 176
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"Kaiser Otto der Große"
Dem Grafen Udo folgte im Tode sein Bruder, der Herzog Hermann von Schwaben, noch am 10. Dezember des nämlichen Jahres nach und wurde in der Kapelle des heiligen Kilian zu Reichenau bestattet. Eine zuverlässige Stütze des Thrones in den Wirren der ersten Jahre OTTOS, wird er als einer der weisesten Fürsten seiner Zeit gepriesen und erscheint als solcher besonders häufig im Rat des Königs. In den westfränkischen Händeln namentlich bediente sich derselbe öfters seines Beistandes, sei es, weil ihm gerade durch den Besitz des Elsasses diese Dinge näher lagen, sei es, daß Hermann außer der Abtei Echternach noch andere lothringische Lehen hatte. Mit dem Herzogtum Schwaben verband er auch manche fränkische Güter, so in der Gegend des späteren Montabaur. Trotz seiner fränkischen Abkunft scheint er den Schwaben keinen Anstoß gegeben zu haben, denn es wird ihm als Beweis seiner Klugheit nachgerühmt, daß er die Sitten und Einrichtungen des ihm anvertrauten Landes stets in hohen Ehren gehalten habe. Er unterstützte auch den Bau der neuen Kirche und des Klosters, welches der Straßburger Probst Eberhard an der Stelle der alten Meinradzelle errichtete und als erster Vorsteher leitete und schenkte der neuen Stiftung zwei Rippen der Züricher Schutzpatrone Felix und Regula. Von seiner Gemahlin Reginlinde, die bereits mit Herzog Burchard vermählt gewesen war, hinterließ Hermann als einzige Erbin [Über Regilinde vgl. Stälin Wirttemberg. Geschichte I, 435,436,444,553; Waitz, Jahrbücher Heinrichs Seite 94 Anmerkung 3. Waitz sagt (Anmerkung 2): "Auch die zweite Ehe der Regilinde war unfruchtbar", obgleich die Mirac. S. Verenae c. 5 ihr nur die Söhne absprechen, dagegen ausdrücklich erzählen: Quae consepit et peperit filiam etc. Wilmans (Kaiserurkunden der Provinz Westfalen J, 452) bemerkt darüber: "Wenn Waitz dann aus der Mirac. S. Verenae den Beweis erbringt, daß auch die zweite Ehe der Reginlind ... mit Kindern nicht gesegnet gewesen." und gibt daher Ida eine andere Mutter.] seines reichen Gutes Ida [Über Ida siehe oben Seite 100 Anmerkung 4.], Liudolfs Weib, die gerade in diesem Jahr von einer Tochter, Mathilde, genas.
Holtzmann Robert: Seite 80,83,112,117,119,123,127,130,136,139
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"Geschichte der sächsischen Kaiserzeit"
Obgleich es noch einen HUNFRIDINGER gab, ernannte HEINRICH
I. auf der Reichsversammlung von Worms im November 926 einen
stammesfremden fränkischen Mann zum Herzog von Schwaben: Hermann,
Sohn des KONRADINERS Gebhard und mithin
Vetter KONRADS I. und Eberhards
von Franken. Hermann begab sich,
wohl gewiß nicht ohne militärischen Schutz, in sein neues Herzogtum
und heiratete hier die Witwe Burchards, Regilinde, um so nachträglich
eine gewisse Verbindung mit dem Vorgänger und den schwäbischen
Familien herzustellen. Aber es versteht sich, daß er stark auf die
königliche Unterstützung angewiesen war und nicht im entferntesten
die Selbständigkeit Burchards besaß. Er hat keine so große
Gewalt über die schwäbischen Stifte ausgeübt, er mußte
die Besetzung der Bistümer völlig dem König überlassen,
und auch die eigenmächtige auswärtige Politik des Herzogs von
Schwaben hatte ein Ende. Andererseits hat der König den Umkreis der
Macht dieses seines herzoglichen Beamten und Stammesfürsten dadurch
erweitert, daß er das Elsaß aus seiner Verbindung mit Lothringen
löste und ihm als ein besonderes Herzogtum anvertraute, wie das dem
alemannischen Volkstum im Elsaß entsprach. Zweifellos hat HEINRICH
mit der Wahl Hermanns einen sehr guten
Griff getan. Der neue Herzog hat schon dadurch, daß er sich in Schwaben
ohne ernstere Schwierigkeiten gehalten hat, seine Fähigkeiten bewiesen.
Fast ein Vierteljahrhundert lang hat er seines Amtes gewaltet und sich
jederzeit als ein treuer, völlig zuverlässiger Freund
HEINRICHS
wie seiens Sohnes bewährt.
Von HEINRICH I. haben
wir Münzen, außer aus Sachsen, aus Mainz, Straßburg, Metz
und Verdun, also aus Franken, Elsaß-Schwaben ud Lothringen. Aus Franken
kennen wir nur diese Königsmünze, aus Schwaben und Lothringen
dagegen auch Münzen Hermanns und
Giselberts.
Nun folgte noch eine Fortsetzung alten kultischen Brauches,
das festliche Königsmahl in der Pfalz, wobei die vier Herzöge
dem neuen König die Ehrendienste versahen, die man später als
Erzämter bezeichnet hat und in denen sich etwas von dem Amtscharakter
der Herzöge aussprach: Giselbert von Lothringen, in dessen Herzogtum
man sich befand, diente als Kämmerer, Eberhard von Franken
als Truchseß, Hermann von Schwaben
als Mundschenk, Arnulf von Bayern als Marschall.
Aber es ging nicht alles so, wie die Empörer wollten.
Es war dem Herzog Eberhard von Franken gelungen, auch ein jüngeres
Mitglied seines Hauses auf seine Seite zu ziehen, Gebhard,
einen Sohn des rheinfränkischen Grafen Udo (der ein Bruder
Hermanns
von Schwaben und mithin ein Vetter Eberhards war). Dieser
Gebhard
ist im Kampf um Belecke gefallen, und das schien den anderen KONRADINERN,
Hermann,
Udo
und ihrem Vetter Konrad Kurzbold, ein Gottesgericht, so daß
sie um so fester auf der Seite des Königs aushielten.
Aber der neue Herzog Berchthold mußte nun in der
Tat auf das wichtige Recht der Bischofseinsetzung verzichten, er mußte
außerdem eine Reihe von Erwerbungen und Okkupationen Arnulfs wieder
herausgeben: dem König das karolingische
Reichsgut, der Kirche einen Teil der säkularisierten Besitzungen,
dem Herzog von Schwaben das Engadien. So empfing Hermann,
der einzige unter den Herzögen, auf dessen Treue Verlaß gewesen
war, seinen Lohn, während zugleich der Gegensatz zwischen Bayern ud
Schwaben geschickt genährt wurde.
Gegen die Feinde schickte der König den treuen Herzog
Hermann mit schwäbischen Truppen nach Norden, und zwei
Grafen dieses Hauses, Hermanns Bruder
Udo
und sein Vetter Konrad Kurzbold, Vettern auch des Franken-Herzogs,
haben am 2. Oktober 939 den entscheidenden Sieg am Rhein, gegenüber
von Andernach, davon getragen. Eberhard und Giselbert waren bereits
über den Strom gekommen, ihr Heer war am Beutemachen, ein großer
Teil der Truppen schaffte den Raub auf das andere Ufer, da wurden die Herzöge
von den beiden Grafen überrascht und völlig geschlagen. Eberhard
ist im Kampf gefallen, Giselbert auf der Flucht im Rhein ertrunken.
Eben die großen fränkischen Herrn standen
damals (941) bei OTTO in höchstem
Ansehen, so neben Hermann, dem Schwaben-Herzog,
und den anderen KONRADINERN der am
Mittelrhein, in der Gegend von Worms und Speyer, reich begabte Graf Konrad
der Rote.
Von Kamerich aus rückte OTTO
im August 946 in Frankreich ein, mit einem starken Heer, bei dem sich auch
der König Konrad von Burgund wieder
befand, ferner Hermann von Schwaben mit
seinem Bruder Udo, die Erzbischöfe von Mainz und Trier und
andere weltliche und geistliche Fürsten.
Seine ganze Liebe zu ihr wandte OTTO
jetzt seinem einzigen Sohn Liudolf
zu, der damals 16 Jahre zählte, aber schon seit 940 mit
Ida, der einzigen Tochter des Herzogs
Hermann von Schwaben, verlobt war. Jetzt, nach dem Tod der Mutter,
wurde Liudolf
vom Vater zum Nachfolger
im Reich designiert und im Jahre darauf mit Ida
vermählt; er galt ohne Zweifel schon damals auch als einstiger
Nachfolger Hermanns in Schwaben. Am
10.
Dezember 949 schließlich starb auch der um das Königshaus
seit mehr als zwei Jahrzehnten außerordentlich verdiente, bei OTTO
in höchstem Ansehen stehende Herzog Hermann
von Schwaben, der "weiseste und klügste" unter seinen Standesgenossen,
worauf Liudolf die Herrschaft in Schwaben
übernahm.
Herzog Hermann führte
941 den flüchtigen Markgrafen Berengar von
Ivrea vor König OTTO,
der ihn freundschaftlich aufnahm und seine Auslieferung, die Hugo
forderte, verweigerte.
Maurer, Helmut: Seite 48f.,64,67,77-80,132,142,149
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"Der Herzog von Schwaben. Grundlagen, Wirkungen und Wesen
seiner Herrschaft in ottonischer, salischer und staufischer Zeit"
Aus der Regierungszeit der nächste beiden Herzöge,
Hermann
I. (926-949), eines KONRADINERS,
und Liutolfs (949-953), eines OTTONEN,
besitzen wir nicht die geringste Hinweise auf eine Verankerung ihrer Herzogsherrschaft
am westlichen Bodensee und im Hegau. Die Tatsache, daß beide weder
der Familie Erchangers noch diejenigen der sogenannten HUNFRIDINGER, der
Burchard I. entstammte, angehörten, könnte zunächst zu dem
Gedanken verleiten, daß beide Nachfolger Burchards der Herrschaftsgrundlage,
über die dieser offensichtlich noch verfügt hatte, nach dessen
Tode beraubt worden seien. Gegen die Stichhaltigkeit einer solchen Annahme
spricht indessen nicht allein die Erkenntnis, daß sowohl Hermann
I. - durch die Heirat mit Burchards II. Witwe Reginlinde
- als auch Liutolfs - durch die Ehe
mit Hermanns und
Reginlindes Tochter Ita - als
vollberechtigte und eindeutig legitimierte Erben Herzog Burchards II. gelten
mußten und dementsprechend auch über die gleiche Herrschaftsgrundlage
wie Burchard II. verfügt haben dürften. Gegen die Annahme einer
stärkeren Zäsur innerhalb der schwäbischen Herzogsherrschaft
während der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts spricht aber auch
die Beobachtung, daß sich sowohl Hermanns
I. als auch Liutolfs Wirkungsbereiche
weitgehend mit demjenigen Burchards II. deckten. Für die beiden Nachfolge-Herzöge
ist, obgleich sich die räumliche Reichweite ihrer Herzogsherrschaft
insgesamt wesentlich vergrößert hatte, Zürich von großer
Wichtigkeit, und beide stehen wiederum in enger Verbindung zu den alten
Reichsabteien St. Gallen und Reichenau und zu der neu gegründeten
Abtei Einsiedeln. Hermann I. setzte
zudem das schon von Burchard I. eng gestaltete Verhältnis zu dem kleinen
Hochrheinkloster Zurzach mit seinem für das Herzogshaus offenbar wichtigen
Verena-Kult fort.
Angesichts dieses im wesentlichen gleichgebliebenen geographischen
Rahmens spricht nichts dagegen, sondern eher alles dafür, daß
auch bis hin zu Liutolf die frühen
"Herzogsorte" am Westrande des Bodensees und im Hegau, das heißt
im Umkreis der einstigen Königspfalz Bodman, und unter ihnen zumindest
der Hohentwiel, in diese Herzogsherrschaft Hermanns
und Liutolfs eingeschlossen gewesen
sind und immer noch eine wesentliche Grundlage für die Ausübung
der herzoglichen Rechte abgegeben haben werden.
Von Hermann I. an
hat kein Herzog von Schwaben bis einschließlich Herzog Ernst II.
auf eine Münzprägung in Zürich verzichtet. Das spricht nicht
nur für die herausragende Rolle, die Zürich auch im 10. und frühen
11. Jahrhundert als Wirtschaftsplatz zukam; es spricht zugleich für
eine überaus starke Stellung, die den Herzögen in Zürich
eignete.
Diese herzogliche Kirchenherrschaft gibt sich am sichtbarsten
darin zu erkennen, daß die Chorherren in einer notitia des Jahres
968 Herzog Burchard als ihren senior bezeichnen und daß ebenso
wie die karolinguischen Königstöchter
Hildegard
und Berta und wie Richardis,
die Gattin KARLS III., auch Reginlinde,
die Gattin Herzog Burchards II. und Herzog Hermanns
I., als Laien-Äbtissin der Frauenabtei - wenn nicht gar
zugleich dem Chorherrenstift - vorstand.
Wenn nun erstmals von Herzog
Hermann von Schwaben (926-949), einem engen Vertrauten OTTOS
I., dem der König den am 2.X.939 bei Andernach erfochtenen
Sieg über seine herzoglichen Feinde zu verdanken hatte, - wenn nun
also erstmals von Herzog Hermann
in Breisach geprägte Münzen vorhanden sind, dann kann dieses
Fußfassen des schwäbischen Herzogs auf dem Berg von Breisach
am ehesten mit der Einnahme des Berges durch OTTO
I. und einer Weiterverleihung der "Burg" an Hermann
als seinen engsten Vertrauten erklärt werden.
Wiederum war es kein Platz in der Mitte des Herzogtums,
den der König dem Herzog als neuen Vorort überließ, sondern
eine Örtlichkeit an dessen Grenze, und wiederum war es ein Platz,
der erst dem Feinde - diesmal freilich durch den König selbst - mit
Gewalt abgerungen werden mußte.
Die Aktivität der Münzstaätte des Herzogs
von Schwaben in Breisach wird schon darin sichtbar, daß allein von
Herzog
Hermann I. (926-949) für den
kurzen Zeitraum von nicht ganz zehn Jahren (ca. 939 bis 949) vier verschiedene
Denar-Typen ausgeprägt worden sind, von denen drei den Namen Hermanns
mit dem OTTOS I. verbinden,
ja einer sogar das Brustbild des Kaisers zeigt, der vierte aber den Namen
des Herzogs ohne den des Königs trägt.
Eine natürliche Folge dieser Bindung der Herzogsherrschaft
an Königtum und Reich ist es dann, wenn Herzog Burchards Nachfolger
im Amte, der KONRADINER Hermann
I., nicht mehr vom Adel Schwabens im Lande selbst, sondern jetzt,
926, von König HEINRICH I. sogar
außerhalb des Landes, auf einem Reichstag in Worms, zum Herzog in
Schwaben eingesetzt wird. Deutlicher kann denn wohl die Abhängigkeit
der schwäbischen Herzogswürde von Willen und Gunst des Königs
nicht unterstrichen werden: Sie wird vom König, sie wird - wie fortan
bis zum Jahre 1048 ausschließlich - außerhalb des Landes und
sie wird dazu noch einen Landfremden vergeben. Denn Herzog
Hermann heiratet Reginlinde, die Witwe Herzog Burchards
II., deren Sohn offensichtlich beim Tode des Vaters noch nicht mündig
gewesen war. Es bleibt demnach nicht nur eine institutionelle, sondern
durchaus auch eine personelle Kontinuität gewahrt. Und an die Heirat
mit einer Herzogswitwe oder einer Herzogstochter ebenso wie durch die unmittelbare
Abstammung von einem Herzog oder gar - wie im Falle Liutolfs
- durch Adoption begründeten Ansprüche haben sich die Könige
bei der Vergabe des ducatus - trotz ständigem Wechsels zwischen Mitgliedern
aus den Häusern der BURCHARINGER, KONRADINER
und LIUDOLFINGER im 10. Jahrhundert
und der BABENBERGER im 11. Jahrhundert, künftige durchweg ebenso gehalten,
wie sie andererseits das Recht auf Vergabe des Herzogsamtes nie mehr ais
der Hand gegeben haben.
Vom König an den Herzog überlassenes Reichsgut
werden wir etwa in jenen Besitzungen suchen dürfen, die der Königssohn
Herzog
Liutolf und seine Frau Ita im
Jahre 950 in den Orten Truchtelfingen (südlich von Tailfingen) und
Trossingen (südlich von Rottweil) zum Seelenheil von Itas
Vater, an die Abtei Reichenau schenken, eine Schenkung, die bemerkenswerterweise
einer Legitimierung durch König OTTO I. bedurfte,
indem der König diese Schenkung an das Kloster kurze Zeit darauf noch
einmal durch eine eigene Urkunde wiederholte. Die Notwendigkeit einer solchen
Legitimierung zeigt bereits, daß es sich bei den Besitzungen, über
die das Herzogspaar verfügte, um Königsgut handelte, das dem
Herzog als Amtsgut verliehen worden war.
927
oo 2. Regilinde, Tochter des UNRUOCHINGERS Eberhard
im Sülichgau
um 888- nach 959
Kinder:
Ida
930/32-17.5.986
947
oo Liudolf Herzog von Schwaben
930-6.9.957
Literatur:
------------
Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im
Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der
Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 138,158,215,246,386
H 44 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat.
W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 49,52,74,86,93
- Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lothringen im 10. Jahrhundert,
Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 39,92,106,107,108,111,121,123,125,145,190
- Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin
Köln, Seite 40,54,59-62,66,114 - Diwald Helmut: Heinrich der
Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches, Gustav Lübbe Verlag
Bergisch Gladbach 1994, Seite 398,401 - Glocker Winfrid: Die Verwandten
der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln
Wien 1989 Seite 65,71,101,115,174,246 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen
zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur
Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen
um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite
48,65,67,105 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen
Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 80,83,112,117,119,121,123,127,130,136,139,242,274
- Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Kaiser Otto der
Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1962 Seite 177
- Maurer, Helmut: Der Herzog von Schwaben. Grundlagen, Wirkungen
und Wesen seiner Herrschaft in ottonischer, salischer und staufischer Zeit,
Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1978 Seite 30,48f.,64, 67,69,70,72f.,77-80,132,142,149,156f.,162,165f.,169,171,175f.,184,191,193f.
- Rappmann Roland/Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft
und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag
Sigmaringen 1998 Seite 301,365,435,438,448 - Schmid Karl: Gebetsgedenken
und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge,
Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983, Seite 170,409,412 - Schneidmüller
Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart
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