Illegitimer Sohn des Königs
Lothar von Frankreich
Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 1019
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Arnulf, Erzbischof von Reims
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* vot 967 (um 960), + 5. (oder 11.?) März 1021
Aus unehelicher Verbindung König Lothars von W-Franken und einer Schwester des Grafen Robert
Arnulf, Kleriker der Reimser Kirche und seit 977/79 notarius/cancellarius in der königlichen Kanzlei seines Vaters verriet 988, nach der im Jahr zuvor erfolgten Erhebung Hugo Capets zum König, die wichtige Bischofsstadt und Festung Laon an seinen Onkel, den karolingischen Thronprätendenten Karl von Nieder-Lothringen. Nach dem Tod des Erzbischofs Adalbero von Reims (Januar 989) bot Arnulf König Hugo an, Karl zu verlassen, wenn er das Erzbistum Reims erhielte. Im Wunsch, seine Gegner zu spalten, begünstigte König Hugo die Wahl Arnulfs, der ihm feierliche Sicherheitseide leisten mußte. Dennoch lieferteArnulfnoch im gleichen Jahr und unter Vortäuschung eigenen Widerstands Reims an Herzog Karl aus. Am 29./30. März 991 fiel dieser mit Arnulf und der Stadt Laon, jetzt durch Verrat von Bischof Adalbero von Laon, in die Hände Hugos, der am 17./18. Juni 991 Arnulf auf der Synode von St-Basle-de-Verzy durch den Kronepiskopat absetzen ließ und Gerbert von Aurillac zum Erzbischof erhob. Das auf der Synode heftig angegriffene und bei der Entscheidung übergangene Papsttum reagierte 995 mit dem Interdikt über Gerbert und erzwang 997 die Haftentlassung, schließlich die Wiedereinsetzung Arnulfs, der in der Folge ein ihn ausdrücklich anerkennendes Schreiben des inzwischen Papst gewordenen Gerbert (Silvester II.) erhielt, 1017 in Compiegne den Sohn Roberts II., Hugo, zum König weihte und 1019 als Erzkanzler bezeugt ist.
Quellen:
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Richer, Historiarum libri IV, ed. R. Latouche, 1930-1937
- Akten v. St. Basle, MGH SS III, 658ff. -
Literatur:
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DBF III, 951ff. - Ch. Pfister, Etudes sur le regne de
Robert le Pieux, 1885, - F. Lot, Les derniers Carolingiens, 1891, 242ff,
411f. - Ders., Etudes sur le regne de Hugues Capet, 1903 - A. Dumas, L'Eglise
de Reimsau temps des luttes entre Carolingiens et Robertiens, 888-1027,
RHEF 30, 1944 - HEG I, 753-757 [K. F. Werner] -
VIII. Generation
79-82
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Von den Söhnen König
Lothars dürften die beiden illegitimen aus der Zeit vor
der Ehe mit Emma
stammen.
M. Prevost, Dictionn, de Biogr. franc. 3, 1939, 951,
daß seine Mutter die Schwester eines Grafen Robert gewesen sei. Auch
Richard
scheint aus dieser Verbindung Lothars
hervorgegangen zu sein.
VI, 18 Arnulf
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* c 960, + 1021 III 5 (oder 11)
Erzbischof von Reims abgesetzt 991, restituiert 999
Arnulf, der später
Erzbischof in Reims wurde, ist bei Richer III s. 26, Seite 814, und - von
Richer abhängig - bei Hugo von Flavigny, Chronik a. 961, SS VIII 365,
als unehelicher Sohn
König Lothars vom W-Frankenreich
bezeugt; er entstammte möglicherweise der außerehelichen Verbindung
seines Vaters mit der Tochter eines Grafen Robert (der später Vasall
von Lothars Bruder Karl
von Nieder-Lothringen gewesen sein soll; vgl. Lot, Derniers
Seite 108, Anm. 2). Den ungefähren Geburtszeitpunkt für Arnulf
können wir aus dem Jahr der Heirat König
Lothars mit Emma, der Tochter
der Kaiserin Adelheid, erschließen
sowie aus der Überlegung, daß Arnulf
989, als er Erzbischof von Reims wurde, das kanonisch für
die Bischofswürde vorgeschriebene Alter von 30 Jahren erereicht haben
sollte. Die oben gegebenen Angaben für die Erhebung zum Erzbischof,
Arnulfs
Absetzung und seine Restituierung sind von Lot, Derniere Seite 250, dems.,
Hugues Seite 31, und von Pfister, Etudes Seite 52ff, ermittelt worden.
Allgemein informieren zu Arnulf
die
einschlägigen Artikel von Marcel Prevost in DBF Bd. 3, Spalte 951-954
s. v. Nr. 13, und von Karl Ferdiannd Werner im Lexikon des Mittelalters
Bd. 1, Spalte 1019 s. v. Nr. 10.