Begraben: Maubuisson
Einzige Tochter des Grafen
Robert II. von Artois aus seiner 1. Ehe mit der Amicie
von Courtenay, Tochter von Graf Peter III.
Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 104
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Mahaut (Mathildis), Gräfin von Artois 1302-1329
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+ 27. November 1329
Paris
Begraben: Maubuisson
Tochter des Grafen Robert II. und der Anicie von Courtenay
oo 1284 Otto IV. Pfalzgraf von Burgund
4 Kinder:
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Jeanne (oo künftiger König Philipp V. von Frankreich
Blanche (oo künftiger König Karl IV. von Frankreich)
Robert (+ 1317)
Jean (früh verstorben)
Nach dem Tod ihres Vaters in der Schlacht von Kortrijk
(11. Juli 1302) erbte Mahaut die Grafschaft
Artois; außerdem erhielt sie nach dem Tode ihres Gemahls (+ 7.
März 1303) als Wittum einen Teil der Pfalzgrafschaft Burgund und
führte daher den Titel der Gräfin von Artois und Burgund und
der Herrin (Dame) von Salins. Der Besitz des
Artois wurde ihr wiederholt (1307-1309,1315-1318, 1329), aber erfolglos
von ihrem Neffen
Robert
von Artois streitig
gemacht. Sie residierte abwechselnd in Paris (Hotel d'Artois) und dem Artois
(Schloß Hesdin) und ließ ihre Besitzungen durch treu ergebene
Helfer, unter anderem Thierry d'Hirecon, verwalten. Das Vorgehen ihrer
Baillis, die mit zähem Eifer und in unaufhörlichen Prozessen
die gräflichen Rechte erweiterten, war eine der Ursachen für
den großen Adelsaufstand im Artois, der die Gräfin 1313-1318
von ihren Territorien fernhielt und den König zum Eingreifen zwang.
Mahaut stiftete
mehrere (Frauen-)Konvente (Dominikanerinnen in La Thieulloyse bei Arras;
Klarissen in St-Omer; Kartäuser in Gosnay) und ein Hospital in Hesdin.
Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller
Bernd: Seite 234,237,243,245,256
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"Die französischen Könige des Mittelalters.
Von Odo bis Karl VIII. 888-1498."
Auch ein führender Vertreter des Adels der Grafschaft
Artois, dem die Gräfin Mahaut
in allerdings vager Form die Wahrung der alten Gwohnheiten aus der Zeit
König
Ludwigs IX. versprochen hatte, war anwesend und erhielt vom
König entsprechende Zusicherungen sowie eine in befehlendem Ton gehaltenen
Brief an die Gräfin, sich an ihre Zusagen zu halten.
Tatsächlich hat der König bis zu seinem Ableben
eine solche Beruhigung erreicht; nur in der Grafschaft Artois, wo die Gräfin
Mathilde ungeachtet der Vermittlungsbemühungen der königlichen
Regierung Zugeständnisse ablehnte, beherrschten opponierende Kräfte
weiterhin das Feld.
Inzwischen war infolge des Eingreifens des königlichen
Connetabel auch die Adelsopposition im Artois endgültig niedergeschlagen
worden, so daß die Gräfin Mathilde
in ihre Grafschaft zurückkehren konnte.
Karl IV. hatte 1308
Blanche,
die Tochter des Pfalzgrafen
Otto von Burgund und der Mathilde von
Artois, geheiratet. Sie war wie ihre Schwester Johanna,
die Frau Philipps des Langen, Anfang
1314 eingekerkert worden. Ehebruch konnte nach damaligem Recht kein Grund
für eine reguläre Ehescheidung sein; andererseits war aber für
Karl IV. nach dem söhnelosen Tod seiner beiden älteren
Brüder im Interesse der Weiterführung des Dynastie eine neue
Eheschließung dringend erwünscht. Man fand einen Ausweg: Dem
Papst wurde mitgeteilt, daß Mathilde,
die Mutter Blanches, Taufpatin Karls
des Schönen gewesen sei. Da nach kanonischem Recht Ehen
zwischen Paten und Täufling als unstatthaft galten, erklärte
Johannes XII. im Mai 1322 die Ehe des Königs mit Blanche
tatsächlich für ungültig.
In welchem Maße der neue König ungeachtet
seiner Erfolge in Flandern und gegenüber Eduard
III. auf das Kräfteverhältnis der einflußreichen
Fürsten Rücksicht nehmen mußte, zeigte sich auch bei der
Regelung der Nachfolge in der Grafschaft Artois nach dem Tod der Gräfin
Mahaut Ende November 1328.
Treffer Gerd: Seite 169,171
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"Die französischen Königinnen. Von Bertrada
bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert)"
Fünf Tage später bei seiner Taufe, stirbt der
neue König unter äußerst verdächtigen Umständen.
Wurde er während der Taufzeremonie ertickt? Hat man ihm mit einer
Nadel die Fontanelle durchstoßen? Eine alterprobte Herrin von Artois
hat ihn über das Taufbecken gehalten.
Johanna war die Tochter
des Grafen Otto IV. von Burgund und der berühmt-berüchtigten
Mahaut von Artois - einem Mannweib allererster Güte, das
den armen nachgeborenen Johann über
das Taufbecken hielt, worauf er prompt starb und, so will es der Zufalle,
ihrem Schwiegersohn den Weg zum Thron freimachte.
9.6.1291
oo Otto IV. von Chalon Pfalzgraf von Burgund
vor 1248-17.3.1302
Kinder:
Robert das Kind nominell Graf von Frei-Burgund
1300- 1315
Blanka
um 1294- vor 5.4.1326
1307
oo Karl IV. König von Frankreich
1294-31.1.1328
Johanna I. Erbin der Eltern
vor 2.3.1294-21.1.1329
1306/07
oo Philipp V. König von Frankreich
1293-3.1.1322
Johann
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Literatur:
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Ehlers Joachim: Geschichte Frankreichs im Mittelalter.
W. Kohlhammer GmbH 1987 Seite 205 - Ehlers Joachim/Müller
Heribert/ Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige
des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München
1996 Seite 231,234,237,243,245,256 - Favier, Jean: Frankreich im
Zeitalter der Landesherrschaft 1000-1515. Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart
1989 Seite 298,302 - Treffer Gerd: Die französischen Königinnen.
Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert) Verlag Friedrich
Pustet Regensburg 1996 Seite 169,171,174 -