Einziger Sohn des Grafen
Philipp von Conches und der Blanka
von Bretagne, Tochter von Herzog
Johann II.
Lexikon des Mittelalters: Band VII Spalte 890
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Robert von Artois, hoher französischer Adliger
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* 1287, + 1342
Sohn von Philipp von Artois und Blanca von Bretagne
Sein Vater, Erbe der Grafschaft Artois, starb früh
(1298); nach dem Tode seines Großvaters, Graf
Roberts II., in der Schlacht von Kortrijk (1302) wurde Robert
von Artois von der Erbfolge ausgeschlossen, die Grafschaft Artois
seiner Tante Mahaut zugesprochen, da
die Coutume des Artois keine „representation successorale“ zuließ.
Robert
von Artois, der lediglich die normannische Grafschaft Beaumont-le-Roer
erhielt,
strengte am Königshof drei Prozesse gegen seine Tante an (1307-1309,1315-1318,1329-1331),
wobei der im dritten Prozeß gar gefälschte Urkunden vorlegte;
alle seine Klagen wurden abgewiesen. Vermählt mit
Johanna von
Valois (1318), unterstützte er zunächst seinen
Schwager Philipp VI., der ihn 1329
zum Pair de France erhob, doch wurde
Robert
von Artois 1332 aus dem Königreich Frankreich verbannt
und trat in den Dienst des Königs von England über. Die Zeitgenossen
haben Robert von Artois
Anteil an der
Entfesselung des Hundertjährigen Krieghes übertrieben.
Ehlers Joachim: Seite 244
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"Die Kapetinger"
Deshalb begründete Robert von Artois, Schwager Philipps von Valois, die Ansicht der Mehrheitsfraktion damit, daß die Gradnähe Eduards III. irrelevant, weil durch seine Mutter zustandegekommen sei; es sei aber "in Frankreich allgemeines Gewohnheitsrecht, daß eine Frau nicht im Königtum nachfolgen kann, auch dann nicht, wenn sie die nächste Verwandte ist". Im übrigen sei das Königreich Frankreich dem König von England noch niemals unterworfen gewesen, denn dieser sei ein Vasall des Königs von Frankreich, von dem er seinen Kontinentalbesitz zu Lehen trüge. Diese und noch andere Gründe führten dazu, daß "der englische König weder zur Regentschaft noch zum Königtum kommen kann, selbst wenn er Karl IV. durch eine Frau am nächsten steht."
Ehlers Joachim: Seite 204
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"Geschichte Frankreichs im Mittelalter"
Robert von Artois hatte bei der Erhebung seines Schwagers Philipp von Valois zum König eine wichtige Rolle gespielt, war dafür mit dem Rang eines Pair von Frankreich belohnt worden und wußte seiner Stimme im Conseil Gehör zu verschaffen. Nun wollte er seine Stellung nutzen, um die schon lange schwärende Wunde erlittenen Unrechts endlich zu heilen: Sein Vater, Philipp von Artois, war 1298 in der Schlacht bei Furnes gegen Wilhelm von Jülich gefallen, vier Jahre vor dem Großvater, der bei Kortrijk sein Leben ließ. Haupterbe und Inhaber der Grafschaft Artois wurde 1302 aber nicht der Enkel, sondern dessen Tante Mahaut, deren politische Stellung gewichtiger war als die des fünfzehnjährigen Robert. 1328 gedachte dieser seinen Anspruch durchzusetzen und schlug die Bahnen des klassischen Lehnsprozesses ein, der eine Entscheidung des Königs notwendig machte. Zunächst gewann er außer dem Herzog von Bretagne auch einen Bruder des Königs, den Grafen von Alencon, für sich, und als Mahaut 1329 starb, zog Philipp VI. die Grafschaft Artois ein. Die nunmehr zu erwartende Entscheidung des Hofgerichts wurde aber vom plötzlichen Tod der legitimen Erbin Mahauts und Witwe König Philipps V., Jeanne von Artois, wesentlich beeinflußt, denn dieser Todesfall mobilisierte Roberts mächtigsten Gegner am Hof: Herzog Odo von Burgund durfte als Schwiegersohn Jeannes mit dem Erbe rechnen, wenn es ihm gelang, Robert auszuschalten. Der Streitfall wirkte polarisierend, und die weitere Behandlung der Sache zeigt die engen Grenzen königlicher Handlungsfähigkeit. Philipp VI. wollte das Artois bei der Krone lassen und die Ansprüche sowohl Roberts als auch des Herzogs von Burgund durch Zahlungen abgelten, aber die Stände des Artois verweigerten die dafür notwendigen Steuern, so daß die heikle Entscheidung zwischen den beiden Bewerbern nicht umgangen werden konnte. Im nun wieder aufgenommenen Verfahren legte Robert von Artois Urkunden vor, die sich bald als Fälschungen erwiesen und eine ihm zunächst günstige Stimmung heftig umschlagen ließen. Er verlor seinen Anhang, wurde in der Sache abgewiesen und Anfang April 1332 vom Pairshof aus Frankreich verbannt. Daraufhin begab er sich nach England mit dem Vorsatz, im Bündnis mit Eduard III. jenen König zu beseitigen, dessen Wahl er im wesentlichen herbeigeführt zu haben glaubte.
Favier, Jean: Seite 301
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"Frankreich im Zeitalter der Landesherrschaft 1000-1515"
Anders dagegen Robert von Artois,
der einen entgegengesetzten Beschluß faßte, da sich der König,
dessen Sache er 1328 unterstützt und der ihn zum Dank dafür zum
Pair
von Frankreich erhoben hatte, auf die Seite seiner Tante und Widersacherin
Mahaut geschlagen hatte.
Robert,
dessen Vater Philipp von Artois 1298
zu jung verstorben war, um als Nachfolger seines Vaters
Robert II., eines Neffen Ludwigs des
Heiligen, in Frage zu kommen, hätte als
Robert III. die Herrschaft über das Artois antreten sollen,
war aber 1302 zum Verzicht zugunsten seiner Tante Mahaut
gezwungen worden, deren Besitzanspruch sechszehn Jahre später von
einem Pairsgericht bestätigt worden war. Von Erbfolge in männlicher
Linie war keine Rede - die Frage drehte sich lediglich darum, ob dem noch
lebenden Nachgeborenen oder den Kindern des Ältesten der Vorrang gebühre.
Hier kommt das sogenannte Repräsentationsrecht ins Spiel, das vom
Gewohnheitsrecht in unterschiedlicher Weise gehandhabt wurde und über
das hundert Jahre zuvor im Zusammenhang mit Arthur
von der Bretagne, dem Neffen Johanns
Ohneland, viel debattiert worden war.
Robert von Artois hatte
dem VALOIS auf den Thron geholfen und
daraus den Anspruch auf gewisse Rechte abgeleitet. Hilfe gegen Schutz,
so sah es der alte Lehnsvertrag vor. Für den 1302 aus der Erbfolge
Verdrängten verkörperte der neue König einen Hoffnungsschimmer,
zumal er mit Fug und Recht annhemen durfte, durch die Königswahl von
1328 sei die weibliche Erbfolge auch in einer von der Krondomäne abgetrennten
Apanage ausgeschlossen wrden. Auch im Artois, so mocht er folgern, "spinnen
die Lilien nicht" - eine Meinung, die der Herzog von Alencon, ein Bruder
des Königs, und der Herzog der Bretagne teilten, und so konnte Robert
gerade
noch rechtzeitig Parteigänger um sich scharen, ehe durch Mahauts
Tod 1329 die Nachfolgefrage erneut vom Hofgericht entschieden werden mußte.
Bis zu dessen Urteilsspruch stellte der König das Artois unter Sequester.
Warum nur mußte Robert
über
das Ziel hinausschießen und eine schriftliche Begünstigung durch
seinen Großvater, den verstorbenen Grafen
Robert II., vorlegen - in Wirklichkeit, wie Experten im Dezember
1330 aufdeckten, Urkunden aus der Fälscherwerkstatt der Johanna von
Divon? Durch den Skandal um alle seine Freunde gebracht, konnte er sich
nur durch überstürzte Flucht einem Strafprozeß entziehen,
während Johanna von Divon auf dem Scheiterhaufen endete. Nutznießer
der ganzen Affäre war der Gatte einer Enkelin Mahauts,
Odo
von Burgund. Robert von Artois
Anspruch wurde vom Pairsgericht zurückgewiesen.
Robert
selbst
setzte sich nach Brabant ab.
1334 sehen wir ihn dann in England im Begriff,
ins Lager eines anderen Königs überzuwechseln, weil ihm sein
Herr, der König von Frankreich, keine "Gerechtigkeit widerfahren ließ".
Und er drohte: "Durch mich ist er König geworden, durch mich soll
er fallen."
Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller
Bernd: Seite 238,256
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"Die französischen Könige des Mittelalters.
Von Odo bis Karl VIII. 888-1498."
Obwohl mit dem Grafen von Flandern am 1. September 1316
unter Mitwirkung Karls von Valois ein
allerdings nur vorübergehend haltender Friede geschlossen wurde, tauchten
für Philipp neue Probleme dadurch
auf, daß Robert, ein Neffe der
noch immer in Paris weilenden Gräfin Mathilde
von Artois, unter Ausnutzung der Unzufriedenheit des dortigen
Adels die Grafschaft an sich zu reißen suchte. Der Regent, der mit
der seit Anfang 1314 eingekerkerten Tochter Mathildes,
Johanna,
verheiratet war, verteidigte die Interessen der Gräfin und entsandte
zunächst den Connetabel Gaucher von Chatillon mit Truppen, um dann
selbst mit einem Aufgebot gegen
Robert und
die mit diesem verbündeten Adligen vorzugehen. Robert
von Artois fügte sich und begab sich nach Paris, wo er
einige Zeit eingekerkert wurde.
In welchem Maße der neue König ungeachtet
seiner Erfolge in Flandern und gegenüber
Eduard III. auf das Kräfteverhältnis der einflußreichen
Fürsten Rücksicht nehmen mußte, zeigte sich auch bei der
Regelung der Nachfolge in der Grafschaft Artois nach dem Tod der Gräfin
Mahaut Ende November 1328. Philipp
VI. entschloß sich zunächst, die Erbansprüche
von Johanna, der Tochter der Mahaut
und
verstoßenen Frau König Philipps V.,
zu berücksichtigen, obwohl wie schon bei früheren Gelegenheiten
der damals zum engsten Beraterkreis des Königs gehörende Neffe
der Mahaut, Robert,
ebenfalls die Grafschaft beanspruchte. Er wurde zur Entschädigung
als Herr der Grafschaft Beaumont zum Pair erhoben. Als Johanna
Anfang 1330 starb, fand deren gleichnamige, mit Herzog
Odo von Burgund verheiratete Tochter die nachdrückliche
Unterstützung ihres Gatten, während der König daran dachte,
die Grafschaft Artois seiner Domäne einzugliedern. In einem Prozeß
vor dem Pariser Parlement Ende 1330 legte der weiterhin nach dem Besitz
des Artois strebende Robert von Beaumont
zur Bekräftigung seiner Ansprüche Urkunden vor, die man jedoch
schnell als Fälschungen erkannte, so daß er abgewiesen wurde.
Daher setzte sich Johanna von Burgund
durch, was zugleich dazu beitrug, daß seitdem der Einfluß Herzog
Odos in der königlichen Regierung wuchs. Robert
von Artois wurde im April 1332 wegen der Benutzung gefälschter
Urkunden vom Gericht der Pairs zur Verbannung verurteilt. Er floh über
Zwischenstationen schließlich an den Hof des englischen Königs,
wo er eifrig gegen seinen einstigen Herrn agierte.
Verwandtschaft mit Johanna von Valois
Ludwig VIII. König von Frankreich
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Ludwig IX.
Robert I. Graf von Artois
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Philipp III. der Kühne
Robert II. Graf von Artois
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Philipp IV. der Schöne Karl Graf von Valois
Philipp Graf von Conches
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Philipp VI.
Johanna oo Robert III. Graf von Artois
7 Kinder:
Katharina
1319- 11.1368
oo Johann II. Graf von Kastilien-Ponthieu
-16.1.1343
Johann ohne Land Graf von Eu
8.1321-6.4.1387
Karl Graf von Longueville und Pezenas
1328- um 1385
1360
oo 2. Johanna von Baucay, Tochter des Sire Hugo
- 1402
Ludwig
1320-25.8.1326/29
Literatur:
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Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart
Berlin Köln 2000 Seite 244 - Ehlers Joachim: Geschichte Frankreichs
im Mittelalter. W. Kohlhammer GmbH 1987 Seite 204 - Ehlers Joachim/Müller
Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige
des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München
1996 Seite 238,256 - Favier, Jean: Frankreich im Zeitalter der Landesherrschaft
1000-1515. Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1989 Seite 301 -