Chrodoald                                      Fränkischer Großer
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   624 ermordet
     Trier
 

Sohn des N.N. (AGILOLFINGER)
 

Lexikon des Mittelalters: Band II Spalte 1950
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Chrodoald, Großer des Franken-Reiches aus der Familie der AGILOLFINGER
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      625

  oo vermutlich Tante des fränkischen Königs Theudebert II.

Sohn:
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Fara

Chrodoald, von dem Fredegar berichtet, er sei „ex proceribus de genet nobili Agylolfingam“, Gegner der Partei Bischof Arnulfs von Metz, wurde ein frühes Opfer der Adelsgegensätze im Franken-Reich. Er ist offensichtlich identisch mit jenem Chrodoald, der 610/11 im Hause des Bischofs Leupacharius von Tours als treuer Gefolgsmann (Tischgenosse) König Theuderichs II. begegnet und mit einer amita KönigTheudeberts II. (595-612) vermählt war. Hier in Tours trat er dem Iren Columban stolz und abweisend gegenüber. Der mächtige AGILOLFINGER Chrodoald fiel 624 auf Betreiben Arnulfs von Metz und Pippins des Älteren bei König Dagobert I. in Ungnade. Man warf ihm nicht nur allzu großen Reichtum und Hochmut vor, sondern auch Begierde nach fremden facultates(das heißt wohl Besitzungen und Machtpositionen der ARNULFINGER). Chrodoald gelang es zwar, nach Paris zu fliehen und nach Verhandlungen mit König Chlothar und seinem Sohn Dagobert die Zusicherung freien Geleits zu erhalten; der junge König Dagobert begleitete den AGILOLFINGER nach Trier, wo Chrodoald mit Wissen des Königs von Berthar, einem Parteigänger der ARNULFINGER, ermordet wurde. Da die Positionen seines Sohnes Fara im Mittelrheingebiet und östlich des Rheins lagen, wird man annehmen dürfen, daß hier auch der Schwerpunkt von Chrodoalds Hausmacht war.

W. Störmer

Quellen.
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Fredegar IV c. 52 - Jonas, Vita Columbani I c 22

Literatur:
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E. Ewig, Die frk. Teilreiche im 7. Jh. (613-714), Trierer Zs. 22, 1953 - R. Sprandel, Der merow Adel und die Gebiete östl. des Rheins, 1957 - M. Gockel, Karol. Königshöfe am Mittelrhein, 1970 - A. Friese, Stud. zur Herrschaftsgesch. des frk. Adels, 1979 - E. Hlawitschka, Stud. zur Genealogie und Gesch. der Merowinger und der frühen Karolinger, Rhein Vjbll 43, 1979 -


Werner Karl Ferdinand: Seite 108
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„Bedeutende Adelsfamilien im Reich Karls des Großen“

Ein ersten  Zusammenstoß zwischen den ARNULFINGER/PIPPINIDEN und den AGILOLFINGERN hatte 624 zum Tod des AGILOLFINGERS Chrodoald (Chrodvald) auf Anstiften Arnulfs und Pippins I. geführt. Dem AGILOLFINGER warfen die austrasischen Großen allzu großen Reichtum und Hochmut vor.
Vielleicht ist Chrodoald der Mann der Schwester Childeberts.

Friese Alfred: Seite 17-20,164
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"Studien zur Herrschaftsgeschichte des fränkischen Adels"

In die enge Verwandtschaft dieser Optimaten (Familien Autharis und Chagnerichs) gehört der Schwager des MEROWINGERS Theudebert II. (595-612), der AGILOLFINGER Chrodoald und sein Sohn Fara, Radulfs Freund und späterer Bundesgenosse in kriegerischen Auseinandersetzungen.
Chrodoald, von dem Fredegar ausdrücklich bezeugt, er sei quidem ex proceribus de gente nobili AYGLOLFINGAM, wurde das erste Opfer des ständig stärker werdenden Gegensatzes zwischen neustroburgundischem und austrasischem Adel. Ihn, der im Haus des Bischofs Leupar von Tours als Getreuer (fidelis) des geschmähten Königs Theuderich II. Columban stolz und abweisend entgegengetreten war (610/11), verdächtigte die Partei Arnulfs bei König Dagobert.
Zwar gelang es Chrodoald zunächst, nach Paris zu fliehen und in Verhandlungen zwischen Chlothar und seinem Sohn die Zusicherung ungefährdeter Rückkehr zu erhalten, doch als er mit Dagobert I. zurückreiste, wurde er in Trier - nicht ohne Wissen des Königs - von einem Parteigänger der ARNULFINGER, Berthar von Scarpona, ermordet (625). Die Annahme, dass den Bayern damals ein königliches Mandat, gewissermaßen als Buße Dagoberts für den Mord an Chrodoald, die Erblichkeit des Herzogsamtes in der Sippe der AGILOLFINGER sicherte, ist gut begründet.
Der AGILOLFINGER Fara hat im Jahre 641 im Vorfeld des thüringischen Dukats am Unter- und Mittelmain einen so großen Herrschaftsbereich inne, dass er gegen das autrasische Heer unter Führung des KAROLINGERS Grimoald und des Herzogs Dalgisel Widerstand leisten kann. Er war wie sein Freund Radulf, der die Austrasier nach der Niederlage Faras besiegen konnte, ein erbitterter Feind der KAROLINGER, die seinen Vater Chrodoald hatten ermorden lassen.

Ewig Eugen: Seite 131,140
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„Die Merowinger“

Zu Beginn seiner Regierung in Auster geriet Dagobert "auf Anstiften" Arnulfs von Metz und des Hausmeiers Pippin in Konflikt mit Chrodoald, dem Vater Faras, der  mit dem Tode bedroht, dann durch Chlothar II. mit Dagobert versöhnt, schließlich docha auf dessen Befehl in Trier getötet wurde. Fara blieb indessen verschont, sein Amts- oder Herrschaftsbereich erhalten.
 
 
 
 

  oo Gaila von Friaul, Tochter des Herzogs Gisulf
           †

Gaila war die Schwester der Königin Appa-Bilichilde, Gemahlin des MEROWINGERS Theudebert II.
 
 
 
 

Kinder:

  Fara
       641
 
 
 
 

Literatur:
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Ewig Eugen: Die Merowinger. Verlag W. Kohlhammer Stutgart Berlin Köln 1993 Seite 131,140 - Friese Alfred: Studien zur Herrschaftsgeschichte des fränkischen Adels Seite 17-20,164 - Jarnut Jörg: Agilolfingerstudien. Untersuchungen zur Geschichte einer adligen Familie im 6. und 7. Jahrhundert. Anton Hiersemann Stuttgart 1986 Seite 35,42,62,66,70,73,76,81,85,87,89,117,125 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 16,19 - Werner Karl Ferdinand: Bedeutende Adelsfamilien im Reich Karls des Großen. Band I Seite 83-142 in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf -