Tochter des Franken-Königs
Chilperich I. von Neustrien aus seiner
1. Ehe mit der Audovera
Schwennicke Detlev: Tafel 2
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"Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"
BASINA
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†
nach 590
580-581 geistlich zu St-Croix in Poitiers
BASINE
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†
ab 580 Nonne in Abtei Poitiers
Nach dem Tod der Radegundis
brach in ihrem Kloster Hader und Zwietracht aus. Zwei merowingische
Prinzessinnen, Chrodechildis,
eine Tochter Chariberts,
und Basina, eine Tochter Chilperichs,
waren in das Heiligkreuzkloster eingetreten, Basina
unfreiwillig.
Zur Nonne waren beide ungeeignet; vor allem Chrodechilde
in ihrer ungezügelten barbarischen Wildheit, durchdrungen vom Stolz
auf ihr MEROWINGER-Blut.
Sie entfesselte nach dem Tod der Radegundis
einen wahren Aufruhr gegen die Äbtissin Leubowera, die aus
adligem, aber nicht aus königlichem Geschlecht war. Sie verführte
ihre Cousine Basina
und 40 Nonnen mitzumachen;
sie mußten ihr schwören, Leubowera zu vertreiben. Chrodechilde
und ihr Anhang zogen aus dem Kloster Ste. Croix aus nach St. Hilaire, sie
widersetzten sich gewalttätig bischöflicher Vorladung und allen
Zurechtweisungen. Der Streit schwelte lange, bis es zur Eskalation kam.
Gregor hat die Schlußphase wieder farbenreich geschildert (X. Buch,
Kap. 15,16): "Das Ärgernis aber, das in dem Kloster zu Poitiers aus
der Saat des Teufels erwachsen war, erhob sich täglich zu größerem
Übel; denn nachdem Chrodechilde...
Mörder, Giftmischer, Hurer, Landflüchtige und Verbrecher anderer
Art um sich gesammelt hatte und zum Aufruhr bereit saß, gab sie jenen
Leuten Befehl, bei Nacht in das Kloster einzubrechen und die Äbtissin
mit Gewalt fortzuschleppen. Diese hörte aber den herankommenden Aufruhr
und verlangte, man solle sie zu der Lade des heiligen Kreuzes tragen -
denn sie litt an Gichtschmerzen -, damit sie durch dessen Beistand geschützt
würde. Als aber die Männer einbrachen, zündeten sie eine
Kerze an und liefen mit ihren Waffen überall in dem Kloster umher
und suchten die Äbtissin. Da sie aber in die Kapelle kamen, fanden
sie sie vor dem Schrein des heiligen Kreuzes am Boden liegen. Und einer
von ihnen, der noch schlimmer war als die übrigen, machte sich schon
bereit, die Greueltat zu begehen, um die Äbtissin mit einem Schwerte
zu zerhauen, als ein anderer ihn, ich glaube mit Beistand der göttlichen
Vorsehung, mit seiner Klinge durchbohrte. Da das Blut hervorströmte
und er zu Boden stürzte, konnte er den Vorsatz nicht ausführen,
den er in seinem verruchten Sinne gefaßt hatte. Inzwischen bedeckten
die Pröpstin Justina" - sie war eine Nichte Gregors; seine
Informationen stammen also direkt aus dem Kloster, kommen aber von einer
Partei - "und die andern Schwestern die Äbtissin mit der Decke des
Altares, der vor dem jeiligen Kreuz stand, und löschten die Kerze
aus. Aber jene kamen mit gezückten Schwertern und Lanzen, zerrissen
ihr das Kleid, zerfleischten den Nonnen beinahe die Hände und ergriffen
die Pröpstin, da es dunkel war, anstelle der Äbtissin ..." Schließlich
brachte diese Räuberhorde die Äbtissin - die Pröpstin ließen
sie los, als sie ihren Irrtum erkannten - in Haft und plünderten das
Kloster aus. Der Aufstand griff weiter um sich, so daß der König
schließlich eine Bischofskonferenz einberief, die diese Untaten durch
kirchenrechtliche Strafen abstellen sollte. Es nahm übrigens auch
der Bischof Eberegisel von Köln daran teil, so weite Kreise
zog diese Geschichte. Die Bischöfe verlangten zunächst, daß
der Aufruhr durch den zuständigen Amtsträger des Königs,
den Grafen Macco von Poitiers, unterdrückt würde. Chrodechilde
trat den Leuten des Grafen mit dem Kreuz des Herrn, "dessen Wunderkraft
sie früher verachtet hatte", entgegen mit den Worten: "Braucht, ich
erfordere euch, keine Gewalt gegen mich, die ich eine Königin bin,
eines Königs Tochter und die Base eines anderen Königs;
tut es nicht, es möchte sonst einst die Zeit kommen, da ich mich an
euch räche." Der Aufstand wurde aber mit roher Gewalt unterdrückt.
Die Äbtissin wurde vor dem bischöflichen Gericht unter anderen
Anklagen, die sie zurückweisen konnte, vorgeworfen, sie habe am Brett
mit Würfeln gespielt, weltliche Personen hätten mit ihr geschmaust,
ja es sei sogar eine Verlobung in dem Kloster gefeiert worden; ferner habe
sie sich unterstanden, ihrer Nichte von einer schwerseidenen Altardecke
Kleider machen zu lassen, die goldenen Blättchen, welche am Saume
der Decke gewesen seien, abzuschneiden, auch habe sie dieser Nichte aus
Prunksucht eine mit Gold verzierte Kopfbinde anfertigen lassen ... Die
Äbtissin antwortete in Bezug auf das Brettspiel, wenn sie bei Lebzeiten
der heiligen Radegunde gespielt
habe, so treffe sie deshalb geringere Schuld, auch verböten weder
die Regel noch die Kirchengesetze ausdrücklich das Spiel. Aber auf
den Befehl der Bischöfe hin versprach sie, willig und reuig die Buße
zu leisten, die ihr auferlegt würde. Was die Schmausereien beträfe,
sagte sie, so habe sie keine neue Sitte im Kloster eingeführt, sondern
es so gehalten, wie es zu Zeiten der heiligen Radegunde
üblich gewesen, sie habe christlich gesinnten gläubigen Personen
geweihtes Brot verabreicht, die sogenannten Eulogien, daß sie selbst
mit ihnen jemals geschmaust habe, könne man ihr nicht nachweisen.
Wegen der angeführten Verlobung gab sie an, sie habe in Gegenwart
des Bischofs, der Geistlichkeit und angesehner Leute den Brautschatz für
ihre Nichte, die eine Waise sei, empfangen - das bedeutet, daß sie
als "Muntwalt" der Nichte tätig geworden ist - erklärte aber,
wenn dies ein Vergehen sei, so wolle sie vor allen um Verzeihung bitten;
aber ein Gelage habe sie auch dabei im Kloster nicht angestellt. "...wegen
der Altardecke ... stellte sie eine Nonne von edler Geburt als Zeugin,
daß diese ihr einen schwerseidenen Überhang, den sie von ihren
Eltern mitgebracht, zum Geschenk gegeben habe, davon habe sie ein Stück
abgeschnitten, um es nach ihrem Belieben zu verwenden; von dem übrigen
habe sie, soviel dazu erforderlich ewesens ei, als Decke zum würdigen
Schmuck des Altares verwendet, den Rest aber ... ihrer Nichte als Purpurbesatz
an das Kleid gemacht; wegen der goldenen Blättchen der mit Gold verzeirten
Stirnbinde stellte sie den Grafen von Poitiers als Zeugen, daß sie
durch ihn von dem Bräutigam der Nichte 20 Goldgulden empfangen habe,
davon habe sie dies bestritten ..." Daraufhin wurde sie mit einer väterlichen
Ermahnung bedacht. Das Gericht der Bischöfe schloß hingegen
Chrodechilde
und Basina
aus der Kirchengemeinschaft
aus. Basina bereute, Chrodechilde
blieb uneinsichtig; auf Bitten des Königs wurden sie aber wieder in
die Kirchengemeinschaft aufgenommen, Basina
kehrte ins Kloster zurück,
Chrodechilde
wurde
ein ihr seinerzeit vom König geschenkter Hof zum Aufenthalt angewiesen.
Literatur:
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Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter.Verlag C.
H. Beck München 1994 Seite 53-55 - Hartmann
Martina: Aufbruch ins Mittelalter. Die Zeit der Merowinger. Primus
Verlag 2003 Seite 60,140,142 -
Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln
Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998
Tafel 2 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln
zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag
Frankfurt/Main 1993 Tafel 2 -