Jüngerer Sohn des Kaisers
Alexios
IV. von Trapezunt und der Theodora
Kantacuzena, Tochter von Protostrator Theodoros
Thiele, Andreas: Tafel 216
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser
Ergänzungsband"
DAVID
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† 1463
ermordet
David war ab 1424 Mitregent-Despotes, wurde später Gesandter seines Bruders Johannes IV. bei Sultan Mohammed II. in Konstantinopel. Er folgte um 1459 seinem Bruder als letzter Kaiser von Trapezunt, scheiterte mit anti-osmanischen Bündnissen, wurde 1462 inhaftiert und 1463 mit seinen Söhnen in Konstantinopel ermordet.
oo HELENE
KANTAKUZENA, Tochter des Theodoros
† 1463/64
Runciman Steven: Seite 181-183,193
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"Die Eroberung von Konstantinopel 1453"
Als nächstes kam das Kaiserreich Trapezunt an die
Reihe. Johannes IV., der Groß-KOMNENE,
den Phrantzes wegen seines Frohlockens über den Tod Murads
II. zurechtgewiesen hatte und der sich 1453 mit dem Versprechen
eines ansehnlichen Tributs vom Sultan seine Immunität erkauft hatte,
war 1458 gestorben. Er ließ zwei verheiratete Töchter und einen
Sohn, den erst vierjährigen Alexios
zurück. Eine lange Regentschaft konnte offensichtlich nur Unheil bringen,
folglich bestellten die Trapezunter Johannes'
jüngeren
Bruder David zum Kaiser.
David rechnete, der Sultan habe zuviel in Europa zu tun, als
daß er sich um Ost-Anatolien kümmern werde. Er stand mit den
Republiken Venedig und Genua und mit dem Papst in Verbindung, die ihm sämtlich
Hilfe versprachen, und verließ sich ganz besonders auf die Freundschaft
seiner Familie mit dem größten der örtlichen turkmenischen
Stammeshäupter,
Uzun Hasan, dem Herrn der Horde der Weißen Hammel.
Mit Uzun Hasan als Freund glaubte der Kaiser von Trapezunt sich
gesichert.
Sultan
Mehmed hätte es sich nicht gestatten können, ein solches
Bündnis unbeachtet zu lassen; doch war es David,
der den Krieg heraufbeschwor. Er verlangte von Mehmed
eine Ermäßigung des Tributs, den sein Bruder entrichtet hatte,
und ließ seine Forderung durch Uzun Hasans Botschafter überbringen,
die sich in Konstantinopel befanden, wo sie namens ihres Herrn noch anmaßendere
Forderungen stellten. Im Sommer 1461 rüstete Mehmed
eine Heer und eine Flotte zu, um diese Unverschämtheiten zu ahnden.
Nachdem die Flotte unter dem Admiral Kasim Pascha entlang der anatolischen
Küste des Schwarzen Meeres ausgelaufen war, stieß der Sultan
in Brusa zu seinem Heer. Beim Anblick einer solchen Streitmacht begann
die große Allianz zu zerbröckeln. Indes das Heer im Juni gegen
Sinope marschierte, hielt die Flotte unterwegs inne, um den genuesischen
Hafen zu überrumpeln und einzunehmen. Gegen Ende des Monats trafen
sich Heer und Flotte vor Sinope. Sinope wurde ohne Widerstand besetzt und
das Heer drang weiter vor auf Uzun Hasans Gebiet und erstürmte
die Grenzfestung Koylu Hissar. Die Karamanier hatten keinerlei Anstalten
gemacht, ihrem Verbündeten zu Hilfe zu kommen. Uzun Hasan zog
sich ostwärts zurück und entsandte seine Mutter Sara Khatun
mit kostbaren Geschenken ins Lager des Sultans. Mehmed
empfing die Fürstin huldvoll. Unter der Bedingung, daß er Koylu
Hissar behalten könne, willigte er ein, Frieden zu schließen.
Saras Bemühungen, das Heimatland ihrer Schwiegertochter zu
retten, schlug hingegen fehl. "Warum dich erschöpfen, mein Sohn" fragte
sie ihren Gastgeber, "für etwas so Geringes wie Trapezunt?" Er erwiderte,
er halte das Schwert des Islam in seinen Händen und müßte
sich schämen, wollte er sich nicht für den Glauben erschöpfen.
Anfang Juli erreichte die türkische Flotte Trapezunt,
und die Seeleute gingen an Land, um die Vorstädte zu verwüsten.
Doch gegen die großen Umfassungsmauern der Stadt vermochten sie nichts
auszurichten. Zu Beginn des August traf die Vorhut des Heeres unter dem
Großwesir Mahmud vor den Mauern ein. Mahmud war gleich
den meisten neuen Ministern des Sultans ein Renegat, Sohn eines serbischen
Fürsten und einer Dame aus Trapezunt. Er hatte einen Vetter,
der in der Stadt lebte, den Gelehrten Georg Amirutzes, der gebürtige
Trapezunter war. Amirutzes war in Florenz einer der Befürworter
der Kirchenunion gewesen und
Kaiser
David schätzte ihn hoch. Mahmud entsandte seinen
griechischen Sekretär Thomas Katabolenou in die Stadt mit dem
offiziellen Auftrag, den Kaiser zur Übergabe aufzufordern, insgeheim
jedoch, um die Verbindung mit Amirutzes aufzunehmen. David
zeigte
sich anfänglich halsstarrig. Seine Gemahlin, Kaiserin
Helena, die der großen Familie der KANTAKUZENOS
entstammte, hatte sich soeben nach Georgien begeben, um von ihrem Schwiegersohn
Hilfe zu erbitten. Doch als Amirutzes, von Mahmud wohl informiert
und ausreichend bestochen, ihm mitteilte, Hasan habe Frieden geschlossen
und Briefe von Sara Khatun die Nachricht bestätigten, und als
Amirutzes des weiteren berichtete, Mahmud verbürge sich
dafür, daß der Sultan die kaiserliche Familie anderwärts
mit Besitzungen ausstatten werde, begann der Kaiser zu schwanken. Er schickte
Abgesandte zu Mehmed, der jetzt mit
seinem Hauptheer herannahte, und erbot sich, die Stadt zu übergeben,
wenn er dafür, wo immer es dem Sultan beliebe, Länder gleicher
Größe und gleichem Wert erhalte; ferner wolle er dem Sultan
seine jüngere Tochter Anna
als Gemahlin zusenden. Mehmed, den
die Flucht der Kaiserin erzürnt hatte, erwiderte mit der Forderung
nach bedingungsloser Übergabe. Da Amirutzes ihm unablässig
vor Augen hielt, daß Widerstand nutzlos sei, und Sara ihm
schrieb, sie stehe mit ihrem persönlichen Wort dafür ein, daß
er und seine Familie ehrenvoll behandelt werden würden, gab David
schließlich nach. Mann kann ihm schwerlich einen Vorwurf machen.
Uzun Hasan und seine türkischen Verbündeten hatten ihn
im Stich gelassen. Keine westliche Macht konnte mit Hilfeleistung zu ihm
gelangen, und die Georgier gedachten allein nicht einzugreifen. Trapezunt
mit seinem starken Verteidigungswerken hätte möglicherweise mehrere
Wochen lang standhalten können. Am 15. August 1461 zog der türkische
Sultan in die letzte Hauptstadt der Griechen ein. Sara Khatuns Versprechen
wurden eingehalten. Der Kaiser, seine Kinder und sein junger Neffe Alexios
wurden vom Sultan huldvoll empfangen und auf einem besonderen Schiff nach
Konstantinopel gebracht, mitsamt den Hofbeamten und ihrem gesamten persönlichen
Besitz, mit Ausnahme einer Menge Schmucksachen, welche Sara als
Belohnung für ihre Vermittlung erhielt. Nicht allen Angehörigen
der Kaiserfamilie wurde die Freiheit gewährt. Davids
Schwägerin Maria Gattilusi wurde in den Harem des Sultans gebracht.
Das Schicksal des Kaiserhauses von Trapezunt war
von unmittelbarer Tragik. Kaiser
David erfreute sich zwei Jahre lang einer behaglichen Pension.
Doch im Jahr 1463 meldete sein falscher Freund Georg Amirutzes den
türkischen Behörden, der vormalige Kaiser habe von seiner
Nichte, der Gattin Uzun Hasans, einen Brief erhalten,
in welchem sie vorschlug, ihr Bruder Alexios
oder einer seiner eigenen Söhne solle sie besuchen kommen. Der Sultan
beliebte darin Verrat zu erblicken. David
wurde am 26. März 1463 in Adrianopel ind en Kerker geworfen und am
1. November wurden er selbst, sechs seiner sieben Söhne und sein
Neffe Alexios in Konstantinopel
hingerichtet. Ihren Leichen wurden die Bestattung verweigert, und als
Kaiserin
Helena mit eigenen Händen Gräber für sie grub
und sie in ihnen beerdigte, wurde sie zu einer Geldstrafe von 15.000 Dukaten
verurteilt, die binnen dreier Tage zu zahlen waren, andern falls auch sie
umgebracht werden würde. Treue Freunde und Gefolgsleute brachten das
Geld auf; sie jedoch zog sich aus der Öffentlichkeit zurück und
verbrachte den kurzen Rest ihrer Tage in Sackleinen gekleidet in einer
Elendshütte aus Stroh. Ihr jüngster Sohn Georg,
ein dreijähriges Kind, wurde als Mohammaedaner erzogen. Später
wurde ihm gestatter, Uzun Hasan zu besuchen, von dessen Hof er zu
seiner Schwester in Georgien floh. Er kehrte zum christlichen Glauben zurück
und heiratete eine georgische Prinzessin, von der er anscheinend Nachkommen
hatte; aber die weitere Geschichte der Familie ist unbekannt. Seine andere
Schwester Anna wurde in den
Harem des Sultans geschickt und später, jedoch nur für eine gewisse
Zeit, an Zaganos Pascha, den Statthalter von Mazedonien,
weitergegeben. Auch sie war zwangsweise zum Islam bekehrt worden; doch
in ihren späteren Lebensjahren gelang es ihr, sich aufs Land in die
Nähe ihrer Geburtsstadt Trapezunt zurückzuziehen. Sie gründete
ein Dorf, das nach ihr Kyranna genannt wurde, und stiftete dort eine Kirche.
1. oo Maria Theodosi
†
2. oo Helena Kantakuzena, Tochter des Theodoros
um 1420 † 1465
Kinder:
Georg
†
1463 ermordet
Basileios
†
1463 ermordet
Manuel
†
1463 ermordet
Anna
†
oo 2. Saganos Pascha Gouverneur von Thessalien
†
Literatur:
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Babinger Franz: Mehmed der Eroberer. Weltenstürmer
einer Zeitenwende. R. Piper GmbH&Co. KG, München 1987 Seite 196,197,198,201,202,206,209,227,231,232,246
- Runciman Steven: Die Eroberung von Konstantinopel 1453 C.H. Beck'sche
Verlagsbuchhandlung München 1966 Seite 181-183,193 - Thiele,
Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser
Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 216 -