Begraben: Priorat Reichenbach
Jüngerer Sohn des Herzogs
Berthold I. der Bärtige von Kärnten und der Richwara
von Babenberg-Schwaben, Tochter von Herzogs Hermann IV.
Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 1162
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Gebhard III, Bischof von Konstanz seit 1084
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+ 12. November 1110
Begraben: Priorat Reichenbach (?)
Sohn des Zähringer-Herzogs Berthold I. von Kärnten und der Richwara, zunächst Propst von Xanten, dann Mönch in Hirsau. Am 21. Dezember 1084 wählte in eine unter dem Vorsitz des päpstlichen Legaten Odo von Ostia in Konstanz tagende Synode zum Bischof. Damit war das nach seiner Ausdehnung umfangreichste deutsche Bistum in die Hand eines der verläßlichsten Vertreter der gregorianischen Partei gelangt. 1089 von Papst Urban II. zum Legaten in Deutschland ernannt, vermochte Gebhard III., eine führende Rolle in der schwäbischen Opposition gegen HEINRICH IV. zu übernehmen und vor allem durch die Neubelebung des Instituts der Diözesansynoden Konstanz zu einem Mittelpunkt des Reformgedankens in Schwaben auszugestalten. Indes gelang es 1103 dem Gegenbischof Arnold von Heiligenberg, den inzwischen politisch isolierten aus Konstanz zu verteiben. Nachdem Gebhard III. eine Einigung mit HEINRICH V. und dem Papst erzielt und im Auftag Paschalis' II. den jungen König von der Exkommunikation losgesprochen hatte, wurde er 1105 von HEINRICH V. nach Konstanz zurückgeführt und verkündete auf der Diözesansynode einen Landfrieden. In Ingelheim nahm er maßgeblichen Einfluß darauf, dass HEINRICH IV. eine Absolution verweigert wurde. Er reiste 1106 als Gesandter HEINRICHS V. zum Papst. Als er sich 1107 der Teilnahme an der Synode von Troyes widersetzte, brachte ihm dies eine Rüge des Papstes ein. Das bedeutete das Ende seines Legatenamtes und seiner politischen Tätigkeit überhaupt.
Quellen und Literatur:
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C. Henking, G. III. Bf. v. Constanz 1084-1110 [Diss.
Zürich 1880] - H. Maurer, G. v. Konstanz [Die Zähringer. Veröff.
zur Zähringer-Ausstellung II, 1986], 187f. - J. Wollasch, Mgf. Hermann
und Bf. G. III. v. Konstanz. Die Zähringer und die Reform der Kirche
(Die Zähringer in der Kirche des 11. und 12. JH., hg. K.S. Franke,
1987), 27-53.
Gebhard von Konstanz (Nrn. 151-160)
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Gebhard, ein Sohn
Herzog Bertolds, des ersten Herzogs aus dem ZÄHRINGER-Geschlecht,
und der Richwara, war zunächst Propst in Xanten gewesen,
war danach Mönch in Hirsau geworden und hatte von 1084 bis
1110 als Gebhard III. den Konstanzer
Bischofsstuhl inne.
Nachdem ihn Gregor VII. bereits im Jahre 1079 als Kandidaten
für den Magdeburger Erzstuhl vorgeschlagen hatte, wählte ihn
am 21. Dezember 1084 eine unter dem Vorsitz des päpstlichen Legaten
Odo von Ostia in Konstanz tagende Synode zum Bischof von Konstanz. Am folgenden
Tage wurde er in der Kirche des Klosters Petershausen zum Bischof geweiht,
in der Kirche jenes Klosters, dessen Reform er - mit Hilfe Abt Wilhelms
von Hirsau - bereits ein halbes Jahr nach der Besteigung des Bischofsstuhls
in Angriff nehmen sollte. Mit der Wahl Gebhards
war
- nach der Vertreibung des von HEINRICH IV. eingesetzten
Bischofs Otto - dem päpstlichen Legaten, den Reformern um Wilhelm
von Hirsau und der anti-salischen
Fürstenopposition
S-Deutschlands ein großer Erfolg gelungen: das nach Ausdehnung umfangreichste
deutsche Bistum war in die Hand eines der verläßlichsten Vertreter
der gregorianischen Partei in Deutschland gelangt. Im Jahre 1089 ernannte
Papst Urban II. den energischen Parteigänger zu seinem Legaten in
Deutschland, eine Ernennung, die 1099 von Papst Paschalis II. bestätigt
wurde. Durch diese Stellung vermochte er die führende Rolle der schwäbischen
Opposition gegen
HEINRICH IV. zu übernehmen;
sein Bischofssitz wurde durch ihn zu einem bedeutsamen Mittelpunkt des
Reformgedankens in Schwaben und zugleich - vorab durch die Tätigkeit
Bernolds (vgl. Nrn. 149, 158) - zu einem Zentrum kanonistischer Tätigkeit.
1093 brachte
Gebhard in Ulm nicht nur
einen schwäbischen Landfrieden zustande, sondern nahm auch Herzog
Welf als päpstlichen Vasallen auf, wie er dies bereits früher
mit seinem Bruder, Herzog Bertold, getan hatte. Im Jahre 1094 hielt
er in Konstanz ein entscheidende Reformsynode ab, wie er überhaupt
das Institut der Diözesansynoden wieder neu belebte: Die Konstanzer
Synoden der Jahre 1086,1092,1094 und 1105 dienten - nun der Regelung der
Angelegenheiten von Klöstern - vor allem der Klärung von Fragen
der Zucht der Mönche und Kleriker und dienten damit der praktischen
Umsetzung des Reformgedankens. Wie ernst Gebhard sein episkopalen Aufgaben
nahm, zeigt sich auch in der auffallend großen Zahl von Kloster-,
Kirch- und Altarweihen, die er im Verlaufe seines Pontifikats in beinahe
allen Teillandschaften seiner Diözese, ja darüber hinaus auch
in Nachbardiözesen vornahm (Nr. 163).
Indessen gelang es im Jahre 1103 dem Gegenbischof Arnold
von Heiligenberg, den inzwischen politisch Isolierten aus Konstanz zu vertreiben.
Nachdem
Gebhard eine Einigung zwischen
HEINRICH V. und dem Papst erzielt und
im Auftrage Paschalis II. den jungen König von der Exkommunikation
losgesprochen hatte, wurde er 1105 von
HEINRICH
V. selbst nach Konstanz zurückgeführt, wo er noch
im gleichen Jahre auf einer Diözesansynode einen Landfrieden verkündete.
In Ingelheim nahm er maßgeblichen Einfluß darauf, dass HEINRICH
IV. die Absolution verweigert wurde, und 1106 reiste er als
Gesandter HEINRICHS V. zum Papst. Als
er sich 1107 der Teilnahme an der Synode von Troyes widersetzte, brachte
ihm diese Weigerung eine Rüge des Papstes ein. Das bedeutete zugleich
das Ende seines Legatenamtes und seiner politischen Tätigkeit überhaupt.
Unter Bischof Gebhard
wurde der von Rumold begonnene Neubau des Münsters vollendet; im Jahre
1089 soll er den Neubau geweiht haben (Nr. 151). Um das Jahr 1100 ließ
Gebhard
die Gebeine des Bischof Konrad (934-975) aus dem Grab bei der
Mauritiusrotunde neben dem Chor der Bischofskirche erheben und feierlich
in das Münster übertragen. Wohl auf der Oktober-Synode des Jahres
1105 war bestimmt worden, dass Tuto die von ihm gegründete cella Wagenhausen
an Bischof Gebhard
übertragen
solle (vgl. Nr. 157). Dieser unterstellte das Kloster jedoch sogleich dem
bischöflichen Eigenkloster Petershausen. Außerdem verlegte er
das durch Bischof Konrad in der Bischofsstadt gegründete Spital nach
Münsterlingen zu einem bereits bestehenden Frauenkloster und gründete
vor den Toren der Stadt die Kirche St. Ulrich und Afra, aus der später,
unter dem Pontifikat seines Nachfolgers Ulrich I., Stift Kreuzlingen hervorgehen
sollte (Nr. 159).
Bischof Gebhard starb
am 12. November 1110 und wurde möglicherweise im hirsauischen
Priorat Reichenbach (vgl. Nrn. 154-155, 160) beigesetzt.
Literatur:
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G. Meyer von Knonau, Gebhard III., Bischof von Konstanz,
in: ADB 8, 1878, S. 453-457 - Henking, Gebhard III.; Heyck, Geschichte,
S. 109ff. - O. Schumann, Die päpstlichen Legaten in Deutschland zur
Zeit Heinrichs IV. und Heinrichs V. (1056-1125), Diss. phil. Marburg 1912,
S. 67ff. - P. Diebolder, Bischof Gebhard III. von Konstanz (1084-1110)
und der Investiturstreit in der Schweiz, in: ZSKG 10 (1916), S. 81-101
und 187-208 - M. Eimer, Bischof Gebhard III. und Cluny, in ZGO NF 59 (1950),
S. 284-287 - H. Jakob, Die Hirsauer (Kölner Histor. Abhandlungen 4),
1961 passim, insbes. S. 146ff. und 215ff. - K. Schmid, Art. "Gebhard III.,
Bischof von Konstanz", in: NDG 6, 1964, S. 114-115 - A. Becker, Papst Urban
II. (Schriften der MGH 19), Tl. 1, 1964, S. 139ff. und 144ff. - H. Maurer,
Die Konstanzer Bürgerschaft im Investiturstreit, in Investiturstreit
und Reichsverfassung, hrsg. v. J. Fleckenstein (VuF 17), 1973, S. 363-370
- I.-J. Miscoll-Reckert, Kloster Petershausen als bischöflich-konstanzisches
Eigenkloster (Konstanzer Geschichts- und Rechtsquellen 18), 1973, S. 131ff.
und S. 169ff. - J. Vogel, Zur Kirchenpolitik Heinrichs IV. nach seiner
Kaiserkrönung ..., in: FmSt 16, S. 161-192, hier S. 165-170, 180 und
192 -
Heyck Dr. Eduard: Seite 111-221
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"Geschichte der Herzöge von Zähringen"
Bertold
II. und Gebhard waren Söhne
einer Mutter; wer von beiden der jüngere war, hat keine Quelle aufbewahrt.
Gebhards
Biographen glauben sein Geburtsjahr über 1050 hinaufrücken
zu müssen.
Gebhard trat in das
strenge Kloster Hirsau ein. Als Gabe brachte er seinem Kloster die verödete
Propstei Weilheim nebst den dazu gehörigen Gütern, und zwar mit
Zustimmung seines Bruders.
Black-Veldtrup Mechthild: Seite 333
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"Kaiserin Agnes"
Gebhard, ein Sohn Herzog Bertholds von Kärnten, der bereits im Zusammenhang mit dem Wormser Hoftag von 1072 und den Fragen der Kirchenreform erwähnt wurde, soll demnach um 1050 geboren worden sein. Da ihn Papst Gregor VII. 1079 als Erzbischof von Magdeburg vorschlug, er deshalb zu diesem Zeitpunkt das vom kanonischen Recht für Bischöfe geforderte Mindestalter von 30 Jahren erreicht haben müßte, ist er wohl um 1050 geboren. Von den einzelnen Stationen seiner geistlichen Laufbahn ist bekannt, dass er unter Erzbischof Anno II. (1056-1075) ein Kanonikat in Köln innehatte, dann Propst in Xanten wurde und schließlich als Mönch in Hirsau eintrat; 1084 wurde er dann vom Kardinallegaten Odo zum Bischof von Konstanz geweiht und gehörte im folgenden zu den konsequentesten Reformern auf der Seite des Papsttums.
Stälin Paul Friedrich: Seite 251
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"Geschichte Württembergs"
Gebhard hielt um den
1. April 1086 in seiner Residenz eine große Synode, auf welcher von
weltlichen Großen namentlich Herzog Welf, die beiden Berchtolde,
die Grafen Kuno von Wülflingen-Achalm und Mangold von Althausen anwesend
waren, sowie eine weitere gleichfalls zahlreich besuchte in der Karwoche
des Jahres 1094.
Literatur:
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Fenske, Lutz: Adelsopposition und kirchliche Reformbewegung
im östlichen Sachsen. Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1977,
Seite 45,50,142 A. 240,145 A. 265,152,158-160,165-170,198 A. 15,208,212,216,217
- Hils, Kurt: Die Grafen von Nellenburg im 11. Jahrhundert. Ihre
Stellung zum Adel, zum Reich und zur Kirche, Eberhard Albert Verlag Freiburg
1967, Seite 38,88,92,96, 102-105,110, 113,117-119,122,124 - Wies,
Ernst W.: Kaiser Heinrich IV. Canossa und der Kampf um die Weltherrschaft,
Bechtle Esslingen 1996, Seite 206,222,225,242 -