Begraben: Kloster Scheyern
Ältester Sohn des Pfalzgrafen
Otto I. von Wittelsbach aus dem Hause der Grafen von Scheyern und
der Heilika
von Lengenfeld, Erbtochter von Graf Friedrich II.
Lexikon des Mittelalters: Band VI Seite 1572
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Otto I., Herzog von Bayern
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* um 1120, + 11. Juli 1183
wohl Kehlheim Pfullendorf
Begraben: Kloster Scheyern
WITTELSBACHER, folgte seinem Vater, dem bayerischen Pfalzgrafen Otto V., 1156 in allen Befugnissen nach. Von Anfang an begegnet er oftmals im Gefolge FRIEDRICHS BARBAROSSAS, zu dessen wirkungsvollsten Parteigängern er gehörte. 1155 sicherte er dessen Rückkehr aus Italien in der Veroneser Klause, 1157 kam Otto ihm auf dem Reichstag von Besancon mit gezücktem Schwert zu Hilfe. Der Kaiser beauftragte ihn mit mehreren Missionen nach Italien. Besondere Königsnähe war die entscheidende Voraussetzung für den weiteren Aufstieg des Pfalzgrafen. Nach der Absetzung Heinrichs des Löwen 1180 belehnte FRIEDRICH I. Otto mit dem Herzogtum Bayern, das allerdings durch die Abtrennung der Steiermark territorial verkleinert wurde. Da der neue Herzog nur über eine begrenzte Machtgrundlage verfügte, sah er sich sofort dem Widerstand konkurrierender Hochadelsgeschlechter ausgesetzt. Ottowehrte sich, indem er seine Dynastie an eine alte Traditionslinie anzubinden suchte, vor allem aber seine Herrschaftsaufgaben mit Nachdruck erfüllte. Er hielt mehrere Landtage ab und begegnet in den Quellen hauptsächlich als oberster Richter im Herzogtum. Otto betrieb eine planvolle Städtepolitik, eine systematische Adelspolitik, um sich eine verlässliche Gefolgschaft aufzubauen, und eine zielgerichtete Heiratspolitik, die für die folgenden Generationen Erbansprüche begründete. Auf diesem Wege konnte er sich dank wirkungsvoller Unterstützung durch das Königtum und sie Kirche halten. Obwohl OttosHerrschaft nur wenige Jahre währte, führte er seine Dynastie auf einen ersten Höhepunkt. Die Hauptleistung des Herzogs ist die Behauptung und Durchsetzung der WITTELSBACHER in Bayern.
Literatur:
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ADB XXIV, 643-647 - C. Th. Heigel - S. O. Riezler, Das
Hzm. Bayern zur Zeit Heinrichs des Löwen und O.s I. v. Wittelsbach,
1867 - Biograph. Wb. zur dt. Gesch. II, 1974, 2102f. - Die Zeit der frühen
Hzg.e, II, hg. H. Glaser (Wittelsbach und Bayern I/2, 1980), 22f. - M.
Weitlauff, Hzg. O. I. v. Bayern (Die Wittelsbacher im Aichacher Land, hg.
T. Grad, 1980), 93-106 - Bayer. Biogr. I, hg. K. Bosl, 1983, 567 - H. Rall-M.
Rall, Die Wittelsbacher in Lebensbildern, 1986, 15-25 - Spindler(-A. Kraus)
II, 1988, 11-15.
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Bosl‘s Bayerische Biographie: Seite 567
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Otto I., Herzog von Bayern
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* um 1120, + 11.7.1183
Kelheim Pfullendorf
bei Überlingen
Begraben: Kloster Scheyern
Vater:
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Pfalzgraf Otto IV. von Scheyern-Wittelsbach (+ 1156)
Mutter:
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Heilika von Lengenfeld
oo Agnes von Loon (+ 1191)
Nach der Ächtung Herzog Heinrichs des Löwen
1180 belehnte
Kaiser FRIEDRICH I. den
Grafen
Otto von Wittelsbach mit dem Herzogtum Bayern.
Er zeigte sich damit für treue Dienste erkenntlich.
Unter anderem hatte Otto1155
den Rückzug aus Italien gesichert, und fungierte als Diplomat.
Otto wurde der erste wittelsbachische
Territorialherr in Bayern, dessen Dynastie erst 1918 abgesetzt wurde.
Literatur:
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ADB 24; BWB 2; Reiser, D. Wittelsbacher in Bayern, 1978.
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GENEALOGISCHE TAFELN ZUR MITTELEUROPÄISCHEN GESCHICHTE
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Wegener Dr. Wilhelm: Seite 244
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Otto V. (I.)
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(Nach seinem Großvater väterlicherseits benannt).
F. u. eV.
(1129 als Kind) Otto filius
palatini Ensdorf 189 f n 19 f
1147 13/2 Otto et
Fridericus
comites Steierm. UB 1, 265 n 256
1149 8/5 Otto palatinus de Witelinesbach
iunior Stumpf n 3553
c 1155 Vogt von Ebersberg, Hundt, Ebersberg 173 n 63
(1156/58) Otto palatinus maior
de Wartenberg (AG Erding) Gemahlin Agnes
MB 9, 458 f
c 1158 Vogt von Freising Meichelbeck, Hist. Fris. 1 b,
563 vgl. 1 a 361
c 1160 Vogt von Weihenstephan MB 9, 440 f, von Geisenfeld
MB 14, 219 n 122, von Ensdorf 255 n 107
c 1165 in der Grafschaft an der Sempt als Graf tätig
DBT 3 fol. 2a
c 1170 in der Grafschaft um Ebersberg als Graf tätig
nQ 10, 224 f n 27
1175 Vogt von Niedermünster Hundt, Urkunden 98 n
94
von Obermünster QE 1, 209 f n 116
c 1179 Vogt von Schäftlarn nQ 10, 232 f n 234
1180 16/9 Altenburg mit dem Herzogtum Bayern belehnt
Annales Ratisbon. SS 17, 589; IV.
1183 25/6 Konstanz Stumpf n 4360, 4362;
+ 1183 11/7 Pfullendorf Annales Augustani SS 10,
9
begraben zu Scheyern MB 10, 401
Nekrologe: Nonnberg (9/7), Michaelbeuern Necr.
2, 70, 215, Mallersdorf, St. Emmeram, Obermünster, Weltenburg, Windberg
Necr. 3, 264, 319, 341, 377, 396.
Gemahlin:
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(seit 1156/58 siehe oben) Agnes,
Tochter Ludwigs von Loos und Rieneck, Burggrafen von Mainz (+ 1170) und
der Agnes;
1183 c 20/7 Witwe mit Sohn Ludwig
MB
10, 401
+ (1192) 26/3 und in Scheyern begraben MB 10, 402
Nekrologe: Schäftlarn, Indersdorf, Weihenstephan,
Weltenburg, Windberg Necr. 3, 121, 180, 207, 373, 390.
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Thiele Andreas:
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„Erzählende genealogische Stammtafeln“
Otto I., der den Beinamen "Rotkopf" führte, war in jungen Jahren auch ein wilder Fehdehahn, besonders gegen die Bischöfe und war zeitweise gebannt beziehungsweise in Geiselhaft. Er bereitete den 1. Italienzug FRIEDRICHS I. 1154/55 diplomatisch vor und begleitete den König als dessen Bannerträger. Er rettete dem Kaiser in der Klause von Verona mit einer waghalsigen Aktion das Leben, da ein Hinterhalt gelegt worden war. Er wurde 1156 Pfalzgraf von Bayern, gehörte stets zum engsten kaiserlichen Gefolge und hätte auf dem Reichstag von Besancon den päpstlichen Legaten Roland Bandinelli (= 1159-1181 Papst Alexander III.) im Zorn fast erstochen, da dieser die Kaiserkrone als päpstliches Lehen ("Beneficium") bezeichnete. Er förderte 1159 die Wahl der kaiserlichen Gegenpäpste Viktor IV. und Calixtus III., war als Heerführer und Diplomat oft tätig und reiste auch nach Byzanz. Als Anhänger FRIEDRICHS I. machte er den Reichskrieg gegen Heinrich den Löwen mit und wurde nach dessen Sturz am 16.9.1180 mit dem Herzogtum Bayern (ohne Steiermark) belehnt, das bis 1918 bei seiner Familie verblieb. Die Pfalzgrafschaft überließ er seinem Bruder Otto. Kurz vor seinem Tode kaufte er das Gebiet der Grafen von Dachau an. Er sicherte die Familie in Bayern durch Heiratspolitik in Bayern ab, wo manche Vasallen noch mächtiger waren als seine Familie. Er war noch in Konstanz beim Friedensschluss 1183 und auf dem Reichstag von Regensburg dabei und starb auf der Heimreise in der Nähe des Bodensees. Er galt als eine der strahlendsten Heldengestalten der STAUFER-Zeit.
Rall Hans und Marga: Seite 16-22
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"Die Wittelsbacher"
Herzog Otto I.
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* 1177, + 11.7.1183
Kelheim? Pfullendorf in Baden
Grabstätte: Benediktinerkloster Scheyern
um 1169 in Kelheim?
oo Agnes, Gräfin von Loon (nördlich
von Lüttich)
* um 1150, + 26.3.1191
Stammschloss Loon
auf Wartenberg oder in Kelheim
Grabstätte: Benediktinerkloster Scheyern
Eltern: Ludwig II., Graf von Loon (und Burggraf von Mainz), und eine Tochter des Mainzer Burggrafen
Otto, Bayerns erster
WITTELSBACHER Herzog, kam nicht nur
durch seine eigenen Taten in und außerhalb Bayerns 1180 zu seiner
Regierungsaufgabe, sondern auch durch die seit Generationen ererbte Verbundenheit
mit einem engeren Bereich. Seine Vorfahren, Markgrafen, der 907 an der
Spitze des bayerischen Heerbanns gegen die Ungarn fiel, und dessen Sohn
Herzog Arnulf, hatten unter Einsatz ihres Lebens immer wieder Bayern geschirmt
und seine inneren Kräfte zum Missfallen der Inhaber der fränkischen
Reichsgewalt zeitgemäß zu einem damals modernen Staat entwickelt.
Obwohl ihr Geschlecht in Bayern 989 im Mannesstamm erlosch, wussten in
der Zeit des ersten WITTELSBACHER Bayern-Herzogs
dieser selbst und weite Kreise um die Taten der LUITPOLDINGER für
die staatliche Existenz Bayerns. Gefahren für die eigene Staatsexistenz
hatten neben der Ungarnfrage vor allem darin bestanden, dass die Inhaber
des "regnum Francorum" zwischen 911 und 921 Herzogtümer wie Bayern
und Schwaben zu unterjochen versucht hatten. Die Markgrafen und Stammesherzöge
standen von Generation zu Generation vor der Frage, wie sie die staatliche
Kraft ihres Bereichs durch Lösung der von innen und außen gestellten
Zeitfragen bewahren und mit der von den KAROLINGERN
geschaffenen
Zentralgewalt eines größeren Verbandes, eines Reiches, zusammenarbeiten
konnten.
Die unmittelbaren Vorfahren Herzog
Ottos stammten von Arnulfs jüngerem
Bruder Berthold, waren Grafen auf dem Nordgau, Markgrafen von Schweinfurt
und Grafen an der Pegnitz im 939 untergegangenen Herzogtum Franken gewesen
und 1045 Grafen von Ebersberg, also in Bayern, geworden. Sie wirkten außerdem
als Grafen in dem Gebiet zwischen dem Mangfalltal und Kelheim an der Donau
im Herzogtum Bayern. Nach ihrer Hauptburg nannten sie sich damals Grafen
von Scheyern. Da die Burg Scheyern vom "ragenden Bergesrücken"
auf das Gebiet des Huosigaues herniederschaute, werden die Grafen von Scheyern
sogar auf das Völkerschaftskönigsgeschlecht der HUOSI zurückgeführt,
die mit den Resten ihrer Völkerschaft in einem eigenen Bereich des
bis 788 von den AGILOLFINGERN regierten
Herzogtums Bayern gelebt hatten.
Ottos gleichnamiger
Vater nannte sich später nicht mehr Graf von Scheyern, sondern nach
der neu erbauten, der ganzen Familie gemeinsamen Burg Wittelsbach
in der Landschaft der Großen Paar, einem Nebenfluss der Donau. Er
besaß außerdem in der Gegend der unteren Sempt die Burg
Wartenberg und sicherte durch solche Burgen seine Gerichtsbereiche
und Einkünfte. Der Name
WITTELSBACH
bedeutet Bach bei einem Wald. Das althochdeutsche Wort "witu" heißt
nämlich Holz, Wald. Wir können eine frühe Erwähnung
"WITTELSBACH"
auf die Jahre zwischen 1130 und 1135 datieren, da damals der Vater
des ersten Herzogs einen Vertrag mit dem Domkapitel in Freising über
diesen Wald schloss, denn er hatte von seinem Vorgänger die Vogtei,
das heißt die Ausübung der weltlichen Gerichtsrechte des Bischofs
und des Domkapitels von Freising, übernommen. Kaiser
HEINRICH V. spricht schon 1113 in einer Urkunde vom Grafen Otto
(dem Vater des späteren Herzogs) von "WITILINESBAC".
Der nunmehrige Graf
Otto von Wittelsbach heiratete um 1116 Heilika,
eine der beiden Erbtöchter des Grafen Friedrich von Burg-Lengenfeld,
Hopfenohe und Pettendorf (nördlich von Regensburg). Ein Jahr später
wurde Otto, der spätere Bayern-Herzog,
geboren. Er wuchs in einer großen Familie mit vier Brüdern und
drei Schwestern heran. Sein Vater hatte, schon bevor er eine Familie gründete,
lange mit dem mächtigen und die Zeitfragen mit Einsicht und Geschick
anpackenden König HEINRICH V.,
dem letzten aus der Dynastie der SALIER,
zusammengearbeitet, der ihn 1110 nach Rom begleitet und miterlebt, dass
dieser mit dem Papst vereinbart hatte, dass die Bischöfe im Reich
ihre weltlichen Gerichtsrechte und sich entwickelnden Herrschaftsbefugnisse
dem König zurückgeben sollten. Als der Vertrag am 12. Februar
1111 in der Peterskirche eröffnet worden und es über dem Protest
der überraschten Bischöfe zu einem Tumult gekommen war, hatte
Otto
mit Loyalität und Mut auch für die neuen Entscheidungen des Königs
seinen Einsatz geleistet und sicher von dem sich nun ergebenden Drama später
auch zu Hause erzählt. Die Bischöfe hatten die Entscheidung des
Papstes für "Häresie" erklärt und die anwesenden Fürsten
für sich gewonnen, der König aber hatte das volle Recht gefordert,
von sich aus Bischöfe und Äbte mit ihren weltlichen Gerichtsrechten
auszustatten, also sie nach dem deutschen Recht der Besitzeinweisung damit
zu bekleiden, das heißt zu investieren. Darum war es schon im Investiturstreit
zwischen HEINRICH IV. und Papst Gregor
VII. eine Generation vorher gegangen. Naturgemäß hatte HEINRICH
V. auch seine Kaiserkrönung in Rom gewünscht. Papst
Paschalis II. aber war umgefallen und hatte seinen Vertrag mit dem König
für ungültig erklärt, sich obendrein geweigert, ihn zum
Kaiser zu krönen. Daraufhin hatte König
HEINRICH mit Hilfe Ottos
den Papst und seine Kardinäle gefangengenommen. Zwei Monate später
hatte der Papst den letzten SALIER gekrönt.
Ottos
Sohn
wusste wohl um all das, als er 1157 im Streit des Kaisers
FRIEDRICH ROTBART mit dem Legaten des Papstes drohend das Schwert
aus der Scheide riss.
Kaiser HEINRICH V. setzte
im März 1121 auf einem Reichstag zu Regensburg diesen in Bayern alteingesessenen
Grafen
Otto als Pfalzgrafen im Herzogtum ein, das heißt, er ließ
sich als Reichsoberhaupt durch den nunmehrigen Pfalzgrafen als letzte Gerichtsinstanz
und als Verwalter seines Königsguts im Herzogtum Bayern vertreten.
Ottos
persönliches Verhalten, seine Loyalität, dürfte der eine
Grund dafür gewesen sein, Otto
in dieses Amt einzusetzen. Der andere lag wohl in Ottos
Verwurzelung
in Bayern. Denn dieser konkurrierte durch seine neue Tätigkeit mit
dem WELFEN-Herzog, aber auch mit den
Grafen, die außer
Otto
im Herzogtum in ihren Grafschaften über Leben und Tod zu richten,
zu verwalten und im Kriegsfall das militärische Aufgebot auf die Beine
zu bringen hatten. Der spätere erste WITTELSBACHER
Bayern-Herzog
bekam mit dem Pfalzgrafenamt des Vaters eine vererbbare Aufgabe fast noch
in die Wiege gelegt. Das Zusammenwirken der Reichsgewalt zog damals und
später auch Folgen nach sich, damals, als Papst Kalixt II. am 25.
Juni 1120 Otto
befahl, als Sühne für seine Mitwirkung an der Gefangennahme des
Papstes Paschalis II. ein Augustinerkloster zu stiften. Er rief dieses
wohl 1124 in Indersdorf ins Leben. Friedrich,
sein zweiter Sohn, trat als Witwer in seinen späteren Lebensjahren
in dieses Kloster als Laienmönch ein und machte dort sein Testament.
Es ist bis heute erhalten. Am 3. April 1119 starb Ottos
Großvater mütterlicherseits, Graf Friedrich von Burg-Lengenfeld-Hopfenohe-Pettendorf.
Dadurch wurde Ottos Vater als dessen
Schwiegersohn auch der Erbe seiner Rechte und Pflichten. Zu diesen gehörte
nicht nur die Ausübung der Grafenbefugnisse, sondern auch die von
Friedrich für sein Seelenheil und das Andenken seiner Familie geplante
Klostergründung. Dieser Verpflichtung verdankt das Kloster Ensdorf
seine Entstehung im Jahr 1121. Sie hing mit Friedrichs enger Beziehung
zu Bischof Otto des Heiligen von Bamberg (1103-1139) zusammen, der im Geiste
der Hirsauer Reform auch auf das Leben in den Klöstern in Bayern einwirkte
und weltliche und kirchliche Rechte auf dem Nordgau des Herzogtums besaß.
Der Bamberger Bischof Otto holte aus Sankt Blasien im Schwarzwald Abt und
Mönche für Ensdorf. Wenn auch der Bischof dort das Recht der
libertas Bambergensis einführte, gelang es dem Pfalzgrafen
Otto, durch Vereinbarung mit dem Bischof Vogt des Klosters zu werden
und diese Rechte der Familie zu vererben. Im Kapitelsaal des Klosters wurden
Ottos
Schwiegereltern,
seine Schwägerin Heilwig und deren Gatte und Söhne, in der Kirche
neben dem Hochaltar später Pfalzgraf
Otto selbst und seine Frau Heilika
beigesetzt.
Als die Familie die Burg Scheyern wenigstens teilweise
als Wohnsitz aufgab, wurde dort ein weiteres Kloster eingerichtet. Die
Mönche, die von Eisenhofen-Petersberg kamen, schlossen ihren Umzug
spätestens 1123 ab. Unter seinen eigenen Brüdern hatte der spätere
Bayernherzog in einem tieferen religiösen Bereich verwurzelte Persönlichkeiten,
nicht nur den späteren Laien-Mönch
Friedrich von Indersdorf:
Ulrich wurde 1156, im Todesjahr des Vaters, Domherr in Freising
und starb bereits 1160 als Propst von Innichen; Konrad
wirkte
als Erzbischof in Salzburg und in Mainz im Zeichen großer religiöser
Verantwortung und starb erst im Jahr 1200.
Wenn auch Pfalzgraf
Otto und seine 4 Söhne den Bewegungen in der Kirche aufgeschlossen
gegenüberstanden, so ergaben sich doch aber immer wieder Komplikationen.
Nach dem Tod des 1125 gewählten König
LOTHARS von Supplinburg 1137 entstand ein Konkurrenzkampf zwischen
den im Herzogtum Bayern regierenden WELFEN
und den STAUFERN im Herzogtum Schwaben.
Der STAUFER setzte sich 1138 als KONRAD
III. durch und hörte auf seinen Halbbruder Otto, den Bischof
von Freising, der ein Sohn des Markgrafen Leopold III. von der Ostmark
und einer Tochter des letzten salischen Kaisers
war. König KONRAD nahm für
seinen bischöflichen Onkel Stellung, als dieser in seinem zeitkritischen
Werk "Chronicon seu historia de duabus civitatibus" den Niedergang des
diesseitigen Reiches beklagte, das den Menschen zustehe. Dabei stellte
er den Bayern-Herzog Arnulf so hin, als wäre er aus Ungarn zurückgekommen,
um die Zügel des Reiches zu ergreifen. Arnulf, der von König
HEINRICH zum Frieden gebracht worden sei, sei ein Mann ohne
verantwortungsbewusstes Denken und ohne Sein für Gerechtigkeit gewesen.
Die WITTELSBACHER würden von ihm
abstammen. Das empfand der junge Otto
bei
der Öffentlichkeit, die das Werk des Bischofs erreichte, als eine
Beleidigung. Deshalb scheint er den Bischof während eines Hochamtes
im Freisinger Dom mit groben Worten angegriffen zu haben; jedenfalls behandelte
er ihn ohne Achtung vor seiner kirchlichen Würde. Darauf schloss ihn
Ende 1150 der Papst bis zu einer Sühneleistung aus der Kirche aus.
KONRAD
III. belagerte den Pfalzgrafen und seine Söhne 1151 in
ihrer Burg Kelheim. Als der Vater dem König die Burg übergab,
musste er einen seiner Söhne als Geisel stellen. Da kam es 1152 zu
einem Thronwechsel im Reich. Der neue STAUFER-König
FRIEDRICH I. BARBAROSSA hob den Streit auf. Er nahm weniger
Rücksicht auf seinen BABENBERGER Onkel; Bischof Otto von Freising,
gab dem Grafen Konrad III. von Dachau, einem WITTELSBACHER,
das Herzogtum Meranien (Dalmatien, Kroatien) und ließ sich nach Verhandlungen
seit Juni 1156 vom BABENBERGER Herzog Heinrich Jasomirgott 1156 das Herzogtum
Bayern zurückgeben, trennte die Ostmark davon ab und gab sie als Herzogtum
den BABENBERGERN zurück. Das verkleinerte Herzogtum Bayern aber verlehnte
er am 8. September 1156 an den WELFEN
Heinrich den Löwen, den er bereits im Oktober 1155 in dieses Herzogtum
eingewiesen hatte.
In dem entscheidenden Jahr starb am 4. August 1156 der
alte WITTELSBACHER Pfalzgraf, und sein
Sohn Otto übernahm seine Rechte
und Pflichten auch als Pfalzgraf. Als solcher war er dem König aber
nicht unterworfen, wie seine Bezeichnung auf seinem Spitzovalsiegel
mit dem Reichsadler verrät: Otto dei gratia
(Otto von Gottes Gnaden). Grafen waren nicht nur in bezug auf Eheschließungen
den Herzogs- und Königsfamilien ebenbürtig, sondern überhaupt
dem Herzog oder König mehr nachgestellt als unterstellt. Ottos
Hauswappen
war der Zackenbalken, den noch sein Sohn und Nachfolger
Ludwig führte.
Bereits im Jahr 1155 zog König
FRIEDRICH wie einst KARL DER GROSSE
oder OTTO DER GROSSE und andere nach
Rom, um sich dort vom Papst zum Kaiser des Römischen Reiches krönen
zu lassen. Geordnete Verhältnisse vor allem in Oberitalien waren jedem
nach Rom zur Krönung fahrenden König eine Notwendigkeit. Schon
in Ober-Italien wollten sich die Städte dem STAUFER
FRIEDRICH I. nicht fügen. Verona war den Deutschen genauso
feindlich gesinnt wie Mailand. FRIEDRICH,
begleitet auch von dem 38-jährigen Grafen
Otto von Wittelsbach, wurde am 11. Juni in Rom gekrönt.
Als er zurückkehrte, versuchten die Veroneser, ihn und sein Heer beim
Übergang über die Etsch zu vernichten. Es war vergeblich. Daraufhin
besetzten sie eine Anhöhe, wahrscheinlich eine natürliche Felsenburg,
die oberhalb des Engpasses lag, welche die Deutschen passieren mussten.
Von einer Felsplatte, die der Geschichtsschreiber Bischof Otto von Freising
als Burg (arx) erwähnt, warfen sie, nachdem die Vorhut vorbeigezogen
war, große Felsbrocken hinab, um das Heer zu vernichten. Hinter der
Anhöhe ragten hohe Felsklippen empor; BARBAROSSA
erteilte in dieser Not nach Beratung mit zwei ortskundigen Veronesern Otto
von Wittelsbach den Auftrag, mit 200 besonders ausgewählten
jungen Männern jene Felsen zu übersteigen und den Feinden in
den Rücken zu fallen. Nach großen Anstrengungen erreichten sie
die bis dahin für unbesteigbar gehaltenen Felsen oberhalb der Anhöhe,
und Otto von Wittelsbach
entfaltete unter den Schlachtrufen seiner Begleiter das Banner
des Kaisers, während von unten her das Heer zum Angriff heraneilte.
Den Feinden war damit der Fluchtweg abgeschnitten, Kaiser und Heer waren
gerettet.
Im Jahr darauf verbrachte Kaiser
FRIEDRICH das Pfingstfest bei Otto
von Wittelsbach, der eben damals Nachfolger seines Vaters als
Pfalzgraf wurde, auf einer seiner Burgen, wahrscheinlich der von Kelheim.
Wir wissen nicht, ob die
WITTELSBACHER
unter den Grafen waren, die bereits 1155 Heinrich dem Löwen Mannschaft
und Treue schwuren, aber da zwei WITTELSBACHER
Grafen von Valley schon 1140 die Führer der Erhebung in Bayern gegen
den aufgedrungenen BABENBERGER Herzog Leopold waren, liegt die Vermutung
nahe, dass die WITTELSBACHER weder von den BABENBERGERN als den
Herzögen von Bayern noch von einem Herzogtum der Ostmark unter einem
BABENBERGER etwas wissen wollten. Die Vermutung wird noch wahrscheinlicher,
wenn man an das häufig geradezu feindselige Verhältnis des BABENBERGER
Bischofs Otto von Freising zu seinem Domvogt, dem späteren Herzog
Otto denkt, dessen Vorfahren dieses
Amt seit 1047 innehatten. Mit Sicherheit aber können wir sagen, dass
der Neffe des 1158 verstorbenen Freisinger Bischofs, Kaiser
FRIEDRICH BARBAROSSA, dagegen zu diesem Pfalzgrafen
Otto in einem geradezu freundschaftlichen
Verhältnis stand. Der Bischof bezeichnete den WITTELSBACHER
als einen Vertrauten des Kaisers, und Otto
rechtfertigte dieses Vertrauen dadurch, dass er immer wieder die
Politik des Kaisers unterstützte. Als BARBAROSSA
im Oktober 1157 nach Besancon in Burgund zog, um die Huldigung des Großen
und die Glückwünsche der Gesandten Siziliens, Tusziens und Venedigs,
Frankreichs, Spaniens und Englands entgegenzunehmen, befand sich auch Otto
unter
seinen Begleitern. Mitunter trat er sogar sehr leidenschaftliche auf, wenn
es um die Sache des Kaisers ging, zum Beispiel als es in Besancon wegen
des Anspruches der Suprematie des Papstes gegenüber dem Kaiser zu
einem Streit zwischen diesem und den Gesandten des Papstes kam. Als der
Kanzler der Kurie, Roland - der spätere Papst Alexander III. -, die
Frage aufwarf, von wem der Kaiser denn das Reich empfangen habe, wenn nicht
vom Papste, zog Otto in jähem
Zorn sein Schwert. Die päpstlichen Gesandten mussten am anderen Tag
unverrichteter Dinge nach Rom zurückkehren. Auf einem weiteren Zug
nach Italien begleitete Otto
den Kaiser zusammen mit dem Kanzler Reinald (Rainald) von Dassel,
empfing zusammen mit diesem als Vertreter des Kaisers in Mailand und Tortona
den Treueid und errang für den Kaiser glänzende Erfolge. Aus
Urkunden wissen wir, dass er sehr häufig zu den Begleitern BARBAROSSAS
zählte. Im Interesse des Kaisers waltete er 1163 bis 1167 als Graf
am Gardasee. Zusammen mit Heinrich Jasomirgott von Österreich wurde
Pfalzgraf Otto 1166 zu dem im Glanz
seiner Erfolge strahlenden
Kaiser Manuel I. von
Byzanz (1142-1180) entsandt.
Ottos Bruder Konrad
wurde
1161 durch BARBAROSSA Erzbischof von
Mainz und erwies sich bald als eine außerordentliche geistige und
politische Persönlichkeit. Mit der als Naturerkennerin und Ärztin,
Denkerin und Dichterin berühmten Äbtissin Hildegard von Rupertsberg
bei Bingen, die auch wegen ihrer Visionen und Ratschläge sehr angesehen
war, korrespondierte er 1165 über das Böse, das von Gott nicht
geschaffen sei, und wurde von ihr ermahnt, immer Gerechtigkeit zu üben.
Er handelte dementsprechend, als er es für seine gewissensbedingte
Treue zu Papst Alexander III. in Kauf nahm, dass er nach seiner Flucht
zum Papst 1165 vom Kaiser seines Amtes enthoben wurde. Denn dieses war
mit den Geschäften als Kanzler für Deutschland verbunden. Nach
dem Friedensschluss zwischen Kaiser und Papst 1177 wurde er zu Ottos
Vorteil
Erzbischof von Salzburg. 1183 bis 1200 wirkte er wieder als Erzbischof
von Mainz. Gegen Ende seines Lebens führte er den sogenannten Deutschen
Kreuzzug an und krönte im Auftrag des Papstes 1198 Leo
II. zum König von Armenien.
Otto selbst machte
auf die Zeitgenossen durch seine Tatkraft und sein Äußeres starken
Eindruck. Er hatte schwarzes Haar, große Augen und eine rötliche
Haut. Mit 52 Jahren heiratete er Agnes,
die 19-jährige Tochter des Grafen Ludwig II. von Loon (Looz) bei Lüttich,
der zugleich Burggraf von Mainz, der Stadt des Reichskanzlers, war. Sie
schenkte Otto bis 1180 neun Kinder,
darunter 1169 einen ersten Sohn, der Otto
genannt wurde, aber schon mit 12 Jahren starb. Als Nachfolger stand nun
der erst 1173 oder 1174 geborene Ludwig
heran. Agnes
schlug später zwischen Ober- und Nieder-Deutschland kulturelle Brücken,
als sie das Servatiuslied des Heinrich von Veldeke ins Oberdeutsch-Bayerische
übertragen ließ. Eine gewisse Servatiusverehrung gab es in Bayern
schon früher. Schon 1171 war Ottos
Stellung unter den Großen so stark, dass ihn der damals
mit dem Kaiser zusammenarbeitende Herzog Heinrich der Löwe vor seinem
Kreuzzug 1172 zu seinem Stellvertreter im Herzogtum Bayern machte. Damals
nahm Otto mit
seiner Gemahlin Agnes
seinen Wohnsitz auf der Burg Wartenberg und hatte zu Langenpreisingen
Grundbesitz.
Für Otto
war es wohl ein Zeichen politischen und militärischen Vertrauens
und auch persönlicher Verbundenheit, als ihn der Kaiser am 16. September
1180 in Altenburg in Thüringen mit dem Herzogtum Bayern belehnte.
Dieses war unter dem nun abgesetzten Herzog Heinrich dem Löwen, der
zugleich Herzog von Sachsen gewesen war, allmählich nur noch ein Nebenland
geworden. Bezeichnenderweise wirkte die Kanzlei, die Ottos
Vorgänger geschaffen hatte, von Braunschweig aus. Nur ein Referent
behandelte die bayerischen Angelegenheiten, wenn der Herzog in einer Sache
im Herzogtum Bayern entschied. Wenn der neue Herzog
Otto einen Rechtsakt durch eine Urkunde festhalten wollte, ließ
er sie in der Kanzlei eines Klosters in der Nähe seines Entscheidungsortes
schreiben; der noch übliche Zeugenbeweis machte die damals sehr schwierige
Einrichtung einer Kanzlei nicht vordringlich. Entscheidend war, dass Otto
häufiger als seine Vorgänger Landtage wieder in Bayern abhielt.
Er saß auch persönlich zu Gericht. Ottos
Regierungstätigkeit bedeutete so einen staatlichen Neuanfang für
Bayern. Seine Lage war umso schwieriger, als er zum Zeitpunkt seiner Belehnung
nur vier oder fünf Grafschaften im Herzogtum besaß und der Kaiser
1182 die Grafen von Andechs zu Herzögen von Meranien einsetzt, als
dessen Inhaber, der WITTELSBACHER Konrad
III. von Dachau, gestorben war, ohne Söhne zu hinterlassen.
Otto hatte
sich schon auf dem ersten Landtag im November 1180 in Regensburg bei den
meisten bayerischen Grafen durchgesetzt und wurde immer mehr der Herr im
Lande.
BARBAROSSA wollte
den ersten WITTELSBACHER Herzog Bayerns
wie überhaupt die Herzöge in keiner starken Stellung haben und
schuf deshalb eine Anzahl kleinerer Herzogtümer, die von ihm in erhöhtem
Grad abhängig waren. So trennte er schon 1180, als er Otto
belehnte,
die Steiermark von Bayern ab und machte sie zu einem eigenen Herzogtum.
In Bayerns Hauptstadt Regensburg und auf dem Nordgau schuf er sich eigene
Positionen. Sogar die Ministerialen auf dem Nordgau wurden oft zugleich
als Reichsministerialen in seinen Dienst gestellt.
Die staufischen Rechte
auf dem Nordgau ließ er von Nürnberg und Eger aus verwalten.
Sogar die Gründung Münchens durch Heinrich den Löwen 1158
suchte er 1180 rückgängig zu machen. Otto
hielt eben deswegen zur Stärkung seiner Stellung als Herzog in Bayern
Landtage in Pleinting bei Vilshofen und sogar in Amberg auf dem Nordgau,
auf dem der Kaiser seine eigenen Söhne zu Inhabern von Rechten und
Lehen gemacht hatte. Durch die Landtage stärkte er auch Bayerns Verfassung.
Otto
hielt die Zügel der Politik in Bayern fest in seinen Händen.
In 24 nachweisbaren Fällen bestätigte oder regelte er als Herzog
Besitzrechte in der Grafschaft Falkenstein und in verschiedenen Klöstern
auch auf dem Nordgau und sogar in St. Emmeran in Regensburg. 1183
reiste Otto
nach
Konstanz, um dort zusammen mit BARBAROSSA
den Friedensschluss mit den lombardischen Städten durchzuführen.
Auf der Heimreise nach Bayern ereilte ihn am 11. Juli 1183 in Pfullingen
in der Nähe des Bodensees der Tod. Er selbst hatte sich das Kloster
Scheyern als Ruhestätte auserwählt, wo bereits die von Konrad
III. von Dachau in sein Eigentum übernommene Partikel des Kreuzes
Christi lag (Forschungen von Michael Stephan). Zwei Söhne des Kaisers
standen mit den WITTESLBACHERN an seinem
Sarg, als er bestattet wurde.
Spindler Max:
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"Geschichte Bayerns"
Wenige Monate nach dem Regensburger Reichstag im Juni/Juli
1180 entschied
BARBAROSSA über
die Zukunft des freigewordenen bayerischen Herzogtums. Am 16. September
belehnte er damit zu Altenburg in Thüringen einen Mann seiner nächsten
Umgebung, den Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach
aus dem Hause der Grafen von Scheyern. Die Schwierigkeiten des Herrschaftsüberganges
konnten überwunden werden, wenn auch mehrere weltliche Große
dem neuen Herzog auf seinem ersten Landtag zu Regensburg im November 1180
den Lehnseid verweigerten, voran die Markgrafen Berthold von Andechs und
Otakar von Steier wie oft vermutet worden ist. Hinter
Otto stand der Kaiser und die überwiegende Mehrheit der
bayerischen Kirchenfürsten, so besonders ein Bruder
Ottos, Konrad,
früher Erzbischof von Mainz, seit 1177 Erzbischof von Salzburg und
damit Primas der bayerischen Kirche, eine im Reichs- und Kirchendienst
gleich ausgezeichnete Persönlichkeit. Vom alten Welf VI. war keine
Opposition zu erwarten. Das Pfalzgrafenamt, das in der Familie erblich
war, wechselte an Ottos gleichnamigen Bruder. Den Titel Pfalzgraf führte
auch Friedrich,
ein vierten Bruder, der 1198 als Laienmönch im Kloster Indersdorf
gestorben ist.
Der Akt von Altenburg wirkte dynastiegründend. Wurde
in den vorausgehenden Jahrhunderten die im alten Bayernrecht vorgezeichnete
erbliche Bindung der bayerischen Herzogswürde an ein Geschlecht oft
und oft durchbrochen, so blieb von jetzt an Bayern im Besitz der WITTELSBACHER
bis ins 20. Jahrhundert. Auf Herzog Otto
folgte ohne neuen königlichen Willensakt 1183 sein Sohn, so dass anzunehmen
ist, dass nach dem österreichischen Vorbild von 1156 die Erblichkeit
des Herzogtums dem Geschlecht bereits 1180 verbürgt wurde. Im Jahr
1208 wurde sie vom Reichsoberhaupt, vom WELFEN
OTTO IV. unter Verzicht auf seine und
seines Hauses Ansprüche, ausdrücklich anerkannt. Mit der erblichen
Belehnung war ein Rechtsanspruch auf das Herzogtum verbürgt, war die
Möglichkeit des Zusammenwachsens von Land und Fürst, Volk und
Dynastie zu höchster Leistung angespornt.
Herzog Otto gehörte
der vordersten Reihe der Reichsfürsten der BARBAROSSA-Zeit
an, geprägt in ihrem Wesen von den Idealen des Rittertums und im Besitz
hervorragender persönlicher Eigenschaften, von jenem hochgespannten
staufischen
Reichsbewusstsein
erfüllt waren, wie es uns aus den Manifesten der kaiserlichen Kanzlei
entgegentritt. Sein Bild trägt eine persönliche Note. Er erscheint
als unerschrocken und wagemutig, zu persönlichem Einsatz jederzeit
entschlossen, heißblütig, auch schroff, besorgt um die Wahrung
von Ordnung und Recht. Hatte er auch das Herzogtum verkleinert übernommen,
die Herzogsrechte waren in ihrem Umfang nicht geschmälert worden.
Er führte die Herrschaft nicht anders als Heinrich der Löwe.
Die Hauptleistung seiner nur 3-jährigen Regierungszeit bestand darin,
dass er sich durchsetzte, die Opposition zum Schweigen brachte und Frieden
und Ordnung im Land aufrechterhielt, wobei ihm, wie wir annehmen dürfen,
die hervorragende Stellung seiner Brüder Konrad
und
Otto
sehr zu gute kam. Die bayerischen Quellen kennen ihn vornehmlich als Richter.
Er starb am 11. Juli 1183 im Alter von 66 Jahren.
Mit seinem Tod trat Bayern in eine staatliche Krise ein,
die zu den schwersten seiner Geschichte gehört. Das Land war ohne
die starke Führung, deren es eben in diesen Jahren bedurft hätte.
Vermutlich gleichzeitig mit der Belehnung Ottos
war die Erhebung des jugendlichen, zur Selbständigkeit drängenden
Markgrafen von Steier, Otakar, zum Herzog erfolgt, der damit auf dieselbe
Stufe wie Otto gehoben,
von der bayerischen Herzogswürde unabhängig wurde und die Möglichkeit
gewann, seine Herrschaft in einen Territorialstaat umzuformen. Der Gesamtkomplex
seiner Güter und Rechte trat als Herzogtum Steiermark, erstmals 1186
so genannt, gleichrangig neben Bayern und Österreich. Zu ihm gehörten
auch Teile des Traungaus, der dem bayerischen Herzogtum noch unter Heinrich
dem Löwen unterstanden hatte, wie dessen Gerichtstag zu Enns 1176
beweist. Die Abhängigkeit der Steiermark vom alten Stammland, die
an sich nur noch locker gewesen war, hatte ihr Ende gefunden. Um dieselbe
Zeit, noch unter Heinrich dem Löwen, hatte BARBAROSSA
dem aus einer wittelsbachischen Nebenlinie
stammenden Grafen Konrad III. von Dachau das Herzogtum Meranien, das er
1153 dessen Vater übertragen hatte, entzogen und es, wohl als Entschädigung
für die Bevorzugung Ottos, dem
Markgrafen von Istrien-Krain, Berthold IV. von Andechs, verliehen, der
als Markgraf und nunmehriger Herzog damit gleich Otakar die Unabhängigkeit
von der bayerischen Herzogsgewalt gewann, wie dieser in den neuen Reichsfürstenstand
einrückte und daran gehen konnte, auf der breiten territorialen Basis,
die er im Alpenvorland und im Gebirge selbst besaß, ein geschlossenes
Fürstentum aufzubauen. Wurde durch die Entscheidungen von 1156 und
1180 die unmittelbare Verbindung Bayerns mit dem Osten und Südosten
abgeschnitten, das bayerische Herzogtum endgültig auf die Ausgangsstellung
der AGILOLFINGER zurückgeworfen
und aus einem Grenzland ein Binnenland, so drohte die Erhöhung der
ANDECHSER den Kern des alten Stammesherzogtums zu sprengen.
1169
oo Agnes von Loon, Tochter des Grafen Ludwig II.
um 1150-26.3.1191
Schloss Loon Wartenberg
Kinder:
Otto
Ende 1169-7.8. vor 1181
Kelheim Ensdorf bei Amberg
Sophie
um 1170-10.7.1238
Kelheim Eisenach
1196
oo 2. Hermann I. Landgraf von Thüringen
um 1152-26.4.1217
Heilica I.
um 1171-9.10.
Kelheim
um 1184
oo Dietrich Hallgraf von Wasserburg
um 1142-
um 1210
Agnes
um 1172- um 1200
Kelheim
1186
oo Heinrich Graf von Plain
- 1190
Richarde
um 1173-7.12.1231
Kelheim
1186
oo Otto I. Graf von Geldern und Zütphen
- vor 24.9.1207
Ludwig I. der Kelheimer
23.12.1174-15.9.1231
Heilica II.
um 1176/77-
Kelheim
um 1190
oo Adalbert III. Graf von Dillingen
- 1214
Elisabeth
um 1178/79-
Kelheim
oo Berthold III. Graf von Vohburg
-25.5.1204
Mechthild
um 1180- nach 19.3.1231
Kelheim
1209
oo Rapoto II. Graf von Ortenburg
1164-19.3.1231
Literatur:
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Cardini, Franco: Friedrich I. Barbarossa. Kaiser
des Abendlandes, Verlag Styria Graz 1990, Seite 74,125,129,142,152,167,185,192,197,
228 - Csendes, Peter: Heinrich VI., Wissenschaftliche Buchgemeinschaft
Wiesbaden 1993, Seite 35,37 - Engels, Odilo: Die Staufer. Verlag
W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1972, Seite 72,97 - Jordan,
Karl: Heinrich der Löwe, Deutscher Taschenbuch Verlag München,
Seite 57,63,67,69,156,159,176,206,215 - Wies, Ernst W.: Kaiser Friedrich
Barbarossa. Mythos und Wirklichkeit, Bechtle Esslingen 1999, Seite 50,71,
87,90,97,110,119,123,129,144,152,156,159,163,188,192,212,231,276,319 -