Sohn des Grafen
Radald von Lecco aus dem Hause der WIDONEN
Hlawitschka, Eduard: Seite 283-285
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"Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien
(774-962)", in: Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte Band VIII
CLXVIII. WIBERT
Im Jahre 949, als bereits Berengar
II. die Macht in Oberitalien an sich gerissen hatte und der
junge König Lothar nur willfähriges
Werkzeug in den Händen des mächtigen Markgrafen war, fertigte
der Notar und Königsrichter Adalbert in Cremona eine Urkunde über
einen Gütertausch zwischen Bischof Dagibert von Cremona und dem Presbyter
Lupus von der Cremonenser Kirche aus; dies geschah per datam licentiam
Wiberti
comes et missus domini regis.
Welche spezielle Haltung dieser Graf Wibert im
Machtkampf der oberitalienischen Großen einnahm, wie sein Stand in
den Wirren der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts war, ist vollständig
unbekannt. Die Zeit seines Wirkens fällt in die an Überlieferung
so arme, an politischen Umschichtungen jedoch so reiche Zeit. Diese spärliche
Nachricht ist bis heute das einzige direkte Quellenzeugnis seiner Wirksamkeit.
- Aber dennoch läßt sich zumindest der Umkreis bestimmen, in
dem er wirkte: es ist die Grafschaft Lecco. Durch viele Urkunden
kennen wir nämlich seinen Sohn, den Grafen
Atto von Lecco.
Atto comes filius bone memorie Wiberti
item comiti de loco Leoco, qui vixit lege salicha, nennt dieser
sich immer wieder. Damit waren
Wibert
und Atto Nachfolger
der Grafen und Markgrafen
Konrad und
Radald.
Wenn man das castrum Leminne
(= Almenno) dazu in den Händen
sowohl Attos wie auch dieser beiden sieht, dann darf man, zumal auch noch
bei allen die Konstanz im Rechtsbekenntnis der lex salica nachweisbar
ist, doch wohl die Filiation Konrad - Radald - Wibert
- Atto behaupten [5 Vgl. auch Skizzen Konrad und Radald.
Für die Filiation spricht außerdem das Auftreten
einer Tochter Wiberts mit Namen Ermingard. Sie erhielt
offenbar den Namen der Gemahlin Konrads. - Diese Ermingard hatte
nach einer ersten Ehe mit einer uns unbekannten Persönlichkeit (vielleicht
einen gewissen Conrad, vgl. CdL Seite 1196, nr. 688) in zweiter Ehe den
Langobarden
Gandulf, später (ab 967 - vgl. MG DD Otto I. Seite 464, nr. 340)
Graf von Verona, geheiratet. Am 26. Mai 988 tauschtenGandulfus comes
filius quondam Riprandi itemque comes, et
Ermengarda iugalibus filia
bone memorie Wiberti similter comes, et item Riprandus seu item
Wibertus iermanis filii ipsorum iugalium Besitzungen mit dem Bischof
Odelrich von Cremona. Dabei professa erat ipsa Ermengarda
ex
nacione sua legem vivere salicha, sed nunc per eundem vir suum legen vivere
langobardorum. Dabei stimmen zum Rechtsakt weitere Verwandte der Ermengarda
zu: id sunt Ato filio suo, que ipsa Ermengarda de anterior
vir suum abet, et Gandulfus abiatico suo, seu Giselbertus neptus
suum. (Bei den Unterschriften: Signum manibus suprascriptorum
Atoni
et Gandolfi seu Giselberti, qui eadem Ermengarda cenetrix
et avia seu amita suorum interrogaverunt ut supra); CdL Seite 1474,
nr. 844. - Am 14. Juni 995 war Ermengarda bereits verwitwet.
Ermengarda
comitissa filia bone memorie Vviberti, qui fuit comes, et relicta
quondam Gandulfi, qui fuit item comes, que professa sum lege vivere
Salica, nimmt zu dieser Zeit eine Schenkung an die Veroneser Marienkirche
vor; Dionisi, De duobus episc. Aldone et Notingo Seite 182, nr. 44 (Ughelli,
Italia sacra V Seite 669 (1. Auflage), Seite 750 (2. Auflage) setzt diese
Urkunde (nur Auszug!) zu 988/Juni/14). Zwei weitere Urkunden vom Jahre
1010 zeigen sie noch einmal als Ermengarda cometissa filia bone
memorie Wiberti qui fuit comes, qui professa sum ex nacione mea
lege vivere salica, bei Güterverkäufen; vgl. Astegiano, Cod.
dipl. Cremon. Seite 48, nr. 13 und Seite 49, nr. 14. - Außer
Ermengarda
und
dem schon im Text genannten Atto ist noch ein zweiter Sohn
Wiberts,
der Diacon Abo, bekannt (vgl. Skizze Atto, Anm. 29).
Th. Wüstenfeld, Über die Herzoge von Spoleto
Seite 423 identifiziert diesen Wibert von Lecco mit dem im Gefolge
Markgraf Anscars II. 940 in Spoleto gefallenen Wikbert, den Liudprand,
Antapod. lib. V, cap. 5-7, Seite 132f. einen treuen Anhänger und tapferen
Kämpfer nennt. Dies ist jedoch durch das in Anm. 2 zitierte Dokument
von 949 als unmöglich erwiesen.
Wenn I. Malaguzzi, I Supponidi Seite 38 schreibt: "anche
il Supponide Wiberto ha in Piacenza un visconte distinto dal cattaristico
nome di Franset, ilquale alla sua volta agogna al possesso della corte
di Rivalta e Pottiene infatti nel 926 ...", darf man ohne weiteres annehmen,
daß hierbei - ganz abgesehen davon, daß in der Urkunde vom
25. Januar 926 von einem Unterordnungsverhältnis Framsits unter einen
Grafen gar nichts vermerkt wird. - wohl Wibert mit Winfred II. von
Piacenza verwechselt ist. Kritiklos ist Malaguzzi Valeri übernommen
von C.G. Mor, L'eta feudale I Seite 194, nr. 13: Fransit visconte piacentino
pel Supponide Wibert nel 926 ..."].
Graf Wibert war also fränkischen
Herkommens, wie aus den zahlreichen Urkunden seines Sohnes Atto
klar hervorgeht.
oo N.N.
-
Kinder:
Atto
-20.7.975
Abo Diakon
-
Ermengarda
-
Literatur:
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Hlawitschka, Eduard: Franken, Alemannen, Bayern
und Burgunder in Oberitalien (774-962), in Forschungen zur Oberrheinischen
andesgeschichte Band VIII Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1960
Seite 95,138,141,172,283-285 - Hlawitschka Eduard: Stirps Regia.
Forschungen zum Königtum und Führungsschichten im frühen
Mittelalter.
Ausgewählte Aufsätze. Festgabe zu seinem 60. Geburtstag. Verlag
Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris Seite 235 - Liudprands
von Cremona: Werke in: Quellen zur Geschichte der sächsischen Kaiserzeit.
Band VIII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1977 Seite 446,452,454
- Pauler Roland: Das Regnum Italiae in ottonischer Zeit. Max Niemeyer
Verlag Tübingen 1982 Seite 174,178 -