Ältester Sohn des Grafen
Widekind I. von Schwalenberg und der Lutrud von Itter, Tochter
von Graf Folkmar
Andreas Thiele: Band I, Teilband 2 Tafel 398
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"Erzählende genealogische Stammatfeln"
Widekind II. von Schwalenberg war
ein wüster Fehdetyp, machte etliche Italienfeldzüge von Kaiser
FRIEDRICH I. mit und wurde Vogt von Höxter, das er 1152
niederbrannte. Er erschlug dabei Stadtgraf Dietrich, wurde gebannt und
jahrelang inhaftiert. Er fiel erst 1181 von Heinrich dem Löwen ab,
wurde um 1184 Graf von Pyrmont (= "Mons Petri") als Lehen der Erzbischöfe
von Köln. Er bekam die Vogtei Höxter-Corvey zurück, mußte
dafür Itter abgeben und stiftete die Linie der Grafen von
Pyrmont, die zu völliger Bedeutungslosigkeit herabsank und erst
1494 endete.
Karl Jordan: Seite 112,113,121,127
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"Heinrich der Löwe"
Mußte schon diese Tatsache zu Spannungen mit Herzog Heinrich führen,
als er selbst nach dem Erwerb der Winzenburger Erbschaft aktiv in diesen
Raum eingriff, so machte das aggressive Vorgehen der beiden Brüder
Volkwin
und Widukind von Schwalenberg gegenüber
dem Kloster Corvey Maßnahmen des Herzogs erforderlich. Gerade das
Vorgehen Heinrichs gegen die beiden Brüder läßt erkennen,
in welcher Form hier der Herzog seine Oberhoheit durchsetzte. Seit dem
Ende der 40er Jahre finden wir in den Briefen Abt Wibalds von Corvey immer
wieder bewegte Klagen über die schweren Übergriffe, die sich
die beiden Brüder dem Kloster und seinen Besitzungen gegenüber
zuschulden kommen ließen, ohne dass der Abt mit Hilfe des Bischofs
von Paderborn eine Änderung erreichen konnte. Als sie im Jahre 1152
den dem Kloster Corvey gehörenden Ort Höxter überfielen,
die Befestigungen des Ortes zerstörten und von den reichen Bürgern
ein Lösegeld erpreßten, lud sie FRIEDRICH
I. auf Klagen Wibalds vor sein Gericht und forderte gleichzeitig
Herzog Heinrich auf, die beiden Übeltäter zur Rechenschaft zu
ziehen und ihnen gegenüber volle Gerechtigkeit walten zu lassen. Über
den Fortgang dieses Verfahrens ist allerdings nichts bekannt; ob wirklich
Gerichtstermine stattgefunden haben, bleibt fraglich.
Da der wegen seiner Gewalttätigkeit berüchtigte Widukind
von seiner Burg Desenberg bei Warburg aus seine Angriffe gegen das
Kloster fortsetzte und im Jahre 1156 sogar den Stadtgrafen Dietrich von
Höxter, einen Ministerialen des Klosters, erschlug, während dieser
vor der geweihten Kirchenmauer zu Gericht saß, schritt Heinrich der
Löwe - vielleicht wieder auf Veranlassung des Kaisers - gegen ihn
ein. Im Mai 1157 hielt er über ihn in Corvey Gericht. Das Urteil fiel
allerdings ziemlich milde aus. Widukind
mußte sich zwar verpflichten, sowohl dem Abt Wibald wie auch der
Witwe und den Kindern des Ermordeten Schadenersatz zu leisten. In einem
lehnsrechtlichen Verfahren entzog ihm der Herzog außerdem alle Lehen,
insbesondere die Burg Desenberg, um ihn dann nach Landrecht in das
Gebiet links des Rheins mit der Auflage zu verbannen, dass Widukind
nur mit Genehmigung des Herzogs zurückkehren dürfe.
Ob der SCHWALENBERGER
wirklich in die Verbannung gegangen ist, bleibt sehr zweifelhaft. Aus einem
Brief des Herzogs an Abt Wibald, den er vor seiner Teilnahme am Polenfeldzug
FRIEDRICHS I. im August 1157 schrieb,
geht hervor, dass Widukind bis zu diesem
Zeitpunkt seine Verpflichtungen nicht erfüllt hatte. Zu Beginn der
60-er Jahre sehen wir ihn wieder am Hof des Herzogs; er hat also damals
wieder dessen Gnade gefunden. Gerade dieses Verfahren zeigt aber, dass
Heinrich die Wahrung des Landfriedens im ganzen Bereich des Stammesgebiets
als seine besondere Aufgabe ansah.
Der Bamberger Reichstag des Jahres 1169 hat trotz der Bemühungen
des Kaisers noch keinen endgültigen Frieden in Sachsen gebracht. Einmal
hat Widukind von Schwalenberg sich
nicht an die Vereinbarungen gehalten, sondern den Kampf gegen den Herzog
fortgesetzt. Heinrich belagerte ihn deshalb in seiner Burg Desenburg
bei Warburg. Durch ihre Lage auf einem nach allen Seiten hin steil abfallenden
Berg war aber die Feste so geschützt, dass auch die vom Herzog eingesetzten
Belagerungsmaschinen wirkungslos blieben. Deshalb rief Heinrich Bergleute
von dem Goslar liegenden Rammelsberg herbei. Diese gruben den Berg an und
stießen dabei auf den Brunnen, der zur Versorgung der Burg diente.
Der Herzog ließ ihn zuschütten und zwang dadurch Widukind
und seine Leute, sich zu ergeben. Der Graf wurde gefangengenommen, später
aber wieder freigelassen. Zu Beginn der 70-er Jahre sehen wir ihn wenigstens
in der Umgebung des Bischofs Evergisus von Paderborn.
Obwohl Widukind von Schwalenberg nach
seiner Verurteilung wegen der schweren Verstöße gegen den Landfrieden,
die er sich gegenüber dem Kloster Corvey hatte zuschulden kommen lassen,
wie wir bereits sahen, die Gnade des Herzogs wiedererlangt hatte, schloß
er sich im Jahre 1166 der großen gegen diesen gerichteten Fürstenkoalition
an und hat den Kampf in Sachsen auch nach den ersten Vermittlungsaktionen
des Kaisers fortgesetzt.