Begraben: Kloster Bebenhausen
Jüngerer Sohn des Pfalzgrafen
Hugo II. von Tübingen und der Elisabeth
von Bregenz, Erbtochter von Graf Rudolf
Rudolf I. gründete 1180 das
Kloster Bebenhausen.
Sönke Lorenz: Seite 315 1995
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"Staufer, Tübinger und andere Herrschaftsträger im Schönbuch"
in: Von Schwaben bis Jerusalem
Das Bild von der herrschaftlichen Durchdringung beziehungsweise Erschließung
des Schönbuchs durch die TÜBINGER
gewinnt aus der Sicht der die Gründung und Ausstattung des Klosters
Bebenhausen seit 1187 begleitenden schriftlichen Quellen schärfere
Konturen, die letztendlich auch geeignet erscheinen, auf die Frage nach
der Qualität des Schönbuchs eine wenigstens hinlänglich
fundierte Aussage zu treffen. In der zeitlich frühesten dieser Quellen,
einer Urkunde von 1187, wird im übrigen der Schönbuch erstmals
namentlich genannt. Herzog Friedrich VI. (+ 1191) überließ dem
Kloster Bebenhausen kraft kaiserlicher Genehmigung seines Vaters FRIEDRICH
BARBAROSSA und kraft eigener auctoritas et potastas gewisse
Waldnutzungsrechte im Schöbuch. Die Zeugenreihe der am 1. Juni in
Tübingen ausgestellten Urkunde wird angeführt von Pfalzgraf
Rudolf I. von Tübingen (+ 1219). Rudolf
hatte einige Jahre zuvor begonnen, in Bebenhausen ein Prämonstratenserstift
einzurichten. Dabei mußte er auch die Rechte Dritter berücksichtigen
und mit dem Bischof von Speyer zu einer Einigung gelangen, der in Bebenhausen
über Besitz verfügte. Über diesen Vorgang liegen 2 Urkunden
Bischof Ulrichs von Speyer vor, die anscheinend nur verschiedene Stufen
des Rechtsgeschäftes aufzeigen. Der Pfalzgraf und der Bischof hatten
im Februar oder März 1188, legitimiert durch litterae des Kaisers,
im Speyrer Dom einen Gütertausch vereinbart und dann das Rechtsgeschäft
in Gegenwart von BARBAROSSA und HEINRICH
VI. - den Vögten des Hochstifts Speyer - feierlich vollzogen.
Im Tausch für die Kirche im Meimsheim im Zabergäu und einigen
Mansen erhielt der Pfalzgraf von der Speyrer Kirche dessen gesamten Besitz
in Bebenhausen, darunter eine ecclesia. Im Zuge dieses Tausches hatte sich
Rudolf aber auch mit seinem Bruder Hugo
auseinanderzusetzen. Eine undatierte Urkunde Pfalzgraf
Rudolfs I., vermutlich kurz nach seinem Aufenthalt in Speyer
geschrieben, erwähnt den Tausch der Kirche von Meimsheim gegen die
ecclesia Bebenhausens und regelt die Abfindung
Hugos. Die villa conmunis Weil im Schönbuch besaßen
die Brüder gemeinsam, Rudolf schenkte seinen Teil der Siedlung dem
Kloster Bebenhausen und überläßt seinem Bruder für
das vertauschte Meimsheimer Kirchenpatronat seinen Anteil am Patronat der
Kirche von Weil. Damit hatte Rudolf anscheinend alle Rechte und allen Besitz
in Bebenhausen in seiner Hand vereinigt und zur Ausstattung seiner Gründung
verwendet.
Eine am 30. Juli 1191 von Pfalzgraf Rudolf
in Asperk (Asperg, Kreis Ludwigsburg), einem weiteren Herrschaftszentrum
der TÜBINGER,
ausgestellte Urkunde, berichtet nicht allein, dass mittlerweile an Stelle
der Prämonstratenser per auctoritatem domini HEINRICI
imperatoris in Bebenhausen sich die Zisterzienser niedergelassen
haben, sondern räumt dem neuen Kloster auch Rechte im Schönbuch
ein. Mit den Bestimmungen der Waldnutzungsrechte hatte Rudolf
die ebenfalls unter Berufung auf die kaiserliche auctoritas dem Kloster
zugestandenen Verfügungen Herzog Friedrichs VI. von 1187 aufgegriffen
und präzisiert. Dass sich der Pfalzgraf ebenso wie der staufische
Herzog tatsächlich auf die kaiserliche Autorität berufen durfte,
bezeugt ein Diplom HEINRICHS VI., das
die Maßnahmen des Pfalzgrafen bestätigt.
Rudolf Kieß hat die Bedeutung dieses Diploms erkannt und meines
Erachtens nicht unzutreffend geschlossen, "dass der Pfalzgraf nur im Auftrag
des Königs handelte, und der Reichswald Schönbuch noch fest in
der Hand des Reiches war, wenn er auch zur Verwaltung und Nutzbarmachung
an die Pfalzgrafen verliehen war." Eine solche Leihe hat es dem Begünstigten
im hohen Mittelalter aber durchaus erlaubt, sich im Rahmen der Verwaltung
und Nutzbarmachung Eigen zu schaffen, zu erwerben und zu veräußern.
So hat Pfalzgraf Rudolf I. dem Kloster
Bebenhausen nicht nur den Besitz seiner Familie am Ort, die von Speyer
erworbene Pfarrei und seinen Teil von Weil im Schönbuch sowie - auctoritate
imperiali - umfangreiche Waldnutzungsrechte und einen bestimmten Bezirk
im Schönbuch überlassen, sondern die neue Zisterze auch noch
mit anderen Rechten und Liegenschaften ausgestattet. Sie geben sich in
einer Bulle Innozenz III. von 1204 und einem um 1200 entstandenen Güterverzeichnis
zu erkennen. Laut dem päpstlichen Privileg verfügte das Kloster
über etliche Grangien, darunter - um hier nur den Schönbuch zu
berücksichtigen - die Grangien zu Weil, Altdorf und Walddorf, während
das Güterverzeichnis von predia in Weil und in Walddorf sowie mansus
in Altdorf spricht. Der Pfalzgraf hatte also neben seinem Teil von Weil
im Schönbuch auch noch Besitz in Altdorf und Walddorf verschenkt.
Das alles läßt erkennen, dass die Tübinger im Schönbuch
nicht nur im Auftrag des Königs Nutzungsrechte kontrollierten, sondern
bereits seit geraumer Zeit über Eigen geboten.
Für Hans Jänichen gelangte die 1122 oder wenig später
von den CAPPENBERGERN an Herzog Friedrich II. verkaufte "Herrschaft Hildrizhausen
samt gewissen Schönbuchrechten um 1145 im Wege eines Interessenausgleichs
zwischen STAUFERN und TÜBINGERN
an die letzteren.
Dr. L. Schmid: Seite 105-130 1853
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"Geschichte des Pfalzgrafen von Tübingen"
Pfalzgraf Rudolf I. stiftete das
Kloster Bebenhausen im Schönbuch. Die Kirche in Bebenhausen, welche
nebst einem Teil des umliegenden Grund und Bodens dem Bistum Speier gehörte,
erwarb der Stifter erst im Jahr 1188 durch Tausch. Kurze Zeit nach dem
Tausch fiel der Pfalzgraf in eine schwere Krankheit. Er berief zu sich
seinen Bruder
Hugo, seine Verwandten, Vasallen und Dienstleute, um, in Fall er
nicht mehr aufkommen sollte, für die Ausführung und Vollendung
des von ihm begonnenen Stiftungswerkes zu sorgen. Dieser genas aber wieder
von seiner Krankheit und konnte (zum Frommen des Klosters) das begonnene
Stiftungswerk selbst vollenden, das im Jahre 1189 so weit gediehen war,
dass am 28. Oktober desselben Jahres die ersten Mönche einzogen; sie
gehörten zum Prämonstratenserorden. Aber kaum war 1 Jahr verflossen,
so sah sich der Stifter aus unbekannten Gründen veranlaßt, dieselben
zu entfernen, und mit Genehmigung Kaiser HEINRICHS
Zisterziensermönche zu berufen. 1 Jahr nach der Einsetzung
der Zisterzienser Mönche legte der Pfalzgraf durch Erteilung des Stiftungsbriefes
den Schlußstein des Werkes; derselbe ist datiert vom 30. Juli 1191.
Nicht so freundlich, wie gegen Bebenhausen, war Rudolf
gegen das Kloster Marchthal gesinnt; dass er schon zu Lebzeiten
seines Vaters gegen dasselbe sehr feindselig handelte, wissen wir bereits.
Gegenüber von dem Kloster Reichenbach im Murgthale sehen wir Rudolf
I. gleichsam als Landesherr eine Art Aufsichtsrecht ausüben.
Rudolf schenkte in Gemeinschaft mit seiner Mutter
Elisabeth und seiner Gemahlin Mechthild
auf die Bitte ihres Dienstmannes Rudolf einen Teil eines Gutes in Argun
an das Kloster Ißny. Einen kleinen Hof von dem Gute, sowie die Vogtei
behielt er für sich und seine Erben, und gab die Bestimmung, dass
dasselbe nie als Lehen weggegeben werden solle. Er ließ sich mit
seiner Mutter und seiner Gemahlin in die Gemeinschaft des Klosters aufnehmen,
und erkaufte sich in demselben einen Jahrtag.
Rudolfs Vermählung mit einer
Gräfin von Gießen brachte ihn in Berührung mit einem fern
gelegenen Kloster, dem Kloster Hemmendorf in Hessen. Er bestätigte
im Jahr 1206 mit seinen Söhnen Hugo,
Rudolf und
Wilhelm
die Schenkung des Dorfes Rohr bei Koblenz von seiten seiner Schwiegermutter,
der Gräfin Salome von Gießen, und schenkte selbst demselben
einen Berg zwischen Lützel-Koblenz und Metrich. Endlich finden wir
unseren Pfalzgrafen in Konflikt mit dem Kloster Maulbronn.
Rudolf nahm, wie zu erwarten, als
Verwandter des Kaiserhauses und Träger von Reichs- und hohenstaufischen
Hauslehen, vermöge seiner Hausmacht und seines Amtes, nach
dem welfischen und zähringischen Hause der Erste unter den Großen
Schwabens, sehr tätigen Anteil an den politischen Angelegenheiten
seiner Zeit und des hohenstaufischen
Hauses; er überragt hierin seinen Vater. Schon zu Lebzeiten desselben
sehen wir ihn 1179 (22. Januar) bei Kaiser FRIEDRICH
I. zu Worms, 1180 zu Ulm, im Jahr 1181 (5. Mai) im Gefolge der
beiden hohenstaufischen Herzoge, HEINRICH
und Friedrich, abermals zu Ulm.
Rudolf nahm 1183 auf dem Städtetag
zu Piacenza tätigen Anteil an den Verhandlungen, durch welche der
Konstanzer Friede eingeleitet wurde. - In demselben Jahr ist er mit Graf
Burkhardt von Hohenberg, Diemo von Gundelfingen und Ernst von Steußlingen
Zeuge, als der Abt Diethelm von Reichenau für das Spital auf dem St.
Michaels Berg bei Ulm eine Urkunde ausstellt. Auf dem prachtvollen Mainzer
Reichsfest (20. Mai 1184), dem 70.000 Ritter angewohnt haben sollen, und
auf welchem der Kaiser FRIEDRICH "gap
zwein seiner sunen (Söhne) swert" (den Ritterschlag), war auch unser
Rudolf mit Graf Poppo von Laufen und
anderen.
Im Jahr 1188, den 2. April, treffen wir wiederum unseren Rudolf
mit Graf Berthold von Zollern, den Grafen Adelbert und Konrad
von Calw bei Herzog Friedrich von Schwaben zu Hausen am Rhein, und den
6. September des nächsten Jahres mit Graf Friedrich von Hohenberg
bei Kaiser HEINRICH VI. zu Speier.
Im Jahr 1190 sitzt er zu Hall an des Königs Statt zu Gericht und
entscheidet eine Streitfrage, die ein Bischof vor ihn bringt - einer der
wenigen Fälle, in welchen wir ein Mitglied unseres Hauses in der Funktion
eines Pfalzgrafen auftreten sehen.
Den 28. März des Jahres 1193 sehen wir ihn mit Albert von Eberstein,
Friedrich und Burkhardt von Zollern, Robert von Durne bei
Kaiser HEINRICH VI. zu Speier.
Im Jahr 1198 spielt er bei den Verhandlungen zu Köln zwischen
Herzog Berthold IV. von Zähringen und PHILIPP
von Staufen, die Königswahl betreffend, eine bedeutende
Rolle. Berthold trat gegen eine bedeutende Geldentschädigung zugunsten
PHILIPPS zurück. - Den 29. September
des folgenden Jahres treffen wir ihn bei König
PHILIPP mit Graf Friedrich von Zollern, Hartrad von Merenberg,
Chuno von Münzenberg und Ulrich, Marschall von Rechberg, zu Mainz.
Pfalzgraf Rudolf schloß sich
dem Schreiben an, das viele Bischöfe und Große den 28. Mai 1200
an den Papst Innocenz schickten, und in welchem sie demselben anzeigten,
dass sie PHILIPP von Staufen zum römischen
König gewählt haben, und ihn baten, er möchte die Rechte
des Reiches nicht antasten.
Im Jahr 1201 (14. September) treffen wir ihn bei PHILIPP
zu Bamberg. Nach der Ermordung dieses durch den Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach
(den 21. Juni 1208) sehen wir ihn unter den Anhängern des
Königs OTTO aus dem ihm verwandten welfischen Hause den
13. Januar 1209 zu Augsburg. Rudolf,
sonst dem hohenstaufischen Hause zugetan,
ließ sich hierin ohne Zweifel von Rücksichten der Klugheit leiten,
denn von männlichen Gliedern des hohenstaufischen
Hauses war nur der 13-jährige FRIEDRICH,
der nachmalige Kaiser, im fernen Sizilien noch am Leben.
Bald aber, nach dem der Papst schon im Jahr 1210 gegen OTTO,
den er vorher unterstützt, angetreten war, und dieser vielfach die
Interessen der schwäbischen Großen verletzt hatte, wandte sich
Rudolf wieder dem hohenstaufischen
Hause zu, denn am 31. März des Jahres 1213 treffen wir ihn mit seinem
Bruder, Graf
Hugo von Montfort, und Ministerialen seines Hauses bei dem jungen
König FRIEDRICH II. zu Konstanz
an denselbem Ort, mit denselben den 1. April dieses Jahres. Auch in der
Folge treffen wir ihn wieder häufig bei den HOHENSTAUFEN,
so den 11. April und 20. Juni 1215 zu Ulm. - Am 25. Juli desselben Jahres
wohnte er der Kaiserkrönung zu Aachen an, und nahm mit dem Kaiser,
vielen andern Großen und Rittern das Kreuz; der Kaiser trat aber
den gelobten Kreuzzug nach wiederholten Mahnungen und selbst Drohungen
des Papstes erst im Jahr 1228 an.
Nach einer Notiz Gabelkofers machte ein Pfalzgraf von Tübingen
im Jahr 1216 eine Fahrt nach Syrien; es ist indes wahrscheinlicher, dass
es Hugo,
der Sohn unseres Pfalzgrafen Rudolf,
war. Mit diesem seinen Sohne Hugo,
der schon den Titel Pfalzgraf führt, ist Rudolf
den 26. Juli 1216 zu Ulm, und im Februar des nächsten Jahres allein
daselbst, und am 10. April desselben Jahres bei Kaiser
FRIEDRICH II. zu Hagenau. - Endlich sehen wir ihn im Jahr 1218
noch zwei Mal bei dem genannten Kaiser, den 1. August zu Wimpfen, und den
18. September mit seinem Bruder Graf
Hugo von Montfort zu Ulm.
Schließlich haben wir zur Geschichte
Pfalzgraf Rudolfs berichtigend zweier Urkunden zu erwähnen.
- Gerbert hat zum Jahr 1227 eine Urkunde eines Grafen Egeno von Urach zu
Gunsten des Klosters Bebenhausen, als deren Zeugen Pfalzgraf
Rudolf von Tübingen und sein Bruder Hugo
genannt werden; nun aber steht dieses Jahr in entscheidendem Widerspruch
mit dem Todesjahr des Pfalzgrafen Rudolf I.
und der Genealogie der später folgenden Pfalzgrafen dieses Namens;
wir setzen daher diese Urkunde in das Jahr 1207. - Eine andere Urkunde
zum Jahr 1219 (26. Januar), gegeben zu Eßlingen, in Sachen des Klosters
St. Blasius, läßt Gerbert durch eine Pfalzgrafen
G. von Tübingen siegeln; vorausgesetzt, dass das Jahr richtig
ist, muß es heißen - R. (Rudolf).
Rudolf hinterließ 3 Söhne:
Hugo,
Rudolf
und Wilhelm;
ob auch Töchter, davon ist keine Nachricht auf uns gekommen. Pfalzgraf
Rudolf I. starb im Jahr 1219 und fand an der Seite seiner
Gemahlin und zweier Kinder seine Ruhestätte in dem von ihm gestifteten
Kloster Bebenhausen, vor dem Altar St. Johannis des Täufers im Kapitel.
vor 30.7.1181
oo Mechthild Gräfin von Gießen, Erbtochter des Grafen
Wilhelm von Gleiberg und der Salome von Isenburg
um 1155-12.1. nach 1203
Kinder:
Gottfried Pfalzgraf von Tübingen 1219
-
Hugo III. Pfalzgraf von Tübingen
-
Rudolf II. Pfalzgraf von Tübingen
- nach 13.5.1248
Wilhelm I. Graf von Tübingen und Gießen Band XII
Tafel 48
- nach 28.9.1256
Elisabeth Nonne zu Waldkirch
-
Tochter
-
oo Gottfried II. Markgraf von Bonsberg
- 4.1208