Hedwig (Jadwiga)
war ihrem Verlobten Wilhelm von Österreich
sehr zugetan, während ihre Schwester Maria
unter dem Einfluß ihrer Mutter gegen ihren späteren Gemahl unüberwindliche
Vorbehalte entwickelte.
Eine von ihrer Mutter Elisabeth
Ende 1383 abgefertigte Gesandtschaft entband die Polen noch einmal von
allen Verpflichtungen gegenüber Maria und
SIGISMUND,
an deren Stelle sie jetzt die 10-jährige Hedwig
als Thronfolgerin benannte unter dem Vorbehalt, dass diese nach
der bald in Krakau vorzunehmenden Krönung zur weiteren Erziehung bis
zur Volljährigkeit am ungarischen Hof bleiben könne. Als die
Großen des polnischen Reiches ihre künftige Königin feierlich
an der Landesgrenze einholen wollten, wurden sie nach Kaschau gebeten.
Königin
Elisabeth, die offensichtlich Zeit zu gewinnen trachtete, rang
den durch großzügige Geschenke freundlich gestimmten Polen nicht
nur eine Verschiebeung der Krönung bis zum 11. November 1383 ab, sondern
auch völlig neue Abmachungen, die beim kinderlosen Tod der einen Schwester
der anderen die Nachfolge und eine Doppelherrschaft zugestand, bis nachwachsenden
Söhne das Erbe antreten könnten. Hedwigs
Verlobung mit dem in Polen ebenfalls unwillkommenen Wilhelm
von Habsburg war freilich dafür aufzulösen. Dieses
Nachgeben fachte den polnischen Bürgerkrieg von neuen an. Am 25. Juni
1383 wurde Siemowit zum König
ausgerufen, doch Elisabeth dachte auch
jetzt nicht daran, Hedwig den Polen
zu überstellen, sondern nahm sie im Herbst nach Dalmatien mit.
Die über das Taktieren der Königs-Witwe
verärgerten Polen verloren die Geduld: Auf einer Adelsversammlung
in Radomsk wurde
Elisabeth
am 2. März
ultimativ aufgefordert, ihre Tochter Hedwig
bis zum 8. Mai, dem Fest des Nationalheiligen Stanislaw, zur Krönung
nach Krakau zu entsenden, andernfalls würden sie von ihren Recht der
freien Königswahl Gebrauch machen. Doch auch jetzt noch suchte Elisabeth
den
Termin hinauszuschieben und schickte SIGISMUND
als Hedwigs Statthalter nach Polen.
Dieser erreichte erneut einen Aufschub für das Eintreffen Hedwigs.
Mit der - nicht zuletzt dank SIGISMUNDS
persönlichem Einsatz, aber auch auf Kosten seiner Ambitionen - am
15. Oktober 1384 erfolgten Krönung der übereinstimmend als außerordentlich
schön und klug geschilderten Hedwig
wurde das zweijährige Interregnum beendet. Nach den Vorstellungen
des kleinpolnischen Amtsadels sollte eine politische Heirat den Einfluß
Polens im europäischen Mächtekonzert stärken und neue Expansionsmöglichkeiten
schaffen.
Wilhelm von Habsburg und
der sich anbietende Siemowit IV. von Masowien
schienen als Prinzgemahl nicht das notwendige Format mitzubringen; dagegen
eröffnete eine Verbindung mit dem litauischen
Großfürsten Jagiello
dem Adel großzügige Perspektiven. Die Hochzeit zwischen Hedwig
und
Jagiello
fand im Frühjahr 1386 statt.
Ein von Königin Hedwig
angeführtes Heer hatte im Februar 1387 das Interregnum in Ungarn zu
nutzen gewußt, diese Provinz zurückzugewinnen und im August
dank litauischer Militärhilfe auch Halic zu besetzen.
Nach dem Unfalltod Marias von
Ungarn richteten unter Berufung auf die nach Pfingsten 1384
von der Königs-Witwe
Elisabeth mit den polnischen Baronen vereinbarte Sukzessionsregelung
mehrere ungarische Herren an das polnische Königspaar die Aufforderung,
den ungarischen Königsthron zu besteigen. Hedwig,
die sogleich ihre Titular um "Erbin des Königsreichs Ungarn"
ergänzte und Wladyslaw Jagiello schlossen
im Juni 1395 mit dem von seinen Verwandten hart bedrängten
WENZEL
IV. eine Vereinbarung zu gegenseitiger Hilfeleistung ab
und rüsteten eine Eingreiftruppe aus, die von Primas Kanizsai allerdings
in der Zips zurückgeschlagen wurde. König
SIGISMUND mußte einsehen, dass ihn nur ein Ausgleich mit
Hedwig
in die Lage versetzen würde, seine Gegner mundtot zu machen. Mitte
Juli 1397 fand ein Zusammentreffen zwischen SIGISMUND
und dem polnischen Königspaar auf ungarischem Boden - in Zisper Neudorf
oder Käsmark - statt, bei dem die Streitpunkte beigelegt und ein Frieden
mit der ungewöhnlich langen Laufzeit von 16 Jahren geschlossen wurde.
Da das Dokument nicht erhalten blieb, kann nur vermutet werden, dass sich
SIGISMUND für den Verzicht Hedwigs
auf die Nachfolge in Ungarn mit dem Verlust Rotreussens abfand und wohl
auch zusagte, nicht länger die Bemühungen Wladyslaws
von Oppeln zu unterstützen. Mit dem Tod Hedwigs
am 13. Juli 1399 verloren die Drohungen der Amtsenthebung durch
die Opposition ihren Schrecken.