Gelasius II.                                      Papst (24.I.1118-28.I.1119)
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    -28.I.1119
 

Begraben: Cluny

Sohn des N.N.

eigentlich Johannes Coniolo
 

Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 1197
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Gelasius II., (vorher Johannes von Gaeta) Papst seit 24.1.1118
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     + 29. Januar 1119
      Cluny

Begraben: Cluny

Als Mönch von Montecassino (ca. 1060 Oblate) unter Abt Desiderius (Viktor III.) u.a. von Alberich erzogen, war er seit 1088 Kardinaldiakon und Kanzler der römischen Kirche; Verfasser von drei Heiligleben. Gelasius II. führte in der Kanzlei den "Cursus leonis" ein. Aus unbekannten Gründen sofort nach der einstimmigen Wahl zum Papst von Cencius II. Frangipane eingekerkert, erhielt er erst am 10. März in Gaeta die notwendigen Weihen, kehrte kurz nach Rom zurück und floh im September 1118 nach neuerlichen Angriffen der FRANGIPANI nach Frankreich, wo er bald starb. Wegen seiner Haltung in der Investiturfrage hatte HEINRICH V. mit Hilfe der FRANGIPANI Gregor (VIII.) zum Gegen-Papst erhoben.

Literatur:
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HKG III, I, 456 [F. Kempf] - LThK VI, 631 [O. Engels] - NCE VI, s.v. [H. Bloch] - A. Brackmann, Drei Schreiben zur Gesch. G. II., NA 37, 1911-1912, 617ff. - R. Krohn, Der päpstl. Kanzler Johannes v. Gaeta (G.II.) [Diss. Marburg 1918] - O. Engels, Papst G. II. (Johannes v. Gaeta) als Hagiograph, QFIAB 35, 1955, 1ff. - D. Lohrmann, Die Jugendwerke des Johannes v. Gaeta, QFIAB 47, 1967, 355ff. - Ders., Das Register Papst Johannes' VIII. (872-882), 1968.


Kühner Hans: Seite 155
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"Lexikon der Päpste"

Der kurze Pontifikat des greisen Mönches von Monte Cassino, den Ferdinand Gregorovius "eine der rührendsten Gestalten aus der Geschichte des Papsttums" nennt und der sich vergebens gegen seine Wahl gesträubt hatte, war ein einziger Leidensweg. Sofort nach der heimlich erfolgten, doch ganz kanonischen Wahl brachen die kaiserlich gesinnten Horden des mächtigen Geschlechts der FRANGIPANI in den Wahlraum ein und schleppten den Papst unter grausamen Mißhandlungen in ihren Turm, wo er in Ketten gelegt wurde. Das Volk erhob sich für den Gepeinigten, der freilgelassen werden mußte. Doch die FRANGIPANI denunzierten ihn bei HEINRICH V., der empört nach Rom eilte, weil der Papst ohne seine Zustimmung gewählt worden war. Der Gehetzte entfloh mit knapper Not und unter abenteuerlichen Umständen nach Gaeta, worauf HEINRICH V., dessen Forderungen der Papst ablehnte, Gegen-Papst Gregor VIII. erheben ließ, der großen Anhang fand und Rom beherrschte. Als verarmter Pilger wagte der erstere sich schließlich wieder nach Rom, wo er nur geringe Hilfe fand. Als die FRANGIPANI ihn während der Messe erneut überfallen wollten, mußte er wiederum fliehen. Frauen fanden den Gequälten verlassen auf dem Felde sitzen. Dann konnte er seine Flucht über Pisa, wo man ihn ehrte und wo er den Dom weihte, nach Frankreich fortsetzen. In der Mönchskutte, auf dem Boden liegend, ist er in Cluny gestorben - eine Art letzter Märtyrer des Investiturstreites, die menschlich ergreifendste Gestalt in einer restlos verrohten Epoche.