Begraben: Cluny
Sohn des N.N.
eigentlich Johannes Coniolo
Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 1197
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Gelasius II., (vorher Johannes von Gaeta) Papst seit
24.1.1118
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+ 29. Januar 1119
Cluny
Begraben: Cluny
Als Mönch von Montecassino (ca. 1060 Oblate) unter Abt Desiderius (Viktor III.) u.a. von Alberich erzogen, war er seit 1088 Kardinaldiakon und Kanzler der römischen Kirche; Verfasser von drei Heiligleben. Gelasius II. führte in der Kanzlei den "Cursus leonis" ein. Aus unbekannten Gründen sofort nach der einstimmigen Wahl zum Papst von Cencius II. Frangipane eingekerkert, erhielt er erst am 10. März in Gaeta die notwendigen Weihen, kehrte kurz nach Rom zurück und floh im September 1118 nach neuerlichen Angriffen der FRANGIPANI nach Frankreich, wo er bald starb. Wegen seiner Haltung in der Investiturfrage hatte HEINRICH V. mit Hilfe der FRANGIPANI Gregor (VIII.) zum Gegen-Papst erhoben.
Literatur:
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HKG III, I, 456 [F. Kempf] - LThK VI, 631 [O. Engels]
- NCE VI, s.v. [H. Bloch] - A. Brackmann, Drei Schreiben zur Gesch. G.
II., NA 37, 1911-1912, 617ff. - R. Krohn, Der päpstl. Kanzler Johannes
v. Gaeta (G.II.) [Diss. Marburg 1918] - O. Engels, Papst G. II. (Johannes
v. Gaeta) als Hagiograph, QFIAB 35, 1955, 1ff. - D. Lohrmann, Die Jugendwerke
des Johannes v. Gaeta, QFIAB 47, 1967, 355ff. - Ders., Das Register Papst
Johannes' VIII. (872-882), 1968.
Der kurze Pontifikat des greisen Mönches von Monte
Cassino, den Ferdinand Gregorovius "eine der rührendsten Gestalten
aus der Geschichte des Papsttums" nennt und der sich vergebens gegen seine
Wahl gesträubt hatte, war ein einziger Leidensweg. Sofort nach der
heimlich erfolgten, doch ganz kanonischen Wahl brachen die kaiserlich gesinnten
Horden des mächtigen Geschlechts der FRANGIPANI in den Wahlraum ein
und schleppten den Papst unter grausamen Mißhandlungen in ihren Turm,
wo er in Ketten gelegt wurde. Das Volk erhob sich für den Gepeinigten,
der freilgelassen werden mußte. Doch die FRANGIPANI denunzierten
ihn bei HEINRICH V., der empört
nach Rom eilte, weil der Papst ohne seine Zustimmung gewählt worden
war. Der Gehetzte entfloh mit knapper Not und unter abenteuerlichen Umständen
nach Gaeta, worauf HEINRICH V., dessen
Forderungen der Papst ablehnte, Gegen-Papst Gregor VIII. erheben
ließ, der großen Anhang fand und Rom beherrschte. Als verarmter
Pilger wagte der erstere sich schließlich wieder nach Rom, wo er
nur geringe Hilfe fand. Als die FRANGIPANI ihn während der Messe erneut
überfallen wollten, mußte er wiederum fliehen. Frauen fanden
den Gequälten verlassen auf dem Felde sitzen. Dann konnte er seine
Flucht über Pisa, wo man ihn ehrte und wo er den Dom weihte, nach
Frankreich fortsetzen. In der Mönchskutte, auf dem Boden liegend,
ist er in Cluny gestorben - eine Art letzter Märtyrer des Investiturstreites,
die menschlich ergreifendste Gestalt in einer restlos verrohten Epoche.